BLKÖ:Spork, Johann Wenzel Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Spork, Eugen
Band: 36 (1878), ab Seite: 245. (Quelle)
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Spork, Johann Wenzel Graf (Staatsmann und Kunstmäcen, geb. zu Prag 26. Jänner 1724, gest. ebenda 25. Februar 1804, n. A. am 18. Jänner 1802), ein Sohn des Grafen Johann Joseph, aus dessen Ehe mit Maria Anna Gräfin Wieznik. Nachdem er die Vorbereitungsstudien im Elternhause beendet, schickte ihn sein Vater nach Leiden, wo er unter dem berühmten Professor Vitrarius die Rechtswissenschaften hörte. In sein Vaterland zurückgekehrt, widmete er sich dem öffentlichen Dienste und erhielt am 18. November 1745, also in einem Alter von erst einundzwanzig Jahren, eine böhmische Appellationsrathsstelle. Im Jahre 1757 wurde er Lehensreferendar und im Jahre 1759 Appellations-Vice-Präsident und noch im nämlichen Jahre wirklicher geheimer Rath. Da er ein großer Freund und Kenner der Musik war, und es sich, nachdem Graf Durazzo, welcher bisher die Direction des Wiener Hoftheaters geführt, als Gesandter nach Venedig abgegangen war, um die Besetzung dieses Postens handelte, berief die Kaiserin Maria Theresia[246] am 13. April 1764 den Grafen Johann Wenzel als k. k. Hof- und Kammer-Musik- und als General-Spectakel-Director nach Wien. Unter dem Grafen entwickelte sich die von Sonnenfels so energisch und mit seltener Selbstaufopferung betriebene Reform der Wiener Theaterverhältnisse und wurden die extemporirten Stücke, wenngleich mit großen Hindernissen und nicht ohne vorkommende Rückfälle endlich von den Brettern verdrängt. Bis zum Jahre 1775 blieb Graf Spork in diesem Amte und als ihn im genannten Jahre der Kaiser Joseph II. zum Appellations-Präsidenten in Galizien ernannte, blieb seine Stelle mehrere Jahre unbesetzt, bis sie im Jahre 1779 an den Grafen J. W. Ugarte übertragen wurde. In Galizien führte der Graf die Einrichtung der galizischen Landtafel nach dem Muster der alten böhmischen Landtafel durch. Nach vierzehnjähriger Thätigkeit daselbst erfolgte im Jahre 1789 seine Ernennung zum Appellations-Präsidenten und Oberst-Landhofmeister im Königreiche Böhmen. In dieser Stellung feierte er auch am 18. November 1795 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum, bei welcher Gelegenheit ihm Kaiser Franz II. das Großkreuz des St. Stephans-Ordens verlieh. Als die Prager Tonkünstler im J. 1803 ihre eigene Witwengesellschaft gründeten, wählten sie den Grafen als eifrigen, die Musik selbst ausübenden Beförderer der Kunst zum Protector der Gesellschaft. Dadurch berichtigt sich von selbst das hie und da als des Grafen Todesjahr angegebene Jahr 1802, da der Graf nicht ein Jahr nach seinem Ableben zum Protector der Gesellschaft gewählt werden konnte. Wie schon bemerkt worden, war der Graf ein großer Musikfreund und Kenner der Musik, der selbst mit besonderer Geschicklichkeit das Violoncell spielte. Er versammelte in seinem Hause die besten Musik-Künstler seiner Zeit und veranstaltete musikalische Aufführungen. Für begabte Musiker verwendete er zu ihrer Förderung seinen ganzen Einfluß, und wie Dlabacz berichtet, verdanken ihm viele Böhmen, nachdem ihn im Jahre 1764[WS 1] die Kaiserin Maria Theresia mit der Leitung der Wiener Oper und Theater betraut, ihr Glück und mehrere von ihnen wurden nach Wien als Hof-Virtuosen berufen. Aus seiner am 11. April 1751 mit Eleonora Gräfin von Clary und Aldringen geschlossenen Ehe stammen drei Töchter, deren Ehen aus der Stammtafel ersichtlich sind, und zwei Söhne, von denen der Jüngere, Graf Johann Leopold, zuletzt Präsident des Obersten Gerichtshofes und Kronhüter von Böhmen war, und aus seiner Ehe mit Leopoldine Gräfin Regas keine Nachkommenschaft hinterließ, während der Aeltere, Graf Johann Wenzel, den Stamm fortpflanzte [siehe die Stammtafel]. Graf Johann Wenzel, der Vater, starb als Senior der Familie im hohen Greisenalter.

Monatschrift für Theater und Musik Herausgeber Joseph Klemm (die Fürsten Czartoryski (Wien, 4°.) (IV. Jahrg. (1858), S. 141 u. f., im Aufsatze: „Zur Geschichte der k. Hoftheater in Wien.“ – Chronologie des deutschen Theaters (Leipzig 1774, 8°.) S. 233 und 238. – Auersperg (J. C. Graf), Geschichte des königlich böhmischen Appellationsgerichtes (Prag 1805, 8°.), Bd. II, B. 24–40. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 114. – Dlabacz (Gottfr. J.) Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. III, S. 178.
Porträt. Von seinem Oheim Johann Rudolph Graf Spork gezeichnet, in dessen [247] in der Strahower Bibliothek befindlichen Bilder-Sammlung im II. Bande, Blatt 103.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1864.