Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Fischer, Maria Anna
Nächster>>>
Fischer, Maximilian
Band: 4 (1858), ab Seite: 244. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Johann Martin Fischer in der Wikipedia
Johann Martin Fischer in Wikidata
GND-Eintrag: 104113146, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Fischer, Martin|4|244|}}

Fischer, Martin auch Johann Martin (Bildhauer und Director der Akademie der bildenden Künste in Wien, geb. zu Bebele im Algau an der Gränze Tyrols 1740, gest. zu Wien 27. April 1820). Sohn eines Fischers, der eine kleine Wirthschaft besaß, mit welcher er eine Familie von 7 Kindern erhalten mußte. Als Martin sah, wie sich der Vater sein Werkzeug selbst aus Holz schnitt, versuchte auch er es mit Holzschnitzen und ahmte glücklich menschliche und Thierfiguren nach. Mit 15 Jahren sollte er das Wagner-Handwerk lernen; als er aber zu schwach dazu sich erwies, kam er zu einem Dorfbildhauer Namens Schweiger in die Lehre, bei dem er aber mehr landwirthschaftliche Arbeiten verrichtete, als sich in der Kunst bildete. 19 Jahre alt, wurde er als Bildhauer freigesprochen, ohne etwas mehr als die gewöhnlichen mechanischen Handgriffe zu verstehen. Doch seine Liebe zur Kunst war nicht kleiner geworden, es drängte ihn nach Wien, wo er mit einem Ducaten Barschaft 1760 anlangte. Daselbst brachte er zwei Jahre bei einem untergeordneten Bildhauer zu, bis es ihm durch Bekanntschaft mit dem akademischen Professor Schletterer, der an einem von F. vollendeten Cruzifix dessen Künstlertalent erkannt hatte, gelang, die Akademie der bildenden Künste zu besuchen. Schletterer vertrat Vaterstelle an dem jungen Fischer und unterstützte ihn so lange, bis er für sich selbst arbeiten konnte. Durch die Façade am Palaste der Prinzessin Emanuela von Savoyen, Prinz Eugens Nichte, in welcher er den Bildhauer Messerschmidt unterstützte, richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf den jungen Künstler, der nunmehr mannigfache Bestellungen und vom Fürsten Kaunitz den Auftrag erhielt, die Büste „Mutius Scävola“ für den Schönbrunner Garten zu arbeiten. Dann folgte er einem Rufe des Bischofs Klimo von Fünfkirchen und arbeitete für die Domkirche daselbst zwei große Seitenaltäre, von wo er aber aus Gesundheitsrücksichten schon nach einem halben Jahre nach Wien zurückkehrte, daselbst die begonnene Arbeit vollendend. Seit längerer Zeit war es vorzüglich das anatomische Studium, welches F. aus das emsigste betrieb und dessen Anwendung an seinen Steingebilden lebendig hervortritt. In jene Zeit fällt auch F.’s Bekanntschaft mit Dr. Jos.Barth (s. d. I. Bd. S. 166), der ihm die Leiche eines ausgezeichnet schönen plötzlich gestorbenen Jünglings zu seinen Arbeiten zur Verfügung stellte. Nun begann die Ausführung jener berühmten anatomischen Statue [vergl. die „Annalen [245] der Literatur und Kunst in den österr. Staaten“, 1804, Intell.-Blatt, Mai, Nr. 20], welche von ihm zuerst in Buchsbaum, dann in Gyps, in weichem Metalle und auch in kleinerem Maßstabe vollendet ward und für mehrere Städte, als Mannheim, Leipzig, Dresden, Prag und St. Petersburg wiederholt werden mußte. F. wurde nunmehr als Mitglied in die Akademie der bildenden Künste aufgenommen und, nachdem Zauner Hofbildhauer geworden, an dessen Stelle zum Professor der Bildhauerkunst und Anatomie und zuletzt zum Rathe ernannt. Fischers Vorlesungen aus der Anatomie waren ein wahres Muster von Vorträgen. Seine Arbeiten sind sehr zahlreich, die vorzüglichsten derselben: „Vase im antiken Geschmacke“, für den Fürsten Kaunitz; – „Der borghesische Fechter“; – „Der sterbende Fechter“, beide aus carrarischem Marmor für den Feldmarschall Lacy im Garten zu Dornbach; – „Circe“, Statuette von 2′ H., aus carrar. Marmor für Ebend.; – „Grabmal für Freiherrn von Haruker“, zu Gyula in Ungarn. Harukers Brustbild aus carrar. Marmor und 2 Genien aus weichem Metall; – „Die drei Grazien“, 7′ H., Gruppe aus Einem Stein für den Fürsten Franz Liechtenstein in Eisgrub; – „Pietas“ und „Fides publica“, für das Portal des Wiener Rathhauses, 2 sitzende Figuren aus hartem Stein; – „Apostel Peter und Paul“, 2 Statuen, 7′ H., aus Stein, in der Lichtenthaler Kirche; – „Maria immaculata“, aus Stein, in der Kirche am Hof in Wien; – „Statuen der vier Evangelisten“, aus Stein, am Hochaltar in der St. Michaelskirche in Wien; – „Pallas Chalamitis zähmt an der Hippokrene den Pegasus und schenkt ihn dem Bellerophon“, aus weichem Metall, im fürstl. Liechtenstein’schen Pallaste in der Herrngasse in Wien; – „Pallas“, Statue aus Stein in Lebensgröße im Liechtenstein’schen Garten zu Hütteldorf; – „Grabdenkmal des Bischofs Kerens“, zu St. Pölten, die Figuren aus Metall, das Monument aus Marmor; – „Brustbild Kaiser Josephs II.“, aus carrar. Marmor, in der Universität; – „Statue des Friedens“, aus Metall auf einer Säule, für den Grafen Zinzendorf in Ehrensbrunn; – „Grabdenkmal der Gräfin von Walseck“, in Stubbach; – „Der Brunnen auf dem Franciskanerplatze“, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen; – „Der Brunnen im Militärspitalshofe“, in der Währingergasse, die Hygyäa in Lebensgröße; – „Brunnen in der Alservorstadt“, die Wachsamkeit des Staates vorstellend; – „Die zwei Brunnen am Hofe“, die Bürgertugenden vorstellend; die Figuren der vier Brunnen sämmtlich aus weichem Metall [vergl. über diese: „Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes“ (Wien, Doll, 8°.), [1810 II. Bd. S. 133]; – „Freiherr von Quarin“, auf der Universität; – „Hofrath von Frank“ im allgemeinen Krankenhaus; – „Graf von Wassenaer“; – „Graf Feldmarschall Lacy“ und „Graf Saurau“, sämmtlich Brustbilder aus carrarischem Marmor. Der Künstler starb im hohen Alter von 80 Jahren, mit seinen Arbeiten ein ruhmvolles Andenken hinterlassend.

Annalen der bildenden Künste für die österr. Staaten. Von H. Rud. Fueßli (Wien 1801, Schaumburg, 8°.) II. Thl. S. 32–48 [nach diesen geb. zu Bebele im Algau an der Gränze Tyrols]. – Oesterreichs Pantheon (Wien 1830, Adolph, 8°.) II. Bd. S. 31. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1837) II. Bd. S. 145. – Annalen der Literatur und Kunst in den östr. Staaten (Wien, 4°.) 1804, Intell.-Bl. Nr. 20, Sp. 153. – Die Fortsetzung derselben (Eb., Doll, 8°.) 1810, II. Thl. S. 133. – Nagler (G. K. Dr., Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) IV. Bd. S. 348. – Müller (Fr. Prof.), Die Künstler aller Zeiten u. Völker (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, Lex. 8°.) II. Bd. S. 63 [nach diesem geb. zu Füssen 1741)]. – Meusel (J. G.), Künstler-Lexikon. – Gräffer (Frz.), Wiener Dosenstücke. Zweite Ausgabe (Wien 1852, Greß, $°.) II. Thl. S. 159 [246] [enthält Nachricht über die von F. verfertigte Büste Schillers. Dieselbe ist von F. nach einem Kupferstiche der Dannecker’schen Büste 1810 vollendet worden und kam in Handel]. – Porträt. Unterschrift: Martin Fischer, Lehrer der Anatomie und Bildhauer-Kunst an der k. k. Academie der bildenden Künste, nach dem Leben gezeichnet von J. Merz. geäzt von J. J. L. Bilwiller (gr. 4°. Wien).