BLKÖ:Schuppen, Jacob van

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schuppanzigh, Ignaz
Band: 32 (1876), ab Seite: 218. (Quelle)
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Schuppen, Jacob van (Maler und Director der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, geb. zu Antwerpen im Jahre 1669, n. A. zu Paris im Jahre 1670, gest. zu Wien 29. Jänner 1751). Ein Sohn des berühmten Kupferstechers Peter van Schuppen, der ein Schüler Nanteuil’s war und daher auch der kleine Nanteuil (le petit Nanteuil) genannt wird. Die Kunst erlernte er im Hause seines Vaters und bei seinem Oheim Nikolaus de Largillière, einem berühmten Bildnißmaler seiner Zeit, der in Paris seine Kunst ausübte und zu den bedeutendsten Künstlern seines Faches gezählt wird. Im Jahre 1704 wurde er mit dem Aufnahmsstücke: „Die Jagd des Meleager“ Mitglied der Pariser Akademie. Dann arbeitete er einige Zeit am lothringischen Hofe, kam 1716 nach Wien und wurde 1720 Hof- und Kammermaler. Auch Jacob van Sch. widmete sich der Bildnißmalerei, die er fast ausschließlich ausübte, so daß, wenn er den Auftrag erhielt, ein Altarbild zu malen, er nur einzelne Figuren desselben ausführte, wie dieß der Fall ist auf dem Altargemälde der Frauencapelle zu Hernals nächst Wien, auf welchem die Figuren des h. Bartholomäus und Judas Thaddäus von seinem Pinsel herrühren. Nur der in der Karlskirche befindliche „H. Lucas“ ist ganz von ihm gemalt. In Wien war es S. vorbehalten, einen ebenso nachhaltigen, als wohlthuenden Einfluß auf die Entwickelung der Künste zu nehmen. Im Jahre 1701 war der Grund zu einer Maler- und Bildhauer-Akademie gelegt worden. Es wird darüber im Lebensabrisse des Malers Peter von Strudl[WS 1], welcher von Kaiser Leopold I. der Erste mit der Ausführung dieses Gedankens betraut worden, Näheres berichtet werden. Nach Strudl’s im Jahre 1714 erfolgten Ableben machte diese Kunstschule, die sich, wie es den Anschein hat, damals in dem in der Währingergasse gelegenen, nach seinem Eigener Strudlhof genannten Hause befand, eine mehrjährige Pause und trat erst am 1. September 1725 wieder in’s Leben. Gundaker Graf Althann kommt der wesentlichste Antheil um die Wiederbelebung der Akademie zu. Mit 1. September 1725 wurde der seit bereits zehn Jahren und zuletzt als Hofmaler ansässige Jacob van Schuppen als „Präfect der Akademie in der Malerei und anderen freien Künsten“ mit jährlichen 1000 fl. angestellt, auch zur Beischaffung der ersten Einrichtungssachen eine kleine Dotation (200 fl.), dann zur Unterhaltung der erforderlichen Leute und sonstiger Erfordernisse und endlich an Zinsgeld im Ganzen ein Betrag von 1613 fl. angewiesen. Im Jahre 1733 erfolgte die Uebertragung der Akademie aus dem Wisend’schen Hause, wo sie sich bisher befand, in das Haus Gundaker’s Grafen Althann, der dafür einen Jahreszins von 2000 fl. bezog. Im Jahre 1732 wurde van Schuppen’s Gehalt auf 2000 fl. jährlich erhöht und ihm ein Hauszins von 500 fl. angewiesen. Allmälig wurden ein Kupferstecher, ein Secretär mit entsprechenden Gehalten angestellt und mehrere Scholaren mit Pensionen betheilt. Im Jahre 1742 bestand bereits auch eine Bildhauerschule, ferner eine Bibliothek für Maler und Bildhauer und im Jahre 1744 wies die Kaiserin Maria Theresia dem Akademie-Director v. Schuppen ein Jahrgehalt von 4000 fl. an. Im Jahre 1747 erfolgte die Uebersiedelung der Akademie [219] in den „neuen Stall vor dem Burgthor“, für dessen Zurichtung 30.000 fl. ausbezahlt wurden. So viel von den unter Schuppen vorgenommenen äußeren und inneren Veränderungen in der Kunstakademie, weil sie von seinem Einflusse auf die allmälige, wenngleich langsame Entwickelung der Anstalt Zeugniß geben. Van Schuppen selbst war ganz der Mann, das Gedeihen der Anstalt zu fördern, er besaß im gleichen Grade das Theoretische und Praktische der Kunst, er zeichnete und malte mit Geschmack und hatte einen leichten und kräftigen Vortrag. Im Zeitraume von wenigen Jahren hatten sich, nicht gerade als Schüler seiner Akademie, aber doch unter seinem Einflusse, Männer in allen Fächern der bildenden Künste hervorgethan, so seien in der Malerei genannt: Brand der Aeltere [Bd. II, S. 112], Daniel Gran [Bd. V, S. 307], Maxim. Hännel [Bd. VII, S. 181], Paul Troger, Mich. Ang. Unterberger[WS 2]; von Bildhauern: Raphael und Matthäus Donner [Bd. III, S. 366 u. 369), von Kupferstechern: Joh. Adam und Andreas Schmutzer [Bd. XXX, S. 343]. Was nun van Schuppen’s eigene Arbeiten betrifft, so bestehen dieselben ausschließlich aus Bildnissen, von denen eine verhältnißmäßig nur kleine Zahl bekannt ist. In der Belvedere-Gallerie zwei Kniestücke, eines das Bildniß des Schlachtenmalers Ignaz Parrocel und das zweite wahrscheinlich das Bildniß eines Herrn Thomas de Granger, da die Adresse des auf dem Bilde sichtbaren, auf einem Tische liegenden Briefes „A Monsieur Thomas de Granger à Vienne“ lautet; in der Fürst Liechtenstein’scher-Gallerie in der Roßau des Künstlers Selbstporträt, Kniestück, im Schnürrock, mit Pelzkappe, Pinsel und Palette in der Hand, in der Gallerie zu Dresden das Bildniß des Prinzen Friedrich Ludwig von Württemberg, in der ständischen Gallerie zu Gratz die Bildnisse des Kaisers Karl VI. und seiner Gemalin Elisabeth. Mehrere seiner Oelporträts sind aus den Stichen von Desrochers, Picart, Surugue, Kaufmann, Giffart und van Schuppen’s Vater Peter van Schuppen bekannt; so z. B. jenes des Prinz Eugen von Savoyen, welches Picart stach; ein anderes Bildniß des Kaisers Karl VI. nach dem Stiche von E. Desrochers. Ausnahmsweise kommen auch zwei Genrebilder des Künstlers unter den Stücken vor, und zwar: „La Couturière“ und „La Cuisinière“, beide in Folio und von J. F. Kaufmann gestochen. An dem in der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien befindlichen Bildnisse des Kaisers Karl VI. ist nur die Gestalt von Schuppen gemalt, den Kopf hat Johann Gottfried Auerbach[WS 3], kaiserlicher Hofmaler (gest. 1753 zu Wien) ausgeführt. Noch sei zum Schlusse bemerkt, daß Schuppen’s Todesjahr verschieden angegeben erscheint; nach Einigen wäre er schon vor 1750 gestorben; Christian von Mechel in seinem „Verzeichniß der Gemälde der k. k. Bilder-Gallerie in Wien“ (Wien 1783, Rud. Gräffer d. Aelt., 8°.) gibt S. 381 sogar erst das Jahr 1754 als des Künstlers Todesjahr an. Die zu Anfang der Biographie befindliche Angabe ist die richtige.

Annalen der bildenden Künste für die österreichischen Staaten. Von H. Rud. Füßli (Wien 1801, Schaumburg, 8°.) I. Theil, S. 1: „Geschichte der bildenden Künste“. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1841, Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 81. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, [220] gr. 8°.) Bd. III, S. 500. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung. Bd. VIII, S. 100, Nr. 2. – Porträte. 1) J. v. d. Bruggen sc. In Schwarzk. Nach Schuppen’s Selbstporträt vom Jahre 1714 (Fol.). Schuppen steht bei der Staffelei, Pinsel, Palette und Stab in den Händen, mit der Widmung des Stechers: Jacobo van Schuppen, Imp. Caes. Aug. Caroli VI. Pictori. Dieses Blatt ist unter dem Namen des „großen van Schuppen“ bekannt; später wurde die Platte abgeschnitten und in Oval gebracht, das ist der „kleine van Schuppen“; – 2) Unterschrift: Perill. Clariss. q. Viro | D. Jacobo Van Schuppen | Augustae Diagraphices Academiae Directori. | J. van der Bruggen Sculp. Viennae. D. D. D. J. W. de W. (4°.); – 3) Nach Schuppen’s Selbstporträt G. A. Müller sc., Kniestück (Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Diese Biographie ist offenbar nicht erschienen. Vgl. zur Person Strudel, Peter (ADB).
  2. Vorlage: Mich. Aug. Unterberger
  3. Vorlage: Georg Auerbach