BLKÖ:Schmutzer, Andreas, Johann Adam, Joseph, Brüder

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmutzer, Jacob
Band: 30 (1875), ab Seite: 343. (Quelle)
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Schmutzer, Andreas, Johann Adam, Joseph, Brüder (Kupferstecher, geb. alle drei um das Jahr 1700, gest. alle drei in dem Zeitraume eines Jahres nacheinander; Andreas und Joseph im Jahre 1740, Johann Adam im Jahre 1739). Ihr Vater war der Sohn eines kaiserlichen Generals; dieser hatte in Kriegsdiensten einen Theil seiner Güter verloren und befand sich zur Zeit seines Ablebens in sehr mißlichen Umständen. Unredliches Gebaren der Vormünder verschlimmerte noch mehr diese Lage, so daß er genöthigt war, um sich den Lebensunterhalt zu erwerben, Graveurarbeiten zu liefern, für welche er insbesondere bei Waffenschmieden Beschäftigung fand. So schmückte er mit seinem Grabstichel manches Feuergewehr und vollendete auch sonst verschiedene Zierath an Schlosserarbeiten. Auch seine Söhne, mit denen er in Wien lebte, erzog er in dieser Kunst, aber sie blieben nicht bei derselben, dem Handwerk den Rücken wendend, hielten sie sich an die eigentliche Kunst und betrieben das Kupferstechen. Andreas und Joseph waren aber die weitaus geschickteren, denen Johann Adam mit seinen Leistungen nicht nachkam. Daher arbeiteten Andreas und Joseph immer gemeinschaftlich und setzten auch ihre beiden Namen auf die von ihnen gearbeiteten Blätter, während Johann Adam seine wenigen Arbeiten, die von ihm vorhanden sind, allein bezeichnete. Er soll unter Prenner [Bd. XXIII, S. 261] und Stampart für das von ihnen herausgegebene Werk: „Prodromus .... aller an dem Kaiserlichen Hof .... befindlichen Kunstschätze“ mitgearbeitet haben. Auch sind von ihm die Bildnisse der Kaiserinen Eleonore, Amalie und Elisabeth, das Beste, was er überhaupt geliefert, bekannt. – Verdienstlicheres hingegen leisteten die beiden Brüder Andreas und Joseph, die, wie bereits bemerkt worden, gemeinschaftlich arbeiteten und den größeren Antheil des Einen oder des Anderen an Einem Blatte dadurch andeuteten, daß Derjenige, welcher das Meiste daran gearbeitet, sich immer zuerst nannte. Den ersten Unterricht in der Kunst hatten sie [344] von ihrem Vater erhalten, der aber, so geschickt er sonst war und so trefflich seine Arbeiten für den Zweck, zu dem sie bestimmt waren (Gewehr- und Schloßzierathen), erschienen, doch keineswegs ein Künstler war. Die Brüder waren also auf sich selbst angewiesen, und da sie Liebe zur Kunst besaßen und fleißig arbeiteten, fehlte es ihnen nicht an jenem Erfolge, der eben unter solchen Umständen möglich ist. Andreas behandelte den Grabstichel mit Leichtigkeit, seine Vorbilder waren Van Dalen und de Bolswert; Joseph wieder verstand gut mit dem Scheidewasser umzugehen und die Parthien mit dem Grabstichel zu vereinigen. Die drei Bilder aus dem Leben des Decius von Rubens in der fürstlich Liechtenstein’schen Gallerie in Wien sind ihre besten Werke, deren Uebersicht hier folgt: „Anrede des Decius an seine Soldaten“ (gr. Fol.); – „Decius befragt die Auguren über den Ausgang der Schlacht“ (gr. Qu. Fol.); – „Venus, seine als Gefangene gebundenen Römer erblickend, weiht sich, um das Heer zu retten, den unterirdischen Göttern“ (gr. Qu. Fol.); – „Ein auf dem Boden sitzender Jüngling, begeistert nach dem van der Zeit gehaltenen Medaillon eines Prälaten blickend“, nach einer Zeichnung von Belau (Fol.); ferner nachstehende Bildnisse: „Kaiser Karl VI.“, drei verschiedene Blätter, einmal in ganzer Figur im Kaiserornat nach Meytens, 1728 (Fol.), das andere Mal als Kniestück (gr. Fol.), das dritte Mal mit lateinischer Unterschrift: „Carolus VI. Imperator Rom.“ (Fol.); – „Die Kaiserin Elisabeth Christine“, zweimal, zuerst nach Meytens, Gegenstück zu dem obigen Blatte des Kaisers nach demselben Künstler, dann nach J. G. Auerbach, oval, 1735 (Fol.); – „Die Kaiserin Amalie Wilhelmine“ (4°.); . – Franciscus III. Dux Lotharingiae etc.“ (Fol.); – „Prinz Eugen von Savoyen“ (Fol.); – „Der Prälat Graf Eszterházy“ (Fol.); – „Jos. Henricus Episcopus Antigonae etc.“ (Fol.); – „Johann Adam Graf von Questenberg“, nach Ch. Seybold (Fol.); .– „Gustav Adolph Baron von Gotter, preussischer Minister“, nach Meytens (Fol.); – „Georg Lehmann, Buchhändler in Wien“, nach J. G. Auerbach (4°.); – ferner ein „Facsimile der alten, auf der k. k. Hofbibliothek in Wien befindlichen römischen Tafel mit dem Edicte des Marcius Posthumus über die Bachanalien u. s. w.“ (gr. Fol.); – ein „reich verzierter Altar“(gr. Fol.); – „Ehrenpforte bei Vermälung des Kaisers Joseph und der Elisabeth von Parma 1760 in Wien beim Stock im Eisen“, Vallery inv. (gr. Fol.); – „Leichengerüste des Kaisers Karl VI. in der Stephanskirche zu Wien“ (gr. Fol.); – mehrere andere Leichengerüste nach Bibiena’s Zeichnungen (Fol.) und verschiedene andere heilige Gegenstände, Allegorien u. s. w. Von den drei Brüdern war Andreas verheirathet und hinterließ einen Sohn Jacob, der als Kupferstecher einen berühmten Namen erlangte. Siehe die folgende Biographie.

Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg., Bd. VII, S. 1111, Nr. 1. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XV, S. 375 u. f. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Felic. Rauch, 8°.) S. 218. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 474.