BLKÖ:Unterberger, Michael Angelo

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Unterberger
Band: 49 (1884), ab Seite: 93. (Quelle)
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Unterberger, Michael Angelo (Maler, geb. zu Cavalese in Tirol 11. August 1695, gest. zu Wien 27. Juni 1758). Ein Sohn des k. k. Unterwaldmeisters in Cavalese Christoph Unterberger und ein Bruder Franzens [s. d. S. 82], besuchte er, wie Letzterer, in Cavalese die Schule des bereits erwähnten Alberti und ging dann nach Venedig, wo er sich unter Piazetta in seiner Kunst weiter ausbildete. Die Werke aus seiner ersten Zeit, sowie einige, welche er in Passau ausführte, tragen noch ziemlich das Gepräge seines Tiroler und später seines Venetianer Meisters. Erst in der Folge rang er sich von deren Manier los und schlug einen eigenen Weg ein, welcher zwischen den besseren damals bekannten italienischen und deutschen Meistern etwa die Mitte hielt. Seine Bilder erfreuten sich bald großen Beifalls, und er erhielt allmälig zahlreiche Bestellungen. Längere Zeit weilte er in Passau, wo er für Kirchen und Klöster viele Gemälde vollendete, über welche ich bei dem völligen Mangel an guten Städtemonographien nichts Genaues erkunden konnte. 1738 begab er sich nach Wien, wo er sich durch seine Arbeiten bald bemerkbar machte. Nach dem 1751 erfolgten Tode Jacob van Schuppen’s [Bd. XXXII, S. 218] wurde festgesetzt: daß die Akademie durch einen von drei zu drei Jahren zu wählenden Rector geleitet werden solle, und von 1751 ab wechselten Unterberger und Paul Troger [Bd. XLVII, S. 227] im Directorate. Bis zu seinem Tode lebte und arbeitete Michael Angelo in Wien, und da er unvermält geblieben war, hinterließ er sein beträchtliches Vermögen nebst der Sammlung werthvoller Gemälde und Zeichnungen seinem Bruder Franz I. [s. d. S. 82]. Von seinen Arbeiten, welche in Altarbildern bestehen, sind uns bekannt: zu Wien im St. Stephansdom: „Der h. Anton von Padua, von der h. Jungfrau das Kind Jesus in seinen Armen empfangend“, auf einem der linken Seitenaltäre; – daselbst in der Pfarrkirche zu St. Michael das Hochaltarblatt: „Der h. Antonius von Padua und St. Michael“; – in der St. Marcuskirche zu Leopoldsdorf in Niederösterreich im Viertel ob dem Mannhartsberge mehrere Altarblätter; – in der Pfarrkirche zu Wiltau in Tirol die Altarblätter: „Der h. Joseph“ und „Die h. Theresia“; [94] – in der Domkirche zu Brixen das Hochaltarblatt: „Mariens Tod“ darstellend, 1749 gemalt, eines der schönsten Werke des Künstlers, das ihm mit 200 Ducaten honorirt wurde; – in der Pfarrkirche zu Kaltern das Hochaltarblatt: „Der h. Dominicus und die h. Theresia“, vordem in der Dominicanerkirche zu Bozen; – zu Cavalese im Besitze von Privaten mehrere kleine Bilder, die sehr geschätzt sind und hoch im Preise stehen; – im Ferdinandeum zu Innsbruck: „Der Tod des Adonis“ und „Diana bei Endymion“. Im Rathssaale der alten Akademie der bildenden Künste in Wien befand sich seinerzeit sein Gemälde „Der Engelsturz“, welches der Wiener Kupferstecher Johann Caspar Schwab [Bd. XXXII, S. 264] durch den Stich vervielfältigt hat. Auch soll noch ein anderes Gemälde, welches Michael Angelo bald nach seiner 1738 erfolgten Ankunft in Wien vollendete, und das mit dem ersten Preise gekrönt wurde: „Die Verstossung der Hagar“ darstellend, im Besitz der Wiener Akademie sich befinden. Der über die historische Kunstausstellung bei Eröffnung der neuen k. k. Akademie der bildenden Künste im Jahre 1877 herausgegebene Katalog – nebenbei gesagt eine äußerst lückenhafte, solchen Anlasses unwürdige Arbeit – führt S. 225, Nr. 2406 Michael Angelo Unterberger auch als Maler des berühmten Bildes: „Hebe, den Adler tränkend“ an. Bekanntlich hat aber Ignaz Unterberger und nicht Michael Angelo dasselbe gemalt, und wenn es auch eine Copie wäre, so könnte es doch, da es 1795 zur Ausstellung gelangte, nicht der schon 1758 verstorbene Michael Angelo gemalt haben. Von solchen Unrichtigkeiten wimmelt der besagte Katalog. Michael Angelo Unterberger war ein zu seiner Zeit sehr geschätzter Künstler. Sein Colorit – manchmal etwas ins Bunte ausartend – war frisch und lebendig, sein Faltenwurf reich, wodurch seine Gestalten ein großartiges Aussehen erhielten. Sein Helldunkel, welches im Laufe der Zeit nichts verlor, wurde besonders gerühmt. In der Technik stand er den besten Malern seiner Zeit gleich, übrigens gehörte er nicht zu den Schnellmalern, sondern behandelte alle seine Bilder, große wie kleine, mit allem Fleiße. Als Mensch war er ein Mann von festem ehrenhaften Charakter, in seinem Betragen immer gleich und würdevoll, und erfreute er sich der besonderen Huld der Kaiserin Maria Theresia.

Tirolisches Künstlerlexikon oder kurze Lebensbeschreibung jener Künstler, welche geborene Tiroler waren oder eine längere Zeit in Tirol sich aufgehalten haben. Von einem Verehrer der Künste [geistlicher Rath Leman] (Innsbruck 1830, Fel. Rauch, 8°.) S. 264. – Tschischka (Franz). Kunst und Alterthum im österreichischen Kaiserstaate geographisch dargestellt (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 9, 13, 54, 92, 152, 153, 156, 157, 259, 404. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, 3. 505. – Annalen der bildenden Künste für die österreichischen Staaten. Herausgegeben von H. Rud. Fueßli (Wien 1801, Schaumburg, 8°.) I. Theil, S. 13 im Artikel: „Geschichte der bildenden Künste in Wien“.