Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Langer, Jaroslaw
Band: 14 (1865), ab Seite: 108. (Quelle)
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Langer, Anton (Schriftsteller, geb. zu Wien 12. Jänner 1824). Beendete die Gymnasialclassen bei den Schotten und die philosophischen Studien an der Hochschule zu Wien. Anfänglich wollte er die Rechte studiren, sich dem Staatsdienste widmen, aber von diesem Gedanken kam er bald zurück und – wurde Schriftsteller. Zwanzig Jahre alt – nachdem er früher schon in Taschenbüchern, wie „Gedenke mein“, „Thalia“ u. a. kleinere novellistische Arbeiten veröffentlicht hatte – begann er als Journalist und Theaterkritiker zuerst in Bäuerle’s „Theater-Zeitung“ seine Thätigkeit. Die Theaterkritik führte ihn der Bühne selbst zu; im Vereine mit August Wilhelm Just [Bd. X, S. 327, im Texte] gründete er das Sommertheater (Arena) in der Vorstadt Hernals und wirkte an demselben wie später an der Josephstädter Bühne als dramatischer Volksdichter. März 1850 übernahm er die Redaction der seit 1831 in neuer Folge erscheinenden, im Wiener Volksdialekte gehaltenen satyrisch-komischen Wochenschrift „Hans Jörgel“, welche er noch zur Stunde führt. Was seine Arbeiten auf dem Gebiete des Wiener Volksstückes betrifft, so war er zunächst für das Theater in der Josephstadt thätig, welches zu jener Zeit unter G. W. Megerle und seiner Gattin Direction [109] stand. Nach dem Bankerott Megerle’s schrieb er für die verschiedenen Bühnen Wiens, und im Theater an der Wien, im Carl-Theater, im Treumann-Theater und in jenem in der Josephstadt unter Hofmann’s Direction machten mehrere seiner Stücke gute Einnahmen. Auch betheiligt sich L. seit einigen Jahren als Feuilletonist an verschiedenen Journalen, und zwar früher längere Zeit beim Wanderer, an der Vorstadt-Zeitung, später an Zang’s Presse und in neuester Zeit am Botschafter. Neben dem Volksstück pflegte L. mit besonderem Eifer den Roman, zu dem er in zahlreichen Uebersetzungen für das in C. A. Hartleben’s Verlage erscheinende „belletristische Lesecabinet der besten und interessantesten Romane aller Nationen“ vordem praktische Studien gemacht. Seine Originalromane erschienen zuerst meist als Beigabe seiner Wochenschrift „Hans Jörgel“, später aber auch in Separatausgaben. Die für die Wiener Volksbühnen – mit Einschluß der Sommertheater – von L. geschriebenen und zur Aufführung gebrachten Stücke sind: „Eine deutsche Fabrik“, Volksschauspiel mit Gesang in 3 Acten; – „Ein Missverständniss“, Posse in 1 Act; – „Der Hexentrank“, Zauberposse mit Gesang in 3 Acten; – „Die Geister der Karte“, Zauberspiel in 3 Acten; – „Ein Wiener Früchtel“, Posse in 3 Acten; – „Cecca Malipieri“, Volksdrama in 3 Acten; – „Satanella, das Höllenkind“, Parodie in 3 Acten; – „Kein Tod mehr“, phantastisches Märchen in 3 Acten; – „Ein Hausmeister aus der Vorstadt“, Posse mit Gesang in 3 Acten; – „Zum goldenen Hirschen“, Posse in 1 Act; – „Ein Wiener Freiwilliger“, locales Charakterbild in 3 Acten und einem Vorspiel; – „Die Ausspielerin“, locales Lebensbild in 3 Acten; – „Strauss und Lanner“, Genrebild aus dem Wiener Leben in 3 Acten“; – „Ein Judas von Anno Neun“, locales Genrebild in 3 Acten; – „Der Actiengreissler“, Posse mit Gesang in 3 Acten, für die Berliner Volksbühne als „Actienbudiker“ eingerichtet; – „Das erste Kind“, Posse mit Gesang in 3 Acten; – „Die Mehlmesser-Pepi“, locales Lebensbild mit Gesang in 3 Acten; – „Ein ehemaliger Trottel“, locales Genrebild in 3 Acten und einem Vorspiel; – „Unser Bettgeher“, Posse in 3 Acten; – „Der Werkelmann und seine Familie“, locales Charakterbild in 3 Acten; – „Der Gutsherr von Raffnitz“, Posse in 3 Acten; – „Der Bankier von Wachs“, Posse in 3 Acten; – „Der Mann ohne Vorurtheil“, Genrebild in 3 Acten; – „Zwei Mann von Hess“, Genrebild aus dem Volksleben in 3 Acten; – „Die bösen guten Leut’“, Posse mit Gesang in 3 Acten; – „Fee und Holzhacker“, komisches Genrebild in 3 Acten; – „Der Mutter Heimkehr“, Gelegenheitsstück in 1 Act; – *„Eine verfolgte Unschuld“, Posse mit Gesang in 1 Act“ (die mit einem * bezeichneten sind auch im „Hans Jörgel-Kalender“ erschienen); – *„Unterschlagen gewesen und wieder zu Stande gebracht“, Posse in 1 Act; – „Ein Mann für Alles“, Posse in 1 Act; – *„Vom Juristentage“, Posse in 1 Act; – „Vergnügungszug durch das Jahr 1862“, Quodlibet in 1 Act; – „Ein Narrenabend im Salon Pitzelberger“, Quodlibet in 1 Act; – „Im Gassenladen“, Posse in 1 Act; – „Oesterreicher in Schleswig“, Charaktergemälde mit Gesang in 2 Bildern; – „Nach Mexico“, Posse in 1 Act; – „Sylvester-Jux“, Quodlibet-Schwank mit Gesang und Tanz in 6 Bildern; – „Ein Wort an den Minister“, Zeitbild in 1 Act; – „Der Schwiegerpapa von Krems“, Posse in 3 Acten (nach einem französischen Sujet); – „Brüder Liederlich“, Posse in [110] 1 Act; – „Im Waggon“, Genrebild in 1 Act (nach dem Französischen). L. hat bereits die Herausgabe einer Sammlung seiner Stücke unter dem Titel: „Wiener Volksbühne“ begonnen, von der bisher vier Bände erschienen sind. Von seinen dem „Hans Jörgel“ beigegebenen Original-Romanen sind dem Herausgeber dieses Lexikons bekannt: „Die Rose vom Jesuiterhof“, in 2 Theilen; – „Der Tambour von der Mobilgarde“; – „Bankier und Tänzerin“; – „Dämon Branntwein“; – „Die Schweden vor Wien“; – „Der letzte Babenberger“, in 4 Theilen; – „Herr und Knecht“; – „Frei bis zur Königsau“; –„Die Schwester von Neudorf“, welche auch zum größeren Theile in einer selbstständigen Sammlung: „Leih-Bibliothek“ bei Dirnböck in Wien erschienen sind; – im Kober’schen „Album deutscher Originalromane“ erschien: „Ein Denunziant von Anno Neun“ – und für sich in keiner Sammlung: „Der letzte Fiaker“, 3 Theile (Wien 1855, Hartleben); – „Die Carbonari in Wien oder der Mann mit der weissen Leber!“ 2 Theile (ebd. 1850); – „Ein Grafenkind“; – „Die Opfer des Goldes“, in 2 Theilen; – „Junger Herr und alte Jungfer“, in 2 Theilen; – „Ein Wiener Kostkind“ (Wien, Bachmann). Der Vollständigkeit halber seien noch die in Hartleben’s belletristischem Lesecabinet aus dem Französischen und Englischen von Langer übersetzten Romane angeführt, es sind: von Vicomte d’Arlincourt: „Das Blutmal“, 4 Theile; – von Charles de Bernard: „Der Landedelmann“, 5 Theile; – von Edw. Lytton Bulwer: „Die Caxtons“, ein Familiengemälde, 3 Theile; – von Alexander Dumas: „Memoiren eines Fechtmeisters oder achtzehn Monate in St. Petersburg“, 2 Theile; – „Das Drama von dreiundneunzig. Szenen aus dem Revolutionsleben“, 5 Theile; – von Paul Féval: „Der Forst von Rennes“, 2 Theile; – „Der Capitän Simon“; – „Der eiserne Mann“, 3 Theile; – von Henri de Kock: „Brin d’Amour, die Pariser Lorette“, 2 Theile; – „Lydie oder die Frau, die ihren Liebhaber wechselt“, 2 Theile; – von Paul de Kock: „Die Lebenslustige“, 4 Theile; – „Taquinet der Bucklige oder des Schreibers Liebesfahrten“, 2 Theile; – „Cerisette oder Komödie auf der Bühne und im Leben“, 5 Theile; – „Der Schrekenshund“, 3 Theile; – von August Maquet: „Der Graf von Lavernie“, 7 Theile; – von Max Perin: „Die Schöne mit der Maske“; – von Eugen Sue: „Die Kinder der Liebe“, 2 Theile; – „Die Schicksals-Prophezeiung“, 5 Theile; – „Miss Mary, die Erzieherin“, 2 Theile; – von Frederic Solié: „Das goldene Kalb“, 8 Theile. Als Frucht einer für ein Preßvergehen abgebüßten Freiheitsstrafe erschien: „Acht Tage im Polizeihause. Freie Gedanken eines Eingesperrten“ (Wien 1851, Dirnböck, 8°.). Das letzte Auftreten Nestroy’s im Carl-Theater veranlaßte die Gelegenheitsschrift: „Mein letztes Wort. Gesprochen von Director Johann Nestroy am 31. October 1860“ (Wien 1860, Dirnböck, 8°.); einen mit dem Vergnügungszuge nach dem Orient unternommenen Ausflug beschrieb er in: „Die Wiener in Constantinopel. Reiseeindrücke“ (2 Auflagen, Wien 1863, 8°.). Der napoleonische Staatsstreich veranlaßte auch ihn, sein Votum in der Flugschrift: „Ludwig Napoleon und der Staatsstreich vom 2. December 1851 nebst seinen Folgen“ (Wien 1852) zu geben; und zur Vermälungsfeier Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin im Jahre 1854 brachte auch er eine Spende mit: „Diess Buch gehört der Kaiserin! Eine Volksstimme aus Oesterreich zur Feier des 24. Aprils 1854“ (Wien, Dirnböck, 12°., mit 1 Lith.). Wie aus der vorstehenden Uebersicht der Arbeiten L.’s zu [111] entnehmen ist, so entwickelt er eine große Fruchtbarkeit, dabei muß bemerkt werden, daß das Volksblatt „Hans Jörgel“ von ihm nicht allein redigirt, sondern – da es im Dialekt geschrieben ist – ganz von ihm ausgearbeitet ist: Bei solcher Massenproduction und bei dem Umstande, daß die Bühne vor allem mit wirksamen Stücken und das Wiener romanlesende Leihbibliotheken-Publicum mit etwas derber Kost bedient sein will, ist das Anlegen eines ästhetischen Maßstabes an dergleichen Arbeiten nicht zulässig.

Die deutsche Schaubühne. Organ für Theater und Literatur. Redigirt von Dr. Feodor Wehl (Dresden, C. C. Meinhold und Söhne, 8°.) IV. Jahrg. (1863), 4. Heft, S. 39. – Illustrirte Novellen-Zeitung (Wien, 4°.) Jahrgang 1853, Nr. 12, S. 93, in der Rubrik „Die Vehme“. – Neue freie Presse (Wiener Journal) 1864, Nr. 87, und dieselbe 1865, Nr. 207, in den Theater-Episteln von Junius novus. – Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur (Wien 1858, Zamarski, 8°.) S. 573. – Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt (Leipzig, Ernst Keil’s Verlag, gr. 4°.) Jahrgang 1865, S. 260: „Zwei Stunden unter den Todten“. Von Franz Wallner [in den diesen Aufsatz einleitenden Worten einiges über Langer]. – Porträt. Ein Porträt Langer’s in ganzer Figur, ihn mit dem Dichter Eduard Mautner Arm in Arm darstellend, brachte Berg’s „Kikeriki“ 1865, Nr. 8.