Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 327. (Quelle)
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Just, Karl (Sänger, geb. zu Breslau 21. December 1808, gest. zu Wien 4. April 1861). Sein Vater war Souffleur in Breslau, und Karl wie sein Bruder August Wilhelm [s. d. weiter unten] wuchsen so zu sagen beim Theater auf. Später kam der Vater nach Berlin und dort beendete der Sohn das Gymnasium. Die Verhältnisse gestatteten es ihm nicht, die Studien fortzusetzen, und da Karl eine schöne Baßstimme besaß, erhielt er beim Cerf’schen Theater in Berlin eine Stelle als Chorbaß. Als eines Tages bei der Probe der „Weißen Frau“ der Bassist, welcher die Rolle des Gaveston sang, erkrankte und es nahe daran war, daß die Oper zurückgelegt wurde, bot sich Just an, die Partie zu singen. Mit einigem Widerstreben ließ man ihn gewähren und J. entledigte sich seiner Aufgabe mit solchem Glücke, daß er in Zukunft erste Partien sang. Als Duport, welcher in jener Zeit das Hof-Operntheater in Wien dirigirte, Just singen gehört, lud er ihn ein nach Wien zu kommen, und am 5. September 1831 debutirte Just als Gaveston in der „Weißen Frau“ und mit solchem Erfolge, daß er engagirt wurde. Von dieser Zeit bis October 1860 blieb J. ununterbrochen im Verbande des Wiener Hof-Operntheaters, und zwar seit 1848 als Regisseur desselben. Am 10. October 1860 trat er zum letzten Male als Bartolo in der „Hochzeit des Figaro“ auf. Nur wenige Monate genoß er den Ruhestand. Ein anfangs ungefährliches Uebel nahm durch eine ihm widerfahrene Kränkung tödtlichen Charakter an. In komischen Partien war J. vortrefflich und außer den genannten zählten Sarastro in der „Zauberflöte“, Kaspar im „Freischütz“, Masetto in „Don Juan“, Van Belt in „Czar und Zimmermann“, Bloch im „Fest der Handwerker“, Don Griletto in der „Opernprobe“, Dulcamara im „Liebestrank“, Cajus in den „Lustigen Weibern von Windsor“ u. a. zu seinen besten Rollen. Uebrigens war er auch in ernsten Partien viel beschäftigt und sein Repertoir umfaßte nahezu an 100 Rollen. Als Regisseur, als welcher er noch immer einige Partien beibehalten hatte, war er durch seinen Sinn für Kunst und sein richtiges Verständniß der zu lösenden Aufgabe mit Erfolg thätig gewesen. – Sein Bruder, August Wilhelm (gest. zu Wien 17. Juli 1859), war Comparseninspicient des Hofburg-Theaters in Wien, Laube hatte vor Jahren für ihn in Breslau die parodische Posse „Zaganini“ geschrieben, in welcher er die Titelrolle spielte und sich als Violinvirtuos producirte. Später ging Just nach Wien und wurde Mitglied des Theaters an der Wien. Als aber Laube die Direction des Hofburg-Theaters übernahm, stellte er J. als Comparseninspicient an, als [328] welcher er das sehr im Argen liegende Statistenwesen dieser Bühne zu reformiren hatte. Und in der That hob es Just; die feierlichen Aufzüge, Volksaufläufe, Zusammenrottungen, Rathsitzungen, Schlachtgetümmel u. dgl. m., bis vor Just immer eine unerschöpfliche Quell allgemeiner Heiterkeit, gingen nun mit aller Präcision und stets ohne Störung von Statten, und dieses gar nicht so unscheinbare Moment der theatralischen Kunst, als das es hie und da angesehen wird, gelangte durch Just zu einer den Leistungen der einzelnen Künstler dieser ersten deutschen Bühne entsprechenden künstlerischen Gestaltung.

Der Zwischenakt (Wiener Unterhaltungsblatt, kl. Fol.) 1861, Nr. 89: „Nekrolog“. – Europa, herausg. von Gustav Kühne, 1859, Nr. 33, S. 1207.