Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Garay, Alois
Band: 5 (1859), ab Seite: 87. (Quelle)
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Garay, Johann (ungar. Dichter u. Schriftsteller, geb. zu Szegszárd im Tolnauer Comitat 10. Oct. 1812, gest. 5. Nov. 1853). Bruder des Vorigen. Die Elementarschulen besuchte er im Geburtsorte, die höheren Studien hörte er zu Fünfkirchen und beendete sie zu Pesth. Seine Neigung zur Poesie zeigte sich schon in Fünfkirchen, wo er seine lateinischen Aufgaben in der Poesie stets auch ungarisch ausarbeitete. Seine ersten Versuche schrieb er in Hexametern, später neigte er sich dem Liede zu. Sein erstes Werk, das im Drucke erschien, führt den Titel: „Emlék-áldozat, d. i. Erinnerungs-Opfer, und wurde auf Kosten seiner Collegen in Fünfkirchen veröffentlicht. Auch die deutsche Literatur studirte er fleißig insbesondere Eschenburg und Sulzer, und so nahmen seine Studien eine ausschließlich schöngeistige Richtung. Von den vaterländischen Dichtern fesselten ihn Révay und Vörösmarty und noch als Gymnasiast entwarf er den Plan zu seinem Epos „Csatár“ das 1834 erschien. Sei 1833 arbeitete er an den Blättern „Honmüvész“, d. i. Der vaterländische Künstler, und „Regélő“, d. i. Erzähler, mit, und seine lyrischen und dramatischen Poesien, die er in diesen Blättern veröffentlicht, ernteten allgemeinen Beifall. 1835 bewarb er sich mit seinem Schauspiele „Csáb“ um den akademischen Preis; sein Werk wurde belobt und kam in Klausenburg unter dem Titel: „Jós ige“, d. i. Prophetisches Wort, zur Aufführung. Für die von Tóth, Gaal, Vajda und dem Schauspieler Szigligeti herausgegebene Sammlung von Dramen schrieb er sein Trauerspiel: „Arbócz“ (1837): dann übernahm er die Redaction des Almanachs „Hajnál“, d. i. Aurora, und veröffentlichte in demselben das Trauerspiel: „Országh Illona“; d. i. Helena Országh. Im nämlichen Jahre bewarb er sich um den akademischen Preis mit dem Drama: „Utolsó magyar Khán“, d. i. Der letzte ungarische Chan. Von 1838–1839 war er Mitarbeiter des politischen Blattes „Hirnök“, d. i. Bote. 1840 gab er das Taschenbuch „Emlény“, d. i. [88] Vergißmeinnicht, und dann mehrere Jahrgänge von Landerers „Honi vezér“, d. i. Vaterländischer Führer, heraus; Arbeiten, die er des Lebensunterhaltes wegen unternahm. Zu dieser Zeit schrieb er auch das Drama: „Báthori Erzsébet“, d. i. Elisabeth Báthori. Sein im Jahre 1840 herausgegebenes Taschenbuch ungarisch-deutscher Gespräche hat 2 Auflagen erlebt. 1843 erschienen seine „Versei gyüjteménye“, d. i. Gedichtensammlung, 1845 seine Novellen unter dem Titel: Tollrajzok“, d. i. Federzeichnungen, und seine poetische Erzählung: „Frangepán Kristófné“, d. i. Die Frau des Christoph Frangepán; – 1847 und in zweiter Auflage 1848 seine historischen Legenden „Arpádok“, d. i. Die Arpaden, und der histor. Balladen-Cyclus: „Balatoni kagylók“, d. i. Muscheln vom Platensee. Eine seiner letzten Arbeiten war das Epos in 12 Gesängen: „Sz. László“, d. i. Ladislaus der Heilige (Erlau 1850, neue Aufl. Pesth 1853). Außerdem enthalten Taschenbücher und belletristische Zeitschriften viele seiner vortrefflichen lyrischen und epischen Gedichte, Novellen, Reise-Skizzen, Biographien und ästhetischen und kritischen Abhandlungen. Garay war Mitglied der Kisfaludy-Gesellschaftt, deren Jahrbücher werthvolle Arbeiten seiner Feder enthalten. In den letzten Lebensjahren ernährte er sich kümmerlich als Beamter der Universitäts-Bibliothek. Die letzten vier Jahre lag er krank darnieder, war fast erblindet und nur seine Stelle schützte ihn vor der äußersten Noth. Endlich erlag er seinen Leiden im Alter von 41 Jahren. Garay war zweimal vermält, das erste Mal 1836, das zweite Mal 1837. Aus letzterer Ehe leben noch zwei Kinder; für diese wie für die hinterbliebene Witwe hat die Nation großmüthig gesorgt, nachdem sie den Vater im Leben hatte darben lassen. Armuth wird immer das dürre Reisig bleiben, an welchem die großen Geister der Nationen ihre Fantasie erwärmen und in linder Gluth erhalten. Eine Gesammtausgabe seiner Dichtungen in prachtvoller Ausstattung in Lex. 8°., 40 Bogen stark, gab Franz Ney, G.’s Freund, nach dessen Tode in schöner Ausstattung und mit dem Porträte des Verewigten heraus.

Dichtungen von Johann Garay. Aus dem Ungarischen übersetzt durch Kertbény. Zweite Auflage (Wien 1857, C. Helf). Im Vorworte S. I– XXVIII eine biographisch-kritische Skizze über G. von dem Uebersetzer [daselbst S. IX: „Johann Garay – dessen altungrischer Name merkwürdigerweise gleichlautend mit dem des bekannten spanischen Premierministers aus der Zeit des großen Napoleon ist“ (!); der Minister hieß aber Godoy]. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) III. Bd.. S. 585. – Toldy (Ferencz), A Magyar nyelv és irodalom kézikönyve a Mohácsi vésztől a legújabb időig, d. i. Handbuch der ungar. Sprache u. Literatur seit der Schlacht bei Mohatsch bis auf die neueste Zeit (Pesth 1855–1857, Heckenast, 2 Bde., gr. 8°.) II. Bd. S. 676. – Vasárnapi ujsag, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) 1855, Nr. 34 (26. August) S. 268 [daselbst seine Biographie nebst Porträt und Abbildung seines Grabdenkmals]. – Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) 1856, Nr. 41, S. 325 [Biographie, Porträt und Abbildung des Grabdenkmals]. – Pesther Sonntagsblatt 1855, Nr. 48, S. 705: „Ungarns Dichter und ihr Loos“ [entwirft ein rührendes Bild des armen Poeten und Kinderfreundes Garay, worin es heißt: „Er hatte eine nur sehr kleine Besoldung und litt oft Noth, aber auf seine Kinder hatte er immer große Acht und wußte für sie zu arbeiten“]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) VI. Bd. S. 506. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreib. Von Jakob Ferenczy u. Jos. Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich) S. 151. – Nouv. Biographie générale ... publiée sous la direct. de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIX. Bd. Sp. 447 [nach dieser gest. 4. Nov. 1853]. – Kertbény (K. M.), Album hundert ungrischer Dichter (Dresden u. Pesth 1854, Geibel, 16°.) S. 499 [daselbst heißt es: „Garay nennt sich mit Stolz einen Schüler Uhlands und ist es wirklich mit Glück und was noch mehr, ohne Aufgeben seiner echt [89] ungarischen Charaktereigenthümlichkeit“]. – István bácsi naptára ... kepes kalendariom 1857-re. Szerkeszté Majer István, d. i. Der Stephans-Kalender, von Stephan Majer herausgegeben (Pesth 1856) S. 100: „Garay-Walter Susanna“ [Porträt und Biographie von Garay’s Mutter]. – Grabmonument. Dasselbe besteht aus einer marmornen, anderthalb Klafter hohen Pyramide, auf deren Spitze eine Lyra mit einem Kranze ruht. Vorne steht in Goldlettern: Garay János hamvainak tisztelöi. Auf der Rückseite Geburts- u. Todesjahr. – Porträte. Außer den bereits angeführten in der „Vasárnapi ujsag“ und in der „Sonntagszeitung“: 1) Unterschrift: Facsimile des Namens: Garay János. Barabás 1844. Nyom. Höfelich Becsben (4°. lithogr.). – 2) Facsimile des Namens: Garay János. Barabás 1853 lith. Nyomt. Walzel A. F. Pesten (kl. 4°.). – 3) Zugleich auf einem Blatte mit Vörösmarty, Petőfi und Nagy Ignaz, alle von Barabás 1856, 4°. – 4) und auf dem großen Blatte: Magyar irók arczkepcsarnoka. 1856. Barabás (lith.). Auf dem Blatte Nr. I.