Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 205. (Quelle)
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Vajda, Peter (Schriftsteller und Dichter, geb. zu Ványola im Veszprimer Comitate am 20. Jänner 1808, gest. zu Szarvas 10. Februar 1846). Der Sohn mittelloser calvinischer Landleute, erhielt er den ersten Unterricht in der Volksschule seines Geburtsdorfes. 1820, 12 Jahre alt, kam er auf das Gymnasium zu Oedenburg, 1825 hörte er in Raab Philosophie, 1826–1831 in Pesth Medicin. Während seiner Studien erwarb er seinen Lebensunterhalt durch Stundengeben. Da er die Mittel nicht besaß, die Kosten für das Doctorat zu bestreiten – oder nach Kertbeny, der es besser wissen will, und der überall Zwang, Druck und Gott weiß was wittert – weil er seiner freisinnigen Ansichten wegen zu den Rigorosen nicht zugelassen wurde, ein Fall, der noch nirgends vorgekommen und nur in Kertbeny’s Phantasie entsprang, widmete er sich der Literatur und wurde Schriftsteller. Indessen hatte er schon etwas von der Welt gesehen, im Jahre 1824 sein Vaterland und 1833 die ganze Lombardie zu Fuß durchwandert. Ein Freundschaftsbund mit dem ungarischen Dichter Andreas Kunoss [Bd. XIII, [206] S. 381] ward durch des Letzteren frühzeitigen Tod zerrissen, blieb aber nicht ohne Einfluß auf Vajda’s poetische Richtung und Arbeiten. 1834 folgte dieser einem Rufe des bekannten, ihm befreundeten Buchhändlers Otto Wigand nach Leipzig, wo er ein ungarisches „Groschen-Magazin“ (Garasos Tár), dessen Herausgabe Letzterer plante, redigiren sollte. Da aber der Verbreitung dieses Blattes Hindernisse in den Weg gelegt wurden, unterblieb das Unternehmen. Vajda trat nun eine längere Reise an, auf welcher er Frankreich, Belgien, Holland und England besuchte. 1835 in sein Vaterland zurückgekehrt, vermälte er sich, 1839 unternahm er zu naturwissenschaftlichen Zwecken eine Fußreise durch Ungarn, 1840 wurde er, nachdem er bereits 1837 zum correspondirenden Mitgliede der ungarischen Akademie der Wissenschaften ernannt worden war, wirkliches Mitglied dieses Institutes. 1842 erhielt er eine provisorische Lehrerstelle an der Pesther evangelischen Schule. Von da berief ihn 1843 das Szarvaser Collegium zum Professor der Naturwissenschaft, in welcher Stellung er bis zu seinem im Alter von erst 38 Jahren erfolgten Tode verblieb. Bis 1843 bekleidete er auch den Posten eines ersten Secretärs der naturwissenschaftlichen Gesellschaft. Vajda’s schriftstellerische Thätigkeit erstreckt sich auf verschiedene Gebiete, und manche seiner Werke sind Brodarbeit ohne höheren Werth. Seine Dichtungen erschienen zuerst zerstreut in verschiedenen schöngeistigen Journalen, so in „Athenaeum“, in „Hajnal“ und „Aurora“, später gab er eine Sammlung seiner Gedichte, Novellen u. dgl. unter dem Titel „Dalhon“, d. i. Liederheimat, in vier Bänden in Pesth (1837–1840) heraus. Von seinen sonstigen literarischen Arbeiten erschienen im Druck: „A tanácsadó orvos, mint hív barát...“, d. i. Der Arzt als Rathgeber und als Freund (Leipzig 1834, Otto Wigand, 12°., 2. Aufl. im nämlichen Jahre), ungarische Bearbeitung eines deutschen Werkes von Georg Voigt; – „A legszebb leány“, d. i. Das schönste Mädchen (Pesth 1834); – „A nap szakaszai“, d. i. Abschnitte des Tages (ebd. 1834); – „A tapasztalt méhésgazda...“, d. i. Der praktische Bienenwirth (ebd. 1835), eine Uebersetzung nach dem Deutschen des Peter Uzdi; – „Természethistoria gyermekek számára“, d. i. Naturgeschichte für Kinder (ebd. 1835), eine ungarische Bearbeitung des trefflichen deutschen Werkes von Raff; – „A férfiasság. Mint kell a hímerőt vagyis férfiúi tehetséget kifejteni etc.“, d. i. Mannbarkeit u. s. w. (Kaschau 1835); – „A szépités mestersége. Utmutatás a kellemetességek megszerzésére s kifejtésére etc.“, d. i. Die Kunst der Verschönerung u. s. w. (Kaschau 1835); – „Magyar nyelvtudomány“, d. i. Ungarische Sprachwissenschaft (ebd. 1835); – „Pesti levelek“, d. i. Pesther Briefe (Kaschau und Pesth 1835/36, 8°.); – „Joguz vagy a honkeresők“, d. i. Joguz oder die Heimatsucher. Drama (Pesth 1836); – „Növénytudomány“, d. i. Pflanzenkunde (ebd. 1836, mit 8 Tafeln), diesem Werke sind Bischoff’s Arbeiten zu Grunde gelegt; – „Ifjabbik Robinson. Campe után“, d. i. Der jüngere Robinson. Nach Campe (Pesth 1836); – „Tárcsái Bende. Regény három, kötetben“, d. i. Tárcsái Bende. Roman in 3 Bänden (ebd. 1837); – „Magyar nyelvtan. 2 füzet“, d. i. Ungarische Sprachlehre. 2 Theile (Pesth 1840); – „Magyar német olvásó tár“, d. i. Ungarisch-deutsche Chrestomathie. [207] 2 Theile (ebd. 1840); – „Anacreon dalai“, d. i. Anakreon’s Lieder (ebd. 1839, Taubner, 8°.); – „Az állatország“, d. i. Zoologie. 1. Theil (Ofen) [in Heckenast’s „Magyar irók árczképei“ heißt es: Cuvic után, wonach diese Zoologie eine Bearbeitung nach Cuvic wäre; dies ist ein Irrthum, und soll es statt Cuvic Cuvier heißen]; – „Éj es korány. Bulwer után“, d. i. Nacht und Morgen. Roman aus dem Englischen des Bulwer (Pesth 1843), erschien in dem von Ignaz Nagy herausgegebenen „Regénytár“, d. i. Roman-Magazin; – „Az égi mürészet, allegóriái költemény“, d. i. Die himmlische Kunst. Allegorisches Gedicht, welches er als Mitglied der Kisfaludy-Gesellschaft schrieb und in ihren Jahrbüchern veröffentlichte. Viele Jahre nach seinem Tode erschien von einem Peter Vajda das Werk: „Buda halála. Szomorújáték öt felvonásban“, d. i. Buda’s Tod. Trauerspiel in 5 Acten (Pesth 1867, Kilian, 8°.). Ist es das Werk unseres Peter Vajda und aus dessen Nachlasse? Wie es aus vorstehender Uebersicht der Schriften dieses begabten Poeten in die Augen springt: ist das Meiste Arbeit im Kampfe ums Dasein, um das tägliche Brod. Garay in seiner Besprechung Vajda’s bemerkt treffend: „So fand er schon in der Wiege zwei Schlangen, deren Märtyrer er wurde, Armut und niedere Geburt. In die Schule aufgenommen, sah er sich in den Ofenwinkel gesetzt; nach dem Ende des Schuljahres war er der Erste in der Classe“. Seinen Ansichten nach, wie es auch leichtbegreiflich, Demokrat, erscheint er als Novellist und Lyriker als echter Sohn des Volkes des Ostens, wie sich die Magyaren gern nennen lassen; in seinen Dichtungen begegnet man Naturbildern von hinreißender Schönheit; aber wie schön auch seine Verse, populär zu werden, das konnte dem Poeten nicht gelingen.

Kanitz (August). Versuch einer Geschichte der ungarischen Botanik... (Halle 1863, Gebauer und Schwetschke, 8°.) S. 196. – Kertbeny (C. M.). Album hundert ungarischer Dichter. In eigenen und fremden Uebersetzungen (Dresden und Pesth 1854, Rob. Schäfer und Hermann Geibel, 12°.) S. 116 und 523. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten (Prag 1862, A. G. Steinhauser, 12°.) S. 181 und 295. – Magyar irók arczképei és életrajzai. Első gyüjtemény 40 arczképpel, d. i. Ungarns Schriftsteller in Bildern und Biographien. 1. Sammlung mit 40 Bildern (Pesth 1858, Heckenast, kl. 4°.) S. 141. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab es Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1836, Gustav Emich, 8°.) I. Bd., S. 602. – Toldy (Ferencz). Irodalmi beszédei. Első kötet. Gyász- és emlékbeszédek, d. i. Literarische Vorträge. Erster Theil. Nekrologe und Gedächtnißreden (Pesth 1872, Moriz Ráth, gr. 12°.) S. 156. – Ujabbkori ismeretek tára, d. i. Ungarisches Conversations-Lexikon. Bd. VI, S. 512. – Vahot Imre Nagy Naptára, d. i. Emmerich Vahot’s Großer Kalender (Pesth) Bd. I, 1855, S. 45. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblatt (Pesth, 4°.) 12. December 1858, Nr. 50.
Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in „Vasárnapi ujság“, 1858, Nr. 50.