Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vajda, Peter
Band: 49 (1884), ab Seite: 204. (Quelle)
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Vajda, Johann (ungarischer Poet, geb. zu Pesth am 7. Mai 1827). Der Sohn calvinischer wohlhabender, allem Anscheine nach adeliger Eltern, obwohl Iván Nagy in seinem Adelswerke „Magyarország családai czimerekkel“ unter acht Adelsfamilien dieses Namens derjenigen des in Rede Stehenden nicht gedenkt. Johann studirte in Stuhlweißenburg und Pesth. Nachdem er in letzterer Stadt die Rechte beendet hatte, hing er die Wissenschaften und einen ernsten Beruf an den Nagel und wurde zunächst Wanderschauspieler, dann Erzieher, zuletzt Hofrichterskanzlist, ohne jedoch in der einen oder anderen Stellung lange auszuharren. Da gab das Bewegungsjahr 1848 den Impuls zu einer Bedienstung, welche von den begeisterten Vertretern der Nationalität und der durch sie hervorgerufenen Bewegung mit Jubel angenommen wurde: Vajda trat, wie so viele seiner Collegen, in die Reihen der Honvéd. Nachdem er in der Revolutionsarmee die verschiedenen Kämpfe der Jahre 1848 und 1849 mitgemacht hatte, ereilte ihn mit der Niederwerfung des Aufstandes auch gleich vielen Anderen das Geschick, er wurde unter die Soldaten der kaiserlichen Armee gesteckt und nach Italien geschickt. Dort blieb er ein Jahr, dann kehrte er in sein Vaterland zurück und ward Schriftsteller. 1852 soll er eine amtliche Anstellung erhalten haben. Er trat zunächst mit Novellen und Gedichten in die Oeffentlichkeit, und zwar erschien zuerst seine Novelle in Versen: „Béla királyfi. Költői beszély hat énekben“, d. i. Béla, der Königssohn. Poetische Erzählung in sechs Gesängen (Pesth 1854); diesem Werke folgte in „Hölgy-futár“ das grössere Gedicht „Bojtár Bandija“ und später die Dichtung „Clara Zách“. 1856 kamen in Pesth seine „Költemények“, d. i. Gedichte (Hartleben, 8°.) heraus, und noch im nämlichen Jahre übernahm er die Redaction der von Heckenast in Pesth verlegten belletristischen Zeitschrift „Nővilág“. Von seinen späteren Arbeiten sind dem Herausgeber dieses Lexikons bekannt: „A vadászat mestere“, d. i. Der Jagdmeister (Pesth 1859, Heckenast, 8°.); – „Vészhangok“, d. i. Sturmklänge (ebd. 1860, Hartleben, 16°.), eine Sammlung von Gedichten, in welcher sich auch das in der Folge bekannter gewordene Gedicht an Béranger befindet, worin er den französischen Chansonnier auffordert, nach Ungarn zu kommen, um auf dem „geheiligtesten Boden der Jetztzeit zu sterben“, welcher Aufforderung aber, wie bekannt, Béranger, dem Kertbeny das Gedicht zuschickte, nicht nachgekommen ist. Nach längerer Pause veröffentlichte [205] Vajda die Flugschrift: „Perczel Mór merénylete Kossuth ellen“, d. i. Perczel’s Attentat gegen Kossuth (Pesth 1868, Osterlamm, 8°.) und „Egy honvéd naplójából“, d. i. Aus dem Tagebuche eines Honvéd (ebd. 1869, Verlag der Corvina-Gesellschaft, 12°.). Im Jahre 1863 verlor er durch einen gräßlichen Unglücksfall seine Eltern. Mit seinem jüngeren Bruder zugleich fuhr er dieselben aus dem Weingarten nach Hause. Nun war schon die Deichsel gebrochen, da brach während der Fahrt noch ein Rad, und obgleich die Eltern die Absicht hatten auszusteigen, brachte er sie doch dahin, daß sie blieben, indem er ihnen einredete, daß ja gar keine Gefahr vorhanden sei. Da mit einem Male fuhr der Wagen über einen Abhang, das durch den Bruch der Deichsel beirrte und schon gereizte Roß wurde nach dem Bruche des Rades es noch mehr und rannte wild den Abhang hinab, die Mutter stürzte aus dem Wagen und blieb, an eine Steinmauer geschleudert, sogleich todt, der Vater gerieth unter die Hufe des sich bäumenden Pferdes und war, als der Sohn ihn hervorzog, auch bereits entseelt.

Kertbeny (C. M.). Album hundert ungarischer Dichter. In eigenen und fremden Uebersetzungen (Dresden und Pesth 1854, R. Schäfer und Hermann Geibel, 12°.) S. 267 und 523 [nach diesem geboren im Biharer Comitate im Jahre 1828]. – Derselbe. Silhouetten und Reliquienerinnerungen an Albach, Bettina, Grafen Louis und Casimir Batthyánny u. s. w. (Wien und Prag 1864, Kober, 8°.) I. Bd., S. 51 und 88. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Kertbeny) (Prag 1862, A. G. Steinhauser, 12°.) S. 321. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Heckenast, Lex. 8°.) S. 185. – Kisfaludy Társaság Évlapjai, d. i. Jahrbücher der Kisfaludi-Gesellschaft. Neue Folge, VII, 1871/72, S. 256: „Johann Vajda von M. Jókai. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab es Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 601. Zweiter (den ersten ergänzender) Band, S. 419. – Magyarország és Nagyvilág, d. i. Ungarn und die große Welt (Pesth, gr. 4°.) 1872, Nr. 43. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblatt, 1872, Nr. 36.
Porträt. Im Holzschnitt in den oben erwähnten illustrirten Blättern „Vasárnapi ujság“ und „Magyarország és Nagyvilági“.