Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schwarz, Albert Georg“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 223–226, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwarz,_Albert_Georg&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 02:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schwartzkopf, Johann
Nächster>>>
Schwarz, Anton
Band 33 (1891), S. 223–226 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Albert Georg Schwartz in der Wikipedia
Albert Georg Schwartz in Wikidata
GND-Nummer 100333486
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|223|226|Schwarz, Albert Georg|Theodor Pyl|ADB:Schwarz, Albert Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100333486}}    

Schwarz: Albert Georg S., Historiker, stammte aus einer alten schon seit 1278 in Greifswald blühenden Patricierfamilie, welche einen Mohrenkopf zwischen den Stangen eines Hirschgeweihes im Wappen führt, und durch zahlreiche Mitglieder im Rathe zu Stralsund und Greifswald vertreten war, während sie sich später vorzugsweise dem geistlichen Berufe zuwendete. Letzterem hatte sich auch sein Vater Albert S. gewidmet, ein Enkel des Bürgermeisters Christian S. († 1623), und Vetter der Dichterin Sibylle S. († 1638), welcher von 1660–1705 die Pfarre in Horst verwaltete, in erster Ehe mit Katharina Staven, in zweiter mit Maria Zarnikow, einer Tochter des Gristower Pastors Georg Z., verheirathet. Aus letzterer Ehe wurde Albert Georg S., als der älteste Sohn, am 16. April 1687 geboren, und zuerst von seinem genannten Großvater Georg Z. in Gristow, darauf aber, in Gemeinschaft mit mehreren Herren v. Platen, in Greifswald von Hofmeistern erzogen. Dann besuchte er seit 1704 das Gymnasium in Stralsund unter dem Rector Jakob Wolf, und (1705) die Universität Greifswald, und hörte dort namentlich die theologischen Vorlesungen des Generalsuperintendenten Joh. Fried. Mayer (s. A. D. B. XXI, 99), und der Professoren Th. Horn, Nik. Köppen und Br. H. Gebhardi, wurde auch Mitglied des sogen. apostolischen Collegs, eines von Mayer eingerichteten theologischen Seminars, welches aus 12 Candidaten bestand, die sich vorzugsweise im Predigen übten. Als er dann (1708) seine Studien in Wittenberg unter Neumann, Wernsdorf und Löscher fortsetzte, schloß er sich vorzugsweise an letzteren an, besuchte dessen Conversatorien und erhielt auch die Erlaubniß, seine Bibliothek zu benutzen. Nachdem er nun in seinen Studien wesentlich befestigt war, kehrte er (1709) über Leipzig, Halle, Jena, Erfurt und Berlin, wo er mehrere Gelehrte kennen lernte, nach Greifswald zu seiner Mutter zurück, und wirkte längere Zeit als Erzieher bei der Familie v. Behr, und seit 1712 in gleicher Eigenschaft bei dem Generalmajor v. Buck, welcher im russischen Kriege Commandant von Greifswald war, und S. in dieser Zeit kennen und schätzen gelernt hatte. Diese Stellung, in welcher er seinen Principal überall begleitete, hatte für S. einen doppelten Nutzen, einerseits, daß er einen praktischen Blick für Leben und Geschichte gewann, fremde Länder und Städte, sowie angesehene Persönlichkeiten, u. a. Peter den Großen, den Fürsten Mentzikoff und den Grafen Bestuscheff kennen lernte, andrerseits daß er in der Gesellschaft des Generals und [224] seiner Familie, sowie bei der Benutzung seiner werthvollen Bibliothek sich ausgebreitete litterarische Kenntnisse und eine feinere Bildung aneignete, die er auf Universitäten zu erwerben nicht im Stande war. Zuerst ging die Fahrt über Danzig, Königsberg, Mitau und Riga nach dem Buck’schen Gute Marsen, wo sich die Familie aufhielt, und er die Söhne und Töchter desselben unterrichtete. Auch lernte er hier noch zahlreiche heidnische Sitten der lettischen Bevölkerung, sowie die Schrecknisse der weitausgedehnten Wälder und der in ihnen hausenden Wölfe kennen. Als dann der General (1713) seinen Abschied aus russischen Diensten nahm, begleitete S. die Familie nach Mecklenburg, und betrachtete unterwegs das Kloster Oliva bei Danzig, sowie die Sehenswürdigkeiten Berlins und anderer Städte. Anfangs hielt sich Buck in Rostock auf, wo S. den Theologen Fecht, den Juristen Oertling und den Mediciner Detharding kennen lernte, dann setzte er seinen Unterricht auf den Buck’schen Gütern Finkenberg und Cusvitz fort, und kehrte endlich, nach kürzerem Aufenthalte in Lüneburg und Hamburg (1716–17), wo er eine wissenschaftliche Verbindung mit dem berühmten Fabricius anknüpfte, nach Greifswald zurück, wo er (1717) zum Magister promovirt und (1721) als Adjunct der philosophischen Facultät mit dem Titel Professor honorarius angestellt wurde. Bald darauf vermählte er sich am 4. Februar 1722 mit Anna Elisabeth Behrends, der Tochter eines Predigers in Mecklenburg, und errichtete mit ihrer Hülfe ein Pensionat, in welchem Studirende, namentlich aus der pommerschen Ritterschaft, Wohnung, Beköstigung und Privatunterricht empfingen, außerdem aber auch im Disputiren geübt wurden. Durch solche Wirksamkeit zu allgemeiner Anerkennung gelangt, erhielt er (1732) die ordentliche Professur der Eloquenz und Poetik, und (1747), als Nachfolger von Andreas Westphal, die Professur für Geschichte und Moral. Auf diesem Gebiete hatten zwar, von J. Fr. Mayer unterstützt, Palthen und Westphal werthvolle Vorarbeiten geliefert, nach ihrem frühen Tode vererbte sich jedoch auf Albert Georg Schwarz, und den in Gemeinschaft mit ihm in Stettin wirkenden Regierungsrath Dreger (s. A. D. B. V, 391, † 1750), die schwierige Aufgabe, eine wissenschaftliche Bearbeitung heimathlicher Geschichte zu begründen, und, soweit ihre Quellen und Kräfte reichten, wirklich zur Ausführung zu bringen. Wenn auch beide Gelehrte ihr Hauptaugenmerk namentlich auf die pommersche Geschichte richteten, so hatte dessenungeachtet ihre bei diesen Studien angewandte Methode einen nicht minder wesentlichen Einfluß auf ihre allgemeineren historischen Forschungen, während nothwendiger Weise die organische Verbindung, in welcher Pommern mit den Nachbarländern stand, auch zum Studium der letzteren und zur Erweiterung ihres Gesichtskreises führen mußte. Um das ferne Ziel zu erreichen, galt es ihnen als erste Pflicht, eine Uebersicht der Quellen zu erlangen; zu diesem Zweck durchforschte S. die ihm nächstliegenden Archive der Stadt und Universität Greifswald, in der Folge unternahm er jedoch jährlich längere Reisen nach benachbarten Städten und Ländern und sammelte eine große Zahl sorgfältiger Abschriften von Urkunden und Chroniken, welche er in einer Reihe von Diplomataren zusammenstellte. Die umfangreichsten sind, abgesehen von der Abschrift Kantzow’s (Man. Pom. Fol. Nr. 15), die Sammlungen zur Geschichte des Klosters Eldena, in drei Foliobänden, sowie zur Geschichte der Stadt und Universität Greifswald, in vier Foliobänden, daran schließen sich jedoch ähnliche zahlreiche Bände, welche andere Klöster und Städte betreffen. Um diese Schätze auch einem größeren Leserkreise zugänglich zu machen, vereinigte S. sich mit J. F. v. Boltenstern und Aug. Balthasar (s. A. D. B. II, 29) zu einer Regestensammlung, welche unter dem Namen „Apparatus historico-diplomaticus“ 1730–35 erschien. Außerdem verwerthete er das vorliegende Material in zwei systematischen Arbeiten, der „Historia finium principatus [225] Rugiae“ 1727, welche die Landesgeschichte behandelt, und der „Historischen Nachricht vom Ursprung der Stadt Greifswald“ 1733, in welcher er die von seinem Vorgänger Lucas Taccius (s. d. Art.) herausgegebene Topographie Greifswalds erweiterte, und entsprechend ihrem Zweck, als Festschrift zur 500jährigen Jubelfeier der Stadt, in deutscher Sprache behandelte. Auch für die historischen Hülfswissenschaften legte er ebenso vielseitige als gründliche Sammlungen an, deren Inhalt er in seiner „Einleitung zur Pom. Rüg. Justizhistorie“ 1735, ferner in seiner „Geographie Norder-Teutschlands“ 1745, und endlich, betr. die Entwicklung der Ritterschaft und ihres Lehnswesens, in seinem werthvollsten und umfangreichsten Werke „Pom. Rüg. Lehnhistorie“ 1740 (1500 Seiten 4°) zur Darstellung brachte. Infolge dieser Arbeiten gelangte S. sowohl in Pommern, als auch in den Nachbarländern zu hohem gelehrtem Rufe, besonders auf dem Gebiet der Rechtsgeschichte, der Genealogie und Litteratur, wie sich aus den in dieser Hinsicht von ihm geforderten Gutachten, seiner vielseitigen brieflichen Correspondenz und einer Reihe kleinerer Schriften entnehmen läßt, welche Mecklenburgsche Geschichte und Schwerinsches Recht, sowie die anderen benachbarten und verwandten Länder: Holstein, Brandenburg und Anhalt betreffen. Auch in kirchengeschichtlichen und theologischen Fragen war Schwarz’ Urtheil gesucht, infolge dessen er auch (1724) in den Streit zwischen den Orthodoxen und Pietisten verwickelt wurde, und als Schüler J. Fr. Mayer’s, ähnlich wie der Generalsuperintendent A. J. v. Krakewitz (s. A. D. B. XVII, 23), mehr zu der Orthodoxie hinneigte, wenn er auch die Angriffe Papke’s (s. A. D. B. XXV, 143), gegen Rußmeier und J. H. Balthasar nicht zu billigen vermochte. In dem Zwist, welcher zwischen Aug. Balthasar und Chr. Nettelbladt obwaltete, und der sich namentlich auf die Umgestaltung der pommerschen Justiz und Verwaltung, sowie der Universität bezog, welche Nettelbladt befürwortete, Balthasar aber bekämpfte, stand S. auf Seite des ersteren, vielleicht durch seine wechselnden Lebensverhältnisse zu einem unbefangenen Urtheil neigend, während Balthasar die hergebrachten Satzungen mit Eifer zu wahren suchte. Schwarz’ letzte Thätigkeit war besonders der Geschichte der pommerschen Städte und Klöster zugewandt, deren Herausgabe er jedoch nicht mehr erlebte, dieselbe erschien aber bald nach seinem Tode am 10. Juni 1755 u. d. T.: „Hist. dipl. Abh. vom Ursprung der Pom. Städte Schwedischer Hoheit, mit einem Anhang: Historie der Grafschaft Gützkow, herausgeg. von J. C. Dähnert“ 1755 (888 S. 8°), in welcher die oben erwähnte Schrift „Vom Ursprung der Stadt Greifswald“ in erweiterter und berichtigter Form aufs neue zum Abdruck gelangte. Zuvor hatte er eine andere Arbeit „Das Alt-Teutsche Oesterreich aus den Heerzügen der Pom. Rüg. Völker und dem Verhältniß beyder Länder gegen das Teutsche Reich erläutert“ 1749, dem Kaiser Franz I. und seiner Gemahlin überreicht, demzufolge er (1750) in den erblichen Reichsadelstand erhoben wurde und von Maria Theresia eine goldene Kette mit ihrem Bildniß empfing. Aus seiner o. e. Ehe mit A. E. Behrends stammen drei Söhne, von denen Albert als Referendar beim Hofgericht von 1753–57 arbeitete, Albert Georg aber als Capitän in dänischen Diensten zu Kopenhagen am 6. April 1775 im 51. Jahre starb und eine Wittwe mit mehreren Kindern hinterließ. Sein Porträt und seine handschriftlichen Sammlungen gelangten, letztere im Umfang von mehr als 100 Bänden, an die Universität Greifswald, und bilden die Hauptquelle für diese Biographie.

Selbstbiographie; Acten betr. die Erben, mit dem Siegel, mit dem Allianzwappen von A. G. Schwarz und A. E. Behrends; Briefwechsel u. a. mit dem preuß. Minister C. W. v. Borke, Man. Pom. univ. Gr. Fol. Nr. 235–237, [226] 243, herausg. von Dr. Herm. Müller, Zeitschrift für Preuß. Gesch. u. Landeskunde von C. Rößler, 1876; Balt. Studien XXVII, 1, S. 9 ff. 14 ff. 42 ff. 48 ff. 159 ff. – Dähnert, Gedächtnißrede und Schriftenverzeichniß, Pom. Bibl. IV, 195–207; Catalog d. Univ.-Bibl. S. 587. – Kosegarten, Cod. Pom. Dipl. S. XLIV; Gesch. d. Univ. I, 291; Ausgabe von Thom. Kantzow’s Pomerania, Th. I–II, 1816–17; Nachr. v. d. Wiederauffindung von Th. Kantzow’s zweiter hochdeutschen Bearbeitung s. Pom. Chronik 1842, 4 ff. – Pyl, Pom. Gesch. Denkm. V, 43, 66; Geschichte des Klosters Eldena I, S. III–VI, 549–554; Gesch. der Greifsw. Kirchen, 416–422, 1415. – Ueber die Genealogie der Familie Schwarz vgl. Dinnies, Stemm. Sund. Aug. Balthasar Vit. Pomer. Biederstedt, Geschichte der Prediger I, 98, 103 und Gesterding, 1. Forts. zur Gesch. d. Stadt Greifswald, S. 177–209, abgedruckt im Auszug in Berghaus, Pom. Landbuch IV (I), 906 ff., welche nach den Pom. Staatskalendern und Pyl, Gesch. der Gr. Kirchen, 416–422 zu berichtigen sind, u. a. ist bei Gesterding 1. Forts. S. 196, und bei Berghaus, S. 908, statt des unrichtigen Namens von Schwarz’ Gattin „Capobus“, gemäß der Selbstbiographie und dem Allianzwappen Mon. Pom. Fol. Nr. 235, 243) der Name „Behrends“ zu setzen.