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Artikel „Schwarz, Anton“ von Paul Schlenther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 226–227, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwarz,_Anton&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:29 Uhr UTC)
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Schwarz: Anton S., Schauspieler, wurde um 1766, am 21. April, in Nicolsburg (Mähren) geboren und starb am 19. October 1830 in Hamburg als Pensionär des dortigen Stadttheaters. Sein bürgerlicher Name war Peregrinus Dux, sein Vater soll ein Graf gewesen sein. Ursprünglich Flötenspieler, gehörte er der Bühne von 1788 bis zum 28. April 1827 an. Er begann in München, war 1791 schon unter F. L. Schröder in Hamburg, wo er am 9. Juli als Anton in Iffland’s Jägern debütirte, und kam dann mit der Schuchischen Gesellschaft nach Danzig und Königsberg, wo er 1792 das Rollenfach J. W. Haffner’s erbte. Königsberg und Hamburg wurden die beiden Hauptplätze seiner Bühnenwirksamkeit. Ein Schüler F. L. Schröder’s, bewährte er hier wie dort als Schauspieler und als Regisseur die Lehren seines Meisters. Mit kürzern Unterbrechungen reicht seine Königsberger Zeit von 1792 bis 1810, seine Hamburger Zeit von 1810 bis 1827. Zwischendurch kam es zu kürzerem Aufenthalt in Breslau und zu längerem in Stuttgart, wo er Regisseur des Hoftheaters wurde. Zwei Gastspiele am Berliner Nationaltheater, ein sechsmaliges 1806 und ein fünfmaliges 1810, führten zu keinem festen Verhältniß. Sein Interesse pendelte zwischen jenen beiden Städten des Nordens, und die Vorliebe für Königsberg überwog so stark, daß er noch einmal Hamburg dafür aufgab und 1813 in „seine zweite Vaterstadt“ zurückkehrte; freilich nur auf kurze Zeit; Kabalen aus dem geschäftlich maßgebenden Publicum und überdies ein neues großes Haus verleideten ihm seinen Lieblingsort. Von 1797 bis 1806 war S. mit der vortrefflichen Sängerin A. Wolschowski verheirathet, die mit ihrer Mutter und ihrer Schwester (nachmaligen Frau Lanz) 1794 zu Schuch’s gekommen war. Die Ehe endete durch Scheidung, und ein Sohn daraus folgte dem Beruf der Eltern, ohne ihr Können zu erwerben. Anton S. war von mittlerer Größe und hatte ein feines Auftreten. Sein Organ war dumpf und nasal, seine Aussprache blieb bei allem Werth, den er gerade auf gutes Sprechen legte, ein wenig gequetscht, sein Dialekt hatte eigenthümliche Färbung, aber trotz diesen Fehlern sprach sein Ton durch natürliche Wahrheit und Wärme unmittelbar zum Herzen; wenn er, wie alle Schüler Schröder’s, das beste im bürgerlichen Drama leistete und den hohen Tragödienstil ein wenig ins Prosaische herabzog, so konnte er doch auch hier neben einer Bethmann gut bestehen; sein edles Empfinden kam auch den Schiller’schen Gestalten willig entgegen. War sein ursprünglicher [227] Boden das Iffland’sche Schauspiel, in dem er sich vom jungen Liebhaber zum Vater entwickelte und als Oberförster in den „Jägern“ seine beste Rolle fand, so wußte er doch sein kluges und reiches Talent den Wandlungen der zeitgenössischen Dramatik anzupassen. Mit bester Wirkung gab er von Schiller den Karl Moor und den Leicester, später den Verrina, den König Philipp, den Alba, den Wallenstein, den Tell. Goethe lieferte ihm den Carlos (Clavigo), Lessing den Tellheim, Odoardo, Nathan; Shakespeare den Hamlet, Macbeth, Macduff. Auch in die Schicksalstragödie der Müllner und Grillparzer wußte er sich noch zu finden. Seine Baßstimme machte ihn in früheren Jahren auch für die Oper verwendbar und er sang in Königsberg u. a. den Sarastro und Don Juan. Wie er ohne Vordringlichkeit der eigenen Person stets aufs Ganze sah, so bewahrte er auch als Regisseur die Grundsätze F. L. Schröder’s; in Königsberg wurde er so die rechte Hand und der gute Geist des künstlerisch wenig bedeutenden Directors Steinberg. August Lewald erzählt in seiner Allgemeinen Theater-Revue II, 344: „Wir Königsberger wußten nichts Größeres in Sachen der Schauspielkunst als Anton Schwarz.“ Und E. A. Hagen, dessen „Geschichte des Theaters in Preußen“ die genauesten Mittheilungen über S. gibt, knüpft an seinen Namen „das goldene Zeitalter des Königsberger Theaters“. Konnte er sich in Königsberg gleichsam als Statthalter seines großen Meisters F. L. Schröder fühlen, so wirkte er in Hamburg als Einer unter vielen Gleichen. Dennoch nennt ihn Schröder’s Biograph Meyer eine „Zierde des Hamburgischen Stadttheaters“. Gram um sein ungetreues Weib und Kränkungen anderer Art machten ihn schon vor der Zeit zum gebrechlichen Greise; er starb als lebensmüder Weltverächter.