Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lewald, August“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 512–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lewald,_August&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 18 (1883), S. 512–513 (Quelle).
August Lewald bei Wikisource
August Lewald in der Wikipedia
August Lewald in Wikidata
GND-Nummer 119164035
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|18|512|513|Lewald, August|Franz Brümmer|ADB:Lewald, August}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119164035}}    

Lewald: Johann Karl August L. wurde am 14. October 1792 zu Königsberg in Preußen als der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geboren, mußte nach dem frühen Tode desselben seine Gymnasialstudien unterbrechen und sich gegen seine Neigung gleichfalls dem Handelsfache widmen. Die alte Liebe zu den Wissenschaften war jedoch zu mächtig in ihm, als daß er es auf die Dauer in dem ihm aufgedrungenen Berufe hätte aushalten sollen. Nach fleißigem Studium der modernen Sprachen war er eben im Begriff, die Kunst als Lebensberuf zu erwählen und zu seiner weiteren Ausbildung nach Italien zu reisen, als der Krieg gegen Frankreich ausbrach (1813) und L. als Freiwilliger in das Heer trat. Er erkrankte indessen bald und erhielt seinen Abschied. Nach seiner Genesung begab er sich in Geschäften eines nahen Verwandten nach Warschau, lernte hier den russischen General v. Rosen kennen und machte mit demselben als Secretär seiner Kanzlei den Feldzug nach Frankreich mit. Nach Beendigung desselben durchstreifte er Deutschland und nahm erst in Breslau längeren Aufenthalt. Seine Bekanntschaft mit Schall und Holtei wurde die Veranlassung, daß er sich der Bühne zuwandte. Ueber Wien begab er sich nach Brünn, wo er 1818 als Schauspieler auftrat und drei Jahre lang, vorwiegend als Theaterdichter, thätig blieb. Hierauf wurde er Secretär am Isartheater in München, später Theaterdichter und Secretär beim Director Carl in Wien und übernahm nach zwei Jahren (1824) die Oberleitung des Nürnberger Stadttheaters und zugleich einen Theil der Redaction des „Nürnberger Correspondenten“. Obwol bereits früher als Dichter unter dem Namen Kurt Waller am „Breslauer Gesellschafter“, an der „Abendzeitung“, an der „Pannonia“ und Holtei’s „Jahrbuch deutscher Nachspiele“ thätig, schrieb er doch in Nürnberg sein erstes selbstständiges Werk, seine „Geschichte der Musik“ (1826) und betrat damit zugleich die Schriftstellerlaufbahn. Nachdem L. kurze Zeit das Theater in Bamberg geleitet, kam er als Theaterdichter und Comparsen-Inspector nach Hamburg, wo er vier Jahre verweilte und seine Novelle „Der Rächer“ (1829), sein Zeitbild „Warschau“ (1831) und drei Bände „Novellen“ (1831–33) schrieb. Um sich ganz schriftstellerischer Thätigkeit widmen zu können, begab er sich 1831 nach Paris, verließ aber wegen der Cholera nach neun Monaten diese Stadt wieder und übersiedelte nach München, dem Geburtsorte seiner Frau. Hier entstanden sein „Album aus Paris“ (2 Bde., 1832), „Gorgana. Bilder aus dem französischen Mittelalter“ (2 Bde., 1832), „Gadsalünah. Erinnerungen aus Hamburg“ (1833). Im J. 1834 verlegte L. seinen Wohnsitz nach Stuttgart, gründete hier 1835 die Zeitschrift „Europa. Chronik der gebildeten Welt“, mit der er später nach Karlsruhe übersiedelte und die er bis 1846 redigirte, wo sie Gustav Kühne übernahm. Während dieses Zeitraumes schrieb L. seine Erinnerungen aus dem Leben nieder, die als „Aquarelle aus dem Leben“ (4 Bde., 1836–37), „Neue Aquarelle aus dem Leben“ (1840) und „Gesammelte Schriften“, a. unter dem Titel: „Ein Menschenleben“ (12 Bde. 1843–46) erschienen. Mehrfache Reisen gaben ihm den Stoff zu seinen Schriften „Tyrol vom Glöckner bis zum Orteler und vom Gardasee bis zum Bodensee“ (2 Bde., [513] 1835), „Handbuch für Reisende am Rheine“ (1838), „Praktisches Reisehandbuch nach und durch Italien“ (1840); an novellistischen Arbeiten veröffentlichte er „Schattirungen“ (2 Bde., 1836), „Memoiren eines Banquiers“ (2 Bde., 1836–37), „Blaue Märchen für alte und junge Kinder“ (1837), „Beaumarchais’ Memoiren“ (2 Bde., 1838), die Novellensammlung „Der Divan“ (6 Bde., 1839), „Erzählende Schriften“ (10 Bde., 1840), „Fee Rosa“ (1840), „Aus dem Leben Friedrichs des Großen“ (2 Bde., 1840–41), „Mörder und Gespenster“ (1840), „Theater-Roman“ (5 Bde., 1841), „Deutsche Volkssagen“ (1845), „Russische Geschichten“ (2 Bde., 1846); und seine früheren Beziehungen zum Theater fanden ihren Ausdruck in seinen „Schauspielen“ (2 Bde., 1838) und in seinem „Entwurf einer praktischen Schauspielerschule“ (1846). Nach Niederlegung der Redaction der „Europa“ lebte L. eine Zeit lang in Wien und während der Revolutionsjahre in Frankfurt a. M. Von dem politischen Treiben in dieser Stadt abgestoßen, ging er 1849 nach Stuttgart, übernahm hier die Redaction der conservativen „Deutschen Chronik“ und wurde fast gleichzeitig zum Regisseur des Hoftheaters und der Oper bestellt. In dieser Stellung blieb er bis zum J. 1863; inzwischen war er 1860 in München zur katholischen Kirche übergetreten. Nach seiner Pensionirung lebte er als Privatmann erst in Baden-Baden, dann in München und hier starb er am 10. März 1871. Von seinen Schriften aus der letzten Periode seines Lebens sind die ganz in katholischem Geiste gehaltenen Romane und Erzählungen „Clarinette“ (3 Bde., 1863), „Der Insurgent“ (2 Bde., 1865), „Moderne Familiengeschichten“ (3 Bde., 1866). „Anna“ (1868) und „Inigo“ (1870) zu erwähnen.

Rosenthal, Convertitenbilder aus dem 19. Jahrh., I. S. 1010. – Kehrein, Lex. der kathol. Dichter u. Schriftsteller, I. S. 230. – v. Rehden, Deutsches Bühnen-Lex., I. S. 399. – Männer der Zeit, II. S. 377.