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Artikel „Schall, Karl“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 557–558, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schall,_Karl&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:58 Uhr UTC)
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Schall: Karl S., geboren am 24. Februar 1780 zu Breslau als der Sohn eines gebildeten und begüterten Kaufmanns, sollte nach dem Wunsche seines Vaters sich gleichfalls dem Handelsstande widmen, folgte indessen mehr seiner Neigung zu den schönen Wissenschaften, die mit einem heiteren Lebensgenuß, der allerfrivolsten Modelust und doch auch wieder mit ernsten Studien Hand in Hand ging. Er war reich, unabhängig, dichtete, schrieb, reiste. Ein vollendeter Gentleman in der Unterhaltung, mehr hervorlockend als dominirend, entwickelte er ästhetische, gelehrte, theatralische und politische Kenntnisse, welche ihm einen höheren Rang anwiesen als seine Schriften und Dichtungen, denen er nicht den leichten und zugleich gehaltenen Ton zu geben gewußt, welcher eben seine mündliche Rede charakterisirte. Einer seiner Biographen nannte ihn einen großen Freudenmarschall, Breslau’s Sir John, der geliebt, gelacht, gegessen und gelitten hat; denn wohl selten hat ein Schriftsteller das Leben in so vollem Genusse ergriffen und aus dem Becher der Lust mit so tiefen Zügen getrunken, als S., aber auch wohl selten einer so viel Heiterkeit und Frohsinn um sich verbreitet als er. Mit Rücksicht darauf charakterisirt R. Gottschall den dramatischen Dichter S. als den „Breslauer Eßkünstler mit gesunder Laune, welcher mit aufgestreiften Hemdärmeln mit dem großen Löffel in die dampfende Suppenterrine des geselligen Lebens greift und einige Brocken köstlichen Humors hervorholt“. Schall’s Lustspiele gehören allerdings nur zu dem Mittelmäßigen, zeichnen sich aber durch großen Reichthum an heiteren und wahrhaft komischen Einfällen und durch gewandten Dialog aus und wurden deshalb in Berlin oft und gern aufgeführt, sogar noch nach des Dichters Tode. Ein Theil derselben erschien als „Lustspiele. Erste Sammlung“ (1817. N. A. 1823) und zwar „Mehr Glück als Verstand“ – „Das Heiligthum“ – „Der Kuß und die Ohrfeige“ – „Theatersucht“ – „Trau, schau, wem?“ – „Die unterbrochene Whistpartie“. Einige andere dramatische Arbeiten („Das Kinderspiel“ – „Eigene Wahl“) sind im „Jahrbuch deutscher Bühnenspiele“ abgedruckt und drei weitere Lustspiele („Das Sonett“ 1811 – „Der Knopf am Flausrock“ 1832 – „Schwert und Spindel“ 1833) sind nur aufgeführt worden, ohne in den Buchhandel zu gelangen. S. war übrigens auch noch in anderer Weise schriftstellerisch thätig. Als er einen bedeutenden Theil seines Reichthums eingebüßt hatte, gründete er die „Neue Breslauer Zeitung“, welche sich unter seiner oberen Leitung bis zu seinem Tode des besten Gedeihens erfreute. Mit Holtei und Frdr. Barth gab S. „Deutsche Blätter für Poesie, Litteratur, Kunst und Theater“ heraus (1823), und im Vereine mit Max Habicht und Fr. H. v. d. Hagen lieferte er eine Uebersetzung der arabischen Erzählungen „Tausend und eine Nacht“ (1824), die zu den besseren Verdeutschungen gezählt wird. Gegen das Ende [558] seines Lebens brachte S. einige Jahre in Berlin zu und schien nicht übel Lust zu haben, sich dort dauernd niederzulassen; doch kehrte er wieder nach Breslau zurück, und hier ist er am 18. August 1833 gestorben.

Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrg. 1833, S. 562.