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Artikel „Rosenthal, David August“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rosenthal,_David_August&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 03:55 Uhr UTC)
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Rosenthal: David August R.[1], praktischer Arzt, geboren zu Neisse am 16. April 1821, † zu Breslau am 29. März 1875. Nach Vollendung der medicinischen Studien zu Breslau und seiner daselbst 1845 erfolgten Promotion, wirkte R. zuerst in Kempen, dann in Landsberg O/S. und Ohlau und seit 1855 in Breslau als praktischer Arzt und versah in letzterer Stadt auch die Geschäfte eines städtischen Armenarztes mit großer Hingabe, obwohl die letzten zwölf Jahre seines Lebens durch ein schweres Brustleiden getrübt wurden, dem er auch in einem Alter von erst 54 Jahren erlegen ist. R., eine idealistisch angelegte Natur, besaß eine ungemein vielseitige Bildung, die ihn befähigte, auch außerhalb der Grenzen seines Fachstudiums mit Erfolg schriftstellerisch aufzutreten. Ein eifriger katholischer Convertit, war er namentlich thätig auf dem Gebiete der theologischen und poetischen Litteratur. Er hat sämmtliche poetische Werke des schlesischen Hymnendichters Johann Scheffler (Angelus Silesius) gesammelt und in 2 Bänden 1862 herausgegeben. Eine lebhafte Neigung führte ihn der Botanik zu. Besonders interessirten ihn die culturgeschichtlichen Beziehungen der Pflanzenwelt, worüber er in Fachschriften manche anziehende Mittheilungen machte. Sein Hauptwerk auf diesem Gebiete ist seine 1862 erschienene: „Synopsis plantarum diaphoricarum“, eine systematische Uebersicht der Heil-, Nutz- und Giftpflanzen aller Länder. Hierbei hat sich der Verfasser die Aufgabe gestellt, eine dem Botaniker von Fach ferner liegende Seite des pflanzlichen Lebens, die Art der praktischen Verwendung der Gewächse im Haushalte des Menschen in möglichster Ausführlichkeit darzulegen und es ist ihm diese Aufgabe, nach Ueberwältigung einer immensen Litteratur, in vorzüglicher Weise gelungen, so daß sein Buch noch heute eine werthvolle Fundgrube für alle einschlägigen Fragen bietet. Unter den Nahrungspflanzen sind nicht bloß die im gewöhnlichen Sinne als solche aufzufassende, sondern auch alle jene genannt, welche nur unter gewissen Bedingungen, z. B. in Zeiten der Noth benutzt wurden, beziehungsweise ihrer Zusammensetzung nach als Genußmittel geeignet sein dürften. Von den Arzneipflanzen sind die noch heute officinellen wie die früher als solche gegoltenen und die Volksheilmittel liefernden angegeben; ferner sind aufgezählt alle technisch irgendwie verwendbaren Nutzpflanzen, dann alle vermöge ihrer chemischen Bestandtheile auf den Organismus nachtheilig wirkenden Giftpflanzen und schließlich noch solche Gewächse, die ein gewisses ethisches Interesse haben, insofern sie mit althergebrachten volksthümlichen Meinungen, Sitten und Gebräuchen im Zusammenhange stehen. So sind im Ganzen mehr als 12000 Species behandelt, mit den Algen beginnend und den Leguminosen schließend, nach Endlicher’s System geordnet, von dessen 279 Familien nur 18 nicht vertreten sind. Die größeren Abtheilungen enthalten allgemeine Charakterisirungen der Eigenschaften und Nutzanwendungen der zu ihnen gehörigen Pflanzen, da sich herausgestellt hat, daß die verwandtschaftlich nahe stehenden Gewächse im Allgemeinen auch ähnliche Wirkungen besitzen. Bei den einzelnen Arten ist der Name des Autors, die Synonymie, Fundort und specielle Verwendungsart angegeben. Das ganze Werk ist in deutscher Sprache geschrieben. Angefügt ist ein doppelter Index, als Namen- und Sachregister. Ein über 2500 Arten umfassender Nachtrag, bereits druckfertig ausgearbeitet, ist leider nicht zur Veröffentlichung gelangt.

F. Cohn, Nachruf im Jahresb. d. schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 1875.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 233. Z. 5 v. o.: Rosenthal, von Hause aus Jude, trat 1851 mit seiner Familie zur katholischen Kirche über. Sein umfangreichstes Werk ist 1865–70 erschienen unter dem Titel: „Convertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert“ (1. Bd. in zwei Abtheilungen, 1100 S.: Deutschland. 2. Bd.: England. 3. Bd. in zwei Abtheilungen: Frankreich. Amerika. Rußland. Nachtrag). [Bd. 29, S. 777]