ADB:Gebhardi, Heinrich Brandanus

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gebhardi, Heinrich Brandanus“ von Adolf Häckermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 481–482, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gebhardi,_Heinrich_Brandanus&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 8 (1878), S. 481–482 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Brandanus Gebhardi in der Wikipedia
Heinrich Brandanus Gebhardi in Wikidata
GND-Nummer 102430551
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|481|482|Gebhardi, Heinrich Brandanus|Adolf Häckermann|ADB:Gebhardi, Heinrich Brandanus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=102430551}}    

Gebhardi: Heinrich Brandanus G., geb. am 6. Novbr. 1657 in Braunschweig, † am. 1. Dec. 1729 als erster Vertreter von Spener’s Schule an der Greifswalder Universität von Wichtigkeit. Von seinem Vater, Andreas G., Pastor der Martinskirche, und anderen Theologen, namentlich dem späteren Pastor an der Petrikirche zu Berlin, L. H. Ihering vorgebildet, studirte er seit 1676 in Jena besonders unter Valentin Weltheim und Friedemann Bechmann Philosophie und Theologie. In der Folge widmete er sich, während er die Erziehung der Söhne des Kanzlers J. A. von Kielmannsegge in Hamburg leitete, ebendaselbst unter dem berühmten Orientalisten E. Edzardi und später in Kiel, wo er auch Kortholt, Franck und Opitz hörte) unter Wasmuth dem Studium der orientalischen Sprachen; als die Professur dieses Faches in Greifswald durch Läkerwitz’ Abgang zur Präpositur in Loitz 1685 erledigt wurde, erhielt G. diese durch Edzardi’s Empfehlung und trat sie 1687 mit einer Rede „De usu et scopo literaturae hebraicae“ an. 1699 zum Magister und 1702 zum Doctor der Theologie promovirt, erhielt er, obwol die drei Professuren der Theologie besetzt waren, dennoch durch Verwendung des Generalsuperintendenten J. Fr. Mayer, welcher seine Fähigkeiten besonders hochschätzte, eine 4. Professur und 1705 nach Hennig’s Tode auch das Pastorat an der St. Jacobikirche. Schon in Hamburg von den Anschauungen des älteren Pietismus, welcher das Wesen der Religion in die Frömmigkeit des Gemüthes und Reinheit der Sitte legt, ergriffen, lernte er auf einer Reise, welche er nach dem Tode seiner ersten Gattin im J. 1691 zur Aufrichtung seiner Seele unternahm, Ph. Jac. Spener in Berlin kennen und schloß mit demselben nicht nur eine persönliche Freundschaft, sondern unterzog auch, von ihm angeregt, die Lehren des Pietismus einer genaueren Prüfung, welche sie ihm nicht nur mit der bisher in Greifswald unter Rango und J. Mayer herrschenden Orthodoxie als gleichberechtigt, sondern oft auch denselben überlegen erscheinen ließen. So lange Mayer lebte, vermied er es aus Dankbarkeit gegen seinen Gönner, mit seinen gegnerischen Anschauungen hervorzutreten, nach dessen Tode jedoch im J. 1712 lehrte er sie offen in Vorlesungen und Schriften und gerieth dadurch in heftigen Streit mit seinem Amtsgenossen Würffel. Die während des nordischen Krieges von 1712–21 eingesetzte dänische Regierung begünstigte aber den Pietismus in so hohem Grade, daß sie G. zum Generalsuperintendenten an Mayer’s Stelle ernannte. Nach der theilweisen Rückkehr Vorpommerns unter schwedische Herrschaft im Stockholmer Frieden 1721 wurde jedoch die Orthodoxie wieder höher geschätzt und Alb. Joach. von Krackewitz an Gebhardi’s Stelle berufen. Indeß dieser führte sein theologisches Lehramt fort und gerieth aufs neue in heftigen Streit mit dem Professor Jer. Papke, welcher noch nach seinem Tode im J. 1729 fortdauerte. Seine zahlreichen von Biederstedt [482] (Nr. 1–65) aufgezählten Schriften betreffen namentlich die Exegese des alten Testamentes. – Sein Sohn, Brandanus G., geb. 1704, † 1784, studirte in Greifswald und Jena, hielt anfangs Vorlesungen in der philosophischen Facultät zu Greifswald, wurde dann 1733 Diacon in Bergen und später (1737) Pastor und Superintendent an der Marienkirche in Stralsund. – Sein Enkel, Bogislaw Heinrich G., geb. 1737, † 1818, war Pastor an der Nicolaikirche zu Stralsund.

B. H. Gebhardi’s Leben in Balthasar’s Gr. Wochenblatt S. 227–37. – Balthasar, Sammlungen zur Pom. Kirchenhistorie II, 823. – Kosegarten, Geschichte der Universität I, 269, 278. – Pyl, Pom. Geschichts-Denkmäler V, S. 39 ff. – Biederstedt’s Nachrichten von dem Leben und den Schriften neuvorpommerisch-rügenscher Gelehrten. 1824. S. 63 ff.