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Artikel „Veltheim, Valentin“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 595–596, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Veltheim,_Valentin&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 14:27 Uhr UTC)
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Veltheim: Valentin V. (Velthem, Velthemius), protestantischer Theologe, † 1700, bekannt als theologischer Gegner Pufendorf’s. – V. stammte aus Halle an der Saale, wo er am 11. März 1645 geboren wurde. Sein Vater war ein angesehener Rathsherr daselbst, der seinem Sohne eine gründliche gelehrte Vorbildung zu theil werden ließ, so daß dieser die Universität beziehen konnte. Er wählte dazu Jena. Hier trieb der junge V. zunächst philosophische Studien, promovirte als Magister der Philosophie und widmete sich darauf theologischen Disciplinen, welche damals in Jena recht fruchtbar betrieben werden konnten. Denn hier stand ein Musäus, welcher zwischen Pietismus und Orthodoxie in besonnener Weise vermittelte, an der Spitze der Facultät und bewahrte die Theologie einerseits vor dogmatischer Schroffheit, andererseits vor unwissenschaftlicher Frömmigkeit. Dessen amtlicher und geistiger Nachfolger ist unser V. geworden, nachdem er erst seit 1672 eine Professur der Ethik und Politik, seit 1679 aber eine der Logik und Metaphysik innegehabt hatte. 1683 trat er an Musäus’ Stelle in die theologische Professur und verwaltete sie mit rühmlichem Fleiße. Er genoß den Ruf eines gründlichen und besonnenen Lehrers. Auch war er fünf Mal Rector der Hochschule. So bildete er eine der Zierden der damaligen Universität Jena, welcher er ununterbrochen angehört hat. Im J. 1700 überfiel ihn eine Schwachheit, welche am Anfang ungefährlich erschien, aber doch zu seinem Tode führte, der ihn am 25. April d. J. ereilte.

Charakteristisch für Veltheim’s Theologie ist der Streit mit dem großen Juristen Pufendorf, wodurch unser Theologe zugleich in weiteren Kreisen bekannt wurde. V. widersetzte sich nämlich der Pufendorf’schen Ableitung des Rechtes aus der Natur und nahm Anstoß daran, daß der Jurist das principium moralitatis scholasticorum verworfen hatte. Daher hielt V. eine Rede de laudibus scholasticorum und veröffentlichte zwei Disputationen gegen Pufendorf unter dem Titel „Vera et genuina fundamenta juris naturae contra Pufendorfium“ (Jenae 1674), worin er die actus per se honestos et turpes vertheidigte. Als Pufendorf darauf geantwortet hatte, wiederholte V. seine Einwürfe gegen ihn in einer „Introductio ad Hugon. Grotii libr. de iure belli at pacis“ (1676). Dieser wissenschaftliche Streit bekam zu Jena noch ein scandalöses Nachspiel, indem ein dortiger Anhänger Pufendorf’s, der Magister Gottfr. Klinger aus Zittau unter dem Namen Joh. Rollettus Palatinus eine „Charteque“ voll persönlicher Injurien gegen V. veröffentlichte. Dafür wurde der Verfasser in den Carcer gesetzt und seine „Charteque“ confiscirt (1677); er hatte es nur der Fürsprache an den Höfen der Nutritoren der Universität zu verdanken, daß er einer weiteren peinlichen Inquisition entging.

Schriften Veltheim’s: außer den oben genannten noch „Fontes universitatis theologiae“ (Jena 1691); „Theologia acroamatica“ (Jena 1697); „Institutiones metaphysicae“ (1680); „Theologia moralis“ (Jena 1690); „Decas disputationum theologicarum“ (ebd. 1688), und einige andere, deren Titel bei Zedler (s. unten). Dazu veröffentlichte er eine große Anzahl lateinischer Disputationen aus den von ihm vertretenen Fächern, von welchen allein bei Zedler (s. u.) fünfundfünfzig Titel aufgeführt sind.

[596] Vgl. Zeumer, Vitae professorum theol. Jenens., p. 254. – Pipping, Memoria theol. s. v.Eccardi, Monatl. Auszüge, Ann. 1700. M. Maj. S. 237. – Heinsii Kirchenhistorie, VII. Theil, S. 399 ff. – (Zedler,) Universallexicon, 46. Bd. (1745), Sp. 1084 ff., wo noch weitere Litteratur über V. angegeben ist. – Gustav Frank, Geschichte der protestantischen Theologie, Leipzig 1865, S. 65 f.