ADB:Schlik, Heinrich Graf von

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Artikel „Schlik, Heinrich Graf“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 495–499, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlik,_Heinrich_Graf_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 01:59 Uhr UTC)
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Schlik: Heinrich Graf S., zu Bassano und Weißkirchen, kaiserlicher Feldmarschall und Hofkriegsraths-Präsident, geb. 1580 (?), † 1650.

Ueber Heinrich Schlik’s Geburts- und erste Jünglingsjahre bestehen nur spärliche Ueberlieferungen. Als Sohn von Georg Ernst Grafen Schlik und der Sidonia Colonna, Baronin v. Fels und Schenkenburg soll er im J. 1580 geboren worden sein. Auf das sorgfältigste erzogen und nach dem Gebrauche damaliger Zeit in allen ritterlichen Künsten und in der vollständigen Beherrschung mehrerer Sprachen ausgebildet, machte er als junger Mann bei dem Heere des kaiserlichen Generals Giorgio Basta die Feldzüge in Ungarn als Volontär mit. Seine Theilnahme an dem Gefechte bei Osgyán (14. October 1604) wird erwähnt. Entweder diente er hier bei einer Truppenabtheilung, die ein Verwandter, Graf Hans Ludwig Schlik führte oder bei dem Regimente des kaiserlichen Feldobersten Heinrich Mathias Grafen Thurn. Nach der Abdankung seines Regiments (vermuthlich im J. 1604) trat S. in spanische Kriegsdienste. Hier wird er zuerst in den Niederlanden unter Friedrich Graf Berg, dann als Rittmeister im Regimente des Grafen v. Ostfriesland genannt. Während dieser Zeit gab er nicht gewöhnliche Beweise von Tapferkeit und Klugheit, wohnte der Einnahme des Castells von Wachtendonk bei, den Affairen von Rheinberg und Lingen und trug eine gefährliche Verwundung davon. Nach Auflösung seines Regiments wandte sich S. nach Frankreich, und nachdem er einen großen Theil dieses Königreichs bereist hatte, erhielt er Nachricht von dem Ausbruch des Jülich’schen Streites (1609/10). Er trat nun wieder in die Dienste Kaiser Rudolf’s II. und errichtete eine Compagnie Kürassiere, mit denen er bis zur Verabschiedung der geworbenen Truppen im Jülich’schen und im Elsaß kämpfte. Nun eilte er [496] auf einige Wochen in die Heimath, kehrte jedoch bald wieder nach Frankreich zurück, begab sich von dort nach England und sodann nach Flandern. Hier widmete er sich mit besonderem Eifer und Fleiße mathematischen Studien. Als der Jülich’sche Krieg im J. 1614 von neuem begann, commandirte S. unter dem Erbprinzen Wolfgang Wilhelm v. Pfalz-Neuburg einige von ihm aufgeworbene Kürassiercompagnien. Aus dem pfalz-neuburgischen trat er dann wieder in spanischen Dienst. Später (1616) stand er mit 500 Pferden als Oberstlieutenant im braunschweigischen Kriegsdienste und zwar vermuthlich in jenem des Herzogs Friedrich Ulrich. Von dort begab er sich neuerdings nach Flandern und sodann nach Italien, wo er im Heere des Gouverneurs von Mailand, Don Pedro di Toledo, gegen den Herzog von Savoyen kämpfte. S. blieb in Italien im Winterquartier, kehrte dann zm[WS 1] Frühjahre nach Flandern zurück und trat als Oberst über 12 Compagnien zu Pferd abermals unter Johann Jakob Grafen v. Anhalt in spanische Dienste. Diese Truppenabtheilung, für das Herzogthum Mailand bestimmt und im Marsche dorthin, erhielt jedoch in der Schweiz die Nachricht von dem seitens des Herzogs von Feria, Namens Spanien, mit Savoyen abgeschlossenen Frieden (26. September 1617). Die Regimenter marschirten infolge dessen nach Flandern zurück, wo sie bald darauf entlassen wurden.

In die Heimath nach so vielen Kriegszügen zurückgekehrt, übernahm S. das Commando eines Infanterieregiments in Diensten der mährischen Stände. Obwohl im Juli 1618 Kaiser Ferdinand II. die 4 bis 5000 Mann ständischer Truppen gegen Böhmen verwenden wollte, verweigerten sie die Stände unter dem Vorwande, daß diese Streitkräfte zur nothwendigen Vertheidigung des Landes nicht entbehrt werden könnten. Zu Ende des Jahres 1620 ging jedoch eine mährische Amnestiedeputation an den kaiserlichen Hof nach Wien und im Januar 1621 kam ein Vergleich zu stande, wobei „die restirende ständische Armada zu Ihrer kais. Majst. Diensten offerirt wurde“. Am 26. Februar 1621 erhielt infolge dessen auch S. die kaiserliche Bestallung über „ein Regiment Knecht von 1000 Mann“. Im October desselben Jahres sollte er sein Regiment schon auf 10 Fähnlein, jedes zu 200 Mann, bringen. Mit der Errichtung dieses Regiments beginnt nun des berühmten Kriegsmanns glorreiche und fast ununterbrochene Laufbahn im kaiserlichen Dienste. Er diente in Ungarn unter Generallieutenant Graf Buquoy und befand sich bei den Gefechten vor Neuhäusel, wo der kaiserliche Oberbefehlshaber fiel (10. Juli 1621). Der Tod dieses Generals, dann Mangel an Lebensmitteln veranlaßten das kaiserliche Heer, das vorläufig Feldzeugmeister Graf Maximilian v. Liechtenstein führte, die Belagerung von Neuhäusel aufzuheben und sich über Komorn und Preßburg aus Ungarn nach Mähren zurückzuziehen. Dort bezog S. die Winterquartiere, diente im folgenden Jahre (1622) unter Liechtenstein’s Commando in Schlesien und versah bei der Belagerung von Glatz die Dienste eines Generalfeldwachtmeisters. Er kehrte dann mit seinem Regimente nach Olmütz zurück und führte in Abwesenheit des zum Ersatz für Buquoy von König Philipp IV. gesendeten Feldmarschall Caraffa, Marques de Montenegro, in Mähren das Commando (April 1623). Dort blieb er auch im J. 1624 und zwar in Iglau, war aber noch immer Oberst, denn er meldet im Februar des genannten Jahres an den Hofkriegsrath: „daß er bei dem kaiserlichen Volk wenig Gehorsam zu erhalten weiß, daher es vonnöthen, Jemanden aus den Generals-Personen abzufertigen“. Gelegentlich des Waldstein’schen ersten Generalats, im J. 1625, standen die Schlik’schen 10 Fußcompagnien in der Stärke von 2000 Mann in dessen Heere. S., noch Oberst, befehligte die Artillerie, wollte aber dies Commando nicht länger behalten. Auf Friedland’s Wunsch beließ ihn jedoch der Hofkriegsrath in dieser Stellung. Von Böhmen, [497] wo die Armee Anfang des Jahres gelegen, waren die kaiserlichen Truppen theilweise nach Hessen verlegt worden; von dort rückte S., auf Waldstein’s Befehl, mit einem starken Reitercorps zur Besetzung der Stifter Magdeburg und Halberstadt ab. Friedland selbst war inzwischen, ungefähr 25 000 Mann stark, Ende September 1625 in das Göttingen’sche eingerückt und hatte sich von da gegen Halberstadt gewendet. Halle und Dessau ließ er besetzen; Magdeburg mußte sich erklären, dem Kaiser unterworfen zu bleiben. Zwischen diesen Städten, also längs der Elbe in dem Raume von Magdeburg bis Dessau, rückwärts bis Halberstadt und Halle nahm Waldstein die Winterquartiere, die durch Postirungen an beiden Elbeufern gedeckt wurden. S. erhielt Befehl, mit einigen Reiterregimentern nach Dessau zu gehen, zur Verstärkung des dort commandirenden Obersten Aldringen, auch eventuell die Elbe zu überschreiten, um feindliche Werbungen in jenen Gegenden zu hindern. Waldstein folgte mit dem Fußvolke. An der Niederlage Mansfeld’s bei Dessau (25. April 1626) hatte S. wesentlichen Antheil und erhielt für seine vortreffliche Haltung in dieser Schlacht neben Aldringen und anderen höheren Officieren ein kaiserliches Anerkennungsschreiben („Dankbriefel“). Am 15. Januar 1626 war er übrigens bereits zum kaiserlichen Feldzeugmeister über die Artillerie ernannt worden.

Waldstein war Mansfeld, der sich nach der Niederlage an der Dessauer Brücke zuerst nach Schlesien, dann nach Ungarn gewendet hatte, gefolgt. Im October leitete Feldzeugmeister Graf S. die Fortificationsbauten in Komorn und ward Anfangs November, wieder zur kaiserlichen Armee zurückgekehrt, gelegentlich einer Recognoscirung am Waagflusse, die er mit 80 Reitern unternommen hatte, nebst dem Generalfeldwachtmeister Lorenzo di Maestro von einer starken Reitertruppe des Siebenbürger Fürsten Bethlen Gabor überfallen, verfolgt, bei Neustadtl gefangen und nach Kaschau gebracht. S. mußte sich mit 20 000 Thalern, der mitgefangene di Maestro mit 8000 Thalern ranzioniren. Auf der Heimreise begriffen, erhielt er unterwegs seine Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall (vom 2. Juni 1627). Er zauderte in der Annahme dieser Charge, da er des Lebens in den Feldlagern müde gewesen zu sein scheint, mußte sich aber schließlich doch dem Wunsch und Willen seines kaiserlichen Herrn anbequemen. S. begab sich nun zum kaiserlichen Heere nach Schlesien und brach von dort, auf Befehl Waldstein’s, mit 8000 Pferden gegen die Havel auf, um vereint mit den Truppen des Herzogs Georg v. Lüneburg bis zu des Generalissimus Ankunft unter Tilly’s Befehlen zu stehen. Waldstein selbst setzte sich, nachdem Schlesien von den Dänen geräumt war, zur Vereinigung mit Tilly und zur gänzlichen Vertreibung des Dänenkönigs in Bewegung. Am 1. September trafen sich die beiden Feldherrn in Lauenburg. Die von Herzog Friedrich von Holstein-Gottorp dorthin überbrachten Friedensanträge des Königs Christian IV. von Dänemark wurden abgelehnt. Vor dem übermächtigen Heere, das in Holstein eindrang, vermochten die Dänen nirgends Stand zu halten. Markgraf Georg Friedrich v. Baden-Durlach, der sich mit seinem Fußvolk in Wismar eingeschifft hatte, war in Heiligenhafen an der holsteinischen Küste gelandet und nach Oldenburg marschirt, um sich mit dem Dänenkönig zu vereinigen. Da sperrte ihm plötzlich der kaiserliche Feldmarschall Graf S. den Weg. Denn bereits war Rendsburg umzingelt und der König auf der Flucht nach Flensburg. Der Markgraf zog sich in eine gedeckte Stellung und ließ Schanzen aufwerfen. Als aber S. am 24. September den Angriff eröffnete, liefen ganze Compagnien des Markgrafen davon, die übrigen wurden gänzlich aufgerieben. Nur spärliche Reste entkamen zu Schiff mit dem Markgrafen, dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar und einigen anderen hohen Officieren, um sich nach der Insel Fehmarn zu flüchten. [498] Von hier aus gelang es ihnen erst zu dem Heere des Königs bei Flensburg zu stoßen. Mit der Nachricht von diesem Siege hatte der Friedländer den Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg an den kaiserlichen Hof nach Wien abgesendet.

Rendsburg hatte am 4. October capitulirt; von Flensburg zog sich bei der Annäherung Waldstein’s Christian IV. zurück und schiffte nach Fünen über. Nur 7000 Mann unter dem Rheingrafen Otto Ludwig zogen sich unter steten Plänkeleien, verfolgt von der kaiserlichen Avantgarde unter S. nach Kolding und Viborg. Von dort schlug sich der Rheingraf mit einigen seiner besten Truppen durch die kaiserlichen Vorposten nach Aarhuus durch, um zu Schiff nach Fünen zu flüchten. Der Rest der dänischen Reiterei wurde von S. bis nach Aalborg verfolgt; was davon nicht unter den Säbelhieben der leichten Reiter fiel, gab sich gefangen. Der dänische Feldzug war zu Ende. – Nach dem Frieden mit Dänemark wünschte Kaiser Ferdinand, daß S. an die Spitze der wegen des mantuanischen Erbfolgestreites in Italien stehenden Armee trete, doch dieser lehnte dankend ab, legte im J. 1630 seine Kriegsbestallung nieder und zog sich auf seine Besitzungen in Böhmen zurück. Doch nicht auf lange Zeit; denn Kaiser Ferdinand wollte den Rath des erprobten Kriegsmannes nicht entbehren. Waldstein war bekanntlich nach dem Regensburger Kurfürstentage im September 1630 des Commandos enthoben worden. Noch im selben Monate sendete der Kaiser den Feldzeugmeister Rudolf v. Tieffenbach nach Plan in Böhmen zu S., um ihn zur Annahme einer Generalfeldmarschallscharge unter Tilly zu bestimmen, welches S. bescheiden ablehnte, sich aber selbst nach Regensburg begab, wo der Kaiser noch weilte, und demselben die Gründe der Ablehnung vortrug, welche den Monarchen auch zufriedenstellten. Im nächstfolgenden Jahre schien es, als ob der Sohn des Kaisers, der König von Ungarn, als Generalissimus an die Spitze der kaiserlichen Heere treten würde. Im Juni ward nämlich auch S. nach Wien berufen und der Kaiser ließ ihn durch seinen Obersthofmeister Grafen zu Meggau sondiren, ob er geneigt sei, mit König Ferdinand als militärischer Beirath in’s Feld zu ziehen und „das Directorium bei Ihrer königlichen Majestät im Krieg zu führen“. Die betreffende Instruction für ihn war schon fertig. S. sagte willig zu, doch kam die Sache nicht zu stande. Nach der Breitenfelder Schlacht (17. September 1631), der Niederlage Tilly’s, ward der Plan, König Ferdinand an die Spitze der Armeen zu stellen, wieder aufgenommen und S. im December abermals nach Wien berufen. Inzwischen hatten jedoch die mit Waldstein wegen der erneuerten Uebernahme des Armeecommando angebahnten Unterhandlungen zum Ziele geführt und dieser trat im April 1632 den Oberbefehl an. Dem Grafen S. ward nun das damals vacante Amt des Kriegsrathspräsidenten vom Kaiser übertragen, wobei er gleichzeitig zum geheimen Rath ernannt wurde. Am Hofe gehörte er zu den Gegnern des Friedländers und zu jener einflußreichen Partei, welche wie der König von Ungarn für einen möglichst energisch geführten Krieg, mit Ausschluß aller Zugeständnisse an Schweden, war. Die Unthätigkeit Waldstein’s im Sommer 1633 wirkte dort äußerst verstimmend und am 12. August ging der Hofkriegsrathspräsident S. mit kaiserlicher Vollmacht und Instruction nach Schlesien ab, um mit dem Oberfeldherrn zu conferiren und ihn zu rascherer Thätigkeit zu bestimmen. Die Mission Schlik’s in’s friedländische Hauptquartier verlief jedoch ohne greifbares Resultat, „denn der Herzog hatte ihm wenig oder schier nichts von seinen consiliis und tractaten vertraut“. Zu Ende des Jahres 1633 hatte sich die Situation vollkommen zu Ungunsten Waldstein’s verändert. Die vielen Widersprüche, in denen er sich bewegte, ließen allmählich selbst seine thätigsten Freunde an ihm irre werden und brachten ihn zuletzt in schroffen Gegensatz zum Kaiser. Zu jener Zeit soll, nach [499] einem Berichte des Vicekanzlers Richel (vom 28. December 1633) an den Kurfürsten von Baiern, von dem Grafen S. und dem Marchese de Grana wiederholt im Rathe der Antrag gestellt worden sein: „per maiora ex praegnantissimis et multis causis, mit dem Generalat eine Veränderung vorzunehmen“, und in den letzten Tagen des Jahres ward auch der Kaiser dafür gewonnen. – Nach der Katastrophe von Eger und später, als der König von Ungarn den Oberbefehl der Armee übernahm, blieb S. an der Spitze des Hofkriegsrathes. Im J. 1636 war er mit dem Kaiser nach Regensburg zum Kurfürstentage gereist, auf welchem die Wahl des Königs von Ungarn zum römischen König durchgeführt wurde. Anfang 1637 kehrte er nach Wien zurück und begleitete, nach dem Tode Ferdinand’s II. (15. Februar 1637), im Mai dieses Jahres Kaiser Ferdinand III. zu den militärischen Conferenzen nach Prag, bei welchen die hervorragendsten Generale der Armee wie Gallas, Piccolomini, Colloredo, Marchese de Grana, auch Vertreter der verbündeten Reichsfürsten, so von Sachsen und Brandenburg, zugegen waren. Im J. 1643 hatte ihm König Philipp IV. von Spanien für die Dienste, die er seinem Hause geleistet, den Orden vom goldenen Vließ verliehen. Ein Commando übernahm S. nur noch einmal auf Wunsch des Kaisers, als am 26. Juli 1648 der schwedische General Königsmark die Kleinseite von Prag durch Verrath eingenommen hatte, die Altstadt belagert wurde und die Angelegenheiten des Königreiches durch die feindliche Besetzung eines Theiles der Hauptstadt in Verwirrung gerathen waren, bestimmte Ferdinand III. ihn zum Militär- und Civilgouverneur von Böhmen. S. begab sich nach Budweis, um die Gegenoperationen von dort zu leiten, die zum Entsatz von Prag führten, dessen Belagerung am 30. October aufgehoben ward. Er kehrte dann nach der Kunde vom Abschlusse des Friedens (24. October 1648) nach Wien zurück und blieb hier in allen seinen Aemtern und Würden bis zu seinem am 5. Januar 1650 erfolgten Tode.

S. war mit Anna Maria Elise Gräfin Salm-Neuburg verw. Lobkowitz vermählt, aus welcher Ehe nebst zwei Töchtern der Sohn Franz Ernst (Kämmerer und Reichshofrath, † am 16. August 1675) entsproß. Eine der begabtesten Persönlichkeiten seiner Zeit, war S. nicht weniger tapfer im Felde, als klug und vorsichtig im Rathe, geschätzt von den Reichsfürsten, hochangesehen bei seinen Monarchen, die ihm die wichtigsten und schwierigsten Missionen übertrugen. In den vielen noch vorhandenen, von ihm herrührenden eigenhändig geschriebenen Briefen zeigt er stets eine vollkommene und sachgemäße Durchdringung der Materie, über die er sich gerade verbreiten will; dabei ist er ein vollkommener, geistreicher und eleganter Stilist. Außerdem, und dies kam ihm in seiner Stellung als Chef der Kriegsverwaltung besonders zu statten, besaß S. ein ganz ungewöhnliches Gedächtniß, so daß er sich die Namen sämmtlicher Städte, Ortschaften, Flüsse, Gebirgsübergänge gemerkt hatte, die er auf seinen vielen Kriegszügen betreten oder gesehen; außerdem kannte er aber sämmtliche Officiere der kaiserlichen Armee nicht nur mit Namen, sondern er wußte genau Bescheid über ihre Dienstzeit, ihre Fähigkeiten und über ihr Verhalten vor dem Feinde.

Acten und Protokolle des k. u. k. Kriegsarchivs in Wien. – Mittheilungen des k. k. Kriegsarchivs, Jahrg. 1882, S. 175: Zur Geschichte Wallenstein’s. – Khevenhüller, Annales Ferdinandei, II, S. 110. – Gualdo Priorato, Vite et azioni di personaggi militari e politici descritte dal conte –. – Die Hofkriegsraths-Präsidenten und Kriegsminister der k. k. österreichischen Armee. Wien 1874. – Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 30. Th., S. 105, worin auch Quellen zur Genealogie und Geschichte des gräfl. Hauses Schlik angegeben sind.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. so die Vorlage; ob „im“ oder „zum“ gemeint, ist nicht zu entscheiden.