Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Caraffa, Hieronymus“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 450–451, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Caraffa,_Hieronymus_von&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 17:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Caprivi, Leo Graf von
Band 47 (1903), S. 450–451 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Girolamo Caraffa in der Wikipedia
Girolamo Caraffa in Wikidata
GND-Nummer 129688851
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|450|451|Caraffa, Hieronymus|Oscar Criste|ADB:Caraffa, Hieronymus von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129688851}}    

Caraffa: Hieronymus C., Marquis von Montenegro, k. k. und k. spanischer Generallieutenant, geboren im J. 1564 zu Abruzzo im Königreich Neapel als Sohn des Rainaldus C. und der Portia Carracciola, Tochter des Herzogs von Sigignano, kam mit 14 Jahren nach Rom zu seinem Großoheim, dem Cardinal Antonio C., der den Knaben zu strengen Studien anhielt. Obwol für den Staatsdienst bestimmt, trat C. gegen den Willen seiner Angehörigen und nachdem er sich noch in sehr jungen Jahren mit Hippolyta v. Launay, der Enkelin des berühmten Helden und Vicekönigs von Neapel, Karl v. Launay, vermählt hatte, im J. 1587 in spanische Kriegsdienste und zog [451] anfangs unter Alexander Farnese in die Niederlande, diente dann unter den gegen Heinrich IV. von Frankreich gesandten spanischen Truppen und focht 1590 vor Ligne, 1592 bei Rouen. Bald darauf erhielt er ein Commando in Friesland und führte dann seine Truppen durch Brabant nach Flandern. Hierauf an die französische Grenze berufen, zeichnete er sich in vielen kleinen Gefechten aus und wohnte 1597 auch dem Ueberfalle von Amiens unter Porto-Carero bei. Nachdem dieser gefallen war, wählten die Spanier C. zum Commandanten, welcher die Vertheidigung von Amiens heldenmüthig fortführte und den Platz erst auf ausdrücklichen Befehl des Erzherzog-Statthalters übergab, 25. September 1597. König Heinrich IV., der militärische Tapferkeit zu schätzen wußte, räumte der Besatzung bereitwillig alle Ehren beim Abzuge ein und später noch gab er C. Beweise seiner Hochachtung. Nach dem Friedensschlusse lud er C., als dieser incognito in Paris weilte, ein, trotzdem dieser sich verleugnen ließ, und überhäufte ihn mit Ehrenbezeigungen. Nach dem Abzuge aus Amiens kämpfte C. unter dem Statthalter Erzherzog Albrecht in den Niederlanden, ging, nachdem er die Belagerung von Ostende mitgemacht hatte, an den spanischen Hof, von wo er jedoch bald wieder nach Italien gesandt wurde. Nach dem Frieden mit Savoyen weilte C. wieder eine Zeitlang in Madrid und erhielt dann den Oberbefehl über die gesammte in Sicilien befindliche spanische Cavallerie. Auf dem Wege dahin kam C. der Befehl zu, nach Deutschland zu reisen, da sich Kaiser Ferdinand II. seine Dienste vom spanischen Hofe erbeten hatte. In kaiserlichen Diensten focht C. anfangs unter Bucquoi gegen die böhmischen Aufständischen und führte dann ein kleines Heer gegen Bethlen Gabor nach Ungarn, behauptete sich später in der Gegend von Skalitz gegen die feindliche Uebermacht und verhinderte die Vereinigung Bethlen’s mit den Böhmen. Nach dem Frieden mit Bethlen wurde C. für seine Dienstleistung von Ferdinand II. zum Reichsfürsten und geheimen Rath ernannt, auch beschenkte er ihn bei seiner Abreise mit einem werthvollen Ring. C. reiste zuerst nach Mailand, dann kehrte er wieder nach Spanien zurück und wurde bald darauf von König Philipp IV. zum Vicekönig und General-Capitän von Arragonien ernannt, dann aber in die Niederlande gesandt. Auf der Reise dahin erkrankte C. in Genua und starb dort im April 1633. C. zeichnete sich nicht nur durch militärische Tüchtigkeit und hervorragende Tapferkeit aus, sondern auch durch Uneigennützigkeit, Biedersinn, Großmuth und hohe Bildung. Er kannte ebenso gut griechisch, lateinisch, spanisch und französisch wie italienisch, „auf die Astrologie oder Sternkunst aber wendete er den allergrößten Fleiß an, dergestalt, daß er auch zu jener Zeit vor einen der besten Stern-Gucker passirte“.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Khevenhiller, Annales Ferdinandeorum. Leipzig 1721. – Gauhe, Historisches Helden- u. Heldinnen-Lexikon. Leipzig 1716. – Schweigerd, Oesterreichs Helden und Heerführer. Leipzig und Grimma 1852.