ADB:Schlick, Franz Heinrich Graf von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schlick, Franz Heinrich Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 492–495, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlick,_Franz_Heinrich_Graf_von&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 20:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schlick, Arnolt
Band 31 (1890), S. 492–495 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Schlik zu Bassano und Weißkirchen in der Wikipedia
Franz Schlik zu Bassano und Weißkirchen in Wikidata
GND-Nummer 117327441
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|492|495|Schlick, Franz Heinrich Graf|Adolf Schinzl|ADB:Schlick, Franz Heinrich Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117327441}}    

Schlick: Franz Heinrich Graf S. zu Bassano und Weißkirchen, k. k. General der Cavallerie, wirklicher Geheimer Rath, Commandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens und Ritter 1. Classe des österreichischen Eisernen Kron-Ordens etc., Oberst-Inhaber des Husaren-Regiments Nr. 4, stammte aus einer altadeligen Familie Böhmens, deren Wappenbrief vom 18. August 1416 datirt. Seine Ahnen wurden 1422 in den Freiherren-, 1433 in den Reichsgrafenstand, am 31. October 1437 zu Grafen von Bassano erhoben und 1643 in das schwäbische Reichsgrafen-Collegium eingeführt. Der berühmte 1650 als Feldmarschall und Hofkriegsraths-Präsident verstorbene Graf Heinrich IV. von S., Stifter der vierten noch lebenden Linie, ist unseres S. erster Ahnherr. – Franz Heinrich Graf S. wurde am 23. Mai 1789 zu Prag geboren, dessen Vater war Geheimer Rath und außerordentlicher Gesandter und bestimmte seinen Sohn für die diplomatische Laufbahn, welche aber der Neigung desselben nicht entsprach. Dennoch ehrte er den Willen des Vaters und beendete das Studium der Rechtswissenschaften. Erst nach dem am 13. December 1806 erfolgten Tode desselben konnte er seinem inneren Drange folgen und im J. 1808 als Oberlieutenant und Chef von drei auf seinen Gütern errichteten Landwehr-Compagnien in die Reihe der Combattanten treten. Diese Verwendung entsprach jedoch der Lebhaftigkeit seines Geistes viel zu wenig und so vertauschte er sie im J. 1809 mit einer Lieutenantsstelle im Kürassierregimente Herzog Albrecht von Sachsen. Als solcher noch in diesem Jahre Adjutant des Feldmarschalllieutenants Grafen Bubna, erhielt er am 26. April bei Passau die Feuertaufe und focht später in der Schlacht bei Aspern mit. Nach derselben wurde er Oberlieutenant im Ulanenregimente Erzherzog Carl und bald darauf Rittmeister im Husarenregimente Graf Radetzky. Nach Ratificirung des Friedens stand er dem Feldmarschalllieutenant Grafen Bubna, welcher beauftragt war, das Littorale an die Franzosen zu übergeben, zur Seite. Im J. 1812 – bald nach seiner Rückkehr von Fiume – wurde S. zum Ulanenregimente Fürst Schwarzenberg transferirt, quittirte aber aus Franzosenhaß den Dienst und lebte bis 1813 auf seinen Gütern. In diesem Jahre kam er als Rittmeister zu Klenau-Chevauxlegers, wurde Ordonnanzofficier des Kaisers, machte als solcher die Schlacht bei [493] Dresden mit und wohnte dem Gefechte der russischen Garden bei Pirna und der Schlacht von Kulm bei. Nach dem Treffen bei Arbesau am 17. und 18. September 1813, als die Armee gegen Leipzig vorrückte, warf er an der Spitze der russischen Dragoner zweimal die französischen Reiter, wobei er eine Kopfwunde erhielt, welche ihn sein rechtes Auge kostete. Von seiner Verwundung hergestellt, ging er als Courier nach Paris und kehrte von da als Major bei Erzherzog-Ferdinand-Husaren wieder nach Wien zurück, wo er während des Congresses der alliirten Mächte dem Kaiser Alexander I. von Rußland als Dienstkämmerer zugetheilt war. Nach der Rückkehr Napoleon’s I. von der Insel Elba übernahm S. die erste Velitendivision seines Regiments, ohne Gelegenheit für seinen Thatendrang zu finden. Im J. 1820 zum Husarenregiment König von Württemberg übersetzt, wurde S. 1823 Oberstlieutenant und 4 Jahre später Oberst daselbst. 1835 zum Generalmajor und Brigadier in Schlesien ernannt, wurde er 1837 nach Prag übersetzt, am 2. Juni 1844 zum Feldmarschalllieutenant und Divisionär in Brünn befördert und 1847 Inhaber des Dragonerregiments Prinz Eugen von Savoyen. Im J. 1848 erhielt er das Gouvernement von Krakau und bald darauf das Commando jenes Armeecorps, welches von Dukla zur Bekämpfung der Insurrection in Ungarn vorzurücken hatte. Wie sein hochverdienter Ahne, der 1723 als Feldmarschall verstorbene Graf Leopold Anton S. über Dukla nach Ungarn einfiel und Oberungarn vom Feinde reinigte, so war es unserem S. 145 Jahre später vorbehalten, eine ähnliche Aufgabe zu lösen. Ungarn scheint überhaupt zum Kampfplatz dieser Familie ausersehen zu sein, denn 23 Schlick’s schlugen sich auf diesen Gefilden mit Auszeichnung und vier derselben besiegelten ihre Treue und Tapferkeit mit dem Heldentode! – Vor Ueberschreitung der Grenze erließ S. einen Corpsbefehl mit dem Schlusse: „Wir lieben unseren Kaiser; – das Recht ist auf unserer Seite –, wir gehören zur braven österreichischen Armee und das Uebrige wird sich finden.“ Am 10. December 1848 war S. mit seinem Hauptquartier in Eperies und rückte noch in derselben Nacht gegen den auf den Höhen südlich von Budamer stehenden Gegner. Das am Morgen erfolgte Gefecht endigte mit der vollständigen Niederlage des daselbst commandirenden Generals Pulszky und mit der Einnahme von Kaschau. Nach diesem Siege wandte sich S. gegen die unter dem Kriegsminister Meszáros stehenden Truppen, welche eine sehr günstige Stellung am Szikszoer-Berge inne hatten. Meszáros, welcher das ihm am 26. December angebotene Gefecht annahm, mußte sich bald hinter den Sajo zurückziehen. Die hierauf erhaltene Nachricht, daß die Aufständischen des Zempliner und Zipser Comitats S. anzugreifen im Sinne hatten, bestimmte ihn am 30. December nach Kaschau zurückzugeben, gegen welches Meszáros am 4. Jänner 1849 mit 17000 Mann und 28 Geschützen vorrückte. S. erwartete den Angriff des überlegenen Gegners in einer Stellung außerhalb Kaschau und schlug denselben gänzlich. Die eingetretene Dunkelheit und der Mangel an Cavallerie waren einer energischen Verfolgung hinderlich, dennoch wurden 16 Geschütze und 8 Munitionskarren erbeutet und 600 Gefangene gemacht; der Feind hatte einen Verlust von 300 Todten und Verwundeten. Aus den eroberten Kanonen wurde die spätere sogenannte „Schlick-Batterie“ gebildet und der erfochtene Sieg mit der Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens belohnt. Am 17. Jänner ergriff S. abermals die Offensive, erstürmte am 22. Jänner die feindliche Stellung bei Tarczál und Keresztur, wodurch die Verbindung mit der ihm zur Verstärkung entsendeten Division Schulzig ermöglicht wurde. Nach der hierauf erfolgten vergeblichen Forcirung des Theißüberganges, wo am 31. Jänner Klapka in der starken Stellung bei Rakamaz am linken Flußufer gestanden, gerieth das Schlick’sche Corps – nunmehr III. Corps genannt – in eine sehr kritische Situation, [494] welcher sich S. mit großer Umsicht, namentlich durch das am 14. Februar bei Tornállya erfolgte siegreiche Gefecht zu entziehen wußte. Am 26. desselben Monats bewirkte er über Pétervására seine Vereinigung mit der Hauptarmee und machte sich in der an diesem und dem folgenden Tage erfolgten Schlacht bei Kápolna um den Sieg dadurch verdient, daß er das Defilé von Sirok forcierte und die Position Pöltenberg’s und die Höhe von Kerecsend erstürmte. Die Verleihung des Militär-Verdienstkreuzes war der Lohn seiner Wirksamkeit an diesen Tagen. Am 2. April kämpfte S. in dem Nachhut-Gefechte bei Hátván gegen einen überlegenen Gegner und rettete am 6. April durch sein plötzliches Erscheinen bei Isaszeg den hart bedrängten Jellacic. Bei dem am 26. April erfolgten feindlichen Ausfall aus Komorn gegen Puszta Herkal und Acs warf S. in einer glänzenden Attake die feindliche Cavallerie und trug hierdurch wesentlich zu dem Erfolge des Tages bei. Hierauf übernahm S. das Commando des 1. Corps, welches sich bei Ungarisch-Altenburg concentrirte. Am 28. Juni rückte er mit seinem Corps an die Rabnitz, um bei dem Angriffe auf Raab mitzuwirken. Vom Feinde mit heftigem Feuer der Artillerie empfangen, ließ S. seine Truppen theils schwimmend, theils über die Trümmer der stellenweise zerstörten Brücke auf das andere Ufer übersetzen. Als die Brücke in Stand gesetzt war und die Generäle kamen, um Schlick’s weitere Befehle einzuholen, erhielten sie bloß zur Antwort, daß Raab genommen werden müsse. Der ihm seitens der Generäle gemachten Bemerkung, daß der Feind furchtbare Redouten erbaut habe, begegnete er mit den Worten: „Wir haben eine bittere Arznei zu verschlucken, thun wir es daher lieber heute als morgen.“ Nachdem er hierauf die feindliche Stellung recognoscirt hatte, gab er den Befehl zum Angriff. Nach 15 Minuten schwieg das feindliche Feuer, der Gegner wich und die Verschanzungen wurden genommen. Der Kaiser, welcher das Hauptquartier Haynau’s verlassen hatte, um zu sehen, was sich vor Raab zutrage, erhielt in dem Augenblicke, in welchem sich die Kolonnen in Bewegung setzten, von dem mittlerweile dem Kaiser nähergekommenen S. die Meldung, daß Raab in einer halben Stunde genommen sein werde. Der Kaiser erwiederte: „Brav Schlick! Ich bin hierüber um so mehr erfreut, als mehrere Personen der Meinung waren, daß dies unmöglich sei.“ Hierauf wollte der Monarch an der Spitze der ersten Colonne in die eroberte Stadt reiten, Graf S. aber erkühnte sich, ehrerbietigst zu bemerken: „Es ist das erste und sicher das letzte Mal, daß ich in der Lage bin, Euer Majestät etwas verbieten zu können, wenn Euer Majestät in die Stadt durchaus einziehen wollen, wage ich zu bitten, erst mit mir an der Spitze des dritten Bataillons einzudringen.“ Wenngleich die Einnahme von Raab nicht zu jener Gattung heißer Kämpfe zählte, welchen S. oftmals beizuwohnen Gelegenheit hatte, so nahm dieser kriegerische Act in seiner Erinnerung doch stets den hervorragendsten Platz ein. – Am 2. und 11. Juli nahm er mit seinem Corps rühmlichen Antheil an den Schlachten bei Acs und Komorn, wo er gegen überlegene feindliche Streitkräfte den Acser Wald auf das hartnäckigste vertheidigte. Zur Einschließung der Festung Arad entsendet, rückte er mit seinem durch Krankheit und Detachirung auf 9000 Mann herabgeminderten Corps gegen diese Festung, stieß auf den Höhen von Dreispitz auf das Corps Nagy Sandor’s, bemächtigte sich nach kurzem Gefechte dieser sehr vortheilhaften Position und bewirkte bei einbrechender Dunkelheit die Cernirung der Festung auf dem linken Marosufer. – Dies war der Schluß seiner Thätigkeit in einem Feldzuge, in welchem er 25 Treffen und Gefechten beigewohnt hatte. Ein echter, kühner Reiterführer voll kaltblütiger Unerschrockenheit und feurigem Muth war er der Armee ein Vorbild persönlicher Tapferkeit. Rascher und sicherer Blick, welcher ihn stets die richtigen Mittel wählen ließ, war ihm in hohem Grade eigen. [495] Für ihn gab es keine Strapazen, im Felde war er in seinem Elemente. Je kritischer die Lage war, um so heimischer befand er sich. Getreu seinem Wahlspruche: „Wohl überdacht – rasch ausgeführt – das Uebrige wird sich finden“, wußte er sich mit Geschick in oft bedenklichen Situationen immer zurecht zu finden. Des Kaisers Anerkennung wurde ihm nach beendigtem Kriege durch Verleihung des Großkreuzes des Ordens der Eisernen Krone und durch die im September des Jahres 1849 erfolgte Ernennung zum General der Cavallerie und commandirenden General in Mähren und Schlesien zu Theil. Im J. 1850 erhielt er für seine Leistungen in Raab das Commandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens, 1854 wurde er Commandant der IV. Armee in Galizien. Im J. 1859 war er anfangs bei der Küstenvertheidigung Dalmatiens in gewohnter energischer Weise thätig, am 15. Juni nach Verona in das Allerhöchste Hauptquartier berufen, commandierte er am 24. Juni die II. Armee bei Solferino. Nach seiner hierauf erfolgten Versetzung in Disponibilität, starb er am 17. März 1862. Die Armee verlor in ihm einen der tüchtigsten Generäle und einen der besten Kameraden, dessen Hinscheiden auch von dem Volke aufrichtig betrauert wurde. Der Wiener Volkswitz: „Der alte General habe selbst dem Tode so mannhaft Widerstand geleistet, daß ihm derselbe nur ein Auge zudrücken konnte“, kennzeichnet so recht die Popularität Schlick’s, welcher sich – wie Wurzbach sagt – im Felde zu den Kameraden lagerte, die echte Regalia verschenkte, seine Pfeife mit dem Commistabak der gemeinen Soldaten stopfte und den Korporal um einen Schluck Schnaps ansprach.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich. 30. Th. Wien 1875. – Hirtenfeld, Der Milit.-Maria-Theres.-Orden etc. Wien 1857. – Streffleur’s Oest. milit. Ztschft. 2. Bd. Wien 1862. – Strack, Die österreich. Generäle. Wien 1850. – Weingärtner, Heldenbuch. Teschen 1882. – Schweigerd, Oesterreich’s Helden und Heerführer. Wien 1854.