Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Klapp, Michael
Band: 12 (1864), ab Seite: 6. (Quelle)
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Klapka, Georg (ungarischer Revolutions-General, geb. zu Temesvár 7. April 1820). Sein noch lebender Vater Joseph war Stadtrath von Temesvár, und ist in Folge seiner um die Stadt erworbenen Verdienste am 15. Juli 1841 von König Ferdinand V. geadelt worden. Georg, von zwei Söhnen der ältere, zeigte in früher Jugend ein ausgezeichnetes Talent für die Mathematik, mit welchem er ein wunderbares Zahlengedächtniß verband. Dieß bestimmte den Vater, den Sohn dem Soldatenstande zu widmen. Nachdem er das Gymnasium zu Temesvár beendet, kam er 1835 in die Artillerieschule nach Wien, wo er den dreijährigen Curs zurücklegte. 1838 trat er in die kaiserliche Armee, und kam 1842 nach Wien in die ungarische Leibgarde, in welcher er als Lieutenant 5 Jahre verblieb. In der Zwischenzeit soll er einen Ruf des Herrschers von Lahore, als Oberst in dessen Dienste zu treten, erhalten, aber einer schweren Krankheit wegen, an der er eben darniederlag, abgelehnt haben. Im Jahre 1847 trat er aus der Garde – in der auch Görgey [s. d. Bd. V, S. 237) sein Camerad war – als Oberlieutenant in die active Armee, nahm aber noch im selben Jahre, des müßigen Garnisonslebens überdrüssig, [7] den Abschied. Zu Anfang 1848 unternahm er eine größere Reise in den Orient, deren Fortsetzung er aber aufgab und sogleich in seine Heimat zurückkehrte, sobald die Kunde von den Ereignissen in Paris sich verbreitet hatte. In Pesth angelangt, nahm er sogleich Theil an der Bewegung und wurde Mitglied des Reformklubbs, in welchem er für die Bildung einer Nationalarmee große Thätigkeit entfaltete. Beim Ausbruche der serbischen Unruhen in Südungarn trat K. als Hauptmann in ein neu errichtetes Honvéd-Bataillon, wurde aber in Folge seiner Fachkenntniß bald bei den fortificatorischen Arbeiten in Komorn und Preßburg verwendet. Im Herbste stand er bereits als Generalstabschef bei der von Vetter gegen die Serben geführten Südarmee und nach Beendigung dieser traurigen Episode des Revolutionskrieges wurde er Chef der Generalstabssection im ungarischen Kriegsministerium. Als zu Ende des Jahres 1848 Windischgrätz auf Pesth losmarschirte, rückte zu gleicher Zeit Schlik aus Galizien über die Karpathen in die nördlichen Comitate gegen Kaschau vor und machte Anstalten, die Theiß zu überschreiten. Die ungarischen Truppen unter Mészaros waren von Schlik in allen Gefechten geschlagen worden, da erhielt Klapka, mittlerweile zum Obersten ernannt, an Mészaros’ Stelle den Oberbefehl und hielt nun Schlik in seinem Vordringen auf. Als nun auch Görgey herannahte, wurde Schlik’s Lage bedenklich; jedoch der geniale Schlik entschlüpfte dem Netze, das Görgey und Klapka um ihn gezogen hatten. Indessen war Windischgrätz zu Schlik’s Unterstützung herbeigeeilt und stellte sich dem ungarischen Revolutionsheere entgegen. Die Schlacht bei Kapolna, am 26. und 27. Februar, in welcher Klapka den rechten Flügel der Ungarn, Aulich den linken und Dembinski das Centrum führte, wurde von Windischgrätz gewonnen. Die ungarische Armee zog sich hinter die Theiß zurück. Am 24. Mai ergriff Görgey wieder die Offensive. Klapka, obwohl mit dem Commando des ersten ungarischen Corps betraut, fungirte gleichzeitig als Generalstabschef Görgey’s. Schlik und Jellačić marschirten gegen Pesth zurück und wurden bei Isaszég am 6. April angegriffen. Der Sieg blieb unentschieden, aber die kaiserliche Armee zog sich am folgenden Tage zurück. Während nun Fürst Windischgrätz seine Streitkräfte bei Pesth sammelte, trat Klapka mit Görgey den Zug längs des linken Donauufers zum Entsatze Komorns an. Bei Waitzen und Nagy Sorlo siegten sie über die Kaiserlichen und am 23. April hielt Klapka seinen Einzug in Komorn. Nun war es sein nächstes Streben, die Cernirungsversuche der kaiserlichen Armee zu vereiteln. Diese zog sich auch zurück, um sich mit Welden und Haynau zu vereinigen. An die Stelle von Mészaros zum Kriegsminister ernannt, bekleidete K. diesen Posten den Monat Mai hindurch, gab aber später das Portefeuille an Görgey ab. Indessen arbeitete er einen Entwurf für die aufständische Armee aus, um dem bevorstehenden Einbruche der vereinten Oesterreicher und Russen zu begegnen. Anfangs Juni traf er wieder in Komorn ein, um dort das Commando der Festung und jenes des zweiten und achten Corps der Insurgenten-Armee zu übernehmen. Die übrige Streitmacht der Revolution sammelte aber Görgey, welcher am 28. Juni bei Raab eine schwere Niederlage erlitt. [8] Die Kaiserlichen drangen siegreich vor, und ein Versuch Görgey’s, die Cernirung Komorns durch die Kaiserlichen zu vereiteln, scheiterte durch den Sieg der Kaiserlichen bei Komorn am 11. Juli. Klapka hielt nun mit 18.000 Mann die Festung besetzt, während Görgey den von Norden anrückenden Russen sich entgegenstellte. Nun folgten sich die Siege der Kaiserlichen rasch nach einander und wurde die Reihe derselben mit der vernichtenden Schlacht bei Temesvár am 9. August beschlossen. Vier Tage später, am 13. August, erfolgte die Capitulation Görgey’s bei Villágos. In der Zwischenzeit – Juni und Juli – hatte Klapka mehrere glückliche Unternehmungen ausgeführt und die glücklichste am 3. August, an welchem er das Blockadecorps durchbrach und ihm einen Verlust von 1000 Mann und 33 Geschützen beibrachte. Ja er dehnte die Verfolgung der kaiserlichen Armee bis Raab aus; als er aber die Nachricht von den sich rasch aufeinander folgenden Niederlagen der Insurgenten erhielt, gab er die weitere Verfolgung auf, warf sich in die Festung Komorn zurück, wo er bald von allen Seiten eingeschlossen wurde. Einer Partei, welche Komorns Vertheidigung bis auf den letzten Mann verlangte, entgegen, gab K., nachdem er sich noch, der Einzige, mehrere Wochen behauptet, jeden längeren Widerstand auf und übergab gegen freien Abzug der Capitulanten, freie Wahl derselben, in der Heimat zu bleiben oder das Vaterland zu verlassen, unter Zusicherung vollster Amnestie oder gegen Ausfolgung von Auswanderungspässen, am 27. September 1849 die Festung. Er selbst hielt sich ein paar Wochen in Preßburg auf, ging aber dann nach Breslau, von dort nach Berlin und kam Mitte November d. J. in London an. Dort schrieb er seine Erlebnisse nieder, welche unter dem Titel: „Memoiren aus dem ungarischen Kriege“ (Leipzig 1831, Otto Wigand, gr. 8°.), zuerst in deutscher Sprache, dann aber auch in englischer Uebersetzung: „Memoires of the War of Independance in Hungary, translated by Otto Wenckstein“ 2 vol. (Londres 1850, 12°.) erschienen sind. Im Sommer 1851 begab sich K. nach der Schweiz, wo er am Genfersee in Zurückgezogenheit lebte, und dort als eine Ergänzung seiner „Memoiren“ das Werk: „Der Nationalkrieg m Ungarn und Siebenbürgen“. 2 Bde. (Leipzig 1851, Otto Wigand, gr. 8°.) niederschrieb. In Genf erhielt er 1853 das Bürgerrecht. Als im Herbste desselben Jahres der orientalische Krieg ausbrach. begab er sich in die Türkei. Bereits wurden mit ihm Verhandlungen angeknüpft. um an Stelle des Generals Williams in Kars als Generallieutenant in türkische Dienste zu treten. Als sich dieselben aber in die Länge zogen und die Oesterreicher in den Donaufürstenthümern einrückten, brach K. die Verhandlungen sofort ab und kehrte im Frühlinge 1854 nach Genf zurück, wo er seine Flugschrift: „Der Krieg im Orient in den Jahren 1853 und 1854 bis Ende Juli 1855. Eine historisch-kritische Skizze der Feldjäger an der Donau, in Asien und in der Krim, mit einem Blick auf die mögliche Wendung der künftigen Kriegsereignisse“ (Genf 1855, Lauffer, gr. 8°.) veröffentlichte. Davon erschienen zu gleicher Zeit eine französische und englische Uebersetzung, erstere u. d. Tit.: „La guerre d’Orient en 1853 et 1854. jusqu’à la fin de juillet 1855“ (Généve 1855), letztere u. d. Tit.: „The War in the East from the year 1853 to July 1855... translated by lieut.-col. Mednyansky (Londres 1855, 12°.). Nach seiner Rückkehr [9] nach Genf widmete sich K. ausschließlich finanziellen und national-ökonomischen Studien. Mit Vollmachten englischer und schweizerischer Capitalisten versehen, begab er sich zu wiederholten Malen nach Constantinopel, wo es ihm zwar gelang, den kaiserlichen Ferman zur Gründung einer türkischen Staatsbank zu erlangen, es aber die Localverhältnisse bisher nicht gestatteten, dieses Project zu verwirklichen. Indessen wählten ihn die allgemeine Schweizer Bank in Genf zum Mitgliede des Directionsrathes, welche Stelle er noch zur Stunde bekleidet, und 1856 die Genfer in ihren Staatsrath. Im Herbste 1858 traf K. bei seinem Besuche Turins mit Cavour zusammen, der K. zu thätigem Antheile an dem mit Frankreich längst geheim beschlossenen Kriege Sardiniens gegen Oesterreich überredete. Als der Krieg Anfangs 1859 ausbrach, wurde Klapka von Piemont aufgefordert, eine ungarische Legion zu organisiren. Klapka folgte diesem Rufe und hatte in kurzer Zeit eine Schaar von etwa 5000 Mann um sich versammelt, als die Zusammenkunft bei Villafranca dem Kriege ein Ende und die Legion überflüssig machte. Nun war vor Allem K. darauf bedacht, zu dem späteren Züricher Vertrage die Beifügung des Zusatzartikels zu erwirken, daß den seit 1849 emigrirten Personen, welche die ungarische Legion in Italien gebildet, das Recht der freien Rückkehr in ihr Vaterland garantirt werde. Seither lebt K. in Genf seßhaft und unternimmt von dort aus in Folge der Stellung, die er bekleidet, Reisen nach Paris, London, Constantinopel und erscheint sein Name, so oft der politische Horizont sich umdüstert, als der eines politischen Parteigängers im Geleite von Manifesten, Proclamationen, Briefen u. dgl. m. Was von ihm wirklich herrührt, was auf seinen Namen hin in die Welt geschwärzt wird, ist nicht festzusetzen. Authentisch sind von ihm die Erklärung gegen Szemere, welche im November 1860 in der Pariser „La Presse“, in „La Patrie“ abgedruckt war, ferner der Brief an Garibaldi über die Nationalitäten, der Anfangs September 1861 zuerst in der Brüsseler „Independance“, auch noch in den zwei obengenannten französischen Blättern erschien, und, wie natürlich jedes solche Document, die Runde durch alle Journale machte. Sein politisches Programm spricht er in seiner Flugschrift über den orientalischen Krieg: „La guerre d’Orient en 1853 et 1854“, p. 177, mit einer Rückhaltlosigkeit ohne Gleichen aus. Dasselbe verlangt der Idee eines ungarischen Weltreiches zu Liebe nichts Geringeres, als die Zerstörung eines aus heterogenen Elementen zusammengesetzten Großstaates, nämlich Oesterreichs, um einen aus noch heterogeneren Elementen bestehenden Kolossalstaat, nämlich Groß-Ungarn, das aus Ungarn, Siebenbürgen, Croatien, Slavonien, Dalmatien, Montenegro, Bosnien, Herzegowina, Serbien, Moldau, Walachei, Bessarabien und Bukowina bestünde, zu schaffen (!). Ueber das Absurde eines so zusammengesetzten Staates das Urtheil zu fällen, möge der Geschichte und der Zukunft überlassen bleiben. Als Soldat war K. so ausgezeichnet und alle Eigenschaften eines Feldherrn in sich vereinigend, daß es nur zu bedauern ist, daß er seine kriegerischen Tugenden durch den Meineid gegen seinen Kaiser und König und durch Verrath an seiner Fahne befleckt hat.

Klapka (Georg), Memoiren (Leipzig 1850, gr. 8°.). – Görgey. Klapka. Villágos. Komorn. Authentische Mittheilung bisher noch nicht veröffentlichter Erlebnisse von zwei entlassenen Honvéd-Officieren (Leipzig und Pesth [10] 1850, Hermann Geibel, 8°.) S. 85–155: „Klapka. Komorn“. – Steger (Fr. Dr.), Ergänzungsblätter (Meißen u. Leipzig, gr. 8°.) Bd. V, S. 328. – Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G. Steinhausser, 8°.) S. 392–426. – Ungarns politische Charaktere. Gezeichnet von F. R. (Mainz 1851, J. G. Wirth Sohn, 8°.) S. 210. – Schlesinger (Max), Aus Ungarn (Berlin 1850, Franz Duncker, 8°.) Zweite Aufl. S. 120, 368, 383, 445. – Zur Geschichte des ungarischen Freiheitskampfes. Authentische Berichte (Leipzig 1851, Arnold, 8°.) Bd. I, S. 224. – Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, Heckenast, 8°.) Bd. I, S. 81 [S. 84 das Facsimile der Unterschrift Klapka’s]. (Martini) Aufzeichnungen eines Honvéd. Beiträge zur ungarischen Revolutionsgeschichte 1848 und 1849 (Leipzig 1850, Grunow, 8°.) Bd. II, S. 117 u. 127. – Oesterreichischer Soldatenfreund, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1852, Nr. 75: Zusammenstellung aus der Geschichte des Feldzuges in Ungarn unter Windischgrätz und aus Klapka’s Nationalkrieg in Ungarn. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus. 4°.) 1853, Nr. 3: „Ueber Klapka’s Werk: Der Nationalkrieg in Ungarn“. – Euphrosine. Erheiterungsblätter ... (Temesvár, 4°.) 1851, Nr. 10. – Vehse (Eduard Dr.), Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg, Hoffmann und Campe, 8°.) Bd. IX, S. 181. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VI, S. 269. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 10. Auflage, Bd. IX, S. 36. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe, Bd. XVII, S. 1338; Supplem. Bd. IV, S. 254. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXVII, p. 812. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, Pospišil, 12°.) Theil II, S. 127. – (Linzer) Abendbote 1861, Nr. 48. – Breslauer Zeitung 1862, Nr. 43: „Klapka und Türr“. – Der Botschafter (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 158: „Kossuth und Klapka“. – Fremden-Blatt (Wien, gr. 4°.) 1862, Nr. 158. – Innsbrucker Tagblatt 1861, Nr. vom 25. Februar, S. 216. – Die Presse (Wiener polit. Blatt) 1851, Nr. 238: „Ein Manifest Klapka’s“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1856, Nr. 533 [meldet, daß Klapka mit Karl Vogt zu Genf in den großen Rath gewählt worden sei]. – Porträte. 1) Facsimile der Unterschrift: Georg Klapka. N. d. N. gez. v. [[BLKÖ:Barabás, Nikolaus|Barabas]. Lith. u. gedr. v. L. Zoellner (Verlag von Otto Wiegand in Leipzig, 8°. u. 4°.); – 2) Unterschrift: Georg Klapka, Kommandant von Komorn (Leipzig, Expedition des Leuchtthurms, Oehme und Müller, Braunschweig, 4°.), Lith. ohne Angabe des Zeichners; – 3) Lith. von Dirks (Düsseldorf, Buddeus, Fol.); – 4) Lith. von Alophe (Paris, Goupil u. Comp., Fol.), aus der Suite: Hommes du jour; – 5) Holzschnitt (Hofbuchhandlung zu St. Pauli, gr. 4°.).