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Artikel „Roepell, Dr. Richard“ von Heinrich Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 464–469, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roepell,_Richard&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 17:22 Uhr UTC)
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Roepell: Dr. Richard R., Geh. Regierungsrath, ord. Professor der Geschichte an der Universität Breslau, geboren am 4. November 1808, war der Sohn eines Rechtsanwalts zu Danzig. Die Schicksale seiner Vaterstadt, die polnische Bevölkerung derselben wie der Nachbargebiete mögen seine Neigung für polnische Geschichte zuerst angebahnt, die Begeisterung über die glücklich vollendeten Befreiungskriege den vaterländischen Sinn erweckt, das durch die Stein’sche Gesetzgebung geförderte Gemeindeleben ihm die Bedeutung bürgerlicher Selbstverwaltung zum Bewußtsein gebracht haben und der juristische Scharfsinn des Vaters sein Erbtheil geworden sein. Der spätere geschichtliche und Lehrberuf kündigte sich schon bei dem Schüler durch Erzählungs- und Vortragsgabe und durch den Eifer an, Auszüge aus Chroniken zu machen. Häuslicher Umstände wegen mußte er die Schule von Danzig mit einer in Königsberg für einige Zeit vertauschen. Seinen Vater verlor er früh (1822). [465] Nach seiner Abgangsprüfung (Ostern 1830) studirte er in Halle Geschichte, geistig angeregt durch den feurigen, trotz Verschiedenheit der Ansichten von ihm stets verehrten Heinrich Leo und aufgefrischt durch Theilnahme am studentischen Corpsleben. Eine kurze Zeit betheiligte er sich in Berlin an den historischen Uebungen unter Ranke, den er immer als den „Altmeister“ zu bezeichnen pflegte. Während seiner Studienjahre hatte er auch Zeiten der Noth und geistiger Kämpfe durchzumachen. Während der Lösung einer Preisarbeit über die Grafen von Habsburg verlor er nämlich das Selbstvertrauen und entschloß sich, die Soldatenlaufbahn zu ergreifen. Von Leo ermuthigt, arbeitete er aber an seiner Aufgabe weiter, gewann den Preis dafür und die Frucht dieser Studien waren „Die Grafen von Habsburg, eine Untersuchung über Genealogie und Besitz dieses Geschlechtes bis zur Thronbesteigung Rudolf’s“ (Halle 1832). Die Liebe zu dieser Erstlingsarbeit, die auf der Durchforschung des Urkundenbuchs für das österreichische Haus von Herrgott und Kopp beruht, blieb auch lange nachher in ihm so lebendig, daß er bei dem Erscheinen von Kopp’s gründlichem, aber schwerfälligem Werk „König Rudolf und seine Zeit“ (1847 bis 1849) Universitätsschülern historische Aufgaben über diesen Herrscher stellte.

Im J. 1834 wurde er am 12. Mai zum Doctor promovirt und erwarb sich das Recht zu Universitätsvorlesungen durch die Schrift: „De Alberto Waldsteinio Friedlandiae duce proditore“, die später in Raumer’s historischem Taschenbuch in deutscher Sprache mit Verbesserungen und Zusätzen unter dem Titel: „Der Verrath Wallenstein’s an Kaiser Ferdinand II.“ veröffentlicht wurde, sich gegen eine Rechtfertigung Wallenstein’s durch Fr. Förster wendet, von den Ergebnissen neuerer Forschungen aber sehr abweicht. Aus Rückerinnerung an diese Arbeit führte er sich wohl nach 30 Jahren als ordentlicher Professor an der Universität zu Breslau 1855 mit einer verwandten Schrift ein, die aber seine zweite ihm liebgewordene Heimath als Ausgangspunkt nahm, nämlich: „Schlesiens Verhalten zur Zeit der böhmischen Unruhen, März bis Juli 1618“ Er wies darin nach, daß die schlesischen Stände bei ihren Vermittlungsversuchen dem Kaiser und ihrem evangelischen Glauben sich gleich treu ergeben zeigten. In Halle lehrte er von 1835–41. Seine ersten Vorlesungen haben sich nach E. Reimann’s Vermuthung auf englische und französische Geschichte bezogen. Denn 1836 erschien in Raumer’s Taschenbuch eine Abhandlung über die ersten Kämpfe der Franzosen und Engländer in Ostindien. Sonst trug er über deutsche und preußische Geschichte der neueren Zeit vor. Eine Zeitlang wirkte er daneben noch als Gymnasiallehrer und mag sich dadurch sein Lehrgeschick und die Neigung zu persönlichem Verkehr mit seinen Schülern angeeignet haben, durch den er einen noch anregenderen Einfluß auf sie ausübte, als durch seine Vorlesungen. Entscheidend für ihn wurde der durch Vermittlung Leo’s ihm gewordene Auftrag des Buchhändlers F. Perthes, für die Heeren-Ukert’sche Sammlung die „Geschichte Polens“ zu schreiben. Durch die erwähnten Jugendeindrücke, durch eifriges Studium der Werke von J. v. Müller, Spittler, Eichhorn, Savigny, Ranke und durch dessen Schulung, die ihn zu planmäßiger, mehr innerlicher Untersuchung der Quellen und zur Abwägung der im Völkerleben mit einander ringenden Kräfte führte, vor allem aber durch seine unerschütterliche Wahrheitsliebe zeigte er sich für seine Aufgabe wohl vorbereitet und befähigt. In Posener Archiven forschte er nach Urkunden und sonstigem nöthigen Stoff. Durch Sichtung der Quellen und Beurtheilung ihres Werthes, besonders des unzuverlässigen Dlugosz, mußte er, in den Spuren des Danzigers Lengnich wandelnd, sich erst den Weg zu [466] einer wahrhaftigen polnischen Geschichte bahnen; denn bis dahin waren weder geeignete Urkundenbücher, noch neueren Anforderungen entsprechende Vorarbeiten vorhanden. Der erste Band des 1840 in Hamburg erschienenen Werkes führte in meisterhafter, auch für geographische Lehrbücher vorbildlicher Weise zunächst in die Landeskunde und Vorgeschichte, dann in die eigentliche Geschichte Polens bis 1300 ein und berücksichtigte in Erzählung und Beilagen auch die inneren Zustände, die Rechts- und Verfassungsverhältnisse, hauptsächlich die deutschen Ansiedlungen und das Aufblühen von Land und Städten dadurch. Das Werk fand aber damals noch keinen großen Leserkreis, da der Stoff desselben den Deutschen ziemlich fern lag. Dennoch wirkte die geistvolle und gründliche Art der Behandlung bahnbrechend, besonders für die jungen polnischen Erforscher ihrer vaterländischen Geschichte vorbildlich, und die Arbeit ist trotz vielfacher neuerer Forschung noch heute nicht völlig veraltet und überholt.

Nach dieser Leistung wurde R. als außerordentlicher Professor an die Universität zu Breslau berufen, wohin er mit Frau und Sohn übersiedelte. Mangels einer Hochschule zu Posen war Breslau einer der Sammelplätze für wissenschaftlich strebsame preußische Polen und R. wieder durch sein Werk und seine erzieherische Begabung der Magnet für die Historiker darunter, die seine historischen Uebungen fleißig besuchten und an der Besprechung von Schriftstellern und Quellenschriften ihres Volkes mit Vorliebe theilnahmen. Für diese heißblütigen jungen Leute mit ihrer übersprudelnden Vaterlandsliebe und ihrer damaligen Neigung zu oberflächlicher Forschungsweise und zur Ueberschätzung ihrer vaterländischen Geschichtsschreiber war, ebenso wie für die deutsche Jugend, die in den sehnsüchtigen Freiheitsträumen des fünften Jahrzehnts leicht zum Ueberschwang neigte, ein Lehrmeister von seiner Klarheit und besonnenen Kritik gerade so nothwendig, wie erziehlich; ja, nach dem anerkennenden Geständniß G. Freytag’s fesselte er selbst jüngere Amtsgenossen durch seine geist- wie maaßvollen Vorträge. Zeitumstände und der neue Wohnort leiteten aber zunächst seine Forschungen in andere Bahnen als vorher, nämlich in die der vaterländischen neueren und Provinzialgeschichte. Der verheißungsvolle Regierungsantritt Friedrich Wilhelm’s IV., wie die darauffolgenden Enttäuschungen hatten, wie anderswo, so auch in Schlesien, wo Männer wie Hoffmann v. Fallersleben, wie Nees v. Esenbeck wirkten, das politische Leben mächtig angefacht. Auch R. trat in diese Bewegung ein. Seine Universitäts- und öffentlichen Vorlesungen, die er vor zahlreicher und gespannt aufmerksamer Zuhörerschaft hielt, hatten daher preußische und deutsche Geschichte der Neuzeit zum Gegenstande, so das Verhältniß von Staat und Kirche („Prophet“ von Suckow, Bd. 3), die Lage Preußens 1806/7 und 1811/12, die erste Einrichtung der Provinzialstände Schlesiens, die preußische Politik in den niederländischen Wirren 1783/87 (Jahresber. der histor. Sect. der Schles. Ges. u. s. w. 1846–50). Während er in den Vorlesungen durch Klarheit der Darlegung, durch lebendige Schilderung von Personen und Zuständen, durch scharfe Hervorhebung der springenden Punkte einer Entwicklung seine Zuhörer fesselte und das Feuer seiner dunklen sprühenden Augen in dem brünetten, scharf ausgeprägten Gesicht und die sprungfederartige Beweglichkeit seines Körpers und seiner Hände das Leben des Vortrags erhöhte, waren die historischen Uebungen in seinem Hause mit einer kleineren Schar von Schülern ein Hochgenuß für diese. Hier waltete er als weiser Lehrer, rathend, berichtigend, anregend, hier als liebenswürdiger, gastfreier Wirth, und wen er ohne Rücksicht auf Glauben und Volkzugehörigkeit lieb gewonnen hatte, den unterstützte er auch späterhin mit Rath und That. Für jedes Zeichen von Anhänglichkeit [467] aber war er selbst dankbar. Diese Kraft, Hörer anzuziehen und zu sammeln, bewährte er auch in höherem Lebensalter trotz wiederholter längerer, durch seine Thätigkeit als Abgeordneter herbeigeführten Unterbrechungen des Unterrichts. In dem 1848 entbrennenden Parteikampfe war einem Manne von Roepell’s Mäßigung, scharf abwägendem Verstande und Sinn für geschichtliche, fortschreitende Entwicklung des Staatslebens seine Parteistellung von selbst gewiesen. Er wurde Mitglied des constitutionellen Vereins, späterhin der nationalliberalen Partei und gab sich nun stark dem politischen Leben hin, seinen wissenschaftlichen Arbeiten dadurch freilich Abbruch thuend, dafür aber an Kraft und Lebendigkeit des Vortrages gewinnend. In der hochgehenden Bewegung des Revolutionsjahres erregte er allerdings durch seine zügelnde Haltung bei der großen Masse der Breslauer Bevölkerung Anstoß und zog sich feindselige Angriffe zu. Immer aber ging er bei seiner politischen Thätigkeit auf die Wissenschaft zurück. So gab er 1851 eine Uebersetzung von Milton’s „Areopagitika“ heraus, die er bereits 1850 in den historischen Uebungen zum Gegenstand der Besprechung gemacht hatte, um sich mit diesem Werke für Freiheit der Presse und der Rede auszusprechen. Daneben schrieb er auch Abhandlungen für die „Constitutionelle Zeitung“ und die „Preußischen Jahrbücher“.

Durch das Vertrauen seiner gebildeten Mitbürger, das er sich durch seine Besonnenheit und Wissenschaftlichkeit gewonnen hatte, wurde er 1850 als Abgeordneter für das Erfurter Parlament, nach 1866 für den norddeutschen Reichstag, von 1861–63 in der Zeit „der neuen Aera“ und des Streites zwischen Landtag und Krone um Neubildung des Heeres und wieder von 1868–73 während Preußens Aufschwung für das preußische Abgeordnetenhaus gewählt und seit 1877 als Vertreter der Universität Breslau in das Herrenhaus gesandt, an dessen Sitzungen er zeitweilig, wie 1882 und 1883, nicht mit theilnahm, um sich wieder mehr der Wissenschaft zu widmen. Von Gemeinsinn erfüllt, bethätigte er sich gleichzeitig auch am Gemeindeleben Breslaus, von 1859–85 als Stadtverordneter, zuletzt sogar als Stellvertreter des Vorstehers. Mit seiner neuen Heimath immermehr verwachsend, nahm er auch von 1861–76 mit fünfjähriger Unterbrechung an den Berathungen des schlesischen Provinziallandtages theil. Wie er hier für die materiellen Angelegenheiten mitsorgte, so förderte und regte er auch die wissenschaftlichen Bestrebungen der Provinz an. Er wurde nämlich 1847 Schriftführer, später bis 1859 auch Leiter der historischen Abtheilung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, ferner Mitglied des Vereins für schlesische Geschichte, sowie der philosophisch-historischen Gesellschaft, der auch Mommsen angehörte. Nach dem Tode des berühmten Gelehrten Geh. Archivrath Stenzel übernahm er 1854 den Vorsitz des schlesischen Geschichtsvereins und wurde sein Neugründer dadurch, daß er seine Auflösung verhinderte, bei ausbrechenden Streitigkeiten friedfertig vermittelte und ihm neue belebende Aufgaben stellte, wie die Gründung einer Zeitschrift, die natürlich auch Beiträge von ihm enthielt. Ferner regte er die Vorarbeiten für die Herausgabe schlesischer Regesten und des codex diplomat. Silesiae an. Als der Ruf seines Wirkens in weitere Kreise drang, wurde er zum Ehrenmitgliede der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz ernannt, zum correspondirenden Mitgliede der Gesellschaft für Geschichte der russischen Ostseeprovinzen in Riga, ferner Ehrenmitglied der Historischen Gesellschaft der Provinz Posen und der Historischen Section der mährisch-schlesischen Gesellschaft in Brünn. Dieser letzteren widmete er die „Chronica domus Sarensis“, die Chronik des Cistercienserstifts Saar in Mähren, die im J. 1300 von einem Klosterbruder verfaßt, von ihm zum [468] ersten Mal 1854 veröffentlicht und gründlich erläutert wurde. In demselben Jahr gab er auch das kunstvoll aufgebaute Werkchen über die „Orientalische Frage und ihre geschichtliche Entwicklung 1774–1830“ heraus, das, auf Grund von Universitätsvorträgen verfaßt, nicht ohne Zusammenhang mit seinen slavischen Studien steht, den Ursprung und Verlauf der griechischen Revolution darlegt und zu dem Schlußergebniß kommt, daß über den endlichen, freilich von ihm näher geglaubten Ausgang des Kampfes zwischen Christenthum und Islam auf der Balkanhalbinsel kein Zweifel sein könne. Endlich 1855 erhielt er den Lohn für seine rastlose wissenschaftliche Thätigkeit, die ordentliche Professur, bei deren Uebernahme er die erwähnte Einführungsschrift über „Schlesiens Verhalten u. s. w.“ am 7. August 1855 öffentlich vertheidigte. Zwei Mal bekleidete er das Rectorat, wobei er in einer Rectoratsrede Rotteck gegen Treitschke in Schutz nahm, öfters noch das Decanat. Zum Jubelfeste der Universität verfaßte er 1861 die Schrift: „Zur Geschichte der Stiftung der Kgl. Universität Breslau.“ von seinen Jugendstudien abgelenkt, überließ er die Fortsetzung seiner polnischen Geschichte einer jüngeren Kraft, dem Prof. J. Caro. Doch kam R. in späteren Jahren auf seine wissenschaftliche Jugendliebe wieder zurück, in verschiedenen Zeitschriften größere und kleinere Abhandlungen über polnische Geschichte niederlegend, in denen er die lebendige Darstellungsweise der früheren Zeit mit dem gereiften politischen Urtheil höheren Alters verband. Zu diesen Arbeiten gehört: „Ueber die Verbreitung des Magdeburger Stadtrechts im Gebiet des alten polnischen Reiches“ (Abhandlg. der histor.-philos. Gesellsch. 1857), das freilich von Kennerseite Anfechtungen erfuhr; ferner „Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts“ (1876), worin R. den trostlosen Verfall Polens und dessen Ursachen, sowie die fast zu einem Bürgerkriege führenden Reformversuche warmherziger Patrioten darlegt und einige wichtige Actenstücke beifügt. Eine andere Nachtseite des polnischen Staatslebens, die Religionswirren und die Verfolgungssucht der Polen gegen Andersgläubige enthüllte er in „Theophan Leontowitsch“, der als griechisch-katholischer Abt in Wilna von den polnischen Jesuiten schwer zu leiden hatte und zum ersten Male den Vorschlag zu einer Theilung Polens machte. Ein anderes Charakterbild entrollte er nach den Memoiren des Soplica im „Fürst Radziwill, Herrchen liebes“. Diesen Arbeiten reihen sich an die mit W. Arndt gemeinsam unternommene Veröffentlichung der schlesisch-polnischen Annalen in den Mon. Germ. Hist. (Bd. 19), ferner die Abhandlungen über „Repnin und Czartoryski 1764–67“, „Zur Genesis der Verfassung Polens vom 3. Mai 1791“, „J. J. Rousseau’s Betrachtungen über die polnische Verfassung“, „Das Interregnum, die Wahl und die Krönung von St. Aug. Poniatowski“; der „Empfang der Königin Louise Marie von Polen in Danzig 1646“, lauter Studien über die neuere Verfassungs- und Sittengeschichte von eindringlicher Lebendigkeit, die Wirkung von Lesefrüchten polnischer Litteratur und meist in v. Sybel’s historischer Zeitschrift oder in den geschichtlichen Provinzialzeitschriften veröffentlicht.

Noch als Siebziger wagte er sich auf Andringen von Giesebrecht’s an eine deutsche Geschichte seit 1815, für die Heeren-Ukert’sche Sammlung, nicht in der Absicht, mit Treitschke dabei zu wetteifern, sondern in der ihm gewohnten Weise Deutschlands Entwicklung darzustellen. Leider verhinderte die Schwäche des Greisenalters die kräftige Inangriffnahme des umfassenden Werkes. So hat R. seine Lebens- und Geisteskraft im Dienste für das Vaterland, die Jugenderziehung und die Wissenschaft wohl ausgenutzt und die Ehren verdient, die ihm bei seinem 80. Geburtstagsfest 1888 und bei der Jubelfeier seiner 50jährigen Breslauer Universitätslehrthätigkeit zutheil wurden. Er [469] wurde zum Geh. Regierungsrath ernannt; seine Büste, ein Geschenk seiner Universitätscollegen, im Provinzialmuseum aufgestellt und eine „Roepellstiftung“ zur Unterstützung von Studirenden gegründet. Erst kurz vor seinem Tode fing er an, über die zunehmende Altersschwäche zu klagen und senkte sein müdes Haupt an seinem Geburtstage am 4. November 1893 im Alter von 85 Jahren nach 52jähriger Thätigkeit an derselben Hochschule zur Ruhe. Er konnte den Ruhm mit ins Grab nehmen, daß er ein ganzer Mann war, fest gefugt und maßvoll in seinen politischen Ansichten, treu seinem Vaterland, gleich abhold den Bestrebungen der Umstürzler wie der Finsterlinge, kein trockener Stubengelehrter, ebenso tüchtig als Bürger von Stadt, Provinz und Staat, wie als Forscher, Schriftsteller, Jugenderzieher und Helfer und Rather in der Noth.

Nationalzeitung 1888, Nr. 583, von B. G(ebhardt). – Breslauer Zeitung 1890 (J. Caro). – Voss. Zeitung 1890, 5. Nov. – Zeitschr. d. Vereins f. Gesch. u. Alt. Schles. 1894 (28. Jahrg.) S. 461–71 (E. Reimann). – Zeitschr. d. histor. Gesellsch. f. d. Prov. Pos., Bd. 9, S. 159 bis 174 (A. Warschauer). – Chronik der Universität zu Breslau, 1894. Sonderabdruck 20 S. (J. Caro).