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Artikel „Meißner, Alfred“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 773–782, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mei%C3%9Fner,_Alfred&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 15:44 Uhr UTC)
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Meißner *): Alfred M., ein Dichter, der durch die Vielseitigkeit, die Richtung und den Erfolg seiner litterarischen Erzeugnisse nicht weniger bei Lebzeiten zu Namen und Ansehen gelangt ist als unrühmlich und fragwürdig ins aufgeregte Tagesgespräch durch sein tragisches Ende und den sich einige Jahre daran anknüpfenden erbitterten Streit über die Autorschaft der Hauptmasse seiner Werke. Mit seinem Großvater, dem Nacherzähler bald gräcisirender, bald italienisch gestimmter Geschichten Wieland’scher bis Kotzebue’scher Frivolität, August Gottlieb Meißner (1753–1807), dem sog. „Skizzen-Meißner“, verbindet ihn aber keine ästhetische Brücke. Dagegen vererbte von den Eltern mancherlei auf den Knaben, sowohl von des Vaters Eduard (1785–1868) obersächsischer Lebhaftigkeit und Lust an Freiheit, an Aufklärung, wie von der Mutter Karolina May von Invermay, die ihm schwermüthige Volkslieder ihrer Heimath Schottland vorsang und von der er, zugleich mit Deutsch, das Englische fließend erlernte: so geriethen die von Percy 1765 gesammelten alten Balladen Großbritanniens, Robert Burns, Scott’s Lady of the lake und Last minstrel mit als erste, mannichfach bestimmende Bücher in die Hände des Knaben. Der reifte, übrigens früh geschwisterlos, durch ersten Einzelunterricht im Hause zeitig heran und sah daselbst die Dichter Tieck und Tiedge, Elisa von der Recke und andere gefeierte Geister, hörte auch jung beim Onkel J. G. v. Quandt (s. d.), dem Kunstkenner, Tieck recitiren und that den ersten Blick in das damals anregende geistige Dresden. Der Vater hatte sich in der Vorstadt des böhmischen Curorts Teplitz, wo Alfred M. am 15. October 1822 geboren, als Badearzt angebaut. Ein Gegner des auf Oesterreich drückenden Metternich’schen Regiments, bezog er gern politische Zeitungen aus dem Reich draußen, was ihm Polizeicontrole und Strafe zuzog. Als er im Cholerajahr 1830 das Auftreten der Seuche in Teplitz entgegen dem Vertuschungssysteme der städtischen Obrigkeit ans Licht brachte, erbitterte dies die verhetzte Einwohnerschaft, welche fürs Cur-Renommé und einen Einnahmeausfall fürchtete, derart, daß (diese Vorgänge muthen wie eine Thema-Vorlage zum Dr. Stockmann in Ibsen’s „Volksfeind“ an) Dr. Meißner aus dem gestürmten Heim unter militärischem Schutze entwich und sich in Karlsbad niederließ. Hier wurde er rasch als Badearzt beliebt, Alfred aber kam im benachbarten Schlackenwerth in fast klösterliche Zucht des Piaristengymnasiums. [774] Die Eltern, bemüht, dem einzig überlebenden Kinde die sorgfältigste Erziehung angedeihen zu lassen, schickten ihn 1835, nach der Landeshauptstadt übersiedelnd, aufs Altstädter Gymnasium der aufgeklärten Prämonstratenser, wo Alfred, im Gegensatze zu seinem Lebensfreunde, dem Politiker und Dichter Moritz Hartmann, sogar in der ihn peinigenden Mathematik befriedigte. Mehr Beweglichkeit unter gleichaltrigen Freunden, mannichfache Lektüre, Theaterbesuch weckten den regen Geist in der alterthümlichen, erinnerungsreichen Residenz Prag. Die schon seit den frühen Gymnasialjahren rührige poetische Ader brachte im 16. Jahre Erzeugnisse zu Tage, die der Vater – dessen Aufzeichnungen von einer römischen Reise der Jahre 1810/11 M.’s späterer Erzählung „Norbert Norson“ zu Grunde liegen – anfangs gleichgültig, später direct ablehnend betrachtete, weitere Kreise jedoch anerkannten. M. machte auch den zweijährigen sog. philosophischen Cursus durch, wobei er sich besonders der Lehre des kritisch strengen Psychologen Herbart hingab. Zwar widmete sich M. nunmehr auf der Universität Prag officiell der Medicin, vertiefte sich jedoch in die lebenden und vergangenen Geschichtszeugnisse der culturell so fesselnden Stadt. Zugleich fand er in die Welt der Litteratur unmittelbaren Zugang durch Eintritt in einen Kreis meist gleichstrebender Jünglinge – Moritz Hartmann, Frd. Bach, Max Schlesinger, Isidor Heller, Leop. Kompert, Fr. Szarvady u. A. – , welche als „Das junge Böhmen“ einen gewissen engern heimathlichen Einschlag in die jungdeutsch-freiheitliche Poesie der sog. Vormärz-Periode – zumal im ultrareactionären Oesterreich – hineinbringen, theilweise andererseits aber einen specifisch-böhmischen Widerstand gegen ausgesprochen deutschnationale Tendenz leisten wollten. Halb unbewußt wurde da Alfred M. mit mehreren Commilitonen in eine Strömung verstrickt, die auf direct czechische Propaganda hinauslief und von ihm erst nach einigen Jahren, als ihm die Einsicht dämmerte, ein für alle Mal verlassen wurde.

In der Musenhalle dieser deutschböhmischen Poeten, dem damals von Rud. Glaser in Prag redigirten Unterhaltungsblatt „Ost und West“, erschienen die Balladen des knapp Sechzehnjährigen in pathetischem Vortrag, der ihm auf die Dauer zu eigen geblieben, und vielerseits begrüßt wie versepische, novellistische Proben, die aus dem blondlockigen Kopfe hervordrängten: so prophezeite Graf Ferd. Schirnding 1839 in seinem anonymen „Oesterreich im Jahre 1840. Von einem Staatsmann“ nachdrücklichst aus M. höchste Hoffnung des neuen Geschlechts. Was Wunder, daß sich M. unter solch ablenkenden Beziehungen von dem ihm aufgedrängten Brotstudium geradezu abgestoßen und bei jedem weiteren Schritte zu dessen Abschlusse zum Protest im Elternhause veranlaßt fühlte! Den Zusammenstoß zwischen Vater und Sohn schlichtete die gutmüthige, oft leidende Mutter, und Alfred bequemte sich immer wieder, in den sauern Apfel zu beißen, wobei ihm schöne Ferienreisen nach Wien, den österreichischen Alpenländern, Oberitalien (1843 und 1845) das Nachgeben versüßten, dazu reiche poetische Frucht trugen: so den farbenprächtig plastischen Cyclus „Venetia“. Auf der letzten dieser „Fahrten“ – so hieß er später die bezügliche Rubrik seiner Gedichtsammlung – schnitten ihm auf der Rückreise von Genua und der Riviera, zwischen Padua und dem Gardasee, Räuber hinten am Wagen den Koffer mit dem Manuscript des fast 2000 Verse langen Epos über den indischen Prinzen Zadok ab. Er hat diese complicirt erfundene Dichtung, die, wie M. sagt, vollstimmiger als der damals reifende „Ziska“ geworden wäre, nie erneuert. Damals schloß er das Studium ab: Anfang 1846 mit dem zweiten Staatsexamen, am 2. Juli 1846 mit der öffentlichen Promotion (Dissertation „De Helminthiasi intestinorum“). Damit [775] war aber auch der Abschied von der Heilkunde endgültig besiegelt; nach kurzem Versuch als Spitalarzt ist M. nie wieder zur Praxis zurückgekehrt. Er hatte sich schon zu eng mit der Muse eingelassen, um loskommen zu können, sogar wenn er gewollt hätte, das innige Freundschaftsbündniß mit Hartmann, mit dem er auf dem Gymnasium alte und neue Dichter, insbesondere die großen Pathetiker und lyrischen Freiheitssänger des 19. Jahrhunderts, durchgelesen, in Wien schon die mächtig eindrucksvolle Bekanntschaft mit Karl Beck und Lenau vermittelt: ersterem näherte ihn die Tendenz, Lenau Ton und Form seiner Poesie. Und so gelangten denn auch durch Hartmann, der seit Ende 1844 in Leipzig, dem damaligen Sammel- und Brennpunkte der litterarischen Demokratie, voran der österreichischen Flüchtlinge, die Erstausgabe seiner Dichtungen („Kelch und Schwert“) betrieb, Meißner’s „Gedichte“ 1845 in der Reclam’schen Officin daselbst zum Druck: ein elendes Löschpapierheftchen, wie er es bemäkelt, lenkte es sofort die Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit und der österreichischen Polizei auf sich, ohne deren Censur kein Habsburg-Unterthan eigene Producte drucken lassen durfte. Doch traf ihn nur ein gelinder Verweis; um so freudiger schuf M. nun, erst in Karlsbad, dann in Leipzig, an dem lyrischen Epos „Ziska“. Die Verschiedenheit in der Behandlung der einzelnen Theile erklärt sich aus der Thatsache, daß nur ein Theil fertig und ausgefeilt war, als der Druck seitens des rasch gefundenen Verlegers begann; während dessen führte aber der Dichter noch einzelne Abschnitte aus, und diesen Mangel des Urentwurfs behoben dann auch Ueberarbeitungen der vielen späteren Auflagen (12.: 1881) nicht völlig. Schwebte hierin auch das todesmuthige Ringen um Glaubensfreiheit, wie die Hussiten es gewaltig verkörpern, als Leitmotiv vor, eine, auch in Plan und Einzelheiten vielfach Lenau’s „Albigensern“ folgende Idee, so verherrlichten doch diese lebensprühenden Episoden, deren einzelne geradezu balladeske Juwele heißen müssen, in ihrem Zusammenhange das eben mächtig erwachende böhmische Nationalgefühl mit einer dem Czechenthum willkommenen Emphase: übersetzte doch auch, lange nach Meißner’s Abkehr vom Rassenhaß seiner slavischen Landsleute, der czechische demokratische Publicist Erwin Spindler 1864 Meißner’s „Zizka“ wie ein Nationalepos in seine Muttersprache. Als mit dem „Ziska“, den er nach anziehendem Leipziger Verkehr mit den Oesterreichern K. Beck, Herloßsohn, Kuranda, Ed. Mautner, Johs. Nordmann, H. Rollett, mit H. Laube, Gerstäcker, E. M. Oettinger, E. Willkomm, G. Kühne, in Dresden, wo er Gutzkow, Rich. Wagner, Auerbach, Rob. Schumann, Ferd. Hiller und durch Onkel Quandt viele bildende Künstler kennen lernte, beendigt hatte, zugleich die „Gedichte“ in 2. Auflage erschienen, war M. dem bisherigen Lebenswege ganz entfremdet. Eines Abends nach seiner bescheidenen Stube heimgehend, hörte er von durchwühlender Haussuchung beim Verfasser des aufrührerischen „Ziska“ und fort eilte er vom gastlichen Elbflorenz unter Angst und Mühe nach dem politischen Mode-Asyl Brüssel.

Das Ziel dieses entscheidenden Wanderentschlusses war Paris. Rue du Faubourg Poissonière Nr. 41, in der Straße, wo Heinrich Heine wohnte, stieg M. ab und kam sogleich mit diesem, dem er näher trat als irgend ein anderer deutscher Dichter (vgl. Illustrirte Ztg. Nr. 3370 v. 1906 S. 318), Gérard de Nerval, Victor Hugo, Lamartine, Georges Sand, Balzac, Th. Gautier, Jules Janin, der Rachel, J. Michelet, Adam Mickiewicz, endlich Dumas dem Aeltern in, zum Theil engem Umgang. Alfred de Musset, ihm längst vertraut, ward sein Stern, auch Beyle-Stendhal und Merimée schätze er damals überaus. Der deutsche Emigrant Jakob Venedey (s. d.) beeinflußte seine politische Stellungnahme durch Vorbild und Lehre mannichfach. Nach 10 Monaten bunter Einblicke, die sich, neben der Durchsicht des „Ziska“ für die 2. und [776] 3. Auflage, zu Skizzen aus dem politisch-litterarischen Getriebe in Paris und Frankreich für die eben kräftig erstrebenden „Grenzboten“, Kuranda’s österreichisches Oppositionsjournal in Leipzig, verdichteten, kehrte er über Heidelberg, mit einem Abstecher in die Schweiz, nach Prag zurück. Die gerichtliche Vorladung, um sich wegen der „Ziska“-Veröffentlichung zu verantworten, blieb infolge der vom Zeitgeist dictirten behördlichen Milde ohne Weiterung, und der Ausbruch der Märzereignisse vereitelte jede etwaige Verfolgung aller seiner Preßdelikte. Diese Anfänge der deutschen Revolution sahen ihn als lebhaften Theilnehmer und als Sänger des feurig-beredten, zugleich deutsch-vaterländischen wie radikal-demokratischen „Märzlied“-Cyclus. In den vom böhmischen Volk berufenen Nationalausschuß gewählt, mißbilligte er dessen chauvinistischen Umschlag in einen überwiegend czechischen Narodni vibor, trat vor den drohenden Feindseligkeiten beider Volksstämme und den Prager panslavistischen Verbrüderungsorgien aus und begab sich vor der blutigen Pfingstwoche über Eisenach, wo auf der Wartburg das Studentenfest gefeiert wurde, nach Frankfurt a. M. Hier brachte er Sommer und Herbst 1848 während der Parlamentstagung zu, als intimer Freund vieler Abgeordneten der Linken, namentlich aus deren äußerstem Flügel, mit Venedey, M. Hartmann, Jos. Rank, v. Rochau in demselben Hause wohnend, mit den Dichter-Deputirten Uhland und Anastasius Grün, dem Turnvater Jahn sowie Ludwig Feuerbach in persönlichem Verkehr, als aufmerksamer, gegenüber den politischen Actionen zurückhaltender Beobachter, endlich als Correspondent radikaler Zeitungen, z. B. der „Reform“ A. Ruge’s. Wegen der von befreundetem (!) Staatsanwalt – dem Musiker A. W. Ambros (A. D. B. XLV, 765) – 29. October in Prag eingereichten Anklage seines Gedichts „An die Octoberkämpfer in Wien“ als eines vierfach revolutionären von Mutter und heimischen Freunden gewarnt, ging er, in seiner Passivität bei der praktisch ergebnißlosen Parlamentsarbeit unbefriedigt, in der Neujahrsnacht 1849 über Köln abermals nach Paris. Daselbst kam er dem Vorschlage eines Frankfurter Verlegers nach, ein Buch über die sociale Bewegung in Frankreich zu schreiben; sein erstes Prosawerk „Revolutionäre Studien aus Paris“ (2 Bde., 1849), bezeichnend für die Zeit wie für den Verfasser, dessen klare, knappe und glatte Darstellung mit dichterischem Schwung Situation und Stimmung der 48er und 49er Pariser Vorgänge veranschaulicht, zugleich im allgemeinen die Revolutionen historisch-zeitlich in nationale, politische, sociale, die Schilderhebungen in solche wider Monarchie, Kirche, Capital gliedernd.

Heine, den inzwischen gesundheitlich arg Heruntergekommenen, sah M. häufig und vertraut, und aus diesen Besuchen entsprang dann sowohl das heinisirende „komische Epos“ „Der Sohn des Atta Troll, ein Winternachtstraum“ (1850), eine im Stile wenig glückliche bitter satirische Allegorie über den traurigen Ausgang der deutschen Bewegung mit der Spitze wider die unentschiedenen Zwitter der Frankfurter Mittelparteiler, als auch seine stark persönlichen Gedenkblätter „Heinrich Heine. Erinnerungen“ (1856), wie denn M. auch später wiederholt, so bei der Discussion über Heine’s „Memoiren“ und in seinen eigenen, auf sein Freundschaftsverhältniß zu dem von ihm hochverehrten genialen Poeten zurückgriff. Außerdem ward M. in Paris mit den Häuptern der magyarischen und polnischen Emigranten, auch den Russen Bakunin und Alex. Herzen, mit Georg Herwegh und Emile Augier bekannt. Mitte Mai wandte er sich nach kurzem Aufenthalte in Frankfurt, wo er mit seinem, 13. August 1849 in Mannheim standrechtlich erschossenen Freunde Adolf v. Trütschler zusammen war, der Heimath zu. Auf den einsamsten Waldpfaden Karlsbads irrte er, über den Gang der Dinge schmerzlichst enttäuscht, [777] umher, gerieth mit dem Vater, der ihn nochmals dem ärztlichen Stande zurückzugewinnen versuchte, hart aneinander und wich unnützem Drängen aus durch eine Reise nach England. Im Hause der seiner Familie von Karlsbad her befreundeten Lady William Russel und mit deren später im öffentlichen Leben eine Rolle spielenden Söhnen Arthur und Odo verbrachte M. eine reizvolle Londoner season, durchwanderte zwei Wochen mit M. Hartmann Schottland, die Heimath seiner Mutter und ihm von Kindheit an liebe geschichtlich-poetische Schauplätze, suchte nochmals Heine in Paris auf und fuhr dann, theils des Umherirrens überdrüssig, theils sehnsüchtig dem Elternhause zu.

Siebzehn volle Jahre, diejenigen des schönsten Mannesalters, hat M. nunmehr im Elternhause gewohnt, eigentlich dauernd mit dem Vater wegen des Entscheids für den „freien Beruf“, die Schriftstellerei, sodann wegen des Unterschieds der Weltanschauung halb zerfallen. War der vormärzlich Altliberale auch zu wesentlich conservativerem, wenn auch keineswegs reactionärem Standpunkte eingeschwenkt, so hätte sich hier gewiß noch ein ständiger Waffenstillstand mit Alfred ermöglicht, zumal dieser, die Tagespolitik beim Erlöschen der Revolutionsflamme mit der Rückkehr aus dem Auslande an den Nagel hängend, künftig nur mehr in erfundenen Erzählungen seine Freiheitsgedanken ausströmte. Aber über die Entgleisung seines Lieblingswahns, im einzigen Stammhalter einen Erben des einträglichen Berufs aufwachsen zu sehen, kam Dr. Eduard M. nie hinweg und er verzieh ihm dies nie; um so weniger, als von den litterarischen goldenen Bergen, die sich der Sprößling ausgemalt haben mag, nichts zu verspüren war. Da nun der Alte die Praxis aufgegeben und der Sohn in der ungemüthlichen Abhängigkeit vom grollenden Vater eine fortwährende Last erkannte, so klügelte Alfred M. auf jede Weise darüber, zu finanzieller und bürgerlicher Selbständigkeit zu gelangen. Zweifellos steckt hier die Wurzel des tragischen Verhängnisses seines Daseins, die entsprungen ist aus der Einsicht, in seiner bisherigen Productionsmethode keine volle Bürgschaft der ersehnten Sorglosigkeit um die Existenz zu besitzen. Die Lyrik, desgleichen breite epische Compositionen in gebundener Rede versagten in solchen Stimmungen dem nach materiellen Garantien Ringenden und halfen ihm auch nichts, zur Publicistik hinwiederum hatte er die Lust verloren. So warf er sich denn vorerst aufs Dramatische, und als er hier trotz energischer Ansätze und ungewöhnlicher, wenn auch im Erfolge stark bestrittener Leistungen nicht den Gipfel erklomm, fing er rasch entschlossen an, auf dem müheloseren Felde der Prosa-Erzählung mit sensationeller Stoffwahl emsig zu ackern, wo er dann drei Jahrzehnte seine Trift abgegrast hat. Es lautet jedenfalls begreiflich, wenn er bei dieser Jagd nach greifbaren pekuniären Resultaten, wo ihm blutwenig poetisch-ästhetische Absichten mitredeten, in das Schlingnetz eines gewandten und schlauen Helfers gefallen ist, um sich immer tiefer in dessen dichter gezogene Maschen zu verwirren. Unter solchem Gesichtswinkel höchstwahrscheinlich müssen wir Meißner’s litterarisch räthselhafte, moralisch erklärbare, psychologisch wohlverständliche unehrliche Beziehungen zu seinem Landsmann Franz Hedrich (1825–95) betrachten, wie sie unsere diesem gewidmete Lebens- und Charakterskizze (A. D. B. L., 561–67) im einzelnen dargestellt hat, in ihren deutlichen Stadien und in ihren ziemlich durchsichtigen, dem Grade nach durch neuere und jüngste Mittheilungen bezw. Untersuchungen (s. u.) verschieden fixirten seltsamen Sonderergebnissen. Aus jener Skizze ersieht man auch den mannichfachen, meist sommerlichen Aufenthaltswechsel, mit dem M., allerdings oft genug in Hedrich’s verderblicher Gesellschaft, seit 1851, da er nun doch wieder im väterlichen Ruhesitz zu Prag Quartier genommen, sich, wie der Oesterreicher sagt, „aufzumischen“, sich zu erholen und in der Welt [778] draußen anzuregen bemühte. So hob schon 1851 solches Zusammenleben und Zusammenarbeiten an, als der politisch verdächtige Hedrich, mit M. seit 1848 näher bekannt, beim gutmüthigen Manne eine Zuflucht am Traunsee fand, und an ein Jahrzehnt verfolgen wir diese regelmäßigen längeren Zusammenkünfte, welche, ersichtlich und erwiesen, gemeinsamer litterarischer Arbeit galten.

Diese unreelle Verbindung, der auch gar nichts von echter Freundschaft innewohnte, strebte M. vor den Leuten ganz gewiß zu verheimlichen, doch eben nur, weil er die Entdeckung der Interessen-Gemeinsamkeit fürchtete, während die ehemalige politische Anrüchigkeit Hedrich’s oder seine unsympathische Persönlichkeit dabei kaum gestört haben dürften. Insbesondere hielt M. den Genossen, ungeachtet dessen wiederholten monatelangen Aufenthalts in Thüringen, während seiner eigenen periodischen Anwesenheit in Weimar im Kreise der geistreichen Fürstin Carolyna Sayn-Wittgenstein und ihres Freundes Franz Liszt (seit Januar 1855) absichtlich fern. Aber so sehr er sich den gefährlichen, nur nach außen „stillen“ Theilhaber seiner Schriftstellerfirma vom Leibe halten wollte, M. kam von dem satanischen Mitwisser und Mitträger seiner Schuld nicht los. Trotz weiter räumlicher Entfernung erschien Hedrich, der für eine ganze Reihe der unter Meißner’s Namen seit Mitte der fünfziger Jahre erscheinenden Erzählungen große und maßgebliche Partien ausgeführt hat, immer wieder als böser Mahner auf dem Plan, in erster Linie freilich mit hohen Geldforderungen, sodann aber die Enthüllung des unlauteren Verhältnisses androhend. Durch Meißner’s Unaufrichtigkeit, wie die nach dem Tode durch Hedrich unmittelbar und mittelbar hervorgezogene Correspondenz drastisch belegt, wird dieses natürlich künstlerisch überaus verwerfliche Compagniegeschäft, dessen allgemeine Moralität im Hinblick auf den gerade in jener Periode aufkommenden analogen Brauch, der dramatischen Production nicht so schlimm zu beanstanden wäre, direct unmoralisch. Der vom Vater, bei dem er ja Kostgänger geblieben, stets knapp gehaltene M. bangte unablässig, dieser werde ihn im Falle der Aufdeckung enterben, und Hedrich speculirte in gewinnsüchtigster Absicht immer von neuem darauf, schloß sogar daraufhin einen vertröstenden Pakt, auch später ähnliche. Aber M. wußte den unbequemen Dränger auch nach dem Tode des hochbetagten Vaters (15. August 1868) hinzuhalten, unter frischem Vorwande seit der 1869 geschlossenen, bald durch die Ehe besiegelten Verlobung mit Marie Begg v. Albansberg, jüngerer Schwester der Gemahlin seines Freundes, des Rittmeisters Karl v. Bayer, des als „Robert Byr“ renommirten Romanciers. Er sagte damals dem ihm privat und politisch-social unfreundlich gewordenen Prag Valet und siedelte sich in dem reizenden Bodenseestädtchen Bregenz an, wo ihm bis zum frühen Tode (24 Jahre!) der geliebten lange kränkelnden Frau (14. Nov. 1878) noch ein Liebesfrühling und in der friedlichen Idylle scheinbar auch ein zweiter Schaffenslenz erblüht ist. Von 1871 bis Mitte 1880 hatte M. mit einer bei ihm geradezu auffälligen Energie sich zu neuem Schaffen auf eigener Bahn aufgerafft, wozu er die Kraft zweifellos aus der beglückenden späten Seligkeit der selbständigen Existenz und des ehelichen Heims gesogen. Den Vampyr Hedrich hoffte er damals gänzlich abgeschüttelt zu haben, besonders wo dieser infolge einer reichen englischen Heirath seine herrischen Ansprüche fallen gelassen. Und als nun Hedrich 1877 als ruinirter Spieler mit der Entschlossenheit des Mannes, der über einem rettenden Gewaltact sinnt, die Forderung des Loskaufs aufs unerbittlichste an ihn stellt, da weist ihn M., in Davos ums entfließende Leben der Gattin kämpfend, mit herbstem Nachweise, daß er ihn „einst wie einen Hund aus dem Wasser gezogen“ und seine Verpflichtungen erledigt seien, [779] zurück. 1880 jedoch gelingt es Hedrich mit raffinirter Schlauheit – er rühmte sich dieser nach Meißner’s Tode mit kaum glaublichem Cynismus – den arglosen Geldgeber nochmals ins Garn zu locken, indem er für die Novelle „Die Prinzessin von Portugal“ (1888) und in stärkerem Maße für „Norbert Norson. Leben und Lieben in Rom 1810 und 1811“ (1883), jenes auf Reisenotizen von Meißner’s Vater beruhende Culturbild, seine nachhelfende Feder lieh, vor allem aber in einem eingeschmuggelten Akrostichon bezw. Anagramm „Autor Hedrich“ dem gehetzten Wild Fangeisen legte. Nun steigerten sich die Androhungen zu Erpressungsanschlägen. In Frühjahr 1883 drängte Hedrich den ihn zu Monaco aufsuchenden M., der nach bösem Zwiespalt wegen erhöhter Forderung eine Verständigung plante, nach anfänglichem Sträuben dazu, seinen, Hedrich’s, soeben fertigen Roman „Die Schätze von Sennwald“ als Meißner’schen auszubieten und ihm darauf 8000 Mark als Vorschuß zu zahlen. Wo M. in seiner wachsenden Willenschwäche sich selbst so weit verloren, rückte ihm Hedrich in Lindau direct vors Thor, und nach der ergebnißlosen Unterhandlung am 6. Mai 1884 daselbst wußte sich M. nicht mehr zu retten. Es zeigten sich Spuren von Verfolgungswahn, bei der Obduction durch eine Neubildung im Gehirn belegt, die binnen kurzem Irrsinn und Tod herbeigeführt hätten. In dumpfem Brüten über seine „jammervolle Existenz auf Gnade und Ungnade“ Hedrich’s und die Gefahr für seiner Kinder Vermögen gab er ermattet den Kampf gegen den lauernden Dämon seines Lebens und Schaffens auf. Am 21. Mai 1885 versuchte der Gequälte durch einen Rasirmesserschnitt in die Kehle diesen ewigen Zweifeln zu entrinnen; dies mißlang vorerst durch Störung mitten im Selbstmord, doch erlag er am 29. Mai dem, jedenfalls durch den Blutverlust beschleunigten Nervenfieber. Franz Hedrich (s. d.) nahm 1889 den offenen Krieg wider den Todten auf; doch sprangen seine vergifteten Pfeile größtentheils auf ihn zurück. Die würdige Gegenwehr Bayer-Byr’s, des von M. eingeweihten Schwagers, mit den authentischen Documenten der Broschüre „Die Antwort Alfred Meißner’s“ vereitelten Hedrich’s übertriebene Ansprüche auf das wesentliche Autorrecht an den meisten als „von Alfred Meißner“ verfaßt gedruckten Prosa-Erzählungen. In Artikel Hedrich der A. D. B., näher durch K. E. Franzos, ganz besonders aber durch die ruhig abwägenden Vergleiche Jos. Bayer’s (s. u.) sind quantitativ wie qualitativ Umfang und Maß der Hedrich’schen Mitarbeit soweit möglich festgelegt worden. Gleichwohl seien hier die bedeutsamsten dieser vielumstrittenen Romanreihe genannt: „Der Pfarrer von Grafenried“ (1855; neu als „Zwischen Fürst und Volk“ 1861); „Der Freiherr von Hostiwin“ (1861), erweitert als „Sansara“ (1858); „Neuer Adel“ (1861); „Schwarzgelb“ (1861–64); „Babel“ (1867): die drei letzten spannende Zeitgemälde aus den miterlebten Zuständen Oesterreichs; „Die Kinder Roms“ (1870); endlich die oben schon als von Hedrich teuflisch wie Versuchsobjekte benutzten Novellen von 1882 und 1883. Diese immer mehr der Oberflächlichkeit des Durchschnittslesepublicums oder dessen Haschen nach actuellem Sensationskitzel huldigenden Arbeiten verleugnen, namentlich die früheren, eine höhere Anlage keineswegs, genügen aber in Problem, sachlichem wie geistigem Gehalt und Stil nirgends einer das Tagesbedürfniß überschreitenden Kritik. Sogar wenn der Löwenantheil der factischen Leistung und auch des Erfolges, den die unter Meißner’s Namen laufenden Romane bei den Lesern, weniger bei den berufenen Richtern eingeheimst haben, Hedrich angehören sollte, würde damit zwar der sittliche Credit Meißners verkürzt, seine menschliche Taxe hinabgedrückt, aber sein Ruhm wenig alterirt, von dem ihm ernstlich eingeräumten Postament im Reigen der Poeten um die Wende des 19. Jahrhunderts kaum etwas abgebröckelt. [780] Allerdings hat man erst nach Hedrich’s ungeheuerlicher Anklage mit schärferer Sonde die erzählenden Schriften „Alfred Meißner’s“ nachzuprüfen unternommen. Auch trotz und mit Hedrich bleibt M. ein typischer, dazu ein hervorragender Repräsentant des revolutionären „Jungen Oesterreich“ und zwar der böhmischen deutschnational-demokratischen Gruppe. Seine kräftige, gluthvolle und rhetorisch geschmückte Lyrik, anfangs auf Byron’s und Lenau’s Pfaden wandelnd, später allmählich an seinen geliebten Heine angelehnt und doch mit eigenen Vorwürfen, Bildern und Requisiten wirthschaftend, erwarb ihm, insbesondere wie sie sich in „Ziska“ krystallisirt, mit Recht den Ruf eines wahren Dichters, dessen Naturgabe sich in lyrisch-epischen und rein gefühlsmäßigen Offenbarungen im Versgewande echt und in selbständiger Ausbildung bethätigt hat. Das beweisen aus der Mannesreife deutlich auch seine 1870 in den patriotischen Chor der deutschen Sänger mit vollen Accorden einstimmenden „Zeitklänge“ ebenso wie die beiden vortrefflich gelungenen lyrischen Epen vom entsagenden mittelalterlichen Dichtermönche „Werinherus“ (1872) und vom leidenschaftlichen halbmythischen Thrakier „König Sadal“ (1875).

Sogar die etwaigen Beiträge, welche Hedrich zu den Dramen des jungen M. seit 1851 geliefert haben will, vermöchten nichts Erhebliches abzuzwacken von dessen Schöpferstärke, so wie sie eben in den drei Trauerspielen jener seiner zweiten Periode erglänzt: der mit erstaunlicher Kühnheit die David-Bathseba-Episode des Alten Testaments umformenden Modernisirung „Das Weib des Urias“ (1851), die vor gewagtesten Motiven nicht zurückschreckt; dem psychologisch an Goethe’s „Clavigo“ gemahnenden englischen bürgerlichen Conflictstück „Reginald Armstrong, oder: Die Macht des Geldes“ (1853); der im Stoff mit Schiller’s „Warbeck“-Fragment, im Helden vielfach mit dessen Demetrius übereinstimmenden Staatsaction „Der Prätendent von York“ (1857). Auch später hat M. übrigens seine scheinbar Jahre lang völlig versiegte dramatische Ader in Contribution gesetzt, doch ohne, wie kurz jene Jugendtragödien, das Rampenlicht zu schauen. Außer diesen, vielen kleineren Erzählungen, Reisebildern und mancherlei Belletristik, deren Hauptmase die 18 Bände „Gesammelter Schriften“ 1871 – 73 vereinigten, woneben die 4 Bände ausgewählter „Dichtungen“ (1879/80 u. 1884) traten, sind von Belang die geschichtlichen und litteraturgeschichtlichen Skizzen der „Historien“ (1875), die mannichfaltige poetische und prosaische Nachlese „Mosaik“ (2 Bde., 1886) aus dem Nachlaß, voran aber, im Lichte seines indirect selbstschildernden hübschen Feuilleton „Vormärz-Poeten“ in der Wiener „Prese“ 1862 Nr. 119 (bei Wurzbach – s. u. – S. 296), die etwas selbstgefällige, aber farbige und vielseitig amüsante Plauderchronik „Geschichte meines Lebens-“ (2 Bde., 1884), welche bis 1856 geht und die vor-Hedrich’sche Zeit persönlich und zeitgeschichtlich nett abspiegelt. Besonders in den Schlußact von Heinrich Heine’s Dasein, mit dessen Nachhall sie ausklingt, gewährt M. daselbst wie anderwärts fesselnde Einblicke, und es lohnte sich das Capitel „Heine und Meißner“ einmal gesondert auszuführen – wie überhaupt das Leben und Wirken des letzteren, welches in der ersten Hälfte im Hintergrund allerlei politische Einschläge und Anknüpfungspunkte tieferen Interesses bietet, in seiner zweiten Hälfte eine erschütternde Tragödie voll seelischer und litterarischer Räthsel vorspielt (Karl Ed. Klopfer hat danach 1893 seinen effectvollen Roman „Zwei Dichter“ gestaltet), auf dem Boden der ausgedehnten Materialien einmal breiter darzustellen. Alfred Meißner’s Würdigung als Poet könnte dabei ganz gewiß nur gewinnen, sein schwankender, in der Hedrich-Affäre allerdings niemals reinzuwaschender Charakter wohl nicht minder.

[781] Aus der Fülle des Materials zur Kenntniß, Erkenntniß, Beurtheilung stehen im Vordergrunde: die in meinem Hedrich-Artikel A. D. B. L, 566 angezogenen Arbeiten von K. E. Franzos (ziemlich subjectiv für M. eingenommen, daher mit Vorsicht zu befragen; vgl. ebenfalls Franzos’ „Deutsche Dichtung“ X S. 46–50 zu Meißner und Heine’s „Memoiren“ sowie XVII S. 32 ein empfindungsvolles Jugendgedicht Hedrich’s; s. auch Franzos’ „Dtschs. Dichterbuch aus Oesterreich“, 1883, S. XXXII), Joseph Bayer’s (s. u.) Feuilletons i. d. „Neuen Freien Presse“ vom 16. und 17. Januar sowie 4. Juni 1890, Fr. Lemmermayer (s. diesen auch Westermann’s Illustr. Dtsch. Monatshefte Bd. 58, 1885, 172–79), F. Wehl (Meißner-Gedenkschrift 1892), auch P. W. Heinrich’s plagiarische, doch stoffwichtige Compilation „‚Für‘“ und ‚Wider‘“ Alfred Meißner“ (1890) und E. Ziel in s. „Litterar. Reliefs“ III (1888) S. 1–62 (stark panegyrisch, noch ohne eine Ahnung vom Sachverhalt; vgl. ebd. I S. 60 f. M. neben M. Hartmann). Dazu kam von damals Hans Lambel’s vorzüglich scharfe und vorurtheilslose Prüfung der M.-Hedrich-Controverse i. d. Mitteilungen des Vereins f. Gesch. d. Dtschn. i. Böhm. XXIX, 1890/91, S. 257–90, u. neuerdings in erster Linie das reichhaltige „Meißner-Heft“ der deutschböhmischen Wochenschrift „Deutsche Arbeit“, Jhrg. 5, Heft 4 (Januar 1906): S. 219–27 Otto Wittner, „Alfred Meißner“ (auch in Wittner’s „Oest. Porträts u. Charakteren“ 1906, S. 196–224); S. 228–35 Emil Soffé (s. diesen auch i. d. „Grenzboten“ 40, 1881, III 155/65 u. 201/11, u. 1890 in Rosegger’s „Heimgarten“), S. 236–57 „Erinnerungen an A. M.“; S. 236–57 Jos. Bayer, „A. M. – Franz Hedrich [mit dessen Bildniß]“; S. 258–64 R. Wolkan, „Briefe von A. M.“; S. 297 E. Rychnovsky, über A. M. s (29) Briefe an die Fürstin Wittgenstein (bei La Mara, „Aus der Glanzzeit der Weimarer Altenburg“, 1906); „Deutsche Arbeit“ V Heft 8: Ottilie Ehlen, „Persönliche Erinnerungen an A. M.“ (1865–69). Von älteren Hilfsmitteln sind noch wichtig: der sorgsame, in Bibliographie u. Litteraturangaben ausgedehnte Artikel in Wurzbach’s Biogr. Lexik. d. Kaiserths. Oesterreich 17 (1867), S. 290–301; J. Hub, Deutschlands Balladen- u. Romanzendichter III 2 (1874) S. 509–20; R. Prutz, „D. dtsch. Litt. d. Ggnwrt. 1848–1858“ I S. 127–141; Hnr. Kurz, Gesch. d. dtsch. Litt. IV 230–33, 414–17, 480–1, 846–9; L[ouise] O[tto-Peters], Der Sänger des Ziska: Die Gartenlaube Jhrg. 1867 Nr. 5 S. 58–71; Rud. Gottschall i. s. Ztschr. „Unsere Zeit“ 1884 II 177/90 u. 1885 II 39/47. Feine Charakteristik M. s, nach dem Erscheinen der 18bändigen Sammelausgabe, durch Ferd. Lotheißen (s. d.) 1874 i. d. „N. Fr. Prss.“ (Wien). Viele Nachweise von Einzelheiten übergehe ich hier, auch fast alle an den obengenannten Stellen angezogenen seien hier nicht wiederholt (vgl. nur Litterar. Echo VIII, H. 6 1906, S. 574: M. s. Neudruck der „Nachtwachen. Von Bonaventura“ 1877, „ja doch philologisch unbrauchbar“; ebd. VIII H. 21, 1906, Sp. 1447, 1516, 1526 Zurückweisung einer M. angedichteten Fälschung des Heine’schen Gedichts „Für die Mouche“ nebst weitläufiger deutsch-französischer Journal-Polemik). Die biographischen u. bibliographischen Daten bei Ad. Bartels, Handbuch z. Geschichte der dtsch. Litteratur (1906) S. 569/71 (Hedrich’s [1875 †!] Werke soll M. bearbeitet haben!). Zu M. s. „Weib des Urias“, das H. Heine sehr hochstellte und ihn Schillers „präsumtiven Erben“ in M. erblicken ließ, s. Ed. Engel, Gesch. d. dtsch. Litt.(1906) II 891. – Bildnisse M. s außer den bei Wurzbach a. a. O. S. 298 f.: Gartenlaube 1867 S. 69; H. Kurz a. a. O. IV 230; Litterar. Weihnachtskatalog (d. Illustr. Frauen-Ztg.) III. Jhrg. 1883; „Deutsche Arbeit“ (s. o.), Januarheft 1906 S. 223; Fach-Katalog d. Abthlg. f. Dtsch. Drama u. Theat. d. Internat. Ausstllg. f. Mus. [782] u. Thtrws. Wien 1892 S. 213 Nr. 501 (das. nachgewiesen). Bayer-Byr u. M.: Biogr. Jahrb. u. Dtsch. Nekrolog VIII 406.

[773] *) Zu S. 307.