RE:Felsendenkmäler
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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im lebenden Gestein ausgeführte Bilder und eingehauene Inschriften | |||
Band S III (1918) S. 482–491 | |||
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Felsendenkmäler, d. h. im lebenden Gestein ausgeführte Bilder und eingehauene Inschriften, sind insbesondere nachgewiesen im Osten des Römerreiches und in mehreren westlichen Provinzen, vor allem auch in Gallia Belgica. Nicht berücksichtigt sind dabei Felsengräber in Etrurien, die noch in römischer Zeit benützt waren (vgl. CIL XI 1),[1] christliche Katakomben und andere im Fels ausgeführte bauliche Anlagen.
Für den Osten sei beispielsweise verwiesen auf Wigand Bonn. Jahrb. CXXIII 18f. 23ff. [483] (Kleinasien und Syrien), Mommsen zu CIL III 86[2] (Arabia, einzige lateinische Felsinschrift neben sehr zahlreichen sinaitischen und mehreren griechischen Inschriften in Wadi-Mukatteb, d. h. ,beschriebenes Tal‘) und 135. 179. 180 (Syria), vgl. noch CIL III 14155²[3] (Palaestina, Inschrift eines Truppenteils) und 321 (Pontus), für Griechenland s. z. B. Mommsen zu CIL I 623[4] = III 582 (Epirus, J. 44 v. Chr.), für Ägypten z. B. Friedländer Sittengesch. Roms II3 157 (CIG, auch CIL III 67ff.).[5]
Für die hier in Betracht kommenden Landstriche des Westens sind hauptsächlich zu unterscheiden:
A. Weihdenkmäler für Gottheiten, Felsbilder ohne Worte und Felsbilder mit Weihinschriften, auch Weihinschriften ohne Bild. Selten sind Grabmäler, den Weihdenkmälern zum Teil sichtlich nahe verwandt.
B. Inschriften, auf Arbeiten bezüglich, die im lebenden Gestein ausgeführt sind. Während für die Weihdenkmäler das Bild wesentlich ist und daher auch ohne Beischrift auftritt, ist es bei den letztgenannten Inschriften nur nebensächliche Zutat, die zur Ausschmückung dient (so CIL III 1699.[6] VII 912b[7] 922).
Als Belege führe ich ohne Anspruch auf Vollständigkeit an:
A. Weihdenkmäler für Gottheiten, auch Grabmäler (die letzteren sind durch Beifügung eines * zur Ziffer kenntlich gemacht).
- Vorausgeschickt seien zwei Bilder in Felswänden, an welche das als Grotte gestaltete Heiligtum (Spelaeum) des Mithra angelehnt war:
1: bei Schwarzerden im Kreis St. Wendel (Regbz. Trier), im Bereich der damaligen Volksgemeinde der Treverer, Cumont Textes et monuments fig. rel. aux myst. de Mithra II p. 382ff. nr. 258 (Abb. 296f.), ohne Inschrift.
2: bei Bourg-Saint-Andéol (zugehörig zum Gebiet von Alba Helviorum-Aps) in Gallia Narbonensis, Cumont a. a. O. II p. 401f. nr. 279. Espérandieu Recueil (I) nr. 422, mit Weihinschrift CIL XII 2706.[8]
- Außerdem sind folgende Denkmäler zu nennen:
a) im Bereich der Volksgemeinden der Mediomatriker und Treverer.
3: Felsbild vom Donon im Wasgenwald, Löwe und Stier (nicht Eber) im Kampfe miteinander, darunter die Inschrift Belliccus Surburo, die als Weihinschrift zu deuten ist (das Bild ist aus der Felswand losgelöst und nach Epinal verbracht). Keune Westd. Ztschr. XV (1896) 345 und Lothr. Jahrb. 1900, XII 415f. (zu Abb. S. 388). 1902, XIV 502. CIL XIII 4554.[9]
4: Felsblockbild (ohne Weihinschrift), im Volksmund ,die Gailer Liß‘, d. h. die geile Liese, (,die Liese‘, Mündel Vogesen12 224) genannt, am Ziegenberg, 3 km nordwestlich von Niederbronn im Unterelsaß, Oppermann Bull. de la Soc. pour la conserv. des mon. hist. d'Alsace III 1858–1860 (1860) 2 p. 157. Kraus Kunst u. Altert. in Els.-Lothr. I 647. Sitzende Frau; ,die Hände ruhen auf den Knien und scheinen ein Becken zu halten‘.
5: Felswandbild an einer Quelle, ,Pompöser Bronn‘ genannt, bei Lemberg im Bitscher Land, [484] ohne Weihinschrift, Michaelis Lothr. Jahrb. 1895, VII 1, 128ff. und daher Espérandieu Recueil (V) nr. 4473. Diana mit Silvanus (Sucellus), umgeben von Tiergruppen; Sonderbildchen der Quellnymphe (oder Danae?) mit Amor.
6: Felswandbild ,am alten Römerweg‘ an der pfälzischen Grenze zwischen Bitsch und Eppenbrunn (mit Inschrift darüber nach Mündel Vogesen¹² 243, was aber gewiß irrig ist). Matthis in der Zeitschrift ,Die Vogesen‘ 1912, 6. 27 (Abb.) = Auf der Bitscher Heide 10ff. Hildenbrand Der röm. Steinsaal des Hist. Mus. d. Pfalz zu Speyer 7 (Abb. 5 = Espérandieu Recueil V nr. 4474). Diana zwischen ,Mars und Hercules‘ (vielmehr Silvanus mit Hund).
7: Felswandbild ohne Weihinschrift bei Sengscheid, südwestlich von St. Ingbert in der Westpfalz, im Volksmund ,Herr Rapp und seine Frau‘ oder ,Hansel und Gretel‘ geheißen. Schröter Mitt. d. hist.-antiqu. Vereins f. Saarbrücken usw. I 74. Heckmann a. a. O. 384. Hildenbrand a. a. O. 8 und 7 (Abb. 6 = Espérandieu Recueil V nr. 4477). Vgl. Bd. I A S. 1137f.
8: Heidenfels bei Landstuhl in der Westpfalz, mit Inschrift. Heckmann a. a. O. 384. Hildenbrand a. a. O. 8 (Abb.) und 64. CIL XIII 11702[10]. Sechs Figuren, darunter dreimal sitzende Frau (Matrone) in Nische, rechts zwei Männer, links ein Knabe.
*9: Felswandbild von Schweinschied (westlich von Meisenheim), welches als Grabmal eines Reitersoldaten erklärt wird, unter Verwerfung der öfter vorgebrachten Erklärung als Mithrabild (vgl. Cumont a. a. O. II nr. 331 p. 440f. 527f.). Friedlieb Bonn. Jahrb. IV 94ff. Engelmann Bericht des antiq.-hist. Vereins f. Nahe u. Hunsrücken (Kreuznach) IX 1867–1868 (vgl. Bonn. Jahrb. XLVI 169ff.). Koehl Korr.-Bl. Westd. Ztschr. VII 1888 § 136 u. a.
10: Zwei Felswandbilder in der Nähe von St. Barbeln (St. Barbé) bei Wallerfangen (Kreis Saarlouis), im Volksmund ,Die Kapuziner‘ genannt. Schmitt Der Kreis Saarlouis ... unter den Römern ... (1850) 86. Heckmann a. a. O. 384. ,Gestalten eines Mannes und einer Frau, etwa 20 Schritte voneinander‘.
11: Nonnenfels bei Klangen (Kreis Diedenhofen-Ost), ohne Inschrift. Eine menschliche Gestalt, nackt, stehend. Espérandieu Recueil (V) nr. 4422.
12: Felsbild der Herta-Ley bei Altlinster im Großherzogtum Luxemburg, Mann und Frau, im Volksmund ,d' schro Fra‘, d h. die schlimme Frau genannt. Espérandieu Recueil (V) nr. 4222, der das Bild als Grabmal bezeichnet, eine Deutung, die ich für unzutreffend halte. Vgl. Heckmann a. a. O. 384.
13: Felsblock mit Rest eines Bildes der Diana und vollständig erhaltener Weihinschrift, zwischen Bollendorf und Weilerbach im Landkreis Trier, an der luxemburgischen Grenze. CIL XIII 4104.[11] Abb. bei Hettner Ill. Führer Provinzialmus. Trier 55.
14: in der Nachbarschaft des vorher genannten Bildes, im Weilerbacher Tal, die Felseninschrift CIL XIII 4113[12] Artioni Biber, Ehrung der Bärengöttin Artio (CIL XIII 5160[13] mit S. Reinach Cultes, mythes et religions I 31. 56ff., [485] vgl. o. Suppl.-Heft I S. 145; den Namen der Göttin hat v. Domaszewski auch in CIL XIII 7375[14] und 11789 zu ergänzen vorgeschlagen). Links daneben steht in der Felswand eingeschrieben
14a: die Inschrift CIL XIII 4114:[15] Tertius [T]ertinus [U]rsulus, untereinander drei Namen, vielleicht von Verehrern derselben Göttin, vielleicht auch von Besuchern des Tales oder von Arbeitern (vgl. u., B und C).
14b: Felsinschrift, Weihdenkmal, in röm. Steinbrüchen bei Norroy (Dép. Meurthe-et-Moselle), s. zu Nr. 16–17.
b) Germania superior.
15a: Felswandinschrift auf der Wasenburg bei Niederbronn (Unter-Elsaß), CIL XIII 6054,[16] vgl. Suppl. 4 p. 86: Deo Mercurio attegiam teguliciam compositam Severinius Satullinius c(ivis) T(ribocus) ex voto posuit l(ibens) l(aetus) m(erito).
15b: Felseninschrift auf dem Donnersberg im Hardtgebirge der bayrischen Rheinpfalz, geweiht I(ovi) O(ptimo) M(aximo) ... (der Rest war nicht mehr erhalten), CIL XIII 6148,[17] ohne Bild.
16 und 17: Zwei Felseninschriften aus den Steinbrüchen im Brohltal (s. d.), Weihungen von Truppenabteilungen für Hercules Saxanus, beide aus der Felswand herausgesägt und in die Museen von Bonn (16) und Köln (17) verbracht.
Wigand Bonn. Jahrb. CXXIII 15ff. (doch vgl. dazu Anthes Berl. Philol. Wochenschrift 1916 nr. 28, 875ff., auch Lehner Bonn. Jahrb. CXXIII 272).
Diese beiden Denkmäler sind, gleich den demselben Felsengott geweihten Altären der nämlichen Fundstätte, veranlaßt durch die Arbeiten, welche die abkommandierten Truppenteile in den Steinbrüchen für Garnisonbauten ausgeführt hatten, ebenso wie die in den J. 1721, 1749, 1827 und 1916 in den Steinbrüchen bei Norroy auf den Höhen über dem linken Moselufer, flußabwärts bei Pont-à-Mousson, im einstigen Gebiet der Volksgemeinde der Metzer gefundenen Denkmäler. Von letzteren stand ein inschriftloser Altar unter einer in die Felswand eingebauenen, aus dieser losgelösten Inschrifttafel, CIL XIII 4623[20] (die Angabe ,Tabula marmorea‘ ist irrig; vgl. Mém. de la Soc. d'arch. lorr. 1878, 395 aus einem älteren Bericht: ... tracée sur la face verticale d'une roche longue de huit pieds, dont il a fallu la séparer usw.).
c) Gallia Narbonensis.
Drei F. zwischen Arles (Arelate) und St. Remy (Glanum), Nr. 18–20.
18: Bildwerk mit Weihinschrift, CIL XII 981,[21] an einer Felswand bei Fontvieille (Dép. Bouches-du-Rhône). Espérandieu Recueil (I) nr. 129.
19: Felswandbild mit Inschrift am Plateau des Baux, CIL XII 979.[22] Espérandieu Recueil (I) nr. 115, wohl Weihdenkmal, nicht Grabmal. Mann und Frau, Ehepaar, beiderseits einer Göttin (Diana nach Villefosse; wohl richtiger Iuno pronuba nach Espérandieu).
Unweit davon :
*20: Felswandbild, Büsten eines Ehepaares, mit Inschrift, CIL XII 980.[23] Espérandieu Recueil (I) nr. 117, wohl Grabmal. [486]
d) Provinz Aquitania.
*21: Auf dem linken Ufer der Creuse, Gemeinde Sauzelles (Indre), in der ehemaligen Volksgemeinde der Bituriges Cubi (um Bourges), an einer Felswand Bildnisse von drei Verstorbenen mit Grabschrift, CIL XIII 1319.[24] Espérandieu Recueil (II) nr. 1553.
e) Hispanische Provinzen.
- Tarraconensis :
22: Weihinschriften, CIL II 2395.[25]
23: Anrufung einer Gottheit, CIL II 2476.[26]
23a: Weihinschrift Iovi Ladico – ex voto, CIL II 2525.[27]
24: Weihinschrift, CIL II 2559[28] (vgl. 5639), Marti Aug(usto) sacr(um), Stiftung eines architectus Aeminiensis Lusitanus, vielleicht des Erbauers des nahen Leuchtturmes von La Coruña an der Nordwestecke der spanischen Küste.
25 (?): Inschrift bei einer gefaßten Quelle, CIL II 2764.[29]
26: Weihinschriften der Diana mit bildlichen Darstellungen, CIL II 3093[30] = 5874.
27: datierte Felseninschriften an oder in einer Höhle auf der Kleinen Baleare (Minorca), CIL II 5992-6000[31] (3718ff.), eine vom J. 150 n. Chr. (5992 = 3718).
28: Weihinschrift Soli d(eo) sacrum usw., CIL II 4604.[32]
29: Inschrift (wohl Weihung), CIL II 416,[33] vgl. Suppl. p. 818. Die Inschrift ist eingeleitet durch die Worte Rufinus et Tiro scripserunt.
Hübner a. a. O. führt unter den F. noch an CIL II 738,[34] ,barbara Latinis litteris scripta‘ (wie 416), eingeleitet durch die lateinischen Worte Ambatus scripsi.
- Baetica:
30: Inschrift über einer in die Felsen ,La peña de Martos‘ (vgl. CIL II p. 221)[35] eingehauenen Kapelle, CIL II 1679,[36] wonach ein Aedilis und zweimaliger Duovir der Colonia Augusta Gemella (Tucci) die Kapelle de suo dedit.
*31: ,la piedra escrita‘, Felsengrabschrift für ein Ehepaar, CIL II 1600[37] (= 5464); Mann und Frau waren hispanischer Herkunft, jener aus Iponuba, diese aus der Colonia Patricia, d. i. Corduba.
f) Africa.
- Provinzen Mauretaniae :
*32: CIL VIII 9769–9774,[38] sechs zusammengehörige Grabschriften in den Felswänden einer unterirdischen Grabkammer.
*33: CIL VIII 8379,[39] wohl altchristliche Grabschrift.
- Provinz Numidia:
34: CIL VIII 8241,[40] Weihinschrift Caelesti Aug(ustae) sacr(um) pro salute usw., also Ehrung der einheimisch-karthagischen Göttin Tanit (s. o. Bd. III S. 1247ff.).
*35: CIL VIII 6345[41] –6347 und 6349f. (Udjel oder Wedjel), insgesamt 19, teilweise zerstörte Grabschriften mit Halbmond (einer bei Grabschriften beliebten Verzierung) darüber.
36: Felswandinschriften einer dem einheimischen Gott Bacax (s. o. Bd. II S. 2720) geweihten Grotte auf dem Berge Thâya, CIL VIII p. 540f.[42] 963. 1805ff. nr. 18828–18857, vielfach datiert aus der Zeit von 211 bis 283 n. Chr. [487]
g) Sardinia.
,Grotta delle vipere‘ bei Cagliari (Carales), nr. 37 und 38.
*37: CIL X 7563-7578,[43] Felsengrab in Gestalt eines Tempels ausgehauen, mit Grabschrift (D. M. ... [pa]rentib[us] sanctis ...) und Zugabe von lateinischen und griechischen Gedichten.
*38: CIL X 7719,[44] drei Nischen mit Grabschrift (... T. Vinius Beryllus se v[i]vo templum se[cu]ritati suae sibi fecit posterisque suis).
h) Italien, vornehmlich Mittelitalien:
39: CIL IX 2125,[45] im Westen des Landes der Hirpini, Felsbild des Silvanus mit Weihinschrift; darunter rechts eine zweite Weihinschrift vom J. 236 n. Chr.
40: CIL X 6308,[46] bei Terracina (Tarracina), Weihinschrift ... [s]ignum Silvani ... consecravit auf einem aus der Felswand herausgearbeiteten Altar, darüber Nische für ein Bild des Gottes (Silvanus).
*41: CIL X 6300[47] und 6351 mit Add. p. 984, bei Terracina, nebeneinander zwei Grabschriften, eingekleidet in Weihungen, und zwar 6300: Dianae sacr(um), Quintae parentes fecer(unt), 6351: Pudicitiae Caeci[liae] Q. f. Metro[dorae ..., ..]us coniugi [et par]entes [f]ecer(unt), beide Inschriften unterhalb von Nischen, in welchen je ein Bild aufgestellt gewesen war. Zur Weihung vgl. die Grabschriften von Frauen, geweiht der Iuno, d. h. dem weiblichen Genius, dem Schutzgeist der Frau.
42: CIL X 5142,[48] am Fluß Sangro bei Opi (nördlich von Atina, nordöstlich von Sora), Weihinschrift L. Accius Terentus aedem fecit, Iov[e]m marmoreum posuit, votum animo l(ibente) s(olvit), folgt Consulatsangabe des J. 144 n. Chr. (nach Borghesi).
43: CIL X 5709.[49] 5710, bei Sora, unterhalb von zwei Nischen, in welchen ein Standbild angebracht gewesen war, zwei Weihinschriften, die erste veranlaßt von cultores Silvani.
44: CIL X 5779,[50] zwischen Veroli und Sora, Weibinschrift des J. 750 d. St. = 4 v. Chr. von zwei Priestern, welche Iovi aër[i]s? et dis indigetibu(s) cum aedic(u)l[a] et base [et ae]di et porticu d(e) s(uo) [f](ecerunt) oder [p](osurunt).
*45: CIL IX 3845,[51] im Gebiet der Marsi, bei Antino (Antinum), Grabschrift einer Frau, mit Kranz zwischen D(is) und M(anibus), einer in Grabschriften häufigen Verzierung; der Vater nennt sich Montanus, populi Antinatium Ma[r]sor(um) ser(vus) arcarius.
*45a: Als Grabschrift wird auch gedeutet das älteste unter den hier berücksichtigten F., die Inschrift von Pescina (östlich vom Lacus Fucinus), CIL IX 3771,[52] die u. unter C. aufgeführt ist (der Name ist im Nominativ genannt, wie dies in frühen Grabschriften üblich war).
*46: CIL IX 4125,[53] bei Nesce, im Gebiet der Aequiculi, Grabschrift für die Familienangehörigen eines Sevir Augustalis.
46a: Auch in Oberitalien, bei Verona, wird die Inschrift CIL V 3318,[54] auf einem Epistylium adhuc antiquo loco super ingressum spelaei vetusti usw.‘, bei einer Quelle, von Hübner a. a. O. unter den F. aufgezählt: P. Pomponius Cornelianus [488] et Iulia Magia cum Iuliano et Magiano filiis a solo fecerunt. Die Grotte war angelegt vom genannten Gutsbesitzer im Bereich seines Gutsbezirkes, vgl. CIL V 3706[55] (,basis‘, in der nämlichen Grotte) und 3254.
i) Donauländer.
47: CIL III 5093,[56] Weihinschrift S(ilvano) Saxano Aug(usto) sac(rum) usw. – Die von Hübner a. a. O. angeführte Inschrift CIL III 4941[57] (Virunum) gehört nicht zu den F.
- Pannonia inferior.
48: CIL III 3365,[58] zwei in der Felswand einer Höhle ausgehauene Inschrifttafeln, die größere mit der Weihinschrift Diane sac(rum) M. Aur(elius) Constantinus vete[r(anus)] usw., die kleinere mit der Inschrift A. Con[sta]nti[nus] in re sua p(osuit).
Der Vollständigkeit halber müssen hier noch angeführt werden zwei Inschriften einer Gegend, die, als zum Osten gerechnet, sonst in dieser Zusammenstellung A nicht berücksichtigt ist, Macedonia, und zwar in und bei Philippi, nr. 49 und 50.
49: CIL III 633,[59] fünf um eine Nische geordnete Inschriften verschiedener Zeit, von welchen eine mit der Oberfläche der Felswand zerstört und verschwunden ist. Die Inschriften beziehen sich auf ein Collegium cultorum oder sodalium Silvani und auf die für einen Tempelbau beigesteuerten Spenden und Leistungen. Die erste der beiden Hauptinschriften lautet: P. Hostilius Philadelphus ob honor(em) aedilit(atis) titulum polivit de suo et nomina sodal(ium) inscripsit eorum qui munera posuerunt, es folgen die Namen von Mitgliedern der betreffenden Kult- und Begräbnisgenossenschaft, von welchen einer statuam aeream Silvani cum aede (= aedicula, Nische) gestiftet, ein anderer at (= ad) templum tegend(um) tegulas CCCC tectas (wohl aus Erz), ein dritter sigilla marmuria (= marmorea) dua (= duo) Herculem et Mercurium beigesteuert hatte usw. (u. a. war auch ein sigillum marmurium Liberi geschenkt); an besonderer Stelle ist vermerkt, daß ein Priester der Genossenschaft sign(um) aer(eum) Silvani cum basi gestiftet und auf die für den Fall seines Todes von den Genossen zu zahlenden Sterbebeiträge verzichtet hatte, und schließlich daß der Urheber der Inschrift Hostilius Philadelphus insc[e]ndentibus in templo petram excidit d(e) s(uo). Die zweite Hauptinschrift besagt: P. Hostilius P. l. Philadelphus petram inferior(em) excidit et titulum fecit, ubi nomina cultor(um) scripsit et sculpsit sac(erdote) Urbano s(ua) p(ecunia); es folgt das Verzeichnis der Mitglieder, anhebend mit dem vollen Namen des genannten Priesters als des Vorstandes der Genossenschaft.
50: CIL III 636,[60] bildliche Darstellung der Diana, zur Seite einer Weihinschrift (ohne Nennung des Namens der Göttin), über der Inschrift Darstellung von zwei Augen.
Von den im vorstehenden Verzeichnis nachgewiesenen Weihdenkmälern ehren verhältnismäßig die meisten vereint oder gesondert den Waldgott Silvanus und die Jagdgöttin Diana (nr. 5, 6, 13, 26, 39, 40, 43, 47, 48, 49, 50, auch 41), andere Weihungen gelten dem Iuppiter (nr. 15b, 23a, 42, 44) oder dem Sol (nr. 28) und [489] Mithra (nr. 1, 2), andere einem als Saxanus, d. h. Felsengott bezeichneten Schutzgeist (nr. 14b, 16 und 17, 47), andere auch provinzialen Gottheiten (nr. 3, 4?, 7?, 8, 12?, 14, 34, 36, vgl. 23, 23a, 29; auch 15a ist mit deus Mercurius ein einheimisch-gallischer Gott gemeint). – Grabschriften werden zu Weihdenkmälern durch die Weihung an die Di Manes (nr. 21, 35, 37, 45), sind aber auch sonstwie diesen letzteren nächstverwandt (vgl. nr. 37 und 38, 41, auch 19). Andere Grabschriften haben eine Ehrendenkmälern entsprechende Fassung (vgl. nr. 32).
Eine richtige Ehreninschrift (Titulus honorarius), bei Ferentino (Ferentinum) im Gebiet der Herniker in Mittelitalien in eine Felswand eingeschrieben, ist CIL X 5853.[61] – Ein Gemisch von Weihinschrift und Ehreninschrift, zugleich auch Straßenbauinschrift (vgl. u., B a) ist die Inschrift aus Macedonia CIL III 710[62] (um J. 285 n. Chr.): Diis genitis et deorum creatoribus dd. nn. (= dominis nostris) Diocletiano et [Maximiano invict]is Augg. (= Augustis); vgl. auch CIL III 700f.,[63] beigefügt zu 699 (s. u.).
B. Inschriften, auf Arbeiten bezüglich, die im lebenden Felsgestein ausgeführt sind.
Den Übergang zu diesen Denkmälern bilden die oben unter A 14 b, 16 und 17 aufgeführten Weihdenkmäler, ferner oben A 18 (bei einem durch den Felsen getriebenen Kanal, vgl. Espérandieu I p. 107) und 30, vgl. zu 24, auch 15a und 46a.
Von Arbeiten werden beurkundet:
a) Straßenbauten, z. B. der Durchbruch der Via Flaminia bei Petra Pertusa (jetzt Furlo) durch eine Inschrift des Vespasianus, CIL XI 6106[64] (2 p. 904; s. o. Bd. IX S. 1608f., Art. Intercisa, dessen Verweisungen hiernach zu verbessern sind); ferner die in den Felsen gesprengte Straßenanlage an den Donauengen in Mösien, dem Eisernen Tor, durch drei Inschriften des Tiberius vom J. 33/34, CIL III 1698[65] mit Add. p. 1024, und durch die berühmte Inschrift des Kaisers Traianus vom J. 100, CIL III 8267[66] = 1699, eine im Fels ausgehauene Tafel, die von zwei geflügelten Genien gehalten und von einer menschlichen Gestalt gestützt wird; auch Gemeindestraßen (sog. ,Vicinalwege‘), ausgeführt oder wieder instandgesetzt durch Duoviri, so in Hispania Tarraconensis, CIL II 2886[67] und 3167, in Aquitania, bei Iluro (Oloron, Départ. Basses-Pyrénées), CIL XIII 407,[68] im Bereich der Colonia Helvetiorum (Aventicum) im Jura an der heute Pierre Pertuis genannten Stelle, CIL XIII 5166.[69] Vgl. noch aus Italien CIL V 2[70] p. 734 nr. 6649f. (Tal Ossolain den Alpen, an der heutigen Simplonstraße), IX 4541 (an einer Straße, die von Nursia nach Spoletium führte), X 6430 (Ad promunturium Veneris bei Circeii), X 6849 (an der Via Appia bei Tarracina, Höhenangaben des abgesprengten Felsens von je 10 römischen Fuß, X bis CXX), aus Hispania Tarraconensis CIL II 5095[71] (= 3089; [im]pensa ordinis usw.), aus Gallia Narbonensis CIL XII 2555[72] (auch 2556?), wohl auf eine Privatanlage bezüglich (L. Tincius Paculus pervium fecit) und 1524, bei Sisteron, aus dem Anfang des 5. Jhdts. n. Chr. (... loco cui nomen Theopoli est viarum usum caesis utrimque montium laterib. praestiterunt usw.). Aus dem Osten (Syria) seien angeführt CIL III 199,[73] [490] zweimalige Inschrift vom J. 163/165 n. Chr., nach welcher Kaiser Marcus Aurelius und sein Mitregent L. Verus viam fluminis vi abruptam interciso monte restituerunt, begleitet von zweimaliger Weihinschrift des Centurio, qui operi institit, CIL III 200f.[74] (pro salute imp. Aug. Antonini et Veri - v. s.), und CIL III 206[75] aus der Zeit um 213/217 n. Chr., wonach der Kaiser montibus inminentibus Lyco flumini caesis viam delatavit, begleitet von einem Heilruf für den Kaiser (Invicte imp... multis annis imperes).
b) Arbeiten in Steinbrüchen oder in Bergwerken mit Stollenbetrieb.
Die Inschriften nennen meistens Truppenteile, so im Wasgenwald bei Reinhardsmünster (südwestlich von Zabern) die Straßburger Legion, CIL XIII 5989:[76] officina leg(ionis) VIII Aug(ustae) und besonders in Britannia in der Nähe der Befestigungsanlagen an der Nordgrenze, für welche Steine benötigt wurden, CIL VII 305–307[77] (vgl. p. 73, Col. I). 733. 871. 872. 912 a-h [b, unter Beigabe der Abbildung eines menschlichen Gesichtes: vex(illatio) leg(ionis) II Aug(ustae), of(ficina) Apr(ilis), sub Agricola optione; c vom J. 207 n. Chr.: oficina Mercati; d: Mercalius Firmi]. 913. 921. 922 (mit Bild eines Hirsches). Auch CIL VII 576,[78] petra Flavi Carantini, wird zu diesen Inschriften in Steinbrüchen, die für militärische Zwecke ausgebeutet wurden, gerechnet, obschon sie den Eindruck eines privaten Steinbruchs macht; der so bezeichnete Fels liegt unweit nördlich vom Hadrianswall.
Jedenfalls aber bezieht sich auf einen privaten Betrieb die Felseninschrift CIL XIII 4238[79] (Klein Bonn. Jahrb. LVIII 84ff. Hettner Steindenkm. nr. 9): Incepta officina Emiliani Nonis Mart(iis), die angebracht ist am Eingang eines Stollens ehemaliger Kupfergruben bei Wallerfangen-St. Barbeln (St. Barbé). – Vgl. auch CIL II 2003[80] (Hispania Baetica).
c) sonstige Arbeiten im lebenden Fels:
Italien. CIL XIV 3696[81] (I 1123),[82] Tibur-Tivoli, Felsen bei den berühmten Wasserfällen des Anio (Aniene oder Teverone): ... hoc opus f(ecit). Daneben ist von derselben Hand eingehauen die sozusagen mehr persönliche Beischrift: Cape me, tua sum.
Hispanien. CIL II 2612[83] (Wasserleitung?), Namen von Personen. Vgl. 1679, oben A 20.
C. Unbestimmt sind folgende Felseninschriften: CIL I 625[84] = IX 3771 (bei Pescina in Mittelitalien) vom J. 711 der Stadt = 43 v. Chr., über dem Eingang einer Felsgrotte (Name mit Jahres- und Tagesangabe); in Hispanien: CIL II 2409[85] vom J. 159 n. Chr.; 2489 (Namen); 3543; 4421 (Namen); 5607 (vielleicht Inschrift in der Landessprache, aber in lateinischer Schrift); 5608; am obergermanischen Limes bei Adolfseck in Nassau, Rossel Nass. Annal. X (1870) 397ff. mit Taf. V und CIL XIII 7614:[86] Ianuarius Iustinus.
Die letztgenannte Felseninschrift, welche zwei Namen nennt, könnte, ebenso wie andere in den Felsen eingehauene Namen, z. B. CIL XIII 4114[15] (oben, A 14a), VII 922 (Maximus scripsit usw.), vielleicht auch CIL I 625[84] = IX 3771, sowie II 5992ff. (oben, A 27), als Beurkundung des Besuches der Stätte gefaßt werden; vgl. die Felsinschriften der ägyptischen Königsgräber, CIL III [491] 1 p. 14f. und Friedländer a. a. O. II3 157, oder die Inschriften am Memnonkoloß in den Ruinen von Theben in Ägypten, CIL III 1[87] p. 9ff. und Friedländer a. a. O. II3 154ff. Diese Anwesenheitsbekundungen haben übrigens öfters eine sichtlich fromme Färbung.
Unbestimmt sind auch die rätselhaften, wohl spätzeitlichen Schriftzeichen, welche ungefähr gleichlautend in vier Grotten zu Syrakus in die Felswand eingegraben sind, CIL X 7139.[88]
Vgl. auch aus Hispania Tarraconensis: Eph. epigr. IX 1 (1903) nr. 278. 275 b.
D. Schließlich sind auszuschalten als nicht vorhanden oder verdächtig oder neuzeitlich z. B. die von Mehlis im Hardtgebirge bei Dürkheim in der bayr. Rheinpfalz entdeckten und veröffentlichten Felseninschriften, CIL XIII 1075*–1086*;[89] vgl. auch Anmerkung zu CIL XIII 6148[17] (Donnersberg).
Literatur: Heckmann Ztschr. des Vereins zur Erforschung der Rhein. Gesch. u. Alt. in Mainz III 2/3, 1883, 383f. Wigand Bonn. Jahrb. CXXIII, besonders 18. Die Indices zu CIL berücksichtigen nur teilweise die F., so CIL I p. 643.[90] II Suppl. p. 1205. VII p. 341. Dagegen bietet Huebner Esempla scripturae epigr. Lat. (1885) p. XLVIIf. § III, vgl. § II p. XLVII, eine vollständigere, wenn auch lückenhafte Zusammenstellung der inschriftlichen F.
Nachträge und Berichtigungen
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Band R (1980) S. 111 | |||
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Anmerkungen (Wikisource)
Bearbeiten- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XI, 1.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 86.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 14155.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum I, 623.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 67.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 1699.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VII, 912.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XII, 2706.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 4554.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 11702.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 4104.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 4113.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 5160.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 7375.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 4114.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 6054.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 6148.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 7711.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 7715.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 4623.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XII, 981.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XII, 979.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XII, 980.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 1319.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum II, 2395.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum II, 2476.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum II, 2525.
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- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, 9769.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, 8379.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, 8241.
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- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, 540.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum X, 7563.
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- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum X, 5142.
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- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum V, 3318.
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- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum X, 5853.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 710.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 700.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XI, 6106.
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- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum II, 2003.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 3696.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum I, 1123.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum II, 2612.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum I, 625.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum II, 2409.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 7614.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 1.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum X, 7139.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 1075.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum I, 643.