RE:Ἐμβάς

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Embas, Fußbekleidung, nicht allzu hohe Stiefel, vorne verschnürt
Band V,2 (1905) S. 24822485
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Ἐμβάς (ἐμβάτης). Ἡ ἐμβάς, eine Fußbekleidung, εἶδος ὐποδήματος nach Etym. M. 333, 54 ἀπὸ τοῦ ἐμβαίνειν τοὺς πόδας, nach Suidas s. v. παρὰ τὸ ἐμβαίνειν (so hat den gleichen Namen nach Hesych μέρος τὶ τῆς χελώνης erhalten; χελώνη nach demselben hier als ὐποποδίον, Fußschemel zu verstehen). Sie wurde mittels eines Riemens befestigt (Kock Com. attic. frg. III 33 frg. 109: ὐποδούμενος τὸν ἱμάντα γὰρ τῆς δεξιᾶς ἐμβάδος ἀπέρρηξα). Ob aus Orph. Argon. 593 Ἐμβάδα χρυσειῇσι τιταινομένην πτερύγεσσι etwas für die Form der . im allgemeinen zu schließen ist, scheint zweifelhaft; wenn ja, so müßte man πτέρυγες nach der Bedeutung des Wortes bei Chiton und Chlamys (s. d.) erklären, d. h. unter ihnen die beiden Teile eines Lederlappens (wir können auch Flügel sagen) verstehen, der unten an der Sohle befestigt wäre, den Fuß und unteren Teil des Unterschenkels umschlossen hätte und vorne mittels eines Riemens verschnürt worden wäre (so versteht es P. Paris bei Daremberg-Saglio II 593); wir werden sehen, daß wir uns in der Tat die . als eine Art Schnürstiefel vorstellen müssen. Die Scholien zu Lucian. rhet. praec. 15 bemerken zu ἐμβάδες: τὰ ὑφ' ἡμῶν καλίγια (vgl. Art. Caliga); die Stelle des Lucian selbst spricht für Stiefelform, da in ihr von weißem Filzfutter die Rede ist; Anth. Pal. VI 21 lesen wir, daß ein Gärtner dem Priap unter anderem καὶ τὰς ἀρρήκτους ἐμβάδας ὠμοβοεῖς weiht; deutlich ist es auch, wenn Synesius im 52. Briefe ἐμβάδας ἀνατρήτους erwähnt. Entscheidend ist endlich die Tatsache, daß die . zum griechischen Theaterkostüm gehörte (Pollux IV 115. Lucian. Gall. 26; Pseudolog. 19. Arrian. Epict. I 29, 41, 43. Plut. Demetr. 41. Bekk. Anecd. 746. Anth. Pal. VII 51); dazu ist zu stellen, was Pollux an anderer Stelle (VII 85) bemerkt: τὴν δὲ ἰδέαν κοθόρνοις ταπεινοῖς ἔοικεν. Vom κόθορνõς (s. d.) aber wissen wir, daß er zu den κοῖλα ὐποδήματα, d. h. Stiefeln, gehörte. Zudem wird nun der κόθορνος (Aristoph. Ran. 47) [2483] ebenso wie die . (Lucian. Bacch. 2. Athen. V 200 D) dem Dionysos zugeschrieben, der κόθορνος auch der Artemis und anderen Jägerinnen (Verg. Ecl. VII 32; Aen. I 337 und Servius zu beiden Stellen); nun werden beide Gottheiten häufig mit einem bis zur Wade reichenden Schnürstiefel dargestellt. Ein Unterschied zwischen κόθορνος und . scheint nur darin bestanden zu haben, daß, wie schon gesagt, die . niedriger war und daß sie für die beiden Füße verschieden zugeschnitten wurde, während es für den κόθορνος charakteristisch war, daß er auf beide Füße paßte. Auf dieselbe Form können wir endlich auch, nachdem sich schon so viel Indizien zusammengefunden haben, aus Herod. I 195 schließen, wo es von einem Babylonier heißt: ὐποδήματα ἔχων ἐπιχώρια, παραπλήσια τῇσι Βοιωτίῃσι ἐμβάσι; mit Recht verweist Paris a. a. O. dazu auf verschiedene assyrische Reliefs, auf denen ein derartiger Schnürstiefel dargestellt ist (Perrot-Chipiez Histoire de l'art II fig. 43. 115. 156. 157. 211. 212. 233. 234. 237. 254. pl. X usw.).

Diese Monumente können uns auch einen Fingerzeig geben, wo wir den Ursprung dieser Art von Fußbekleidung zu suchen haben. Wenn Pollux IV 115 dagegen sagt, sie wäre ein Θρᾳκίον εὕρημα, so war dabei bestimmend entweder nur die Tatsache, daß die . für Dionysos charakteristisch war, oder man hat in Thrakien wirklich auch in dieser Beziehung eine der orientalischen verwandte Tracht gehabt, was bei dem Klima des Landes durchaus verständlich wäre. Worin die Besonderheit jener bei Herodot erwähnten . bestanden hat, wissen wir nicht. Dagegen wird eine ἐ. Σικυωνία bei Lucian. rhet. praec. 15 als πίλοις τοῖς λευκοῖς ἐπιπρέπουσα beschrieben. Aus Aristoph. Ekkl. 507f. ist außerdem zu schließen, daß es auch lakonische ἐμβάδες gegeben habe (s. über die Λακωνικαί Blümner Gewerbliche Tätigkeit 82f.); dagegen spricht nicht Vesp. 1157f., wo Bdelykleon seinem Vater sagt, er solle seine ἐμβάδας aus- und die Λακωνικάς anziehen, denn es gab, wie wir gesehen haben, auch . anderer Herkunft. Während nun die . an der oben zitierten Stelle bei Lucian zur weiblichen Toilette gehört – es wird zu dieser Stelle Lucian. dial. meretr. XIV 2 und Cic. de orat. I 231 (calceos Sicyonios – non viriles) zu beziehen sein –, ist sie bei Aristophanes eine spezielle Fußbekleidung für Männer, und zwar für Männer niederen Standes, meist alter Leute (Plut. 759; Vesp. 103. 257. 417. 1157; Eccl. 47. 314. 342. 507. 633. 850; Nub. 719. 858; Equ. 321. 870. 872). Damit stimmt es, wenn Pollux VII 85 die . ein εὐτελὲς ὐπόδημα nennt, und wenn Isaios (V 11) . und Tribon (s. Art. Χλαῖνα) als charakteristische Kleidung eines Armen anführt. In gleichem Sinne verwendet Aristophanes dreimal das Diminutiv ἐμβάδιον (Plut. 847. 941; Vesp. 600), woraus Thomas Magister (141, 15ff. Ritschl) den falschen Schluß zieht, ἐμβάδια seien im Gegensatz zu den ἐμβάδες, den κωμικὰ ὐποδήματα, τὰ ἁπλῶς ὐποδήματα gewesen. Indes muß es auch, abgesehen von jener sikyonischen Spezialität, kostbar ausgestattete ἐμβάδες gegeben haben, da man sie sonst nicht dem Dionysos hätte zuschreiben können; ja von Demetrios Poliorketes ist es überliefert (Plut. Dem. 41), daß er sich ἐμβάδας ἐκ πορφύρας [2484] ἀκράτου σὐμπεπιλημένης χρυσοβαφεῖς habe arbeiten lassen; doch ist dabei zu bemerken, daß hervorgehoben wird, er habe wie ein Theaterheld ausgesehen. Natürlich waren auch die auf der Bühne getragenen ἐμβάδες, wenn sie nicht einen Armen charakterisieren sollten, kostbar in Stoff und Ausstattung (s. die oben angeführten Stellen).

Während man in späterer Zeit für den Theaterstiefel das Wort κόθορνος (s. d.) neben . gebraucht und die Einführung des κόθορνος dem Aischylos zugeschrieben wird (Cramer Anecd. Paris I 19), geht aus Aristophanes Ran. 45ff. hervor, daß im 5. Jhdt. κόθορνος als allgemein gültiger Ausdruck für den Theaterstiefel noch nicht im Gebrauch war; dort wundert sich Herakles über den Aufzug des Dionysos. ,Was soll‘, fragt er, ,die Löwenhaut über dem krokosfarbenen Chiton; wie kamen Kothurn und Keule zusammen?‘ Der krokosfarbene Chiton war ein charakteristisches Stück weiblicher Toilette; dasselbe müssen wir also vom κόθορνος annehmen (vgl. dazu Ekkl. 346); weiter ist das Verwundern des Herakles nur verständlich, wenn Dionysos allein den κόθορνος trug, sich dadurch von den anderen Figuren der Komoedie auszeichnete. Man hat die eine Stelle bei Pollux (VII 85), wo gesagt ist, daß die ἐ. τὴν ἰδέαν κοθόρνοις ταπεινοῖς ἔοικεν, dazu verwenden wollen (zuletzt Paris a. a. O.), den Unterschied zwischen . und κόθορνος so darzustellen, als habe die . eine niedrigere Sohle gehabt; man habe im 5. Jhdt. mit dieser angefangen; sie sei mit der Zeit höher und so aus der . der κόθορνος geworden. Zu den charakteristischen Eigenschaften des κόθορνος, wie er im Leben üblich war, gehörte eine hohe Sohle aber gar nicht, und nur in diesem Falle wäre es verständlich gewesen, daß man für den Stiefel mit der höher gewordenen Sohle den Namen . nicht mehr passend gefunden habe. Zudem spricht Pollux an jener Stelle nicht von den auf der Bühne üblichen Fußbekleidungen, sondern von denen, die man im täglichen Leben trug. Wir müssen also seine Worte so verstehen, daß bei der . der Teil, der Knöchel und Wade bedeckte, weniger hoch war als bei dem κόθορνος.

Eine andere Frage ist, welch ein Unterschied besteht zwischen . und ἐμβάτης (ὁ; die Schol. rec. zu Soph. Aias 3 führen die ἐμβάται unter der δραματουργοῦ σκευή an). Pollux sagt IV 115: καὶ τὰ ὐποδήματα κόθορνοι μὲν τὰ τραγικὰ καὶ ἐμβάδες. ἐμβάται δὲ τὰ κωμικά; ebenso VII 91: ἐμβάται δὲ ὄνομα τοῖς κωμικοῖς ὑποδήμασιν. Damit stehen jene Stellen im Einklang, die wir oben citiert haben, und die alle die . dem tragischen Schauspieler geben. Auch ein Scholion zu Lucian. Necyom. 16 erklärt: ἐμβάται κωμικὰ ὐποδήματα, steht aber im Widerspruch mit dem Text, in dem Lucian von tragischen Rollen spricht. Vollends vertauscht sind die beiden Bezeichnungen bei Herodian. Philet. 436: Ἐμβάδες, ὐποδήματα τῶν κωμῳδῶν καὶ θηλυκᾶς αἱ ἐμβάδες · οἱ ἐμβάται δὲ τραγῳδῶν. In den Glossae latino-graecae (Corp. gloss. lat. II 117) lesen wir: Coturni ἐμβάται τραγῳδοῦ. Hiermit ist zusammenzustellen, trotzdem ἔμβατα statt ἐμβάται geschrieben ist, Ammon. de diff. vocab. 49: ἐμβάδες μὲν γὰρ τὰ κωμικὰ ὐποδήματα. ἔμβατα δὲ τὰ τραγικὰ. Daraus hat augenscheinlich Thomas Magister (141, 15ff. [2485] Ritschl) geschöpft; er stellt gegenüber ἐμβάδες τὰ κωμικὰ ὐποδήματα und ἔμβατα καὶ ἐμβάται τὰ τραγικά; das Wort ἔμβατον kommt nur an diesen beiden Stellen vor. Ἐμβάται als tragische Stiefel werden ferner genannt bei Lucian Necyom. 16; de hist. conscr. 22; Iup. trag. 41; epist. sat. 19; bei Cass. Dio LXIII 8. 9. 22. Aristid. XXIV 300. Liban. or. III 385 R. Athen. XII 785 F. An der letztgenannten Stelle beschreibt Athenaios das Kostüm des Demetrios Poliorketes wie Plutarch an der oben angeführten Stelle und, während Plutarch . schreibt, sagt Athenaios ἐμβάτης; so erinnern wir uns auch,, daß wir aus Lucian verschiedene Stellen angeben konnten, wo er den tragischen Stiefel . nennt. Nach den Schriftstellern ist also ein Unterschied zwischen beiden Bezeichnungen nicht mit Klarheit zu eruieren. Weiter führt auch nicht das Scholion zu Lucian, Iup. trag. 41, das erklärt, die ἐμβάται seien τὰ ξύλα ἃ βάλλουσιν ὑπὸ τοὺς πόδας οἱ τραγῳδο ἵνα φανῶσι μακρότεροι. Endlich ist aus der Art, wie Xenophon de eq. XII 10 das Wort ἐμβάται verwendet – er schreibt vor, die Reiter sollten . aus starkem Leder wie die κρηπῖδες (s. d.) tragen, um Fuß und Schenkel zu schützen –, nur zu schließen, daß auch die ἐμβάται Stiefel waren.

Wir haben nach alledem das Recht, nicht allzu hohe Stiefel, die vorne verschnürt und auf den Fuß gearbeitet sind, wo wir ihnen auf Bildwerken begegnen, . zu nennen, mag dieses Bildwerk eine Figur aus dem Leben oder einen Schauspieler, gleichgültig, ob einen tragischen oder komischen, darstellen. Weiteres über die Fußbekleidung der Bühne s. Art. Κόθορνος und Κρηπίς. Vgl. außer Paris a. a. O. Sommerbrodt Scaenica 196f. Becker-Göll Charikles III 277f. Wieseler Theatergebäude 77. A. Müller Lehrb. der griech. Bühnenaltertümer 238ff. Kock zu Aristophanes Equ. 870.