Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Decke oder Mantel, auch Sattel und vornehme Tracht
Band V,2 (1905) S. 28232824
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Ἐφεστρίς kommt wie χλαῖνα (s. d.) in der doppelten Bedeutung als Decke und Mantel vor. Pollux führt VI 10 und X 42 ἐφεστρίδες und ἀμφιεστρίδες neben χλαῖναι unter den στρώματα, VII 61 als περιβόλαια auf; Hesych schreibt hintereinander: ἐ. χλανίς (s. d.) und ἐφεστρίδες τὰ ἐπιβλήματα (ebenso Photius s. v.). In dieser Bedeutung wird es dann dem lateinischen cilicium gleichgesetzt (s. d.); Suid. s. ν. ,ἐξ ὧν οἱ τοξόται ταῖς ἐ. καλυπτόμενοι βάλλουσι τοὺς ἐπὶ τῶν τειχῶν.‘ ὕφασμα ἐξ αἰγείων τριχῶν. ,ἀρτώντες κύκλῳ ἐφεστρίδας καὶ νάκη, ὡς ἂν τὰ τοιαῦτα προβλήματα μὴ εὔφλεκτα εἴη.‘ Dadurch erklärt es sich denn auch, daß . neben ἐφίππιον (s. d.) für Pferdedecke, Sattel, gebraucht wird (Bachmann Anecdota II 361, 6ff. Eustath. opusc. 84, 11; weitere Beispiele bei zu Leo Diacon. Hist. p. 421). Aber auch in den Bachmannschen Anecdota lesen wir a. a. O. weiter: καὶ εἶδος ἰματίου ἡ ἐ.; ebenso bei Suidas a. a. O.: ἐ. χλανίς. Allgemein für Mantel im Gegensatz zu den χιτῶνες wird das Wort von Xenoph. conv. IV 38 gebraucht; da er aber die . mit dem Dache eines Hauses, die Chitone mit den Mauern vergleicht, meint er offenbar einen Mantel, der nicht, wie das Himation, die ganze Figur verhüllt, sondern nur die Schultern deckt. Damit stimmt, daß das Wort bei Athen. V 215 C adjectivisch zu χλαμύς gesetzt wird, daß es an anderen Stellen mit χλαμύς und μανδύας erklärt wird (Etym. M. 402, 50. Schol. zu Lucian. dial. mort. X 4. Moeris 102f. Pierson. Artemid. Onirocr. II 3), sowie endlich die oben angeführte Gleichsetzung mit χλανίς und die Glosse φαινόλης (s. d.) bei Photius, der von diesem dickstoffigen Umhang sagt: οἱ δὲ παλαιοὶ ἐφεστρίδα; nur daß er dazwischen das Wort χιτών einfügt, ist ganz unverständlich. Die . wurde wie χλαῖνα und χλαμύς genestelt (Lucian. Charon 14; dial. meretr. 9, 1). In der militärischen Ausrüstung kommt sie bei Lucian. dial. meretr. a. a. O. Plut. Lucull. 28. Herodian. ab exc. divi Marci VII 11, 2. 3. Agathias bei Suidas vor; als Soldatenmantel müssen wir sie uns aus grobem Zeuge vorstellen, wie denn Xenophon von den πάνυ παχεῖαι ἐ. spricht. Die . der Bettler συμπεπερόνηνται [2824] ἐκ ῥακίων νεουργῶν τε ἅμα καὶ τετριμμένων (Themist. or. XXI 253 a). Doch gehört sie auch zur städtisch-vornehmen Tracht (Athen. III 98 A), ja zur königlichen (Lucian., dial. mort. 10, 4; Char. 14); als solche ist sie purpurn (an der ersten der beiden eben angeführten Stellen ist sie mit der kurz vorher genannten πορφυρίς zu identifizieren); die des Lucullus (Plut. a. a. O.) war gefranst, die des Epikureers Lysias bei Athen. V 215 C πολυτελής. Weiter kommt die . auch in weiblicher Toilette vor (Agathias bei Suidas. Heliod. Aethiop. III 6: ἐ. λευκή), und endlich bei Aphrodite (Anth. Pal. IX 153), wo sie πάγχρυσος genannt wird, und bei den Eroten (Philostr. imag. VI 770), die bunte . tragen. In Rom ist die . mit dem birrus (s. d.) gleichgesetzt worden (Suidas). Dadurch und daraus, daß birrus öfters mit lacerna verwechselt wird, von der wir wissen, daß sie gelegentlich auch über der Toga getragen wurde (Marquardt-Μau Privatleben der Römer 568), dürfte es sich erklären, daß wir im Etym. M. 402, 50 die merkwürdige Glosse finden: ἐ. τὸ ἐπὶ τοῖς ἱματίοις ἐπίβλημα, und daß Herodian a. a. O. IV 2, 3 von dem Senat bei der Apotheose des Severus sagt: μελαίναις ἐφεστρίσι χρώμενοι. Das Diminutiv ἐφεστρίδιον kommt bei Lucian. de merc. cond. 37 vor; dazu das Scholion (= Bachmann Anecdota II 339, 17): μανδύαν τινά · ἄμεινον δὲ κεκρύφαλον (s. d.) νοεῖν. Vgl. Becker-Göll Charikles III 259f. Saglio bei Daremberg-Saglio Dict. des ant. II 644.