Märchen aus Lobenfeld (1896)

Textdaten
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Autor: Fridrich Pfaff
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Titel: Märchen aus Lobenfeld
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aus: Festschrift zur 50jährigen Doktorjubelfeier Karl Weinholds am 14. Januar 1896, S. 62–83
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Karl J. Trübner
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Erscheinungsort: Straßburg
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Quelle: New York-USA*, Commons
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[62]
MÄRCHEN AUS LOBENFELD.
Von Fridrich Pfaff, Freiburg i. Breisgau.

Bei Meckesheim in Baden, einem Marktflecken des südlich des Neckars gelegnen, an geschichtlichen Erinnerungen und Denkmälern reichen Hügellands, fällt die Lobbach in die Elsenz, die wieder bei Neckargemünd in den Neckar sich ergiesst. Sie kommt aus den Wäldern des „kleinen Odenwalds“ bei Waldwimmersbach, wo sie Mannbach, älter Maienbach heisst, und berührt von dort aus in dem flachen Thälchen ihres nur wenige Stunden langen Laufs die Ortschaften Lobenfeld, Kloster Lobenfeld und Mönchzell. Im Volksmund heissen diese Orte Wimmerschbach, Lofeld, Klouschter, Münchzell, Meckse.

Schon seit längerer Zeit durchstreife ich alljährlich diese Gegenden und habe neben so manchen geschichtlichen, bau- und kulturgeschichtlichen Bemerkungen dort einen Schatz an volkstümlichen Überlieferungen gesammelt. Bei häufigem Aufenthalt in Lobenfeld und Waldwimmersbach habe ich erkannt, welche Menge wertvollen Stoffs bei genauer Bekanntschaft mit Land und Leuten sich aus einem einzelnen Ort schöpfen lässt. Wohl geht auch der Alles gleichmachende Pflug der Zeit schon über diese Gegenden dahin, doch ist immer noch, abgesehen von den Schienenwegen, nur die Landstrasse seine Bahn. Das zeigt sich deutlich bei einer Vergleichung der Orte Waldwimmersbach, gelegen an der Landstrasse von Neckargemünd nach Mosbach und Lobenfeld, gelegen an einer schmalen Ortsverbindungsstrasse im Lobbachthal, die niemals als Handelsweg [63] gedient hat noch dienen wird. Noch grösser ist der Unterschied zwischen den Strassenortschaften und den Dörfern des kleinen Odenwalds Haag, Schönbrunn, Moosbrunn , Michelbach, Reichartshausen, und denen des Baulands Spechbach und Epfenbach. In all diesen seitab dem Verkehr liegenden, der Bodenbeschaffenheit ihrer Gemarkung und den ererbten Verhältnissen nach fast ausschliesslich vom Getreidebau lebenden Dörfern wohnt auch heute noch ein tüchtiger, sesshafter Bauernstand, den bisher die von Neidenstein, Rohrbach, Sinsheim, Hoffenheim anrückenden Handelsleute vergeblich zu untergraben bemüht sind. Freilich vieles Alte ist auch dort schon dahingegangen. Das Spinnrad hat fast ganz seine Thätigkeit eingestellt und der Kienspan leuchtet nicht mehr zu den „Vorsetzen“, den abendlichen, von Haus zu Haus wechselnden Zusammenkünften, in denen neben der leichten Arbeit gesungen und erzählt wird.

Es ist nicht ohne Bedeutung zu beobachten, welche Gattung von Volksüberlieferungen an einem Orte noch in Blüte steht, welche im Absterben begriffen und welche ganz dahin ist. Da fand ich denn in jenen Gegenden neben der unverwüstlichen Mundart besonders Sagen, Sitten und Bräuche und abergläubische Vorstellungen noch ungemein stark im Schwunge. Im Absterben sind Volkslieder und Märchen. Ganz tot ist die volkstümliche Bauweise, denn die alten aus Eichenholz errichteten Riegelbauten, die dort noch vereinzelt zwischen neumodischen Backstein- und Bruchsteinhäusern stehen, dienen nicht mehr als Vorbild.

Die neue Zeit – ich will das einmal laut und ohne Bedenken aussprechen, so wunderbar es klingen mag – ist ganz besonders geneigt das Einwirken einer überirdischen Geisterwelt anzuerkennen. Da ist es ganz gleichgiltig, ob wir uns in der Weltstadt Berlin oder in dem weltfernen Dörfchen Lobenfeld befinden; höchstens dass der Geister- und Aberglaube in verschiedenen Formen sich ausprägt. Dem Tieferblickenden sind die Ursachen dieser befremdlichen Erscheinung nicht unbekannt; hier ist jedoch nicht Raum zu Erörterungen darüber: genug, die Thatsache besteht einmal. [64] Aber weil sie besteht, lässt auch das Landvolk durchaus nicht von seinen Sagen. Wer das Vertrauen der Leute gewonnen hat, kann leicht seine Taschenbücher mit Sagen, die noch nirgends verzeichnet sind, reichlich füllen.

Schwerer schon ists mit Märchen. Selten erzählen Männer Märchen: hier ist das Gebiet der Frauen, denn Märchen dienen vorzugsweise als Erziehungsmittel der Kinder. Je mehr nun die mit grösstenteils vergessenwertem und daher auch bald vergessenem, aber stets neuzugeführtem Stoff gefüllten Tagesblätter die Dörfer aufsuchen, je mehr verschwindet auch das Märchen. Es gelingt immer seltner eine gute Märchenerzählerin aufzufinden. Der behagliche, ruhige, epische Fluss der Märchenerzählung mit seinen oft wahrhaft homerischen formelhaften Wiederholungen entspricht so wenig mehr dem nach augenblicklichen Wirkungen haschenden Erzählerstil unsrer Zeit. Ich war aber so glücklich eine nun etwa sechzigjährige Frau zu finden, die zu hören und zu erzählen verstand. Sie ist aufgewachsen in dem Dörfchen Lobenfeld, stammt aus einem alten guten Bauerngeschlecht und ist und bleibt auch Bäuerin, wenn auch ihre Kinder städtischen Kreisen sich zugewandt haben. Sie hat mir die nachfolgenden „Määrlin“ erzählt, die ich ganz genau niedergezeichnet habe. Ich bin um kein Wort, keine Silbe abgewichen, denn ich war der Meinung, dass es nicht wertlos sei, auch den Erzählerstil des Volks kennen zu lernen. Ich bin also in der Treue der Aufzeichnung bedeutend weiter gegangen als die Brüder Grimm, deren Kinder- und Hausmärchen trotz der Schlichtheit der Darstellung doch vielfach den Altertumskundigen erkennen lassen. Auf der andern Seite wollte ich aber nicht so weit gehen, die Laute in ganz genauer Schriftzeichnung wiederzugeben. Meine Lobenfelder Märchen sollen eben nicht allein dem „Lautschieber“ dienen, sondern als Erzählung, als Ganzes wirken. Doch habe ich versucht nach Möglichkeit mit den in unsern geläufigen Schriftzeichen gegebenen Mitteln den Sprachlauten der südfränkischen Mundart von Lobenfeld nahezukommen.

Sagen aus Lobenfeld will ich an anderm Orte veröffentlichen [65] und ebenso meine geschichtlichen Aufzeichnungen über das Kloster und seine Bauwerke.

Lobenfeld und Kloster Lobenfeld, nur etwa einen Kilometer von einander entfernt, in milder, dem Landbau günstiger Gegend des Neckar- und Rheingebiets gelegen, sind seit dem vierzehnten Jahrhundert getrennt. Im Dorf Lobenfeld sass im dreizehnten Jahrhundert ein ritterliches Geschlecht, das sich nach dem Orte nannte. Sein festes Haus ist verschwunden. Kloster Lobenfeld ist der Rest eines 1135 durch Bischof Burkhart von Worms gegründeten Frauenklosters. Noch ist das alte Klostergut ziemlich beisammen und wird von der Schaffnerei, die früher dort auch ihren Sitz hatte, jetzt aber in Heidelberg sich befindet, verwaltet. Hauptdenkmal des Klosters ist die alte Kirche, die noch jetzt steht und die ich in all ihren Teilen genau vermessen und beschrieben habe. Chor und Querschiff, spitzbogig in hohem Stich überwölbt, aber im Wesentlichen noch romanisch, mit sehr schönen, kunstvoll verzierten Fenstern, dienen noch als Kirche; das Langhaus, reingotisch, offenbar ehedem nur mit Balkendecke versehen, dient unten als Schafstall, oben als Tabakschuppen. Ein älteres Seitengebäude ist abgebrochen; dagegen dient ein stattliches Haus des siebzehnten Jahrhunderts als Wohnung des Gutspächters. Noch wissen die Leute viel von alten Merkwürdigkeiten zu erzählen, so besonders von einem dabeigelegenen „Heckenwerk“, in dem ehedem viele alte Steinbilder standen, darunter ein „Kapuziner“. Eine dieser alten Figuren, die hl. Katharina von Siena, steht jetzt noch hinter der Kirche des nahen Spechbach. Die Preussen, die mit den Hessen die badische Revolution niederwarfen, sollen besonders auch jene alten Bilder umgestürzt und zerstört haben.

Die Urkunden über Kloster Lobenfeld sind spärlich. Diejenigen, welche das Karlsruher Generallandesarchiv bewahrt, zeigen die Spuren eines Brandes, die auch an der Südwand des Querschiffs der Kirche nicht zu verkennen ist. Das Kloster ward unter Friedrich III. von der Pfalz nach Einführung der Reformation aufgehoben. 1661 wurden durch Karl Ludwig von der Pfalz 100 Sabbatarier aus England [66] hier angesiedelt, hielten sich aber nicht lang. Noch zeugt der Gewanname „im Quaker“ von ihrer Anwesenheit.

Es ist selbstverständlich, dass es in Kloster Lobenfeld besonders stark spukt, und zwar ist es besonders ein „weisses Fräle“, das dort umgeht. Aber auch das wilde Heer lässt sich in einem benachbarten Walde vernehmen und feurige Männer zeigen sich da und dort. Ebenso fehlt es auch nicht an verborgenen Schätzen und an „Wein in der eignen Haut“.

Das also ist der Boden, auf dem die folgenden Märchen gewachsen oder doch in ihrer Weise ausgestaltet sind. Stellen sie sich uns auch grösstenteils als alte gute Bekannte dar, so stammen sie doch nachweislich aus einer Zeit, wo es noch keine Märchenbücher gab, denn meiner sechzigjährigen Gewährsmännin sind sie in früher Kindheit vom „alten David“ einem ledigen Knecht in Dorf Lobenfeld erzählt worden. Der Alte, Reismann mit Namen, hatte seine Freude daran, die Kinder um sich zu versammeln und ihnen mittelst seiner Märchen, die er anschaulich an bekannte Orte anknüpfte, gute Lehren einzupflanzen. Dass die Erzählungen des alten David auf guten Boden gefallen, habe ich gesehen: mögen sie denn auch jetzt erfreuen und belehren, wenn auch in anderm Sinne als der arme gute Knecht, dem lange schon „kein Knochen mehr weh thut“, meinte.


Der Jude im Dorn.[1]

En Bu isch nooch Münchzell gange un hot dort gedient, alle Johr um drei Heller. Nooch drei Johr isch ers Wissetaal rufgange un hot gejohlt un wor froh demit. Noch isch [67] an der Wäschbricke e alt Mändl zu em kumme un hot en gfroogt: Bu, worum bisch dann so luschtig?

Ja worum soll ich a net luschtig seiⁿ? I hab drei Johr em Bauer gedient un alle Johr drei Heller krigt; worum soll i do net luschtig seiⁿ?

Do hots Mändl gsaat, er soll em en Heller gewwe. Do hot er em kaan gewwe wolle; aber des Mändl hot so aⁿghalte, dass erm en Heller gewwe hot. Do hot em des Mändl e Geigl gewwe: wann er geije täät, miest alles tanze.

Noch wie der Bu weiter gange un an de Steeg kummen isch, isch a noch so e Mändl kumme, hot en gfroogt, worum er so luschtig isch, un hot aⁿghalte um en Heller. Un wie der Bu a dem Mändl en Heller gewwe hot, hot em des Mändl e Flintl gschenkt, dass er alles was er schieße will trifft.

Noch am Bettelmannsplatz isch e dritt Mändl zu em kumme un hot em a ebbes gewwe for de dritte Heller, was es em awwer gewwe hot, waaß i nimme.

Noch isch der Bu widder zurick, durch de Spechbacher Wald widder Lofeld zu. Wie er de Spechbacher Buckel runner isch, isch en Judd zu em kumme, no sen se minanner gloffe bis an Lehmanns Wisse: do isch en Dornbusch gstanne, do isch en schener Vogl druf gsesse. Noch hot der Bu gsaat, wann der Judd de Vogl holle will, schießt er de Vogl tout. Des hot der Judd eiⁿgwilligt. Noch hot der Bu de Vogl gschosse un der Judd isch in Dornbusch neiⁿ un hot de Vogl holle wolle. Un wie der Judd drin gwest isch im Dornbusch, hot der Bu seiⁿ Geigl aⁿgleegt un hot der Judd tanze messe im Dornbusch drin. Noch hot er so lang fortgegǐje bis dem Judd seiⁿ Klader verrisse gwest sen un des Bluut isch an de Baaⁿ nunnergloffe: no hot er ufgheert.

Noch isch der Judd reiⁿ uf Lofeld zum Vogt un hot gsaat, der Bu häät en so gschlage un häät em seiⁿ Geld gnumme – des hot er awwer im Heckebusch verlore ghatt beim Tanze. No isch der Bu verurteilt worre an Galje. Der Galje hot in de Gäärte zu Lofeld gstanne.

Wie der Bu am Galje drowe uf de Later gestanne hot, no isch er gfragt worre, was er noch will: no hot er [68] seiⁿ Geigl verlangt. No hot der Judd gschraue: Gebt em seiⁿ Geigl net! Un wie ses em doch gewwe hewwe, hot er gsaat: Bindt mich an de Galje naⁿ!

No hot der Bu aⁿgfange geije un alles hot aⁿfange messe danze dezu. Un der Judd isch am Galje uf un nunner gsprunge, dass es em de Buckel ganz ufgfickelt hot uns Bluut em de Buckel nunner gflosse isch; no hot er gsaat, sie sollen doch lousmache: er wills gern sage, wies gangen isch. Do hot ers dann eiⁿgstanne, un do isch der Bu louskumme und der Judd isch an de Galje ghenkt worre.


Der Schäfer.

En Schäfer isch uf die Wannerschaft gange un hot durch en lange Wald gmesst. Er hot sich zu Esse mitgnumme ghatt, so dass er kein Mangel ghatt hot. Do hot sich e alt Mändl zu em gsellt un hot vun seim Esse gwott. No hewwe se sich naⁿgsetzt un hewwe minnaner gesse. Noch hot des alt Mändl gsaat: Weil doch so gut gwest bischt, so will i der e Geigl gewwe: wann geije tŭscht, muss Alles tanze; un e Peifl: wann er peife täät, dass alle Schääf widder beikumme.

Noch isch der Schäfer weitergraast. Wie er vor de Wald nauskummen isch in e Dorf, no hot er dort e Stell krigt als Schoofknecht for en Kenig. Noch hot der Kenig am annere Tag, wie er ausgfahre isch, gsaat: er därft iwweraalhiⁿ, nor in ein Wald net: do wäre drei Riese drin, die täte allemool de Schoofknecht toutmache un die Schääf wegnemme, un sie wäre net zu bezwinge.

Nocht hot der Schäfer versproche, dass er net naⁿfährt, isch awer glei serschtmol naⁿgfahre. Un wie er naⁿkummen isch, isch glei aner vun dene Riese mit ere grouße eiserne Stange kumme un hot gsaat: No du Eerdeworm, was tǔscht du do?

[69] No hot der Schäfer gsaat: Dass ich a do bin, du werschts schon inne werre. Un hot seiⁿ Geigl rausgnumme un hot aⁿfange geije. Un wie er aⁿfange geije hot, hot halt der Ries aⁿfange tanze messe. Un do hot er mit seiner eiserne Stange all die Beem umgschlage un hot so lang gtanzt, bis er vor Mattigkeit umgfallen isch. Nocht hot der Schäfer em mit seim eigene Deje de Hals abghage un hot em die Zung rausgschnitte un hot die Zung eiⁿgwickelt.

Awwer währenddem sen die Schääf all fortgloffe gwest. No hot ern mit seiner Peife gpiffe, dass se all widder kumme sen. Not isch er haamgfahre mit en.

Der Kenig hot owwe rausgeguckt un hot gsehe, dass er seiⁿ Vieh recht gut bsorgt hot, un not isch er glei selle Owed widder zu em gange un hots em gsaat, dass er recht zfride wär miet em, net dass seiⁿ Schääf all verlöre wäre. No hot der Schäfer widder zugsaat, dass er net tät an den Wald naⁿfahre.

Er isch aber doch naⁿgfahre, un wie er naⁿkummen isch, isch der zwatt Ries kumme un hot gsaat: No du Eerdeworm, was tǔscht du do?

No hot er halt a widder gsaat: Du werscht schon sehe, was ich do tu! Un hot seiⁿ Geije gnumme un der Ries hot tanze messe bis er umgfallen isch. Not hot er en a kaput gmacht un hot em die Zung rausgschnitte.

De dritte Tag isch er widder do naⁿgfahre. Noch isch der ältscht un greescht Ries kumme un hot en gfroogt. Nocht hot er a tanze messe un isch tout gmacht worre.

Der Schäfer hot sich die Spuur in Acht gnumme ghatt, wo die Riese herkumme sen un isch nocht do druf zu un hot seiⁿ Schääf laafe glosst un hot die Hehle gsuucht. Do isch halt so vil Sach drin gwest, so vil Gail, weiß, schwatz, rout, vun alle Sorte, un so vil silwerne Gailsgscherr un so vil Geld. Der Schäfer hot Alles betracht un hot dann die Hehle widder sorgfältig zugmacht, dass Niemand naⁿgkennt hot, un hot Niemand ebbes gsaat devuⁿ. Noch hot er seine Schääf widder gpiffe un isch haamgfahre un hot sei Schääf ghiet lang Zeit un hot gar nix merke glosst.

[70] Der Kenig hot e groußi Tochter ghatt, die isch als a naⁿgange un hot die Schääf bewunnert, dass se so scheeⁿ sen. Die hot sich haamlich e bissel in den Schäfer verliebt. Noch hot se ihrn Vatter gploogt: sie will en Ring ausstecke un wer den Ring raussticht, der soll ihr Gemahl gewwe.

Der Kenig hot eiⁿgwilligt. Do hot er dem Schäfer gsaat, dass er morje dehaambleiwe soll un dass der Ring ausgesteckt werre soll un der wo en raussticht, soll Vitzekenig werre.

Noch hot der Schäfer gsaat, naⁿ des kennt er net, sei Schääf messte Griⁿfuter hewwe, er täät ausfahre. Un er isch nausgfahre bis zu der Hehle un hot sich en schwatze Gaul rausgehollt un scheene Klader dezu, dass en Niemand gekennt hot un isch naⁿgritte un hot gwaart bis se all gritte hewwe un kaner hot de Ring krigt. No hot er gritte un hot de Ring glei gwunne. Awer er hot de Ring falle losse un isch glei widder naus in seiⁿ Hehle un hot seiⁿ Schäferklader aⁿgzoge un hot die Schääf ghiet.

Un Oweds wie er haamkummen isch, hots em die Kenigstochter verzehlt und gsaat, sie woot de Ring morje noch emol ausstecke un wolt sehe, ob er den Ring noch emol falle losse täät: er soot doch aⁿmol dobleiwe.

Awwer der Schäfer isch widder nausgfahre un hot en rote Gaul gnumme un scheeni Muntur dezu un isch naⁿgritte un hot gwaart bis dletscht un hot de Ring widder gwunne un hot en falle glosst un isch fort un hot widder die Schääf ghiet.

Do hot em die Kenigstochter widder Alles verzählt.

Un am annere Tag – do ischs letschte Mool gwest, wo der Ring ausgsteckt war – isch er widder nausgfahre. Noch hot er en weiße Gaul mit eme silwerne Gscherr un silwerne Klader raus un widder naⁿ un dletscht de Ring rausgstoche. Desmol awwer hot er de Ring gebhalte un isch nausgsprengt dem Wald zu. No sen sem nooch. Er isch awwer dort hertiger gwest un hot sich schnell umgzoge un hot seine Schääf gpiffe, so dass se nix rausgbrocht hewwe.

[71] Noch hot aner die toute Riese gfunne un hot dem Kenig die Kepf gbrocht un hot gsaat, er häät die Riese umgbrocht. Do isch e groußi Fraid gwest.

Wie dann der Schäfer haamkummen isch, hot ers gheert, nocht hot er zum Kenig gsaat, er solt emol gucke, ob dann die Riese a Zunge hääte. Nocht wie se dann gsehe hewwe, dass die Riese kaⁿ Zunge ghatt hewwe, no hot der Schäfer gsaat: Iich bins gwest, der die Riese umgbrocht hot, un ich hab a de Ring vun der Kenigstochter. Do hot em der Kenig seiⁿ Tochter zur Fraa gewwe un er isch zum Vitzekenig gmacht worre. In der Hehle hewwe se so vil Geld gfunne, dass der Vitzekenig dreimol reicher gwest isch als der Kenig.


Die kluge Kohlenbrennerstochter.[2]

Sisch en Kohlebrenner gwest, der hot in seiner Kohlegruwe gegrawe un do hot er en goldne Merschl gfunne. Wie er haam kummen isch, hot er zu seiner Tochter gsaat, den Merschl täät er em Kenig bringe. Noch hot seiⁿ Tochter gsaat: Do legscht du keiⁿ Ehr mit eiⁿ: du hoscht jo kaan Stempfl dezu. Nocht hot er sich awwer net abwennig mache losse un hot den Merschl dem Kenig gbrocht.

Wie ern halt em Kenig gewwe hot, hot der Kenig gsaat: Ja was tu ich mit em Merschl, wann ich kaan Stempfl hab?

Noch isch der Kohlebrenner fort un hot gbrummlt driwwer. Des hot der Kenig gheert, hots awwer net verstanne. Nocht hot em der Kenig grufe, er soot em sage, was er awwel gbrummlt häät. A des häät em seiⁿ Tochter dehaam schun gsaat, dass er kaⁿ Ehr mit eiⁿleje täät, weil er kaan Stempfl häät.

Nocht hot der Kenig gsaat, wann er so e gescheiti Tochter häät, nocht soll sie zu ihm kumme net nacket un net beklaat, [72] net zu Fuss un net zu Pferd un net bei Taag un net bei Nacht.

Wie der Kehler haam kummen isch, hot er gsaat: So etz ischs noch ärjer: etz soscht du zu em kumme net nacket un net beklaat, net zu Fuss un net zu Pferd un net bei Tag un net bei Nacht.

Nocht hot se gsaat: do bin i glei fertig. Etz gěscht fort un kääfscht mer en Gaasbock; ich hol mer e Fischgaarn, des henk i um, un Mittwochs geh i naⁿ.

So hewwe ses gmacht un sie isch halt im Fischgaarn uf em Gaasbock am Mittwoch zum Kenig gritte.

No hot der Kenig gsaat: Wann du so gscheit bischt, so soscht a meiⁿ Fraa gewwe; awwer du därfscht Niemand en Root gewwe.

Do hot se gsaat, ja des woot si halte. Do isch die Hochzig ghalte worre.

Nocht hewwe zweⁿ Baure en Prozess minanner krigt: dem erschte Bauer seiⁿ Gaul hot gfillt, er hots awwer net ehnder gesehe als bis des Fill unner dem zwatte Bauer seim Wǎge glejen isch. Do hot der erscht Bauer gsaat: Meiⁿ Gaul hot gfillt. Un der zwatt hott gsaat: Meiⁿ Wǎge hot gfillt. So sen se in Streit kumme un sen vor de Kenig kumme, no hot der gsaat: Wann des Fill unner dem zwatte Bauer seim Wǎge glejen isch, so hot der Wǎge gfillt.

Not isch dem erschte Bauer gsaat worre, dass die Kenigin so gscheit wär. Nocht isch er naⁿ zu der Kenigin un hots verzehlt un gfroogt, was er mache soll. Nocht hot die zu em gsaat, wann er se net verrote will, so will sem en Root gewwe. Nocht hot se zu em gsaat: An dem un dem Taag geht der Kenig aus, do soll er dort naⁿ gehe un soll e Fischnetz nemme un tue, als ob er uf em truckene Land Fisch fange täät. Do werd der Kenig froge, wie er uf em truckene Land Fisch fange kann. Not soll er sage: Wann e Wǎge Fill mache kann, kammer a uf em truckene Land Fisch fange.

So ischs a gange. Nocht hot der Kenig de Bauer gfroogt, wer em den Root gewwe häät.

Nimand, des häät er selwer gwisst.

[73] Des wäär net wohr; er sotts em sage, wer em de Root gewwe häät, sunscht täät er um de Kopf kumme.

Not hot der Bauer gdenkt: lieber soot die Kenigin vom Schloss gejagt werre, als eer um de Kopf kumme, un hots gsaat.

Wie der Kenig haam kummen isch, hot er zur Kenigin gsaat: Haw ich der net gsaat, du soscht Nimand kaan Root gewwe? Etz hoscht dus doch gtauⁿ; etz geh a widder haam wo d’ herkumme bischt; du därfscht der awwer mietnemme was der gfellt.

Nocht hot se gsaat: Sisch mer recht; mer wolle awwer noch aⁿmol minanner Weiⁿ trinke.

Nocht hot sem en Schlooftrunk neiⁿ un wie er gschlofe hot, hot se die Schees aⁿspanne losse un hot en neiⁿ trage losse. Not hot sen mietgnumme in die Kohlebrennershitt un hot en dort ufs Bett leje losse.

Wie er ufgwacht isch, hot er gsaat: Wo bin i? beim Teifl oder bei seiner Motter! Weil näämlich Alles so schwatz gwest isch.

Nocht hot se gsaat: Wo wersch dann seiⁿ? In der Kohlebrennershitt.

Was tu i do?

Hoscht net gsaat, i därf mer mietnemme, was mers Libscht isch? Do haw i halt diich mietgnumme!

Noch hot der Kenig gsaat: Wann der sunscht nix gfalle hot als wie iich, so soscht a meiⁿ Gmahlin bleiwe.


Hinkel und Kätzel.[3]

Sen zwa Leit gwest, die hewwe zwa Kinner ghatt, en Bu un e Maadl. Nocht isch die Motter gstorwe un do hewwe se widder e zwatti Motter krigt, die hot die Kinner net leide kenne. Se hot net gruukt an ihrm Mann, er soll [74] naus gehe in de Wald un soll dene Kinner e Hitte baue un soll se naus tauⁿ.

Wie er die Hitte ghatt hot, no hot er die zwa Kinner gnumme un hot en e Simmere Äsche un e Simmere Mehl un en Kruck voll Ehl mietgewwe un e Hinkl un e Kätzl.

Wie dann die Kinner draus im Wald gwest sen in dere Hitte, nocht hewwe se Äschepfannekiechlin gbacke, die hewwe sie gesse, und dem Hinkl un dem Kätzl hewwe se Mehlpfannekiechlin gbacke. Un se sen lang draus beinanner gwest.

Nocht isch Nachts emool en Wolf vor die Tier kumme un hot neiⁿ gwott. Do hewwe se Ängscht ghatt; no hewwe se gsaat: Hinkl un Kätzl, geb Root her!

Noch hot des Hinkl un des Kätzl gsaat, se solle zu dem Wolf sage, er soll fortgehe un soll en e grouss Haus baue.

Nocht isch der Wolf fort un hot en e Haus gbaut. Des hot lang gdauert bis es fertig gworren isch. Dann isch er widderkumme un hot in die Hitte neiⁿ geguckt un hot die Kinner verzehre wolle.

Nocht hewwe se widder gsaat: Hinkl un Kätzl, geb Root her!

Nocht hewwe die gsaat, sie solle em Wolf sage, er soll Alles ins Haus neiⁿ tauⁿ was neiⁿ gheert.

Nocht hot er des a widder gtauⁿ un isch widder kumme un do hewwe se widder um Root gefroogt.

Do hewwe des Hinkl un Kätzl gsaat, er soll etz alle Ziwwer un Fässer voll Wasser trage in dem grousse Haus.

Sisch awer Winter worre un isch glatt gwest: un do hot der Wolf de Hals verbroche.

Nocht sen halt die Kinner mit dem Hinkl und Kätzl in des grouss Haus neiⁿgzoge un hewwe dort gliklich glebt.

Der Vatter hot awwer kaaⁿ Ruh ghatt un hot nooch dene Kinner sehe wolle un do hot er kaaⁿ Hitte meh gfunne, isch awwer an des grouss Haus naⁿkumme. Do isch er neiⁿ; er hot awwer seiⁿ Kinner net meh gekennt un hot sich ufs Kanapee gsetzt un isch eiⁿgschlofe. Do isch em [75] der Arm runnergfalle, no hot der Bu gsaat: geh naⁿ un tu dem Vatter sein Arm nuf! Des hot der Mann im Schloof gheert un hot etz gwisst, dass des seiⁿ Kinner sen.

De annere Tag isch er haam un hot seiner Fraa gsaat, dass die Kinner etz so viel Sach hääte.

Unner dere Zeit hewwe se a zwaa Kinner krigt ghatt. Etz hot die Fraa net gruukt: er soll dene a e Hitte baue un soll se eneiⁿ tauⁿ.

Do hot ers mit dene grad so gmacht wie mit de annere Kinner. Nocht hewwe awwer die, weil se verzäärtelt ufgzoge worre sen, for sich Mehlpfannekuuche gbacke un dem Hinkl un Kätzl Kuuche von Äsche. Do isch no a en Wolf kumme, un do hewwe se a gsaat: Hinkl un Kätzl, geb Root her! Da hewwe die awwer gsaat: Ihr hett Mehlpfannekuuche gesse; etz kennt ihr a Root gewwe. Wie se nuⁿ kaan Root gewisst hewwe, isch halt der Wolf reiⁿgbroche un hot se ufgfresse.

De annere Taag hot no der Vatter glei enaus messe un noch dene Kinner sehe. Wie er naus kummen isch, sou sen se tout gwest.


Der Geissenhirt.

Sisch emol en Wert gewest, der hot zweⁿ Sehn ghatt. Wie der erscht zwanzig Johr alt gwest isch, no isch er Saldat worre. Do hot er sich gut ufgfihrt. Der Kenig hot e Tochter ghatt, die hot en gern gsehe.

Der Zwatt isch a Saldat worre un hot sich a gut ghalte un isch von Taag zu Taag gestǐje; do hot die Kenigstochter de Erschte fahre glosst, un hot die Age uf ihn gworfe.

Do hot der Ältscht gmacht, dass der Anner zurickkummen isch un isch widder gmaner Saldat worre.

Nocht hot der Jingscht ’s Trinke aⁿgfange un isch leichtsinnig worre un hot halt nix meh tauⁿ wolle.

[76] Nocht hot sich der älter Bruder gschämmt un isch haam graast un hot seim Vatter des verzehlt. Awwer er hot immer gmaant, die Kenigstocher täät en noch meje.

Wie der fort gwest isch, hot sich die Kenigstochter beigmacht un hot em Jingschte Vorhalt gmacht, dass er so lidderig lewe täät un täät so trinke.

Nocht hot er gsaat: Ich bin halt missmutig, weil ich schun so hoch drowwe gwest bin un meiⁿ Bruder hot mi so zurickgschlenkert. Er hot mers schun dehaam beim Vatter eso gmacht.

Nocht hot die Kenigstochter gsaat: Loss mer des Trinke seiⁿ: ich will for des anner sorje.

Nocht hot er sich a gbessert un do hot sem gsaat, dass sen nemme tät zu ihrem Gemahl.

Do hot er verlangt noch vorher emol haamzegehe zu seim Vatter.

Des hot se eiⁿgwilligt; er meegt sich awwer Bedecking mittnemme, dass em unnerwegs nix passire täät.

Sie hot em Kenigsklader mitgewwe un Saldate un gsaat, sie täät noochkumme un täät en abholle.

Er hot durch en grousse Wald gmesst und do sen se naⁿ kumme an e Reiwerhaus.

Die Reiwer sen stärker gwest un hewwe die Saldate gfange un tout gmacht. Ehm hewwe se alte Bettlerklader gewwe un hewwen demit laafe glosst.

Wie er haam kummen isch in seiⁿ Ort neiⁿ, hot en seiⁿ stolzer Bruder schun kumme sehe un hot grufe: Vatter, ewe kummt unser Lidderiger, unser Lump, unser Huddel!

Nocht hot der Vatter a geguckt, un do hewwe sen zesamme durchgehage un hewwen unne neiⁿ in de Stall gsperrt. Sie hewwem des Esse unne reiⁿgtrage, er hot net ruf gdärft, so hewwe se sich geschämmt mietem.

An dem Ort sen viele Gaasse gwest. Jeder Berjer hot an eme annere Taag mit ausfahrn messe. Des isch sou rum gange.

Nocht hot der Vatter gsaat zu seim Suhⁿ: Wen schicke dann mir fort mit de Gaasse?

[77] Wen werre dann mir fortschicke? Unsern Lidderige! Der kann die Gaasse hiete; sunscht isch er jo doch nix nutz.

Nocht hot er Morjens e Stick Brout mittkrigt un hot drausbleiwe messe bis Oweds.

Nocht hewwe se sich unnerredt minanner un hewwe fertiggmacht, dass er die Gaasse alle Tääg hiete keent, dass er dehaam eweg wäär.

So ischs dann gange am annere Taag. Wie etz der Jingscht draus gwest isch un hot seiⁿ Brout gesse, do kummt e alt Mändl un sächt, er soll em a vun seim Brout gewwe. Nocht hot er seiⁿ Brout gtaalt un hot die Hälft dem Mändl gewwe.

De annere Taag isch er widder nausgfahre. Do kummt halt des Mändl widder un hott widder Brout gfoddert. Nocht hot er em widder die Hälft gewwe.

De dritte Taag isch des Mändl noch emool kumme un do hot er seiⁿ Brout zem dritte Mool mit em gtaalt. Do hot des Mändl gsaat: Weil de so gut gwest bischt un hoscht deiⁿ Brout dreimool mit mer gtaalt, will i der e Peifl gewwe, wann domit deine Gaasse peifscht, dass se all zammekumme un do naⁿ gehe, wo du se hewwe witt.

Wie des Mändl fort gwest isch, hot ers geprowiert un do sen die Gaasse all zammegsprunge un do hot er gemacht, dass die Beck vornedraⁿ glaafe sen, ganz grafetätisch, un hewwe Mändlin gmacht, un ewesou die Gaasse hinnedrinⁿ.

Des hot der Ältscht a gsehe un hot zu seim Vatter gsaat: Vatter, guck emol, was der die Tiere ploogt! Den kammer ze gar nix brauche: net emool kann er die Gaasse hiete.

Nocht hot halt der Jingscht seiⁿ Schlä krigt un isch in Stall gsperrt worre. De annere Taag isch er awwer doch widder nausgfahre un hots dort haamzus grad widder esou gmacht. Nocht hot er halt widder seiⁿ Hibb krigt.

Etz isch die Zeit rumgange gwest, wo die Kenigstochter hot kumme wolle. Nocht isch er do naⁿgfahre, wo se hot herkumme messe. Wie er die erschte Reiter gsehe hot, hot er seine Gaasse gpiffe un hot seiⁿ Beck un Gaasse [78] raiheweis an die Seit gstellt, dass die Kenigstochter ufmerksam werre muss.

Wie se kummen isch, hot se druf geguckt un hot en erblickt un hot en gekennt. Sie hot awwer schun gwisst, wies em bei de Reiwer gangen isch, dann die Reiwer hewwe se a aⁿgegriffe; sie hot awwer mehr Bedecking ghatt un hot die Reiwer gzwunge un hot se umbringe glosst. Im Haus owwedrowwe hot se die Kenigsklader gfunne.

Nocht hot sen gfroogt, worum er die Gaaße hiete täät? Nocht hot ers er gsaat, wie er lumpig haamkumme wäär, wäärs em sou gange.

Do hot se gsaat, er soll etz nor do bleiwe, bis er Oweds haamfahre täät.

Sie isch dann hiⁿgzoge, un wie der ältscht Bruder sie hot kumme sehe un die Saldate, do hot er zu seim Vatter gsaat: Etz kummt meiⁿ Braut! Un do hewwe se die Kenigstochter scheeⁿ empfange un hewwe se in die Stub gfihrt.

Nocht, Oweds, wie der Jingscht haamgfahre isch, hot er seiⁿ Gaasse so laafe glosst un des hot halt e Gedappel gewwe, dass sies vum Fenschter aus gsehe hot. Seiⁿ Vatter un seiⁿ Bruder hewwen awwer widder ghage un hewwe net gduld, dass er d’ Trappe nuf isch. Sie hewwe sich iwwern gschämmt.

Nocht hot sie gfroogt, was des fir aner wäär! A des wäär ihr Lidderiger, der wäär zu nix ze brauche.

Do hot se hewwe wolle, dass er a reiⁿ soll an de Tisch; sie hewwe awwer gsaat, er wäär zu gar nix ze brauche.

Wies etz Nacht worren isch un die Kenigstochter ins Bett gangen isch, noch hot der Vatter gsaat, sie meeste doch wacht stehe vor ihrer Tier, er täät eweil nufgeh un täät wache; nocht keent der Lidderig a eweil nufgeh un[WS 1] keent wache.

Nocht isch der Vatter eweil drowwe gbliwwe un dann isch der Jingscht kumme un hot gwacht. Er hot awwer an die Tier gklopft un do hot em die Kenigstochter ufgmacht.

Nocht isch der stolz ältscht Suhⁿ nuf un hot geguckt, ob er a recht wacht, do hot er gmerkt, dass er drinn isch in der Stub. Nocht hot er als neiⁿ gebebbert: Gěscht raus! [79] Gěscht raus! Er isch awwer net rausgange un morjens hot er sich keniglich aⁿgzoge un nocht sin se minanner runner un er hot sich seim Vatter vorgstellt un hots em gsaat, wie seiⁿ Bruder en verleimdt häät. Seim Vatter wollt ersch verzeihe, awwer seim Bruder net. Druff hot er seim Vatter die Hand gewwe un sie sen fort in seiⁿ Schloss un er isch Vitzekenig worre.


Die drei Hirsche.[4]

Sen zwa Leit gwest un die hewwe drei Kinner ghatt. Nocht hewwe se de Ältschte gfroogt, was er for e Handwerk lerne will. Un do hot er gsaat, er woot nix lerne wie Jäjer, un do hewwe sen a net abwennig gmacht.

Wie ers gekennt hot, hewwe sem seiⁿ Klader gewwe un Raasgeld un e Flinte un hewwen fortgschickt in d’ Fremd.

Nocht hot der Zwatt gsaat, wann seiⁿ Bruder fortgehe täät, woot er a miet: er woot a Jäjer werre. Nocht hewwe se en a ausstaffirn messe.

No wie die Zweⁿ minanner fortgwoot hewwe, hot a der Dritt gsaat, er woot mietgehⁿ. Nocht hewwe ses mit dem a so mache messe.

Nocht sen se minanner fort in d’ Fremd. Do hewwe se lang raase messe un do sen se in en tiefe Wald kumme un hewwe sich vererrt un sen net meh rauskumme. Uf aⁿmool sen se an e alt Haus kumme, e alti Burg odder sou ebbes. Nocht sen se dort iwwer Nacht gwest un am annere Taag hewwe se bschlosse dort ze bleiwe, hewwe sich Better gmacht aus Moos un sich eiⁿgnischt, dass se hewwe wuhne bleiwe kenne. Do sen alle Taag zweⁿ fort uf d’ Jagd un aner hot dehaam bleiwe messe un koche, alle Taag en annere. Wanns Essenszeit gwest isch, hot er e Klingl gzoge, so sen se beikumme zum Esse.

[80] So hewwe se lange Zeit minanner do ghaust. Uf aⁿmool isch der Jingscht ze Haus gewest un hot gekocht un hots Esse aⁿgricht in drei Schisselin un hot gschellt, dass die Brider beikumme solle un esse. Un bis er geguckt hot, hot e Porzjoon vun dem Esse gfehlt. Noch isch er seine Brider engejegange un hot sen gsaat, wies gangen isch.

No hot der ältscht Bruder gsaat: Sei nor ruhig, mir nemme mit zwou Porzjone verlieb.

Nocht de annere Taag hot der Zwatt dehaam bleiwe messe. Dem ischs grad sou gange. Un do sen die zweⁿ Jingschte verstutzt gwest, awwer der Ältscht hot gsaat: Sei ruhig, mer nemme mit zwou Porzione verlieb.

De dritte Taag isch no der Ältscht dehaam gbliwwe un hot gsaat, er will emol sehe, wie des zugeht. Nocht wie der gekocht ghatt hot un hots aⁿgricht un hot gschellt, no hot er die Tier en Riss ufstehⁿ losse, dass er hot sehe kenne. Un do hot e Hand ausm Backoffe rausglangt un hot seiⁿ Porzjoon Esse glangt. Nocht isch er glei naⁿ un hot in Backoffe neiⁿgsehe. Un wie er de Backoffe ufgmacht hot, no hot er gsehe, dass do e Maadl drin gewest isch. Un die hot em gsaat, dass sie ihr Schweschter wäär, un ihr Motter wär e Zauberin un die häät se dohergeschafft.

Des isch nämmlich die Stiffmotter gewest, un die Schweschter hewwe se die Zeit krigt. Do hewwe die Brider nix gwisst devuⁿ.

Nocht hot er se raus un hot se in sein Zimmer reiⁿ un hot gschellt un isch seine Brider engejegange un hot zu en gsaat, er häät en Vogl gfange, er häät en in en Kewwig nei, wann se haamkäme, täät er sen weise. Er glaabt, dass etz das Essenemme noochlosse täät.

Nocht hewwe se de Vogl, eh se gesse hewwe, erscht sehe wolle. Do hot er die Tier ufgmacht un hot se rausgfiert un gsaat: Seht, des isch unser Schweschter! Un hot en Alles verzählt. Noch sen se frou gwest minanner un hewwe minanner gesse un hewwe bschlosse, dass etz als die Schweschter ze Haus bleiwe un koche muss, wenn sie fortgehe uf d’ Jagd. Un sou hewwe se lange Zeit minanner gleebt.

[81] No hot uf aⁿmool die Schweschter so sehr abgnumme un isch immer wenniger gworre – es wäär e scheeⁿ Maadl gwest, e blieends – un do hewwe se die Brider gfroogt, was er wäär! Sie hot awwer gsaat, es wäär er nix un hot nix gstehe wolle. No hot se der ältscht Bruder in e Zimmer allaⁿ gnumme un hot gsaat, sie soll em etz emool offerire, was er wäär, sunscht keent er a nemme lewe.

Nocht hot se ihrm Bruder offeriert, alle Nacht zwische elf un zwelfe täät ihr Motter zum Fenschter reiⁿ kumme un täät se plooge bis an Taag, un desweje täät se so abnemme.

Un nocht hot der Bruder gsaat, er täät emool e Nacht beire bleiwe. Nocht hot er sich hinners Fenschter gstellt mit dem blousse Säwel. Un wies Fenschter ufgangen isch un die Gstalt isch reiⁿkumme, sou hot er se zammeghage.

Nocht hot des Maadl doch gjamert: Bruder, sisch unser Motter!

Un wies Taag gwest isch, hot ers seine Brider gsaat, dass des ihr Motter isch un dass se e Graab mache solle.

No hewwe se se vergrawe un hewwe en Zaun ums Graab rumgmacht. Un kaans därft uf ihrer Motter ihr Graab, sunscht wäre se all verlore. Des hot e jedes versproche un se hewwes lange Zeit ghalte.

Uf aⁿmool kummt dem Ältscht seiⁿ Geburtstaag. Do isch die Schweschter fort un hot Blumme gholt um en Strauss ze binne. Un wie se den Strauss gholt hot für ihrn Bruder, no hot se gdenkt: Wann etz die annere kaan hewwe, no werre se bees. No isch se widder fort um Blumme z’holle. Un wie se szwattmool fort isch, isch se naⁿkumme an ihrer Motter ihr Graab. Un do sen sou schene Blumme druf gstanne. Un vor Eifer hot se net meh an des Verboot gdenkt un isch halt neigstije un hot die Blumme abgropft. Nocht isch se haam un hot die Blumme, weil se so scheeⁿ gwest sen, in dem Ältschte sein Strauss neiⁿgmacht un hot a die annere Streiss fertiggmacht. Un wie se Noochmittaags haamkumme sen, isch sen engejegange un hot jedem en Strauss gbrocht. Nocht hot der ältscht Bruder gsaat: Ja, Schweschter, sisch recht un freit uns; awwer was hoschte gmacht! Du bischt iwwer der Motter ihr Grab neiⁿ un hoscht [82] Blumme abgropft, wo ich dirs doch verbotte hab! Etz messe mer fort un als Hersch wandle uf der Welt.

Do hot se aⁿfange jamere un hot gfroogt, ob se dann net zu erlese wäre.

Nocht hot er gsaat: Jo, se wäre ze erlese; aber for e Maadl wärs halt e schwer Stick.

Nocht hot se gsaat, se wotts tauⁿ, ’s mecht halt seiⁿ was ’s woot. Sie wäär halt schuld un sie täät se a widder errette.

Nocht hot er gsaat, dass se siwwe Johr kaaⁿ Wort schwätze därft, un do wäärs am Beschte, wann se dobleiwe täät, do keent ses am Leichschte halte.

Nocht hot ses en verspreche, se tääts halte, es mecht naⁿkumme wer da woot.

Nocht hot er gsaat, sie därft sou lang nix schwätze, bis en Hersch mit goldene Herner käämt: no wäär die Zeit rum un sie wäärn erleest.

Die Brider sen no fort als Hersch un sie isch do gbliwwe. Do hot se emool vorm Haus gekehrt, do isch en Kenigsuhⁿ kumme, der hot sich vererrt ghatt, un hot se gsehe. Un wie er mit ere hot schwätze wolle, so hot sem kaⁿ Antwort gewwe. No hot er se gfroogt, ob se net schwätze keent oder därft? Nocht hot se e Täfele gnumme un hot drufgschriwwe, se därft net. Un nocht hot er se uf seiⁿ Pferd gzoge un hot se miet fortgnumme.

Zu seine Leit hot er gsaat, er häät en Vogl gfange un ob er se bhalte keent. Un wie ses erlaubt hewwe, do hot er des Maadl bei sich bhalte als seiⁿ Fraa.

Der Kenigsuhⁿ isch no fort in Krieg. Seiⁿ Motter die hot des Maadl net gnode kenne, un wie se nidderkummen isch, no hot se des Kind weggnumme un hot ihrm Suhⁿ gsaat, wie er haamkummen ich ausem Krieg, sie häät Hundlin krigt und kaaⁿ Kind.

Do hot er se uf en Scheiterhaufe setze losse un hot se verbrenne wolle un se hot sich als net verteidige kenne.

Un wie se owwe gsessen isch, so isch en Hersch kumme un hot drei Finger in d’ Heh gestreckt un hot gsaat: Schweschter, hab nur noch e wennig Gduld!

[83] Un dann hot sich noch aner zwische die Leit neiⁿgdrängt un hot zweⁿ Finger in d’ Heh gstreckt un hot gsaat: Schweschter, hab noch en Ageblick Gduld! Un des hot en grosse Ufruhr gewwe un sou hot sich die Sach verzegert.

Un wie der Ageblick rumgwest isch, do isch en Hersch kumme mit goldene Herner un hot aan Finger in d’ Heh gstreckt un hot gsaat: Schweschter, etz redd!

Un do hot se ihr Unschuld verteidigt un hot gsaat, dass se e Kind gebore häät und kaⁿ Hundlin, un die Schwiegermotter hääts er weggnumme, un hot a gsaat worum se hot schweije messe.

Not isch se runnerkumme vom Scheiterhaufe un seiⁿ Motter isch nufkumme. Un die drei Hersch sen widder zu dene drei Brider worre un do isch des aⁿ Fraid gwest un se hewwe glicklich gleebt.

Der alt David, wann er des als verzählt hot, hot er gsaat: No hewwe se Kinner gzeigt un Heiser gbaut un wann se net gstorwe sin, so lewe se heit noch.


  1. Grimm, KuHm., 110. Da es sich mir wesentlich nur um Mitteilung der Märchentexte handelt, verzichte ich auf fernere gelehrte Anmerkungen und Hinweise.
  2. Grimm, KuHm. 94.
  3. Grimm, KuHm. 15, 169.
  4. Grimm, KuHm., 9, 25.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nn

Die Märchen sind auch als Einzeltexte zu finden unter:

  1. Der Jude im Dorn (Pfaff)
  2. Der Schäfer
  3. Die kluge Kohlenbrennerstochter
  4. Hinkel und Kätzel
  5. Der Geissenhirt
  6. Die drei Hirsche