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hier angesiedelt, hielten sich aber nicht lang. Noch zeugt der Gewanname „im Quaker“ von ihrer Anwesenheit.

Es ist selbstverständlich, dass es in Kloster Lobenfeld besonders stark spukt, und zwar ist es besonders ein „weisses Fräle“, das dort umgeht. Aber auch das wilde Heer lässt sich in einem benachbarten Walde vernehmen und feurige Männer zeigen sich da und dort. Ebenso fehlt es auch nicht an verborgenen Schätzen und an „Wein in der eignen Haut“.

Das also ist der Boden, auf dem die folgenden Märchen gewachsen oder doch in ihrer Weise ausgestaltet sind. Stellen sie sich uns auch grösstenteils als alte gute Bekannte dar, so stammen sie doch nachweislich aus einer Zeit, wo es noch keine Märchenbücher gab, denn meiner sechzigjährigen Gewährsmännin sind sie in früher Kindheit vom „alten David“ einem ledigen Knecht in Dorf Lobenfeld erzählt worden. Der Alte, Reismann mit Namen, hatte seine Freude daran, die Kinder um sich zu versammeln und ihnen mittelst seiner Märchen, die er anschaulich an bekannte Orte anknüpfte, gute Lehren einzupflanzen. Dass die Erzählungen des alten David auf guten Boden gefallen, habe ich gesehen: mögen sie denn auch jetzt erfreuen und belehren, wenn auch in anderm Sinne als der arme gute Knecht, dem lange schon „kein Knochen mehr weh thut“, meinte.


Der Jude im Dorn.[1]

En Bu isch nooch Münchzell gange un hot dort gedient, alle Johr um drei Heller. Nooch drei Johr isch ers Wissetaal rufgange un hot gejohlt un wor froh demit. Noch isch


  1. Grimm, KuHm., 110. Da es sich mir wesentlich nur um Mitteilung der Märchentexte handelt, verzichte ich auf fernere gelehrte Anmerkungen und Hinweise.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff: Märchen aus Lobenfeld (1896). Trübner, Straßburg 1896, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pfaff_Maerchen_aus_Lobenfeld.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)