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und ebenso meine geschichtlichen Aufzeichnungen über das Kloster und seine Bauwerke.

Lobenfeld und Kloster Lobenfeld, nur etwa einen Kilometer von einander entfernt, in milder, dem Landbau günstiger Gegend des Neckar- und Rheingebiets gelegen, sind seit dem vierzehnten Jahrhundert getrennt. Im Dorf Lobenfeld sass im dreizehnten Jahrhundert ein ritterliches Geschlecht, das sich nach dem Orte nannte. Sein festes Haus ist verschwunden. Kloster Lobenfeld ist der Rest eines 1135 durch Bischof Burkhart von Worms gegründeten Frauenklosters. Noch ist das alte Klostergut ziemlich beisammen und wird von der Schaffnerei, die früher dort auch ihren Sitz hatte, jetzt aber in Heidelberg sich befindet, verwaltet. Hauptdenkmal des Klosters ist die alte Kirche, die noch jetzt steht und die ich in all ihren Teilen genau vermessen und beschrieben habe. Chor und Querschiff, spitzbogig in hohem Stich überwölbt, aber im Wesentlichen noch romanisch, mit sehr schönen, kunstvoll verzierten Fenstern, dienen noch als Kirche; das Langhaus, reingotisch, offenbar ehedem nur mit Balkendecke versehen, dient unten als Schafstall, oben als Tabakschuppen. Ein älteres Seitengebäude ist abgebrochen; dagegen dient ein stattliches Haus des siebzehnten Jahrhunderts als Wohnung des Gutspächters. Noch wissen die Leute viel von alten Merkwürdigkeiten zu erzählen, so besonders von einem dabeigelegenen „Heckenwerk“, in dem ehedem viele alte Steinbilder standen, darunter ein „Kapuziner“. Eine dieser alten Figuren, die hl. Katharina von Siena, steht jetzt noch hinter der Kirche des nahen Spechbach. Die Preussen, die mit den Hessen die badische Revolution niederwarfen, sollen besonders auch jene alten Bilder umgestürzt und zerstört haben.

Die Urkunden über Kloster Lobenfeld sind spärlich. Diejenigen, welche das Karlsruher Generallandesarchiv bewahrt, zeigen die Spuren eines Brandes, die auch an der Südwand des Querschiffs der Kirche nicht zu verkennen ist. Das Kloster ward unter Friedrich III. von der Pfalz nach Einführung der Reformation aufgehoben. 1661 wurden durch Karl Ludwig von der Pfalz 100 Sabbatarier aus England

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff: Märchen aus Lobenfeld (1896). Trübner, Straßburg 1896, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pfaff_Maerchen_aus_Lobenfeld.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)