Einsegnungsunterricht 1912/2. Stunde
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Lied 304, V. 1–5. Psalm 1. |
Kollekte S. 163, Nr. 10. | Psalm 119, 17– 32. Lied 308. |
Zu dem Reichtum der Heilserkenntnis, welche die Reformation uns vermittelt hat, gehört auch ihre klare Lehre über die Gnadenmittel. Sie hat am kürzesten ihren Ausdruck gefunden im 5. Artikel der Augsb. Konfession Nachdem im 4. Artikel die Hauptlehre der Reformation, der „Artikel der stehenden und fallenden Kirche“, die Lehre von der Rechtfertigung dargelegt worden war, geht mit Absicht das Bekenntnis nicht gleich zu dem weiter, was sich sachlich daran anzuschließen hätte – die Lehre von der Heiligung, vom neuen Gehorsam oder von den Früchten des Glaubens –, sondern es wird der Artikel eingefügt, der in den dermaligen Ausgaben der Augsb. Konfession überschrieben ist „vom Predigtamt“, der aber in Wahrheit überschrieben sein müßte: „von den Gnadenmitteln“, wobei bemerkt sei, daß die uns jetzt geläufigen Überschriften erst später beigefügt wurden. In diesem Artikel heißt es: „Solchen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, Evangelium und Sakrament gegeben“ [oder wie es nach lateinischem Texte heißt: „Solchen Glauben zu erlangen, ist eingesetzt der Dienst das Evangelium zu lehren und die Sakramente zu verwalten], durch welche, als durch Mittel, Er den heiligen Geist gibt, der den Glauben wirkt wo und wann er will in denen, so das Evangelium hören.“ Hier ist deutlich ausgesprochen, daß heilsordnungsmäßig die Wirkung des heiligen Geistes an die äußeren oder leiblichen Mittel des Wortes und der Sakramente geknüpft sind. Hier ist jeglicher Schwärmerei des bloßen Gefühlslebens gewehrt. Merkwürdig, wie die beiden andern Kirchen, – obwohl sie sich sonst aufs schärfste entgegengesetzt sind, – nach dem Grundsatz, daß Extreme sich berühren – hierin vielmehr schwärmerischen Richtungen Raum geben.
Die reformierte Kirche löst die Geisteswirkung von den äußern Gnadenmitteln Wort und Sakrament ab, nimmt ein Überströmen des Geistes von Person zu Person an; die römische Kirche übertreibt zwar, wie bekannt, die Lehre von den Sakramenten sehr stark, aber sie gibt auch wieder schwärmerischem Einfluß Raum, insofern Visionen, d. i. Gesichte je und eine je bedeutende Rolle im Leben der katholischen Kirche und ihrer Vertreter gespielt haben.
| Uns ist es klar und deutlich, daß in die Heilsordnung der heilige Geist durch Wort und Sakrament wirken will.Wenn wir nun von den Gnaden- und Kraftquellen des Christen- und Diakonissenlebens reden wollen, so müssen hierbei offenbar die Gnadenmittel in vorderster Reihe stehen. Wenn wir unsere Betrachtung begonnen haben mit der hl. Taufe, so war das aus dem praktischen Gesichtspunkt heraus geschehen, daß für uns in der Christenheit Geborene mit der hl. Taufe die Gnadenwirkung des hl. Geistes beginnt, daß hier die Quelle sich öffnet, die unser ganzes Leben mit dem belebenden Strom göttlicher Geisteswirkungen erfüllt. Wenn wir rein sachlich hätten vorgehen wollen, wenn wir nicht diesen praktischen Weg hätten einschlagen wollen, so hätten wir ja allerdings zuerst von dem Gnadenmittel des Wortes reden können; denn der Bedeutung nach ist das Wort das erste Gnadenmittel. Ohne Wort würden wir vor allem von den Sakramenten überhaupt nichts wissen; denn im Wort der Schrift ist uns die Einsetzung der Sakramente mitgeteilt. Ohne Wort könnte man die Sakramente nicht verwalten; denn es muß bei der Verwaltung der Sakramente das Wort der Stiftung in Anwendung kommen. Wir können weiter sagen: Das Wort enthält an und für sich all die Gnade, all das Heil, das zur Seligkeit der Menschen, zur Erweckung und Förderung eines Lebens aus Gott notwendig ist. Und endlich noch: aus dem Wort allein kann der Glaube, nämlich der bewußte Glaube kommen, ohne welchen die Sakramente zwar giltig bleiben, aber einen Segen, einen Nutzen nicht zu bringen vermögen. Wir reden nun heute:
als der hervorragendsten Quelle der Gnade und vom Hören des Wortes und dem Lesen der Schrift, welches dann die Quellen der Kraft sind, die durch Wort und Schrift in uns gewirkt werden können.
Was ist es Großes und Wichtiges überhaupt um das Wort. Die Sprache, hat man mit Recht gesagt, ist das Zepter der Menschheit, das Wahrzeichen der Herrschermacht, welche dem Menschen als Herrn der Schöpfung gegeben ist. Das Wort ist der Ausdruck davon, daß der Mensch denken und also auch selbständig wollen kann. In den Tieren finden sich mancherlei Anlagen, die mit den Geistesgaben der Menschen einige Ähnlichkeit besitzen, wie Gedächtnis und auch etwas von Verstand. Aber dem Tiere fehlt das Selbstbewußtsein, das Wissen von sich selbst und also die Möglichkeit, selbständigen, zielgemäßen Denkens. Die Tiere zeichnen sich z. B. durch ein erstaunliches Gedächtnis aus. vermag das kluge Pferd einen Weg zu finden, den es vor Jahren gemacht hat, so aber, daß es dabei deutlich an die sinnliche Erscheinung gebunden ist. Wenn es den Weg wiederkommt, klingt die Erinnerung gewissermaßen in ihm an, aber selbständig sich vorzustellen, welcher Weg sonst etwa| gemacht werden könnte, das ist beim Tier ausgeschlossen. Der Mensch kann denken und vermag die Ursachen der Dinge zu erforschen, er vermag zu verstehen und zu vernehmen, was die Dinge bedeuten, die in die sinnliche Erscheinung treten und von denen er eine sinnliche Wahrnehmung macht. Und im Zusammenhang damit vermag er Entschlüsse zu fassen, Pläne zu gestalten bis in die fernsten Zeiten. Hier zeigt sich das selbständige Denken und Wollen des Menschen, das ihn zur Herrschaft über die Erde, die Gott ihm zugewiesen hat, befähigt. Es ist mit Recht gesagt worden: Das Tier, auch wenn es die Sinneswerkzeuge dazu besitzt, kann nicht reden, weil es nichts zu reden weiß. Die menschliche Sprache aber ist der Ausdruck der Gedanken. Sie ist die Scheide, wie Luther sagt, in welcher das Schwert des Geistes steckt. So ist es um das Wort etwas Großes. Und was vermögen Worte zu wirken im Guten wie im Bösen. Im Guten hängt am Wort, an der Sprache alle Möglichkeit einer höheren Verständigung, einer Verständigung geistiger Art zwischen den Menschen. Alle Möglichkeit des Unterrichtens und Erziehens ruht darauf. Was haben Worte, die gesprochen, Reden, die gehalten worden sind, schon für Wirkung gehabt auf Tausende. Denken wir an die Zeit der Kreuzzüge, wo das Losungswort: „Gott will es“ Tausende mit fortriß. Denken wir an die Zeit der Reformation, wo das Wort von der Freiheit des Christenmenschen durchschlug und gewaltige Wirkung auf das Volk ausübte, oder an die Freiheitskriege, wo die Liedesworte und andere mächtige Reden gewirkt haben und einen hohen Aufschwung des deutschen Nationalgefühles hervorzurufen imstande waren. Aber freilich auch im Schlimmen hat das Wort nicht minder schon gewirkt. Denken wir an die Losungsworte der französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit,“ die übel verstanden jene furchtbare Bewegung hervorgerufen haben. Oder denken wir, wie heute noch in den Städten, das Bürgertum, auch wenn es sich noch zum Christentum hält, sofort gefangen ist, wenn das Wort Fortschritt in die Wagschale geworfen wird.Im neuen Testament ist nun der Gang der Dinge ein ähnlicher gewesen. Das Evangelium von Christo ist zunächst mündlich verkündet worden durch die, welche der Herr als Seine Zeugen ausersehen hatte. Bald schon gab sich Gelegenheit, daß die heiligen Apostel in Ausübung ihres Apostelamts in treuer Obsorge für die Gemeinden, die sie begründet hatten unter den Heiden und die sie – zumal der große Apostel der Heiden – stets auf betendem Herzen trugen, schriftlich Weisung, Trost, auch Strafe und Zurechtweisung zukommen zu lassen. So sind die ältesten Bücher des neuen Testamentes, die Episteln oder wenigstens ein ansehnlicher Teil derselben entstanden. Später als die Zeugen dessen, das geschehen war in den großen Tagen der Fülle der Zeit, mehr und mehr dahingingen, ist das Evangelium auf Leitung und unter Antrieb des heiligen Geistes in Schrift verfaßt worden. Und wiederum das letzte Buch des neuen Testaments „das Buch der Weissagung“, „das Trostbuch der Kirche Gottes für die Zeiten des Endes“ ist nur als in Schrift verfaßt denkbar, weshalb wir dort wiederholt im Munde des Engels, durch welchen Jesus Seinem Knecht Johannes die Offenbarung gab, das Wort hören: „Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß.“
So besitzen wir denn das Wort Gottes als ein geschriebenes und wir sind dafür dem Geiste Jesu Christi und dem erhöhten Herrn der Kirche anbetenden Dank schuldig. Der Herr hat in jener Scheidestunde im hohenpriesterlichen Gebet aller derer gedacht, die durch der Apostel Wort an Ihn würden gläubig werden. Er hat auch unser nicht vergessen und er hat uns und den kommenden Geschlechtern zu gut Sein Wort in Schrift fassen lassen, damit es in Schrift fest und unbeweglich bleibe, daß wir ein Zeugnis Seiner Gnade hätten und ein wahres Licht und Recht, von dem die Losung ausgegeben werden kann: „Ja, nach dem Gesetz und Zeugnis“ oder vielmehr: „Zum Gesetz und Zeugnis“, wie Jesaias 8, 6 ausruft, gilt es sich zu sammeln, daran gilt es sich zu halten. Das Wort, das in der Schrift niedergelegt ist, wird als Wort Gottes von uns darum anerkannt, weil es von Gott eingegeben ist. Die göttliche Eingebung der heiligen Schrift hat sich dem menschlichen und christlichen Geistesleben entsprechend so vollzogen, wie schon unsere Väter sagten, daß der heilige Geist die Verfasser zum Schreiben antrieb, daß Er beim Schreiben die Sache selbst, die heilsame| Lehre, die heilige Geschichte dargeboten, sie dabei vor Irrtum bewahrt und in alle Wahrheit geleitet hat und daß Er ihnen die Fähigkeit und Kraft gab, den rechten Ausdruck für die dargebotenen Tatsachen des Heils zu finden. Der letztere Punkt ist der, den unsere Väter in einer zu scharfen Fassung der Sache, die „Verbalinspiration“, d. h. die wörtliche Eingebung der Schrift nannten. Insofern ist sie festzuhalten: Der Geist ist auch auf die Form und den Ausdruck der heiligen Schrift von Einfluß gewesen; denn Form und Sache lassen sich nicht trennen. Nur daß wir etwas mehr, wie unsere Väter es taten, die göttliche und menschliche Seite der Schrift zugleich beobachten und verstehen, ähnlich göttlich und menschlich zugleich wie überall das eine Große sich vollzieht in der Offenbarung: „Das Wort ward Fleisch.“ Das der unsichtbaren Welt Angehörende ist in die Sichtbarkeit der Welt eingetreten und uns dadurch nahe gekommen. Das ist es, was von der Offenbarung der Schrift zu sagen ist. Die Schrift ist demnach die Urkunde der Heilsoffenbarung. Wie großartig fügt sich Anfang und Ende der Schrift zusammen. Auf dem ersten Blatt der Bibel die Schöpfung der gegenwärtigen Erde und des gegenwärtigen Himmels, auf dem letzten die Neuschöpfung Himmels und der Erde und was dazwischen liegt, zeigt uns die große Geschichte, die gewaltigen Gottestaten, daß Gott das, was Er am Anfang gewollt und was die Sünde gestört hatte, doch einst herrlich hinausführen wird Ihm zum Preis: in einer Welt Gottes eine Menschheit Gottes, die Ihm dient. Von der Heilsoffenbarung Gottes in Seinen Heilswerken gibt uns die heilige Schrift völlige und reiche Kunde. Sie enthält darum alles, was notwendig ist für den Glauben und sie erweist auch die erneuernde, Glauben schaffende Kraft an den Seelen der Menschen. Darum steht „nicht zufällig“ auf der letzten Seite der Bibel die Aufforderung: „Wen da dürstet, der komme.“ Hier ist die Quelle der rechten Erkenntnis, hier ist die Quelle des seligmachenden Heiles, hier ist die Quelle alles göttlichen Trostes und zu dieser Gnadenquelle wollen wir fleißig und treulich herzutreten, wir wollen leben in der Schrift und im Worte um eine Kraftquelle in uns zu haben.Die Predigt muß nur fleißig gehört werden. Das braucht den Schwestern unseres Hauses nicht ans Herz gelegt zu werden, aber dies, daß es ein Hören sein muß, das zugleich zur Tat wird, ein Hören und Tun des göttlichen Wortes, daß man das Wort, das dargeboten wird, auch wirklich hält. So will es der Herr haben: „Lehret sie halten, was Ich euch geboten habe.“ Man muß das Wort an sich wirken lassen Buße und Glauben an die Gnade und den Antrieb zur Heiligung, so daß das Wort wirklich in unseren Herzen Wurzel faßt.
Es kann das Darbieten des Wortes auf dem Weg mündlicher Verkündigung auch die Gestalt der Bibelauslegung haben, sogen. Bibelstunden, wo man das Wort Vers für Vers durchspricht, um das Verständnis desselben zu eröffnen, wo man beim Bibelwort selber bleibt, um die Schriftkenntnis zu befördern, während die eigentliche Predigt mehr die Heilserkenntnis im Auge hat. Bibelbesprechungen werden in der Gegenwart mit Recht vielfach empfohlen, um auf dem Weg der Fragestellung und der Besprechung leichter in Sinn und Meinung des Schriftworts einzudringen.
Wir gehen vom Hören des Worts über zum Lesen des Buches, das uns eine Quelle der Gnade im höchsten Maße ist und bleibt.
Die Schrift kann auf die mannigfachste Weise gelesen werden, zunächst im Dienst der Schriftkenntnis selbst und hiezu ist ein fortlaufendes Lesen der biblischen Bücher erforderlich, wie es nicht minder erforderlich ist, daß ein evangelischer Christ die ganze Bibel doch wenigstens einmal gelesen haben muß und wenn ihm die Zeit verstattet ist, wohl wiederholt den Vorsatz faßt, die ganze Schrift von Anfang bis Ende durchzulesen zum Zweck der Schriftkenntnis. Im Dienst der Heilserkenntnis wird es mehr auf das Vergleichen der verschiedenen Stellen und Schriftaussagen ankommen. Wenn man z. B. über irgend einen Punkt der Heilserkenntnis ins klare kommen will, wie etwa über die Bedeutung des alttestamentlichen Gesetzes oder des Volkes Israels oder über die Lehre von der Heiligung, so wird es sich darum handeln, daß man die Stellen aufsucht, in welchen diese Punkte irgend zur Aussage kommen. Es kann die Schrift ferner gelesen werden im Sinne der betrachtenden Anwendung auf sich selber, das führt auf die Meditation, d. h. das ernstliche Nachdenken über ein Schriftwort und das Bestreben, dasselbe strafend, ermahnend, aufrichtend auf sich selber anzuwenden. In diesem Sinn ist bekanntlich die stille halbe Stunde, als eine ursprüngliche Einrichtung des hiesigen Hauses, von Löhe gemeint. Es kann die Schrift gelesen werden im Sinn der Heiligung der Tagesarbeit und darin liegt die Bedeutung der Tagessprüche oder Losungen, die so gemeint sind, daß man sie den Tag über im Herzen bewegen soll mitten in den täglichen| Geschäften. Es kann die Schrift gelesen werden im Dienst des verordneten Kampfes, des Kampfes wider die Sünde, zum Halt in innerer Not und hier wird es sich darum handeln, die einzelnen Stellen zu suchen und die wohl einzuprägen, die man braucht. Hiefür wird das Unterstreichen einzelner Stellen oder das Zusammenstellen von Trostworten rätlich sein, wie wir von dem seligen D. Thomasius, dem eine Schwester unseres Hauses die letzten Liebesdienste erwiesen hat, wissen, daß er sich längst schon für die Todesstunde die Stellen zusammengestellt hatte, durch die er sich aufrichten wollte im letzten Kampf und Strauß. Und hier ist auch das Auswendiglernen dieser entscheidenden Stellen so notwendig, ja unentbehrlich, um für die Zeit ernsten schweren Kämpfens und Ringens eine Kraftquelle zu besitzen, woraus die Seele sich nehmen kann was sie braucht.Ein weiterer Gebrauch der Schrift ist der im Dienst anderer, daß man aus der Schrift sich diejenigen Worte sucht und merkt, die man im Beruf an Kranken und Sonstigen, des Trostes Bedürftigen verwenden kann. Wer regelmäßig Kranke besucht und ihnen aus der Schrift vorliest, tut gut, sich einen Plan zu machen oder aufzuschreiben und wohl zu merken, was schon dargeboten wurde. Auch das bedarf der Erwähnung nicht, daß es gilt, täglich in der Schrift zu lesen, allein und gemeinsam mit andern ein kurzes Wort oder eine längeren Abschnitt. Auch das Lesen von Schrifterklärungen dürfen wir noch anfügen, die für das Schriftverständnis unentbehrlich sind. Es ist zu nennen Dächsels Bibelwerk, Rupprechts Volksbibel, die neue Stuttgarter Jubiläumsbibel, auch die Schlatterschen Auslegungen für das neue Testament können empfohlen werden. Hiezu kommt das Lesen von Predigten und sonstigen Erbauungsbüchern.
Es sind das nur kurze Andeutungen, die ich damit geben wollte. Zu dieser Quelle der Gnade wollen wir uns fleißig halten und die Kraftquelle uns nicht entgehen lassen, die das Halten des Wortes und das Lesen der Schrift uns werden kann.
Es ist mit Recht gesagt worden, daß die deutsche Sprache vielfach durch die Sprache der Bibel beeinflußt worden ist. Rudolf von Raumer hat ein Buch geschrieben über den Einfluß des Christentums auf die hochdeutsche Sprache. Wir wissen, daß Luthers Übersetzung für die Gestaltung der jetzigen Schriftsprache entscheidend geworden ist. Auch der Theologe Zahn hat ein Büchlein verfaßt, um zu zeigen wie die Redeweise unseres Volkes von der Schrift her beeinflußt worden ist und heute noch unbewußt unter ihrem Einfluß steht.
Aber freilich, wir sollen nicht nur die Sprache Kanaans, die Sprache der Schrift reden, sondern es soll unser Denken und Reden von der Schrift, vom Wort aus beeinflußt sein. Das Wort ist die wichtigste Quelle der Kraft und des Heils und des Trostes. Das Wort ist es, das unsere Augen erleuchtet, daß wir den Weg sehen, der zum Himmel führt. Das Wort ist es, das uns| Heil darbietet, das den Glauben in uns wirkt, das Wort ist es, das Kraft im Kampf der Heiligung gibt, Trost darreicht für trübe Zeiten, Trost und Halt im letzten Stündlein ist. So wollen wir das Wort nicht gebrauchen wie eine Arznei, sondern als tägliche Nahrung der Seele.
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