Seite:Wilhelm Eichhorn - Einsegnungsunterricht 1912.pdf/27

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Geschäften. Es kann die Schrift gelesen werden im Dienst des verordneten Kampfes, des Kampfes wider die Sünde, zum Halt in innerer Not und hier wird es sich darum handeln, die einzelnen Stellen zu suchen und die wohl einzuprägen, die man braucht. Hiefür wird das Unterstreichen einzelner Stellen oder das Zusammenstellen von Trostworten rätlich sein, wie wir von dem seligen D. Thomasius, dem eine Schwester unseres Hauses die letzten Liebesdienste erwiesen hat, wissen, daß er sich längst schon für die Todesstunde die Stellen zusammengestellt hatte, durch die er sich aufrichten wollte im letzten Kampf und Strauß. Und hier ist auch das Auswendiglernen dieser entscheidenden Stellen so notwendig, ja unentbehrlich, um für die Zeit ernsten schweren Kämpfens und Ringens eine Kraftquelle zu besitzen, woraus die Seele sich nehmen kann was sie braucht.

 Ein weiterer Gebrauch der Schrift ist der im Dienst anderer, daß man aus der Schrift sich diejenigen Worte sucht und merkt, die man im Beruf an Kranken und Sonstigen, des Trostes Bedürftigen verwenden kann. Wer regelmäßig Kranke besucht und ihnen aus der Schrift vorliest, tut gut, sich einen Plan zu machen oder aufzuschreiben und wohl zu merken, was schon dargeboten wurde. Auch das bedarf der Erwähnung nicht, daß es gilt, täglich in der Schrift zu lesen, allein und gemeinsam mit andern ein kurzes Wort oder eine längeren Abschnitt. Auch das Lesen von Schrifterklärungen dürfen wir noch anfügen, die für das Schriftverständnis unentbehrlich sind. Es ist zu nennen Dächsels Bibelwerk, Rupprechts Volksbibel, die neue Stuttgarter Jubiläumsbibel, auch die Schlatterschen Auslegungen für das neue Testament können empfohlen werden. Hiezu kommt das Lesen von Predigten und sonstigen Erbauungsbüchern.

 Es sind das nur kurze Andeutungen, die ich damit geben wollte. Zu dieser Quelle der Gnade wollen wir uns fleißig halten und die Kraftquelle uns nicht entgehen lassen, die das Halten des Wortes und das Lesen der Schrift uns werden kann.

 Es ist mit Recht gesagt worden, daß die deutsche Sprache vielfach durch die Sprache der Bibel beeinflußt worden ist. Rudolf von Raumer hat ein Buch geschrieben über den Einfluß des Christentums auf die hochdeutsche Sprache. Wir wissen, daß Luthers Übersetzung für die Gestaltung der jetzigen Schriftsprache entscheidend geworden ist. Auch der Theologe Zahn hat ein Büchlein verfaßt, um zu zeigen wie die Redeweise unseres Volkes von der Schrift her beeinflußt worden ist und heute noch unbewußt unter ihrem Einfluß steht.

 Aber freilich, wir sollen nicht nur die Sprache Kanaans, die Sprache der Schrift reden, sondern es soll unser Denken und Reden von der Schrift, vom Wort aus beeinflußt sein. Das Wort ist die wichtigste Quelle der Kraft und des Heils und des Trostes. Das Wort ist es, das unsere Augen erleuchtet, daß wir den Weg sehen, der zum Himmel führt. Das Wort ist es, das uns