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Lehre, die heilige Geschichte dargeboten, sie dabei vor Irrtum bewahrt und in alle Wahrheit geleitet hat und daß Er ihnen die Fähigkeit und Kraft gab, den rechten Ausdruck für die dargebotenen Tatsachen des Heils zu finden. Der letztere Punkt ist der, den unsere Väter in einer zu scharfen Fassung der Sache, die „Verbalinspiration“, d. h. die wörtliche Eingebung der Schrift nannten. Insofern ist sie festzuhalten: Der Geist ist auch auf die Form und den Ausdruck der heiligen Schrift von Einfluß gewesen; denn Form und Sache lassen sich nicht trennen. Nur daß wir etwas mehr, wie unsere Väter es taten, die göttliche und menschliche Seite der Schrift zugleich beobachten und verstehen, ähnlich göttlich und menschlich zugleich wie überall das eine Große sich vollzieht in der Offenbarung: „Das Wort ward Fleisch.“ Das der unsichtbaren Welt Angehörende ist in die Sichtbarkeit der Welt eingetreten und uns dadurch nahe gekommen. Das ist es, was von der Offenbarung der Schrift zu sagen ist. Die Schrift ist demnach die Urkunde der Heilsoffenbarung. Wie großartig fügt sich Anfang und Ende der Schrift zusammen. Auf dem ersten Blatt der Bibel die Schöpfung der gegenwärtigen Erde und des gegenwärtigen Himmels, auf dem letzten die Neuschöpfung Himmels und der Erde und was dazwischen liegt, zeigt uns die große Geschichte, die gewaltigen Gottestaten, daß Gott das, was Er am Anfang gewollt und was die Sünde gestört hatte, doch einst herrlich hinausführen wird Ihm zum Preis: in einer Welt Gottes eine Menschheit Gottes, die Ihm dient. Von der Heilsoffenbarung Gottes in Seinen Heilswerken gibt uns die heilige Schrift völlige und reiche Kunde. Sie enthält darum alles, was notwendig ist für den Glauben und sie erweist auch die erneuernde, Glauben schaffende Kraft an den Seelen der Menschen. Darum steht „nicht zufällig“ auf der letzten Seite der Bibel die Aufforderung: „Wen da dürstet, der komme.“ Hier ist die Quelle der rechten Erkenntnis, hier ist die Quelle des seligmachenden Heiles, hier ist die Quelle alles göttlichen Trostes und zu dieser Gnadenquelle wollen wir fleißig und treulich herzutreten, wir wollen leben in der Schrift und im Worte um eine Kraftquelle in uns zu haben.

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 Wie nehmen wir nun das Schriftwort in uns auf? Denken wir erst einmal an den Unterschied von Schrift und Wort. Die Schrift ist die Urkunde der Heilsoffenbarung, die in den einzelnen Schriften niedergelegt ist; das Wort ist das den Seelen angebotene göttliche Zeugnis und Heil. Wenn also Wort und Schrift nicht ganz dasselbe sind, so gehören sie doch aufs engste zusammen. Das Wort der Predigt, das Wort als Gnadenmittel muß der Schrift entnommen sein und wiederum das dargebotene Wort muß an der Schrift immer auf’s neue geprüft werden, ob es sich also hielte. Und so bietet sich uns das Wort dar zunächst als das gepredigte. Die Predigt heißt die Verkündigung des göttlichen Wortes und diese Verkündigung schließt in sich sowohl Auslegung als Anwendung, muß aber ein Zeugnis sein, ein Zeugnis nämlich von der selbsterlebten Kraft und Wirkung des Wortes Gottes. Es wäre gewiß von Interesse, die Geschichte