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Heil darbietet, das den Glauben in uns wirkt, das Wort ist es, das Kraft im Kampf der Heiligung gibt, Trost darreicht für trübe Zeiten, Trost und Halt im letzten Stündlein ist. So wollen wir das Wort nicht gebrauchen wie eine Arznei, sondern als tägliche Nahrung der Seele.

Dein Wort sei meine Speise
Bis ich gen Himmel reise.





3. Stunde.
Samstag, den 26. Oktober 1912, vorm.
Lied 343, 1-4. 7.
Psalm 139.
Kollekte 160. Schluß Ps. 32.
Lied 362, 1. 4. 6.

 Auf den Unterschied von Wort und Sakrament haben wir hingewiesen. Sie gehören zusammen, sind sie doch beide Gnadenmittel, Mittel, durch welche der heilige Geist die Gnade den Einzelnen darbietet und ist doch die Gnade, die sie darbieten, an sich die gleiche. Dennoch sind sie verschieden, weil sie die Gnade auf verschiedenem Wege uns vermitteln. Das erste, das primäre Gnadenmittel, vermittelt eben durchs Wort, die Sakramente dagegen vermöge eines sichtbaren Zeichens, an welches der Empfang eines bestimmten himmlischen Gnadengutes durch Gottes Gnade und des Geistes Wirkung geknüpft ist. Diesen Unterschied von Wort und Sakrament müssen wir nun wohl im Auge haben, wenn wir heute auf eine weitere Gnadenquelle Bezug nehmen wollen, welche auch zur Kraftquelle in uns werden kann und soll. Wir reden:

von der Beichte und der durch sie beförderten Selbsterkenntnis.

 Wenn von der Beichte geredet wird, so muß der Unterschied von Wort und Sakrament wohl beachtet sein. Bekanntlich erachtet die römische Kirche die Beichte oder wie sie sich ausdrückt „die Buße“ für ein Sakrament. Auch Melanchthon hat die Beichte oder speziell die Absolution für ein Sakrament gehalten. Man sieht das aus der Ordnung der Artikel in der Augsb. Konfession. Artikel 9 handelt „von der Taufe,“ Art. 10 „vom hlg. Abendmahl,“ Art. 11 „von der Beichte“, Art. 12 „von der Buße“, Art. 13 „vom Gebrauch der Sakramente.“ Wenn Melanchthon die Beichte nicht auch für ein