BLKÖ:Schröckh, Johann Mathias

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schröck, Peter
Band: 31 (1876), ab Seite: 309. (Quelle)
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Schröckh, Johann Mathias (Geschichtsschreiber, geb. zu Wien 26. Juli 1733, gest. zu Wittenberg am 1., n. A. am 2. August 1808). Von protestantischen Eltern. Sein Vater war Großhändler in Wien, oder „Niederlagsverwandter“, wie man damals Kaufleute nannte, die das Befugniß, große Niederlagen zu halten, besaßen; die Mutter war eine Tochter des berühmten Geschichtschreibers und Geographen Ungarns, Mathias Bel [Bd. I, S. 235]. Solche Eltern, der Vater war auch sonst ein gebildeter Mann, überwachten sorgfältig die Erziehung des talentvollen Knaben, in welchem frühzeitig der Gedanke sich regte, ein Prediger seiner protestantischen Glaubensgenossen zu werden, da ihn die Bedrückungen, ja die Verachtung, mit welcher man damals denselben in Wien begegnete, empörten. Im Alter von zehn Jahren kam S. zu seinem Großvater mütterlicher Seits, Mathias Bel, nach Preßburg, wo er an dem dortigen lutherischen Gymnasium die Grundlage zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung legte. Als er die historischen Arbeiten seines Großvaters kennen lernte, erwuchs in ihm auch die Neigung zur Geschichte, für deren Popularisirung er in der Zukunft so thätig werden sollte. Mit den Eindrücken im Hause seines Großvaters gingen jene, welche er in der Schule empfing, kaum Hand in Hand. Der Unterricht, wenngleich besser als in den katholischen Schulen, war doch ohne Geist, ohne Seele, beschränkte sich zumeist auf ein gedankenloses Auswendiglernen und auf eine bessere Kenntniß der lateinischen Sprache. Erst, als er Rollin’s „Anweisung, die freien Künste zu lehren und zu lernen“, wiederholt mit großer Aufmerksamkeit durchgelesen, jetzt erst kam er über Zweck des Studiums im Allgemeinen und der Kenntniß der Classiker insbesondere in’s Klare, sein Gesichtskreis erweiterte sich, sein Verlangen nach Lecture guter Bücher wuchs, und als er auch in Ungarn, wo doch den Protestanten freie Religionsübung gewahrt war, [310] sah, wie die Verfolgungssucht des römisch-katholischen Clerus denselben das Leben verbitterte, steigerte sich mit seiner zunehmenden Bildung auch sein religiöser Eifer. So befestigte sich denn in ihm immer mehr und mehr der Gedanke, ein Prediger seiner bedrängten Glaubensgenossen zu werden, und der Vater, obgleich er wünschte, daß er sich zum Kaufmann heranbilde, fand, als er den Eifer und die entschiedene Absicht seines Sohnes inne wurde, keine Veranlassung, seinem Vorhaben entgegenzutreten, da ja noch ein anderer Sohn [s. d. Quellen S. 315] da war, der sich diesem Berufe widmen konnte. Sechs Jahre hatte S. im Hause seines Großvaters zugebracht und verließ es nur, als dieser im Jahre 1749 starb. Nun schickte ihn sein Vater nach Klosterbergen bei Magdeburg, welche Lehranstalt zu jener Zeit in sehr gutem Rufe stand. Anderthalb Jahre brachte S. in dieser Anstalt zu und machte, wie er selbst es zugestand, die besten Fortschritte. Die Einrichtung, welche Abt Steinmetz diesem Institute gegeben, war eine vorzügliche; durch den Unterricht, wie er dort stattfand, wurde die Selbstthätigkeit der Jünglinge mächtig geweckt, und nichts fehlte, um der vorherrschenden Neigung jedes Einzelnen die erforderlichen Hilfsmittel zu gewähren. Nur der Umstand, daß S. die Universität beziehen sollte, war Ursache, daß er nicht länger in diesem trefflichen Institute verweilte. Die Freundschaft, welche S.’s Vater mit Korthold, ehemaligen dänischen Gesandtschaftsprediger in Wien, verband, und der nun an der Göttinger Hochschule als außerordentlicher Professor der Theologie thätig war, hatte den Vater veranlaßt, Göttingen als Hochschule zu wählen, an welcher sich sein Sohn für seinen künftigen Beruf ausbilden sollte. S. ging also dahin, aber bald nach seiner Ankunft daselbst, welche im October 1751 erfolgte, starb Korthold, und so wurden Mosheim und Michaelis die Lehrer, welche nunmehr S.’s fernere wissenschaftliche Entwickelung am meisten beeinflußten. Vornehmlich war es Ersterer, welcher auf seine vorwiegende, der Geschichte, insbesondere der Kirchengeschichte sich zuwendende Neigung bestimmenden Einfluß übte. „Ich lernte von ihm“, schreibt Schröckh selbst, „das Große und Gemeinnützige in der Geschichte von den geringfügigen Sammlungen für das Gedächtniß absondern, die Verbindung aller Gattungen der Geschichte mit einander, ihre pragmatische Behandlung, den edleren deutschen Ausdruck für sie und jeden anderen Vortrag, ich erhielt unzählige Winke zur Menschenkenntniß und verdanke ihm noch vieles Andere mehr, worunter ich das Muster, welches er von der liebenswürdigen Bescheidenheit, verbunden mit Größe des Geistes, der Wissenschaft und der Verdienste gab, nicht vergessen darf.“ Michaelis aber förderte ihn in der Kenntniß der morgenländischen Sprachen, welche S. neben seinem historischen Studium mit Vorliebe betrieb. Da S. in seinem Vorsatze, sich für das Predigtamt auszubilden, beharrte, trat er, während er in Göttingen studirte, in eine Gesellschaft von Studirenden, welche unter der Aufsicht der theologischen Facultät Sonntag Nachmittags in der Universitätskirche predigten. Aber manches Andere, was mit dem Predigtamte in Verbindung stand und davon sich nicht trennen ließ, vor Allem die Katechisirübungen, welche die Mitglieder der Gesellschaft anstellen mußten, stimmte mit seiner bisherigen Neigung nicht ganz zusammen, und indem er sich von ihr abwandte, wurde eine andere, und zwar [311] jene zum akademischen Lehrstande, in ihm geweckt. Indessen sollte seinem Geiste noch in anderer Richtung neue Nahrung geboten werden. Der Bruder seiner Mutter, Karl Andreas Bel, lebte als Professor in Leipzig, war bei Herausgabe der „Leipziger gelehrten Zeitungen“ beschäftigt und hatte nach Menken’s[WS 1] Tode die Redaction der „Acta eruditorum“ übernommen. Dieser berief im Jahre 1754 seinen Neffen zu sich, er sollte ihm, da derselbe tüchtig unterrichtet und in verschiedenen wissenschaftlichen Disciplinen ausgebildet war, bei seinen Redactionsarbeiten, namentlich im Recensionsgeschäfte unterstützen. Hatte der bescheidene S. anfänglich auch seine Bedenken, so wußte der Oheim ihn bald über dieselben hinweg zu bringen, und in der That arbeitete er unter dessen Aufsicht mit ganz besonderem Erfolge. Während der sechs- bis siebenjährigen Thätigkeit in dieser Richtung, so wenig sie ihm im Ganzen zusagte, gewann er doch eine außerordentliche Literaturkenntniß, erweiterte seinen Gesichtskreis und gewann bald eine große Leichtigkeit im Schreiben. Zudem setzte er an der Leipziger Hochschule seine Studien fort, besuchte die Vortrage von Christ und Ernesti, aus denen er nur um so größere Liebe für das Studium des Alterthums und eine Läuterung seines Geschmacks gewann. Ueber Aufforderung des Letzteren betheiligte er sich als Mitarbeiter an dessen „Theologischer Bibliothek“. Im Jahre 1755 erlangte S. die Magisterwürde, im Jahre 1756 habilitirte er sich und begann seine Vorlesungen, welche zunächst die christliche Kirchengeschichte, die morgenländischen Sprachen, vornehmlich die philosophischen Erklärungen des alten Testaments, Geschichte der Theologie und Gelehrtengeschichte betrafen. Im nämlichen Jahre noch erhielt er eine Anstellung im kleinen Fürstencollegium und diese ermöglichte ihm seinen bleibenden Aufenthalt in Leipzig während der Dauer des siebenjährigen Krieges. In einigen Jahren bot ihm sein Oheim eine Stelle als Custos an der Universitäts-Bibliothek an, welche er auch zunächst mit Rücksicht auf die ihm nun ermöglichte unbeschränkte Benützung derselben annahm. Im Jahre 1762 erhielt er eine außerordentliche Professur der Philosophie. Bis dahin hatte S. mit Ausnahme der oberwähnten Recensionsarbeiten kein selbstständiges Werk veröffentlicht. Als aber nun von Seite verschiedener Verleger an ihn Einladungen zur Abfassung von Werken, deren Inhalt in sein Gebiet fiel, ergingen, entschloß er sich dazu, um sein eben nicht bedeutendes Einkommen durch schriftstellerische Arbeiten zu steigern, und so entstanden denn zunächst seine „Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten“ [die bibliographischen Titel der einzelnen Schriften S.’s folgen auf S. 313], welche in der gelehrten Welt, wie im Publicum beifällige Aufnahme fanden. Im Jahre 1767 folgte er – obgleich er sich schwer entschloß, von dem ihm liebgewordenen Leipzig zu scheiden – einem Rufe als Professor der Poesie nach Wittenberg, welche Lehrkanzel er aber nach mehreren Jahren, 1775, mit der Professur der Geschichte vertauschte, wobei ihm die Universität auch die Direction der Universitäts-Bibliothek übertrug. Indem er nun die Vorlesungen über hebräische Sprache, welche er bisher gegeben, fallen ließ, verband er mit den bisher gehaltenen Vorträgen über Kirchen-, Literatur- und Reformationsgeschichte, über Geschichte der Theologie und christliche Alterthümer, annoch die Vorlesungen über deutsche Reichs-, europäische Staaten-, [312] sächsische Geschichte und Diplomatik. Zwei an ihn ergangene Rufe, einen im Jahre 1769 nach Frankfurt an der Oder als Professor der Geschichte und einen zweiten im Jahre 1771 nach Riga als Rector des dortigen Lyceums, Assessor des kaiserlichen Oberconsistoriums und zweiter Prediger zu St. Jacob, hatte er abgelehnt, worauf im folgenden Jahre und im Jahre 1780 unbeträchtliche Gehaltsaufbesserungen in seiner bisherigen Stellung eintraten. Auf seinem Posten in Wittenberg blieb er bis an sein im Alter von 75 Jahren durch einen unglücklichen Fall von der Leiter in seinem Bibliothekszimmer unerwartet herbeigeführtes Lebensende. Als akademischer Lehrer, als Schriftsteller, wie seines Privatcharakters wegen war S. allgemein geschätzt. Als ersterer nichts weniger denn Pedant, würzte er seine Vorträge mit feinem Witze und erschloß bei der Vielseitigkeit seiner Kenntnisse seinen Zuhörern in einem fließenden Vortrage eine Fülle des Wissens. Als Schriftsteller heute fast vergessen, besaß er zu seiner Zeit nicht gewöhnliche Bedeutung. Durch äußerst fleißige Sammlung historischen Materials gebot er über Schätze, bei deren Benützung ihm kritischer Geist in ganz vortrefflicher Weise half. Das Bedürfniß nach Aufklärung wurde immer dringender. Die alte Unwissenheit war unhaltbar geworden, das bisherige Anhäufen unkritischer Notizen, hinter welcher Manie die Gelehrsamkeit sich verschanzte, wollte bei dem denkenden Publicum, das belehrt sein, nicht verwirrt gemacht werden wollte, nicht mehr verfangen. Es war ein Glück, daß sich ein so geläuterter, unbefangener Geist, ein so kenntnißreicher, in den verschiedenen Disciplinen des Wissens bewanderter Mann, wie Schröckh, an solche Aufgaben wagte, wie er es gethan, an eine Kirchengeschichte für das allgemeine große Publicum, an eine Weltgeschichte für die Kinderwelt. Wenn er auch die Kunst des Schreibens, welche mit Lessing und Goethe, mit Herder und Schiller zur Vollendung gebracht wurde, nicht besaß, so verstand er doch seinen Stoff klar und deutlich und in anregender Weise zu behandeln. Er brachte in seinen Werken gerade jenen Grad von Wissenschaftlichkeit mit, der die Leser noch nicht befangen und bedenklich macht, das Buch zur Lecture sich zu wählen. Vor Allem aber ist die Freiheit seines Urtheils, die Wahrheitsliebe, die Ehrfurcht vor dem wirklich Heiligen anzuerkennen, welche aus jeder Zeile seiner zahlreichen Schriften athmet. Er war ein Gelehrter gar seltener Art, ganz gemacht zur Popularisirung der Ergebnisse gewissenhafter historischer Forschungen und daher von großem Einflusse bei den Generationen, unter denen er lebte. Was er in seiner Kirchen- und Universalgeschichte schrieb, ist nicht das Eigenthum dieser oder jener christlichen Kirche oder aus irgend einer besonderen politischen Ansicht geflossen, es ist ein Gemeingut der aufgeklärten und veredelten Menschheit selbst, bei dessen Darstellung ihn überdieß ein geläuterter Geschmack, ein zarter Sinn für das Schickliche, ein richtiger Tact in Auffassung und Beurtheilung Anderer und eine für seine Zeit nicht zu häufige Leichtigkeit, ja Gewandtheit des Styls mächtig unterstützten. In S.’s sämmtlichen Arbeiten spricht sich der edle Humanist aus, eine Eigenschaft, die noch heut zu Tage in den Schriften so vieler Gelehrten vermißt wird. Der Vollständigkeit halber sei hier noch bemerkt, daß sich über eine Stelle in seiner Kirchengeschichte: „Ein heftiges Erdbeben spaltete verschiedene Felsen und [313] aus den Gräbern, welche in dieselben gehauen waren, gingen einige Tage darauf verstorbene Heilige hervor, welche Vielen zu Jerusalem erschienen“ (Bd. II, S. 58), eine Controverse entspann, welche im „Deutschen Museum“ (1783, Bd. II, S. 73, S. 464 u. 1784, Bd. I, S. 266) nachgelesen werden kann.

Schröckh’s Schriften in chronologischer Folge. „Abbildungen und Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten“. Erster, zweiter und dritter Band (Leipzig 1764, 1765, 1769, 8°, mit K. K.). Die zweite, neu umgearbeitete Auflage führte den Titel: „Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten“, 2 Thle. (Leipzig 1790, gr. 8°., mit 2 Bildnissen). Der Verleger der ersten Auflage, Hilscher (Comptoir für Literatur), hatte noch eine Anzahl von Kupferstichen berühmter Gelehrten vorräthig, welche früher vor dem periodischen Werke: „Unschuldige Nachrichten“ gestanden hatten, und wendete sich an Schröckh, ihm Lebensbeschreibungen dazu zu verfassen. Diese an sich schlechten Bilder wurden bei der zweiten, in zwei Bänden veranstalteten Auflage weggelassen und dafür diesen beiden Bänden als Titelkupfer die Bildnisse von Luther und Grotius in neuen Stichen beigegeben. Im Werke sind 48 Biographien enthalten, und zwar: Roswitha, Nonne zu Gandersheim; – Aeneas Sylvius, nachmals Papst Pius II.; – Hieronymus Savonarola; – Theophrastus Paracelsus, Arzt; – Martin Luther; – Ulrich Zwingli; – Johann Eck, Prediger zu Ingolstadt; – Joh. Bugenhagen, Pastor zu Wittenberg; – Johann Brenz, Propst in Stuttgart; – Math. Flaccius Illyricus[WS 2], Prof. d. Theologie zu Jena; – Martin Bucer, Prof. d. Theol. zu Cambridge; – Georg Fürst von Anhalt; – Andreas Gerhard Hyperius, Prof. d. Theologie zu Marburg; – Georg Maior, Prof. d. Theol. zu Wittenberg; – Johann Pfeffinger, Prof. d. Theol. zu Leipzig; – Johann Fischer, Bischof von Rochester; – David Joris, holländischer Wiedertäufer; – Wilhelm Postel, Prof. d. Mathematik; – Thomas Campanella, ital. Dominikaner; – Benedict Arias Montanus, spanischer Theolog; – Hugo Grotius; – Mathias Hoe von Hoenegg, kursächs. Oberhofprediger; – Anna Maria Schurmann[WS 3], niederländische Gelehrte; – Simon Bischop (oder Episcopius), arminianischer Theologe; – Cornel Jansenius, Bischof von Ypern; – Sforza Pallavicino, Jesuit und Cardinal; – Anton Arnould, Doctor der Sorbonne; – Sebastian le Nain de Tillemont, Jesuit: – Peter Jurieu, Prof. d. Theologie zu Rotterdam; – Johann Cosinus, Bischof zu Durham; – Quirin Kuhlmann, schlesischer Schwärmer, 1689 verbrannt; – Veit Ludwig von Seckendorf, Kanzler der Universität Halle;– Nikol. Boileau-Despreaux, franz. Poet; – Johann Fabricius, Theolog zu Helmstädt; – Ludwig Bourdaloue, Jesuit und französischer Hofprediger: – Jacob Benignus Bossuet, Bischof von Meaux; – Nikol. Hieronym. Gundling, Prof. zu Halle; – Jacob Lenfant, Hofprediger zu Berlin; – Johann Albrecht Fabricius, Professor zu Hamburg; – Johann Baptist Rousseau; – Ernst Salomon Cyprian, Vice-Präsident des Consistoriums in Gotha; – Joh. David Köhler, Prof. der Geschichte zu Göttingen; – Christian Friedrich Börner, Prof. der Theologie zu Leipzig; – Philipp Doddridge, Prediger zu Northampton; – Angelus Maria Quirini, Cardinal; – Simon Pelloutier, Prediger der französischen Gemeinde in Berlin; – Johann Albr. Bengel, württembergischer Oberconsistorialrath. In der zweiten Ausgabe waren die Biographien so abgetheilt, daß der zweite Band mit jener von Hugo Grotius begann. Dieses Wert war sozusagen der erste deutsche Plutarch; seine Lecture wirkt noch heute, wo es von anderen ähnlicher Art verdrängt wurden, im hohen Grade anregend; die Personen sind glücklich gewählt, unbefangen dargestellt, geistvoll charakterisirt und für seine Zeit anziehend geschrieben;– daraus erschien, ohne Schröckh’s Vorwissen, besonders abgedruckt: „Abbildung und Lebensbeschreibung Dr. Martin Luther’s“ (Leipzig 1778, 8°.). – Schröckh’s fernere Schriften sind: „Allgemeine Biographie“, 8 Theile (Berlin 1767–1791, Mylius gr. 8°.); vom 1.–4. Theile erschienen in den Jahren 1771–1786 zwei Auflagen. Die in diesem Werke enthaltenen Lebensbeschreibungen sind folgende. I. Theil: HannibalKato von Utica – Kaiser Otto der Große – Heinrich der Große; – II. Theil: als Vorrede des Grafen Algarotti Versuch über die Meinung, daß die großen Genie’s alle zu einer Zeit zugleich blühen; dann [314] Kaiser Titus – Kurfürst von Sachsen Friedrich der Streitbare – Königin von Schweden Christina; – III. Theil: Christina (Fortsetzung u. Schluß) – Kurfürst von Brandenburg Friedrich Wilhelm der Große; – IV. Theil: Kaiser Constantin der Große – Kaiser Julian – Papst Adrian VI.; – V. Thl.: Adrian VI. (Forts. u. Schluß) – Admiral Kaspar von Colgny – K. pr. geh. Rath Christian Thomasius; – VI. Theil: König von Ungarn Mathias Corvinus – Kaiser Joseph I. – K. pr. Consistorialrath und Propst Philipp Jacob Spener; – VII. Thl.: Papst Sixtus V.; – VIII. Thl.: Kaiser Friedrich II. – Landgraf Philipp der Schwermüthige von Hessen. – „Christliche Kirchengeschichte“. Erster bis eilfter Theil (Frankfurt und Leipzig 1768–1786, Dodsley u. Comp.). Der letzte Band enthält das allgemeine Register, die Zeittafeln über diesen Umfang der Geschichte und die Zusätze; zweite Auflage, erster bis fünfunddreißigster Theil (Leipzig 1772–1803, gr. 8°.). Die zweite Auflage vom 14. Bande an besorgte H. G. Tzschirner. Die Kritik bezeichnete dieses Werk Sch.’s als eines der „umfassendsten, reichhaltigsten und ausgearbeitetsten Geschichtswerke, welches je der getreue und beharrliche Fleiß eines deutschen Gelehrten hervorgebracht hat“, – „Historia religionis et ecclesiae christianae adumbrata in usum lect.“ (Berlin 1777, 8°. maj.); die 7. Auflage erschien im Jahre 1831; eine Bearbeitung für katholische Vorlesungen von G. Lumper (Augsburg, im J. 1788, mit neuem Titelbl. 1790, 8°.); in deutscher, von dem Bruder des Verfassers besorgten Uebersetzung unter dem Titel: „Lehrbuch der christlichen Religions- und Kirchengeschichte“ (Coburg 1792, 8°.); und endlich eine lateinische Bearbeitung für die Jugend von F. G. Born[WS 4] unt. d. Tit.: „Compendium historiae catholicae in usum institutionis primae juventutis“ (Leipzig 1784, Schwickert, 8°.). – „Allgemeine Weltgeschichte für Kinder“. Vier Theile (Leipzig 1779–1784, mit 100 K. K., gr. 8°.); eine zweite verb. u. verm. Auflage (ebd. 1786–1799, gr. 8°.); dritte verb. Aufl. (ebd. 1805 u. f., gr. 8°.), eine Fortsetzung des 4. Theiles als 3., 4. u. 5. Abschnitt desselben gab K. H. L. Pölitz, die letzteren zwei Abschnitte auch unter d. Tit.: Die europäischen Völker und Staaten, am Ende des 18. und Anfange des 19. Jahrhunderts dargestellt, 2 Theile, besonders heraus. Von dieser, seiner Zeit sehr beliebten Bearbeitung der Geschichte für die Jugend erschien zu gleicher Zeit eine Ausgabe ohne Kupfer auch in mehreren Auflagen, ferner ein von Friedrich Schulze ohne Angabe seines Namens bearbeiteter Auszug unt. d. Tit.: Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte für Ungelehrte. Nach Schröckh’s Plan und Faden. Zweite verm. u. verb. Aufl. (Berlin 1793, 8°.), eine französische Uebersetzung unt. d. Tit.: „Histoire universelle à l’usage de la jeunesse“, 6 vol. (Leipzig 1784–1791, gr. 8°.), und eine mit besonderer Rücksicht auf die Kupfer ausgeführte franz. Bearbeitung unt. d. Tit.: „Traits d’Histoire tirés de divers auteurs pour servir d’explication aux estamps de l’histoire universelle pour les enfants“ (Königsberg, neue Aufl. 1809, gr. 12°.). – „Geschichte der Deutschen. Neue, durchaus verm., verb., bis auf unsere Zeiten fortgesetzte, zum Gebrauche katholischer Schulen eingerichtete und mit einem Anhange versehene Auflage“ (Frankfurt a. M. 1794, Andreä, 8°.), die Jahreszahl der ersten Auflage gelang mir nicht aufzufinden. – „Acta sacrorum secular. Academiae Vitebergensis 1802“ (Lipsiae 1803, Weidmann, 4°. maj.). – „Christliche Kirchengeschichte seit der Reformation“. Erster bis achter Theil (Leipzig 1804–1809, Schwickert, gr. 8°.); ein neunter und zehnter Theil als Fortsetzung (ebd. 1810–1812) wurde von H. G. Tzschirner herausgegeben. – „Historischer Begriff der Religion Jesu, als Handbuch für Schulen und Confirmanden“ (Leipzig 1805, Schwickert, 8°.); – Außerdem hat Schröckh fortgesetzt oder neu bearbeitet, mit Anmerkungen versehen oder herausgegeben: „Hilmar Cura’s Einleitung zur Universalhistorie zum Gebrauche bei dem ersten Unterrichte der Jugend. Ganz neu umgearbeitet, berichtigt ... u. s. w. von Joh. Math. Schröckh“ (Berlin u. Stettin 1774; 2. Aufl. 1775; 3. Aufl. 1777; 4. Aufl. 1784); 5. Aufl. unt. d. Tit.: „Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte ... nebst einem Anhange der Sächsischen und Brandenburgischen Geschichte“ (ebd. 1795, 8°.). – „Unpartheiische Kirchenhistorie alten und neuen Testaments, darinnen von der Lehren und anderer Scribenten Leben und Schriften, von der Lehre aller Religionen u. s. w. aufrichtig gehandelt wird“. Vierter Theil, in welchem die Geschichte vom J. n. Ch. 1751 bis 1765 enthalten ist. Nebst einer Vorrede (Jena 1766, gr. 8°.), dieser 4., [315] von Sch. bearbeitete Theil ist eine Zusammenfassung der 4., 5. und 6. Fortsetzung (jed. in 2 Abtheilungen) des Werkes: „Kurze Fragen aus der Kirchenhistorie des neuen Testaments nach der Lehrart Herrn Johann Hübner’s bis auf gegenwärtige Zeiten. Dieser 4. Theil ist das Beste des ganzen, in seiner ersten Anlage verfehlten Werkes. – Auch hat Sch. in dem Sammelwerke: „Allgemeine Weltgeschichte von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit u. s. w., ausgefertigt von Wilhelm Guthrie, Johann Gray u. A. Aus dem Englischen übersetzt (Leipzig 1765 u. f., Weidmann, gr. 8°.) in’s Deutsche übertragen den 8. Band: Die Geschichte von Italien; den 10. Band in zwei Abtheilgn.: Die Geschichte von Frankreich; den 11. Band: Die Geschichte der vereinigten Niederlande, und den 13. Band, gleichfalls in zwei Abtheilungen: Olivier Goldsmith’s Geschichte von England, welche auch besonders (Leipzig 1774–1776, Weidmann, 8°.) ausgegeben wurde. – „Anton Banier’s Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte. Dritter Band. Aus dem Französ. übersetzt von Joh. Adolph Schlegeln. In seinen Allegaten berichtigt und mit Anmerkungen begleitet von J. M. Schröckh.– Vierter und fünfter Band. Aus dem Französ. übers. u. s. w. von J. M. Schröckh (Leipzig 1765 und 1786 gr. 8°.); – in Gemeinschaft mit mehreren Anderen übersetzte er das Werk von GroßIey: „Neue Nachrichten oder Anmerkungen über Italien und über die Italiener; in drei Theilen von zween schwedischen Edelleuten“ (Leipzig 1766, 8°.); – fügte zur 4. Ausgabe von Leonh. Offerhaus’ Compendium der Universalgeschichte (Leipzig 1778, gr. 8°.) die Geschichte des 18. Jahrhunderts hinzu; – gab Joh. Daniel Ritter’s älteste Meißnische Geschichte bis auf Heinrich d. Erlauchten (Leipzig 1780, gr. 8°.) heraus; – schrieb zu Sebald Rau’s „Commentatio deiis quae ex Arabia in usum tabernaculi fuerunt petita“ (Lipsiae 1755) die Vorrede: „De veris rationibus studii linguarum orientalium“. Ueberdieß schrieb er auch mehrere Recensionen[WS 5] für die Allgemeine deutsche Bibliothek.
Zur Biographie von Johann Martin Schröckh. Nitzsch (Carl Ludw.), Ueber J. M. Schröck’s Studienweise und Maxime (Weimar 1809, 8°.). – Poelitz (Carl Heinrich Ludwig), Ueber J. M. Schröckh’s Leben (Wittenberg 1808, 8°.). – Tzschirner (Heinrich Gottlieb), Ueber J. M. Schröckh’s Leben, Charakter und Schriften (Leipzig 1812, 8°.). – Beyer’s Allgemeines Magazin für Prediger nach den Bedürfnissen unserer Zeit, Bd. V, Stück 2, S. 209–222. – Der Freimüthige 1808, Nr. 174, S. 695; Nr. 175, S. 697, 699; Nr. 176, S. 703; Nr. 177. S. 705 u. f., von Prof. Poelitz. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 109. – Meusel (Joh. Georg), Das gelehrte Teutschland (Lemgo 1784, Meyer, 8°.) 5. Ausgabe, Bd. VII, S. 314–316; Bd. X, S. 627; und Bd. XI, B. 682. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. VIII, S. 7. – Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserthumes (Wien, Doll. 4°.) II. Jahrg. (1808), Intellig.-Blatt Dec., Sp. 249. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 596. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von Ebersberg (Wien, 8°.) 1837, Nummer vom 4. August, S. 940, im „Rückblick in die Vergangenheit“. – Theater-Zeitung. Herausgegeben von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) Jahrg. 1841. S. 784, in der Rubrik: „Wiener Tagsblatt“. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1808, S. 322. – Porträte. 1) C. Geyser sc. (8°.); – 2) gest. von Liebe; – 3) in Beyer’s Allgemeinem Magazin für Prediger befindet sich im 2. Stück des 5. Bandes Schröckh’s Rundbild.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. vergleiche ADB:Mencke, Johann Burchard.
  2. vergleiche ADB:Flacius, Matthias
  3. vergleiche ADB:Schurman, Anna Maria van
  4. Vorlage: F. C. Born
  5. Vorlage: Rencensionen