Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Bel, Karl Andreas
Band: 1 (1856), ab Seite: 235. (Quelle)
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Bel auch Belius, Mathias (Geschichtforscher, geb. zu Otsova bei Neusohl in Ungarn 24. März 1684, gest. zu Preßburg 29. August 1749). Vater des Vorigen. Genoß den ersten Unterricht in seinem Vaterlande. Zwanzig Jahre alt (1704) bezog er die Hochschule in Halle, studirte erst Medizin und später Theologie; war anfänglich Hauslehrer, später Lehrer an dem von Aug. Herm. Franke in Halle gestifteten Waisenhause. 1708 erhielt er einen Ruf als Rector an die evangel. Schule nach Neusohl und nun übersetzte er einige ascetische Schriften von Freilingshausen[WS 1] und Arnd und das neue Testament ins Böhmische, schrieb eine: „Grammatica latina ad modum Christ. Cellarii,“ ferner „Institutiones rhetoricae“ und „Institutiones grammaticae germanicae in usum adolescentiae hungaricae.“ Zugleich mit seinem Schulamte bekleidete er die Stelle eines Predigers an der evangel. Neusohler Schloßkirche. Als diese Kirche in den Besitz der Katholiken überging, begab sich Bel 1714 als Rektor nach Preßburg, wo er 5 Jahre später [236] (1719) Prediger der evangelisch-deutschen Gemeinde wurde. Im J. 1722 gab er nach dem Grundtexte auf’s Genaueste gearbeitet die „Bibel“ in böhmischer Sprache, nebst einer Einleitung zur Lesung der heil. Schrift; 1724 Castellio’s latein. Uebersetzung des neuen Testamentes und „Ethica Davidico-Salomonea“ heraus. Er veranstaltete auch eine Ausgabe von Thoma a Kempis „De imitatione Christi“ nach Castellio’s verbessertem latein. Texte, worüber er von der kathol. Geistlichkeit verklagt wurde. Seine „Notitia Hungariae“ widmete er dem Kaiser Karl VI., der ihn zu seinem Geschichtschreiber ernannte und ihm den Adelsbrief gab. Als der Kaiser starb und die Bel zur Herausgabe gespendete Unterstützung nunmehr ausblieb, gerieth auch das Werk in Stocken, und statt der beantragten 6 Bde. erschienen vollständig 4 Bde. und vom 5. die ersten 71 Seiten (das Wieselburger Comitat behandelnd) welches Fragment sehr selten geworden. Die Akademien von St. Petersburg, London, Berlin ehrten den gelehrten Autor durch Ernennung zu ihrem Mitgliede. Von Bel’s zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, die theils Original, theils Uebersetzungen sind, nennen wir ihres ob Gründlichkeit und Gediegenheit bleibenden Werthes wegen: „De veteri literatura hunnoscythica exercitatio“ (Lips. 1718, 4°. und Fol.); – „Apparatus ad historiam Hungariae sive collectio miscella monumentorum ineditorum partim, partim editorum et fugientium“ (Posonii 1735–1746); – „Decas I., Monum. I.–X., Dec. II., Monum. I., Fol. Hungariae antiquae et norae prodromus“ (Norimb. 1723, Fol. mit K. K.); – dieses bildet den Vorläufer zu B.’s bedeutendstem und noch heute sehr geschätztem, bereits erwähntem Werke: „Notitia Hungariae novae historico-geographica, divisa in partes IV., quarum prima Hungariam Cis-Danubianam, altera Trans-Danubianam, tertia Cis-Tibiscanam, quarta Trans-Tibiscanam, universim XLVIII. Comitatibus designatum expromit.“ (Viennae Austriae 1735–1742, Fol. mit K. K. und Karten, 4 Bde.). Die Kupfer und Karten sind von Sam. Mikovini, einem ungarischen Edelmanne und Mitgliede der k. preuß. Akademie zu Berlin. Das Werk wie oben bemerkt, ist nicht vollendet worden. Das ungedruckte Manuscript und seine übrigen Sammlungen kaufte nach B.’s Tode der Cardinal-Erzbischof und Primas des Reichs Graf Joseph Batthyanyi (s. diesen S. 177 des I. Bds. dieses Lexikons), welcher sie der Bibliothek des Preßburger Domstiftes in Verwahrung übergab. Von diesem großen Werke erschien zu Preßburg bis 1792 ein Auszug in vierter Ausgabe.

Serpilius (Sam. Wilh.), Eines evangel. Lehrers Pflicht und Trost, wenn er an Gott und Gott an ihn gedenket. Leichenpredigt über M. Bel, evangel. Prediger zu Preßburg (Leipzig 1749, Fol.). – Lobrede (Elogium) auf Math. Bel, in den „Acta Societatis Latinae Jaenensis“ vol. II. u. III. p. 301–310. – Rathlefs[WS 2] Geschichte jetztleb. Gelehrten. 7. Thl. S. 190–211. – Brucker (Jak.), Bildersaal heut. Tages leb. und durch Gelahrtheit berühmt. Schrifftsteller (Augsburg 1741, Haid, Fol.) V. Zehend. 5. Decade, wo B.’s sämmtliche Schriften angegeben sind. – Horányi, Memoria Hungarorum. Tom. I. S. 167Wallaszky, Conspectus reipubl. lit. in Hungaria. S. 236. – Klein, Nachrichten von den Lebensumständ. evangel. Prediger in Ungarn (Leipzig 1789) 2. Bd. – Allg. Encyklopädie der Wissensch. u. Künste ... herausg. von J. S. Ersch u. J. G. Gruber (Leipzig 1822 u. f., 4°.) I. Sect. 8. Thl. S. 402. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) I. Bd. S. 248. – (Brockhaus) Conversations-Lexik. (10. Aufl.) II. Bd. S. 450. – Ebert, Bibl. Lexikon Nr. 1844–47; u. 12690. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) V. Bd. Sp. 185. – Sein Porträt: Joann. Kupezky pinx. J. Jac. Haid sculps. et excud. Aug. Vindel. in Bruckers Bildersaal (daselbst sein Wappen) und vor dem 2. Bde. seiner Notitia Hung. nov.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Freylinghausen, Johann Anastasius (ADB).
  2. Vorlage: Rathlofs. Korrigiert nach Rathlef, Ernst Ludwig (ADB).