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Artikel „Theophanu“ von Karl Uhlirz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 717–722, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Theophanu_(Kaiserin)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:55 Uhr UTC)
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Theophanu, Gemahlin Kaiser Otto’s II., † am 15. Juni 991. Wir haben keine bestimmte Nachricht über ihre Herkunft und die Zeit ihrer Geburt, mit guten Gründen aber können wir der Annahme beipflichten, sie sei die purpurgeborene Tochter des byzantinischen Basileus Romanus II. und der Theophano, also eine Enkelin Konstantin’s VII. Porphyrogenitus gewesen. In diesem Falle kann sie schon vor ihren Brüdern Basilius II. und Konstantin VIII. etwa im J. 956, oder zwischen denselben in den Jahren 958 oder 959 geboren worden sein. Die strenge Etiquette des Frauenhauses, in dem die anmuthige Prinzessin mit den Brüdern und der am 17. März 963 geborenen Schwester Anna ihre Kindheit verlebte, mochte sie wohl vor schädlichen Einflüssen bewahren, ohne ihr Gemüth den gewaltigen Eindrücken ganz zu verschließen, welche die Geschicke ihres Hauses und des mächtig aufstrebenden Reiches hervorbringen mußten. [718] Schon früh kam sie mit Persönlichkeiten von höchster Bedeutung in nahe Berührung, die Umgebung in der sie aufwuchs, weist eine seltsame Mischung auf: wir sehen die dämonische Mutter, den weichen, hochgebildeten, der Jagd, dem Sporte und den Freuden der Tafel bis zum wahnwitzigen Uebermaaß ergebenen Vater, nach dessen am 15. März 963 erfolgten Tode der rauhe, asketische Nikephorus Phocas mit der Hand der Mutter alle Gewalt erhielt, neben diesen Hauptpersonen achtungswerthe Damen kaiserlichen Geblütes, hohe Geistliche, unter denen der Patriarch Polyeuktes durch ausgezeichnete Lebensführung und Charakterstärke hervorleuchtet, Staatsmänner und Feldherrn von großer Begabung. Die kaiserlichen Kinder erfreuten sich nicht der Liebe des Stiefvaters Nikephorus, der beschuldigt wird, darnach gestrebt zu haben, die gesetzliche Dynastie ganz zurückzudrängen und die beiden Prinzen zur Thronfolge unfähig zu machen. Wol mehr ein Ausfluß seines Mißtrauens als etwa ein Beweis seiner gütigen Gesinnung war es auch, daß er Mutter und Kinder im J. 964 auf seinem großen Kriegszuge nach Cilicien mit sich nahm, von wo er erst im Sommer 965 mit ihnen nach der Hauptstadt zurückkehrte. Zwei Jahre später begannen die Verhandlungen, welche das makedonische Kaiserkind zur höchsten weltlichen Würde des Abendlandes bringen sollten. Kaiser Otto der Große richtete, als er für seinen Sohn Brautschau hielt, sein Augenmerk auf Byzanz. Die sagenumsponnene Vornehmheit der makedonischen Dynastie, der Mangel an einer ebenbürtigen, politischen Vortheil verheißenden Verbindung im Abendlande, der Wunsch, seine kaiserliche Würde auch von Ostrom anerkannt zu sehen, die Hoffnung, auf diesem Wege am leichtesten die Regelung der unteritalischen Verhältnisse durchzusetzen, dies waren genügende Gründe, die Otto I. veranlassen mochten, die Braut des Sohnes in Constantinopel zu werben und an dem Plane festzuhalten, auch als seine Ausführung auf Hindernisse stieß. Denn nicht gerade günstig war die Zeitlage für die Erfüllung des von Otto gehegten Wunsches. Das freundschaftliche Verhältniß, das unter Constantin VII. zwischen beiden Höfen geherrscht und in einem regen Wechselverkehr von Gesandtschaften Ausdruck gefunden hatte, konnte den eingreifenden politischen Veränderungen gegenüber nicht Stand halten. Die frühere wohlwollende Gleichgültigkeit mußte sich in einen Gegensatz verwandeln, als Otto I. die Kaiserkrone erhalten hatte, byzantinische Vasallen in Treueid nahm und selbst gegen die italienischen Themen vorzugehen entschlossen war, während Nikephorus Phocas den festen Willen und auch die Fähigkeit besaß, das Ansehen seiner Krone zu wahren und die Macht des Reiches selbst da nicht mindern zu lassen, wo es zu einer dauernden und erfolgreichen Ausübung derselben nicht mehr kommen konnte. Der Ausbruch eines offenen Kampfes, der die deutschen Truppen dem größten Kriegskünstler seiner Zeit gegenübergestellt hätte, wurde im J. 967 nur dadurch verhindert, daß der wegen der Brautwerbung von Otto I. abgesandte Venetianer Dominicus auf alle Forderungen des Basileus, dem er in Makedonien begegnete, einging, wodurch er ihn nicht allein zum Rückzug bewog, sondern auch geneigtes Gehör für seine Bitte um Bewilligung einer purpurgeborenen Stieftochter des Nikephorus als Braut Otto’s II. fand. Aber Kaiser Otto billigte das Verhalten seines Gesandten nicht und drang im J. 968 mit Waffengewalt in die Themen ein. Da er dabei keinen Erfolg erzielte, so wurde auf Anrathen und unter Führung des Bischofs Liudprand von Cremona eine zweite Gesandtschaft abgeschickt, die am 4. Juni 968 in Constantinopel eintraf, aber keinen Erfolg hatte, da Nikephorus den Abschluß eines Ehebündnisses an unerfüllbare Bedingungen knüpfte. Noch bevor sein Gesandter wieder in Italien eingetroffen war, hatte Otto im December 968 wieder den Krieg eröffnet, der zunächst keinen entscheidenden Erfolg brachte, ja insoferne unglücklich verlief, als des Kaisers [719] getreuester Vorkämpfer Pandulf im Sommer 969 gefangen und nach Constantinopel gebracht wurde. Als aber später die Deutschen erhebliche Fortschritte machten und Nikephorus in der Nacht vom 10. zum 11. December 969 ermordet wurde, veränderte sich die Lage vollständig zu Gunsten Otto’s I. Die höchste Gewalt in Byzanz kam an den armenischen Feldherrn Johannes Tzimiszes, der von Anfang an bestrebt war, den durch eine Greuelthat errungenen Machtbesitz durch kluges und ehrenhaftes Vorgehen zu festigen. Er verbannte die Kaiserin Theophano und war zur großen Freude der hauptstädtischen Bevölkerung bereit, die Stellung der legitimen Prinzen und Prinzessinnen anzuerkennen und auch äußerlich hervorzuheben, wie er sich denn im November 971 mit Theodora, der zwar nicht schönen aber durch reiche Gaben des Geistes und des Herzens ausgezeichneten Tochter Constantin’s VII. vermählte und so der Oheim der Kinder des Kaisers Romanus II. wurde. Johannes Tzimiszes, der nicht allein seine Stellung in der Hauptstadt zu sichern hatte, sondern auch das Reich und seinen Thron gegen die Russen und den aufständischen Bardas Phocas schützen mußte, war nun nicht geneigt, den Kampf im Westen, der zu Gunsten der Deutschen verlief und den er wol mit mehr Gleichmuth beurtheilte als sein Vorgänger, weiterzuführen. Er entließ Pandulf aus der Gefangenschaft, der im Sommer 971 als Friedensvermittler in Italien eintraf. Wir kennen die politischen Abmachungen, die damals vereinbart wurden, nicht und vermögen auf sie nur aus den folgenden Ereignissen zurückzuschließen. Vor allem war die Braut bewilligt worden, dagegen wird Otto der Große von einer Verfolgung seines Anspruchs auf die Themen und auf die zu Byzanz in näherem Verhältniß stehenden Vasallenstaaten (vgl. Rambaud, L’empire Grec au Xème siècle p. 445 ff.) abgelassen haben, während man die Anerkennung der abendländischen Kaiserwürde und die Stellung Pandulf’s in der Schwebe ließ. Zu Ende des Jahres 971 ging die Gesandtschaft zur Abholung der Braut unter Führung des Kölner Erzbischofs Gero nach Constantinopel ab, wo sie die beste Aufnahme fand. Als ihre Rückkehr zu erwarten war, begaben sich die beiden Kaiser mit ihrem Gefolge von Ravenna nach Rom, von wo aus Otto der Prinzessin eine zweite Gesandtschaft unter dem hochgebildeten und dem Kaiserhause verwandten Bischof Theoderich von Metz bis Benevent entgegenschickte, welche sie nach der ewigen Stadt zu geleiten hatte. Hier fand am 14. April 972 unter großem Gepränge die Vermählung und Krönung durch den Papst Johann XIII. statt. Am selben Tage sicherte Otto II. seiner Gemahlin, welche aus ihrer Heimath reiche Schätze mitgebracht hatte, ausgedehnten Besitz in allen Theilen des Reiches zu. Die darüber ausgestellte und von Otto I. durch sein Monogramm bestätigte Urkunde, welche mit Goldtinctur auf purpur-gefärbtem Pergament geschrieben worden ist, wird gegenwärtig im Landeshauptarchiv zu Wolfenbüttel verwahrt. Im Gefolge des großen Kaisers wandte sich das junge Paar den deutschen Landen zu, die in siegesfroher Fahrt durchzogen werden sollten. Für Otto I. war es die letzte Reichsfahrt seines stolzen Lebens, die junge Griechin aber sah zum ersten Male in heller Sommerpracht die Alpen und die gesegneten Ufer des Rheins, an denen sie später so gerne verweilte und wo sie auch ihre letzte Ruhestätte finden sollte. Vom Westen wendeten sie sich dem Innern des Reiches zu und kamen endlich im heimathlichen Sachsenlande an. Auf dieser Fahrt wurde Th. in persönliche Berührung mit den Damen des kaiserlichen Hauses und den deutschen Fürsten gebracht. Zu Ostern 972 konnte sie in Quedlinburg einer Reichsversammlung beiwohnen, auf der ihr die zahlreichen Gesandtschaften, die da aus allen Ländern zusammentrafen, die universale Machtstellung des Hauses, dem sie nun verbunden war, lebhaft und nachdrücklich veranschaulichen mochten. Bald darauf starb Otto der Große (7. Mai 973). [720] Im Anfange der selbständigen Herrschaft des Gemahls trat Th. noch wenig hervor, da die an Alter und Ansehen sie überragende Kaiserin-Mutter Adelheid ihren großen Einfluß beibehielt. Aber wie Th. an Jahren zunahm und dem Gemahle mehrere Kinder schenkte (Sophie, Adelheid, Mathilde, Otto, letzterer im Juli 980 geboren), mußte sich ihre Stellung um so rascher bessern, als durch die inneren Unruhen Adelheid’s Macht verringert worden war. Wir ersehen aus den Urkunden nicht nur, wie der Kaiser durch neue Verleihungen den Besitz seiner Gemahlin vermehrte, sondern wir können auch verfolgen, wie Th. aus der Gemeinsamkeit des Familienlebens zur Antheilnahme an den staatlichen Angelegenheiten emporsteigt. Mehr und mehr nehmen die politischen Ereignisse auf sie unmittelbaren Einfluß. Schon der Einfall des westfränkischen Königs Lothar im J. 978 hatte sie persönlich betroffen, da sie damals mit dem Gemahl in Aachen weilte und obwol sie der Geburt eines Kindes entgegensah, an der eiligen Flucht ihres Hofes theilnehmen mußte. Vollends in den ererbten Ideenkreis wurde sie zurückversetzt, als der Kaiser, nachdem er die inneren Wirren in Deutschland beigelegt, die Grenzen gegen Westen und Osten gesichert hatte, im J. 980 die Alpen überschritt. Nachdem in Pavia eine feierliche Aussöhnung mit Adelheid stattgefunden hatte, traten vor allem die Verhältnisse Süditaliens in den Kreis seiner Geschäfte. Hier hatten seit dem Jahre 976 die Araber unter Führung des sicilianischen Emirs Abulkasem verderbliche Fortschritte gemacht, ohne daß ihnen Byzanz, wo Johannes Tzimiszes am 10. Jan. desselben Jahres gestorben war, irgendwelchen Widerstand geleistet hätte. Die Aufgabe, die Grenzen seines Reiches und den christlichen Glauben zu schützen, schien allein dem deutschen König überlassen. Aber die Griechen waren, so feindselig sie auch den Arabern gegenüberstanden, keineswegs geneigt, eine Mehrung des deutschen Einflusses zuzugeben. In den unteritalischen Städten stand der deutschen Partei eine byzantinische entgegen, die Feinde der deutschen Herrschaft in Italien fanden jetzt wiederum wie in den Zeiten des Nikephorus Aufnahme und Unterstützung in Constantinopel und Basilius II., der nach dem Tode des Johannes in sein ererbtes Recht eingetreten war, erblickte in einem Kampfe Otto’s II. gegen die Ungläubigen weniger ein frommes Werk als eine Beeinträchtigung seines Herrschaftsanspruches, von der er seinen Schwager durch eine Gesandtschaft abzuhalten suchte. Wir dürfen annehmen, daß Th. die engherzige Anschauung ihres Bruders nicht getheilt hat. Sie folgte dem Gemahl auf seinem Kriegszuge, und wie einst Nikephorus sie mit der Mutter und den Geschwistern an der Grenze des eigentlichen Kriegsschauplatzes zurückgelassen hatte, so blieb sie jetzt unter dem Schutze des Bischofs von Metz in Rossano. Hier erhielt sie die Nachricht von dem siegreichen Scharmützel, dem Tode Abulkasem’s und von dem durch taktische Unvorsichtigkeit veranlaßten unglücklichen Ausgang der Schlacht vom 13. Juli 982. Nach bangen Stunden peinlicher Unsicherheit und quälender Aufregung konnte sie hier den in so üble Lage gerathenen Gemahl wieder empfangen. Mit ihm zog sie dann nach Oberitalien, wo auf einem Reichstage zu Verona im Juni 983 die Krönung des Sohnes und die Maßnahmen zur Erneuerung des Krieges gegen die Saracenen vorbereitet wurden. Da riß am 7. December zu Rom der Tod den Gemahl von ihrer Seite. Die junge Wittwe stand allein in der unzuverlässigen Stadt, fern von ihren Kindern. Nachdem sie den Kaiser bestattet hatte, eilte sie nach Pavia zu Adelheid, bei der sie Schutz und fromme Tröstung fand. In Deutschland wirkten treffliche und treu ergebene Männer für das Recht ihres Sohnes und als sie, von ihnen gerufen, mit Adelheid die Alpen überschritten hatte, konnte sie am 29. Juni 984 den gekrönten Knaben aus den Händen des unterlegenen Herzogs Heinrich des Zänkers übernehmen. Mit dem Kinde war auch die [721] oberste Gewalt im Reiche ihrer Leitung übergeben und ihr ferneres Leben fällt mit der Reichsgeschichte zusammen. Der Mutter oblag vor allem auch die Sorge für die Erziehung des hochbegabten Sohnes, sie bestellte zu seinem Lehrer in ritterlichen Künsten den Grafen Hoico, die geistige Ausbildung wurde zunächst dem Griechen Johannes, einem calabresischen Geistlichen, der ihr unbedingtes Vertrauen genoß aber auf den Knaben keinen guten Einfluß geübt haben soll, dann vom J. 988 an, dem Bernward, der sich später als Bischof von Hildesheim guten Ruf erwarb, übertragen. Wir wollen mit der schwergeprüften Frau nicht darüber rechten, daß sie durch allzugroße Nachgiebigkeit gegen den einzigen Sohn den Verdruß der strengen Großmutter erregte. Vor allem haben wir ihr zu danken, daß sie in schwerer Zeit mit größter Umsicht und Thatkraft die Ordnung im Reiche aufrecht hielt, seine Grenzen durch Kriegszüge und verständige Maßnahmen sicherte und in den politischen Verhandlungen Würde und Festigkeit bewies. Im Winter 989 auf 990 weilte sie in Italien, um auch hier das kaiserliche Ansehen, dessen Trägerin sie war, aufrecht zu halten. Zu Ostern 991 war es ihr vergönnt auf einem großen Reichstage in Quedlinburg, wo sie ihre politische Laufbahn, wie man sagen darf, begonnen hat, die Großen des Reiches und fremde Fürsten in glanzvoller Versammlung um sich zu sehen. Von da begab sie sich an den Rhein, mitten in den Reichsgeschäften starb sie zu Nimwegen am 15. Juni 991, nachdem sie dem Sohne die Sorge für die Schwestern ans Herz gelegt hatte. Unter aufrichtiger und allgemeiner Trauer wurde die ausgezeichnete Frau von Otto III. und dem Erzbischof Everger zu Köln bestattet, ihre sterblichen Ueberreste wurden in dem von ihr begünstigten Kloster S. Pantaleon beigesetzt, sie ruhte unter dem Schutze des Heiligen, dessen Reliquien als eines der kostbarsten Geschenke mit ihr einst von Byzanz herübergekommen waren. Ihre Gebeine wurden schon im Mittelalter in einen kleinen Steinsarg und einen Holzkasten gelegt und später aus dem südlichen Kreuzschiffe an die Seite des Hochaltars übertragen. Am 23. Jan. 1892 wurde ihr Grab zusammen mit dem des Erzbischofs Brun und des Abtes Hermann (1082–1121) neuerdings eröffnet.

Wie die meisten der großen Männer ihrer Partei entbehrt auch sie einer gleichzeitigen Lebensbeschreibung, nur vereinzelte Züge ihres Charakterbildes vermögen wir aus zerstreuten Berichten zusammenzulesen. Sehen wir von einzelnen Nachrichten und Urtheilen ab, welche nach Form, Ueberlieferung und Tendenz wenig Glauben verdienen, so hören wir nur Worte des Lobes, welche durch ihr Verhalten vollauf bestätigt werden. Gegen Arme übte sie Wohlthätigkeit, in mehrfacher Weise äußert sich ihre fromme Gesinnung. Sie war unablässig bemüht, den Fehler, welchen ihr Gemahl durch die Aufhebung des Bisthums Merseburg begangen hatte, zu sühnen; da ihr der h. Laurentius, dem diese Kirche geweiht war, im Traume erschien, so empfahl sie ihrem Sohne die Wiederherstellung des Bisthums; den h. Adalbert, den sie bei ihrem Aufenthalte in Rom traf, beschenkte sie reichlich und übergab seiner Fürbitte die Sorge für ihr und des Gemahles Seelenheil. Den Mönchen von S. Pantaleon war sie eine wohlgeneigte Gönnerin, deren Andenken sie dankbar festhielten; zwei ihrer Töchter nahmen den Nonnenschleier. Wir werden die verständige Frau darum nicht tadeln, weil sie mit der schrankenlosen Mildthätigkeit und Frömmigkeit Adelheid’s nicht gleichen Schritt hielt, wofür ja dieser ohnehin viel überschwänglicheres Lob gespendet worden ist.

Ihrer Herkunft und Erziehung nach muß Th. sich durch hohe Bildung und feine Sitte ausgezeichnet haben. Daß sie künstlerischen Interessen nicht abhold war, beweisen die kostbar ausgestatteten Bücher, die sie als Weihgeschenke den von ihr begünstigten Kirchen übergab und die mit ihrem Bilde geziert wurden. Aber so großen Einfluß auf das Eindringen byzantinischer Formen [722] und Anschauungen in Kunst und Sitte, wie man lange Zeit anzunehmen geneigt war, hat sie nicht geübt.

Auch ihre Töchter wurden nicht etwa von griechischen Hofdamen und Gelehrten, sondern nach der Sitte des Hauses in den großen sächsischen Frauenklöstern erzogen. Von ihnen wurde Sophie († 1039) Aebtissin von Gandersheim und Essen, Adelheid (s. A. D. B. I, 78) Aebtissin von Quedlinburg, Gernrode, Breden und nach Sophiens Tode auch von Gandersheim, die dritte, Mathilde, aber vermählte sich unter ihrem Stande mit dem Pfalzgrafen Erenfried (Ezzo). Aus dieser Ehe gingen viele Kinder hervor, darunter Herzog Otto von Schwaben, (XXIV, 726), Erzbischof Hermann von Köln (XII, 130), Königin Richeza von Polen (XXVIII, 439) und

Theophanu, welche im J. 1039 ihrer Tante Sophie als Aebtissin von Essen nachfolgte. Das Kloster verdankt ihr den Neubau der Krypta, ansehnliche Zuwendungen und die Bewilligung eines sechstägigen Jahrmarkts. Im Juni 1051 erschien sie zu Goslar vor Kaiser Heinrich III., um sich den Ansprüchen anzuschließen, welche Hermann und Richeza auf das von den Eltern gestiftete Kloster Brauweiler erhoben hatten. Sie ist am 5. Mai 1060 gestorben und vielleicht in dem Stifte Rellinghausen begraben, das gleichfalls ihrer Leitung unterstand.

Die Belege zur Geschichte der Kaiserin Theophanu finden sich zerstreut in den Quellen z. Gesch. d. sächs. Kaiserzeit. – Mon. Germ. Dipl. Ottonis II. et III., wo im Register S. 972 die in den Urkunden vorkommenden Namensformen zusammengestellt sind. – Lettres de Gerbert publiées par J. Havet. Paris 1889. – Ottenthal, Regesten Otto’s I. – Ranke, Weltgeschichte VI, 2. Abth. u. VII. Bd. – Giesebrecht, Gesch. d. dtschn. Kaiserzeit I. - Dümmler, Jahrb. Otto’s I. – Breßlau, Otto I. in der A. D. B. XXIV, 593 ff.; Giesebrecht, Otto II. ebd. S. 597 ff.; Gregorovius, Otto III. ebd. S. 611 – Sickel, Das Privileg. Otto’s I. für die röm. Kirche, S. 14 ff. – Sickel, Erläuterungen z. d. Diplomen Otto’s III. in Mittheil. d. Instituts f. oest. Geschichtsf. XII, 224 ff. u. 231 ff. – Moltmann, Theophano in ihrer Bedeutung für die Politik Otto’s I. und Otto’s II. Schwerin 1878. – Detmar, Otto II. bis zum Tode seines Vaters. 1878. – Bentzinger, Das Leben d. Kaiserin Adelheid während der Regierung Otto’s III. Breslau 1883. – Paul Kehr, Zur Geschichte Otto’s III., in Histor. Zeitschr. 66 (1891), 385 ff. – Mystakidis, Byzant.-deutsche Beziehungen z. Zeit d. Ottonen. Stuttg. 1891. – Janitschek, Geschichte d. Malerei, S. 66 ff. – Bode, Gesch. d. Plastik, S. 18 – Grabfunde in d. St. Pantaleonskirche. Köln. Volksztg. 1892, Nr. 49, Abendausg. – Für die Aebtissin Theophanu: Urkunden bei Lacomblet, Niederrhein. UB. 1. Bd. – Funcke, Gesch. v. Essen, S. 41, 47, 57. – Hirsch-Breßlau, Jahrbücher Heinrich’s II. – Köpke in Mon. Germ. SS. 11, 394.