ADB:Ernst II. Ludwig
Friedrich III. und der Prinzessin Louise Dorothea, Tochter Herzog Ernst Ludwigs I. von Sachsen-Meiningen. Seine geistreiche Mutter (siehe dieselbe), die eine Verehrerin der französischen Sprache und überhaupt des französischen Geschmacks war, weckte seinen Geist und brachte ihm schon frühzeitig Liebe zu Kunst und Wissenschaft bei. Eigenhändig schrieb sie für ihn besondere Lebensregeln nieder. In Wilhelm v. Rotberg erhielt er einen wohlwollenden Hofmeister, in Jacob August Rousseau und Christian Wilhelm Bause erfahrene Lehrer. Seine Erziehung war streng; denn er war als zweitältester Prinz dazu bestimmt, in Kriegsdienste zu treten. Als aber sein älterer Bruder Friedrich am 9. Juni 1756 in der Blüthe seines Lebens starb, wurde er Erbprinz. In Folge davon erhielt er (1762–63) von dem geheimen Justizrath Pütter aus Göttingen Unterricht in der Reichsgeschichte, im Staatsrecht und in der Staatsverwaltung. Herzog E. war von [309] Natur ein sehr ernster Charakter, der sich, je älter er wurde, von den flüchtigen und gehaltlosen Freuden der Welt immer mehr zurückzog und in dem Innern seines edeln Gemüthes reichlichen Ersatz dafür fand. Nach dem Tode seiner Mutter bereiste er mit seinem jüngeren Bruder August (siehe diesen) die Niederlande, England und Frankreich. Am englischen Hofe blieb er vier Monate und an dem prunkvollen Hofe zu Versailles machte er so den Eindruck eines unverdorbenen Herzens, daß Diderot ihm den Rath gab, nicht zu lange in Frankreich zu bleiben, „man könne ihn sonst leicht verderben“. Im Januar 1769 kehrte er nach Gotha zurück und vermählte sich (21. März 1769) mit der Prinzessin Maria Charlotte Amalie, der ältesten Tochter des Herzogs Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen, die gleich ihm Wissenschaften und Kunst liebte. Als dann (10. März 1772) sein kränkelnder Vater starb, trat er die Regierung des Landes an. Das Regieren war dem Herzoge nicht angenehm und er hätte lieber in stiller Zurückgezogenheit sich dem Studium der Wissenschaften gewidmet. „Aber“, sagte er, „il faut que je m’adonne à un métier ingrat et sans goût, sans passion secrète pour l’état auquel je suis assujetti, et uniquement dans le but de remplir mes devoirs le mieux que je puisse, pour n’être pas un être inutile, et à la charge de la société dans laquelle la providence m’a jeté, sans me consulter sur celà.“ Das Hauptstreben Herzog Ernsts ging dahin, den Wohlstand seines Landes zu fördern und sein Volk glücklich zu machen. Und er hat dieses Ziel über alle Erwartung glücklich erreicht. Seine hervorragenden Tugenden waren seine Liebe zur Gerechtigkeit und ein menschenfreundliches Wohlwollen, welches die Schwäche anderer mit Milde und Nachsicht beurtheilte. In seinem äußeren Leben war er höchst einfach, wenn es aber galt, Wissenschaften und Künste zu fördern oder seine fürstliche Würde zu zeigen, verfuhr er mit edler Freigebigkeit. Das Wohl seiner Unterthanen galt ihm höher als sein eigenes. Als im J. 1771 eine Hungersnoth herrschte und dadurch eine ungewöhnliche Theuerung entstand und verheerende Krankheiten viele Menschen hinwegrafften, ließ er die herrschaftlichen Speicher öffnen und das vorhandene Korn zu billigen Preisen verkaufen und neue Vorräthe aus dem Mecklenburgischen herbeischafften (1772). Die bedeutenden Kammerschulden wurden in Folge seiner Sparsamkeit nach und nach abgetragen, ohne den Unterthanen neue Lasten aufzubürden. Das Anerbieten des Königs von England, Truppen nach Amerika gegen ungeheure Subsidien herzugeben, schlug er aus, obschon es von den Nachbarstaaten geschah. Im J. 1795 mußte er das fünffache Contingent zur Reichsarmee stellen, und um Menschen zu schonen, stellte er Dragoner, weil ein Reiter für drei Mann zu Fuß gerechnet wurde. Der Kampf der Amerikaner für ihre Freiheit begeisterte den Herzog, und ebenso begrüßte er den Anfang der französischen Revolution; aber als die letztere in einer maßlosen Weise ausartete, äußerte er unverholen seinen tiefsten Abscheu gegen die Greuel derselben, und als die Befürchtung eintrat, es möchte Gesetzlosigkeit und Zügellosigkeit auch über Deutschland hereinbrechen, war er entschlossen, seiner Fürstenkrone zu entsagen und in stiller Abgeschiedenheit sich selbst und den Wissenschaften zu leben, entweder in der Schweiz, für deren freies und biederes Volk er eine besondere Vorliebe hatte, oder in Amerika, zu welchem Zwecke er in der Grafschaft Montgomery (am Ohio) Länderei hatte ankaufen lassen (1794). Weniger die Neigung zum Geheimnißvollen und Wunderbaren als die würdigen Männer, wie Ekhof, Becker, Geißler, Gotter, Reichard u. A., bestimmten ihn, sich in den Orden der Freimaurer aufnehmen zu lassen (1774). Diese geheime Verbindung förderte das Gute und suchte auf die Verbesserung und Veredelung des Menschen hinzuwirken. Jedoch der Herzog fand nicht in ihr, was er gehofft und gesucht hatte. Zwar wurde er von Berlin aus zum Großmeister der Logen ernannt, aber als [310] er merkte, daß das Streben der großen Landesloge dahin ging, sich alle anderen Logen in Deutschland unterthan zu machen und zu blindem Gehorsam zu verpflichten, sagte er sich von ihr gänzlich los und vereinigte die gothaische Loge „Zum Rautenkranze“ mit dem eklektischen Bunde zu Frankfurt am Main (1784). Auch in den von Weishaupt gestifteten Illuminatenorden ließ sich Herzog E. aufnehmen; aber auch hier fand er sich getäuscht und die politischen Absichten des Ordens durchschaute er bald. Dies hinderte ihn jedoch nicht, den von Baiern hart verfolgten Mann in Gotha freundlich aufzunehmen und ihm ein Jahrgehalt von 200 Thalern auszusetzen (1786). Nicht gering ist die Zahl der Gelehrten, denen er Unterstützungen zukommen ließ. Nach einem noch vorhandenen eigenhändigen Blatte des Herzogs betrugen die lebenslänglichen Pensionen, welche er aus seiner Privatcasse bestritt, 3300 Thaler jährlich. Auch noch nach ihrem Tode ehrte er solche Gelehrte dadurch, daß er den Hinterbliebenen jährliche Zuschüsse bewilligte; so der Wittwe des Kirchenraths Stroth, des berühmten Weltumseglers Georg Forster, des Oberconsistorialpräsidenten v. Herder u. A. Es darf nicht Wunder nehmen, daß der Herzog durch die Erziehung seiner geistvollen Mutter eine große Vorliebe für die französische Litteratur faßte, mit den Jahren aber zog er der leichten, oberflächlichen Denkweise derselben das gediegenere und eindringendere Wissen der Deutschen vor. Unter den Gelehrten, die der Herzog unterstützte, ist vor Allen zu nennen Ulrich Jaspar Seetzen (siehe diesen), durch welchen die Bibliothek zu Gotha mehr als 2000, zum Theil äußerst werthvolle orientalische Manuscripte erlangte. Durch den Grafen Heinrich v. Brühl, kurhessischen Gesandten in London, erhielt er in den J. 1785–92 gelehrte, meist das Astronomische betreffende Briefe, und aus Paris erhielt er von dem geistreichen Baron Friedrich Melchior v. Grimm (siehe diesen) litterarische Berichte, die unter dem Namen „Feuilles de Grimm“ in Deutschland in vielen Abschriften cursirten und theilweise unter dem Titel „Correspondance littéraire“ gedruckt erschienen sind. Die Vorliebe für die Mathematik und insbesondere für die Astronomie brachte den Herzog auf den Gedanken, eine eigene Sternwarte zu erbauen. Die Idee wurde 1787–91 zur Ausführung mit großem Kostenaufwande gebracht. Als Astronomen berief er auf die Empfehlung des Grafen v. Brühl den Professor Franz v. Zach aus Lemberg (siehe diesen), der bald einer der vertrautesten Freunde des Herzogs wurde. Die Sternwarte wurde mit den kostbarsten Instrumenten ausgestattet und noch in seinem Testamente empfahl er das Institut seinen Nachfolgern und setzte zur Erhaltung und Förderung desselben die Summe von 40000 Thalern aus. Die Liebe zur Physik hatte den Herzog mit dem geheimen Assistenzrathe Ludwig Christian Lichtenberg (siehe diesen) in nähere Verbindung gebracht. Er selbst schaffte sich einen bedeutenden physikalischen Apparat an und experimentirte selbst mit demselben in einem besonders dazu hergerichteten Zimmer seines Schlosses. Nach der Entdeckung des Blitzableiters durch Franklin war er einer der ersten, der die Erfindung praktisch zur Ausführung brachte, indem er auf den Thürmen seines Friedensteines zwei Blitzableiter anbringen ließ und dadurch das Vorurtheil beim Volke gegen die neue Erfindung besiegte. Bei dem lebhaften Interesse, welches er für die physikalischen Wissenschaften hatte, ließ er öfters neue Entdeckungen auf diesem Gebiete durch Versuche erproben. So ließ er zu Anfang dieses Jahrhunderts besondere galvanische Versuche durch J. W. Ritter aus Jena und Professor Hauff aus Marburg anstellen (1802). Dr. van Marum aus Harlem machte Versuche mit dem sogenannten Aken’schen Löschwasser bei Bränden. Im Schachspiele war er Meister und viel beschäftigte ihn der sogenannte Rösselsprung im Schache. Gedruckt erschien von ihm „Auflösung einer systematischen Aufgabe des sogenannten Rösselsprungs auf dem Schachbrete“ (1798) und „Gesetze [311] des Schachs zu Vieren“ (1792); auch über astronomische Gegenstände ließ er ein Paar Werkchen – natürlich ohne seinen Namen – drucken; sie waren ein Beweis seines Fleißes und seiner Kenntnisse in der höheren Mathematik: „Astronomische Tafeln der mittleren Abstände der Sonne in Zeit vom ersten Punkt der Frühlings-Tag- und Nachtgleichen und ihrer mittleren Bewegungen für Monate und Tage zur Verwandlung der Sternzeit in mittlere Sonnenzeit und umgekehrt“ (1799); ferner „Série des jours que renferme l’année 3802 de la Myriade (d. i. 1802)“. Hegel’s Habilitationsdissertation „De orbitis planetarum“ (Jena 1801), in welcher bewiesen werden sollte, daß die Entdeckung eines neuen Planeten zwischen Mars und Jupiter nicht möglich sei, kam schlecht bei ihm weg. Er schrieb auf die Schrift: „Monumentum insaniae saeculi decimi noni“ und schickte sie dem Herrn v. Zach. Zu den wenigen vertrauteren Freunden des Herzog gehörte der Director der herzoglichen Bibliothek Johann Gottfried Geißler und der Kriegsrath Heinrich August Ottokar Reichard (siehe beide). Mit beiden unterhielt er einen im vertraulichsten Tone gehaltenen Briefwechsel. Geißlern nannte er seinen „alten bewährten Freund“, von welchem er in wichtigen Dingen Rath einholte. Da der Herzog beinahe täglich auf der Bibliothek erschien, so sah er beide Männer, die als Bibliothekare dort angestellt waren. Reichard hatte noch überdies die Privatbibliothek des Herzogs zu verwalten und war bis zum J. 1779 Mitdirector des herzoglichen Hoftheaters. Unter den Gelehrten, welche dem Herzoge näher standen, sind noch zu nennen Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll, der durch seine Kenntnisse, Bescheidenheit und Hingebung dem Herzoge werth war, ferner Josias Friedrich Christian Löffler, Johann Benjamin Koppe, dessen Duldsamkeit und edle Würde er hoch ehrte, und in den letzten Jahren seines Lebens auch Friedrich Jacobs, der durch seine Gelehrsamkeit ebenso wie durch seine Liebenswürdigkeit und Herzensgüte glänzte. Mit auswärtigen Berühmtheiten, wie Blumenbach, Goethe, Wieland, Garve, Herder stand er in brieflichem Verkehre; doch ward er dann dem Verfasser des Oberon nicht hold, als er Schöpfungen zu Tage brachte, welche die Moralität verletzten und dadurch der Jugend ein heimliches Gift einflößte. Den Ruf, welchen sich der Herzog als Gelehrter und als Beförderer der Wissenschaften erwarb, veranlaßte die Royal Society zu London ihn zu ihrem wirklichen Mitgliede zu ernennen (1787); als aber die königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen ihm die gleiche Ehre antrug (1792), lehnte er sie in der bescheidensten Weise ab. Durch eine Gesandtschaft des Königs Georg III. von England wurde ihm im J. 1791 der Hosenbandorden überbracht, bei welcher Gelegenheit er den ganzen Glanz seines fürstlichen Hauses entfaltete.
Ernst II. Ludwig, Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, geb. am 30. Jan. 1745 zu Gotha, gest. daselbst am 20. April 1804, regierte von 1772–1804 und war der Sohn des HerzogsDie mannigfachen Bestrebungen Herzog Ernsts im Gebiete der Wissenschaften erstreckten sich auch auf die wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, die er, wo sich Gelegenheit bot, mit der größten Freigebigkeit unterstützte. Mühsam zusammengebrachte Sammlungen kaufte er oft nur, um sie „von dem Verderben oder der Zerstreuung zu retten“. Die Gelehrtenschulen zu Gotha und Altenburg wurden vielfach verbessert, die Besoldungen der Lehrer erhöht, ein Schullehrerseminar in Gotha gegründet (1780) und nach dem Muster desselben auch eines in Altenburg (1786). Nicht minder ließ sich Herzog E. die Verbesserung des Volksunterrichts angelegen sein, eine Armenschule wurde zu Gotha gegründet (1800), in welcher die Kinder nach Erledigung des Unterrichts auch zum Arbeiten (Nähen, Spinnen, Stricken) angehalten wurden. Dadurch wurde dem müßigen Umherlaufen, der Bettelei und dem Stehlen der Kinder am sichersten vorgebeugt. Die Schule erhielt den Namen „Freischule“ und wurde vom Herzoge reichlich unterstützt. Als im J. 1784 Christian Gotthilf Salzmann, Lehrer am Philanthropin zu Dessau, eine Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal [312] bei Waltershausen gründete, unterstützte ihn der Herzog nicht allein durch Geld, sondern verlieh auch seinem Institute ausgedehnte Freiheiten und Gerechtigkeiten (siehe Salzmann). Mit Salzmann selbst stand er auf freundschaftlichem Fuße und besuchte seine Anstalt, wenn er zur Sommerszeit in seinem Lustschlosse zu Reinhardsbrunn sich aufhielt. Die Sammlungen des Friedensteins und vor allem die Bibliothek und das Münzcabinet erfuhren seine fürstliche Freigebigkeit im ausgedehntesten Maße. Aus seiner Privatcasse kaufte er für die Bibliothek die kostbarsten Manuscripte und Werke, welche noch jetzt einen Hauptschmuck derselben ausmachen, und das Münzcabinet vermehrte er durch den Ankauf ganzer Sammlungen. So die Sammlung antiker Münzen von Adolf Gottl. Schachmann zu Königsheim in der Lausitz, von Jacob Sulzer zu Winterthur, von J. J. Gerning zu Frankfurt am Main, von H. S. Hüsgen zu Frankfurt, von Kammerherrn v. Seckendorf auf Meuselwitz bei Altenburg, von Petriccioli zu Konstantinopel und andere.
In demselben Maße, in welchem er die Wissenschaften pflegte, war Herzog E. auch ein Freund und Beförderer der Künste und überhaupt alles Schönen. Seinem Schönheitssinne verdankt Gotha den hinter dem Friedensteine angelegten Park, in welchem im J. 1778 ein kleiner Mercurstempel errichtet wurde. Der Park wurde ein Lieblingsaufenthalt des Herzogs, und in ihm – so verordnete er – wollte er beerdigt sein. Das Streben einzelner Künstler zu ihrer höheren Ausbildung unterstützte er großmüthig. Dem Bildhauer Friedrich Wilhelm Döll (siehe diesen) und dem Maler Heinrich Wilhelm Tischbein machte er es möglich, sich in ihrer Kunst auszubilden. Beide Künstler ließ er auf seine Kosten nach Rom gehen, wo ihnen der Hofrath Johann Friedrich Reifenstein (siehe diesen) ein treulicher Berather wurde und sie bei den berühmtesten Künstlern jener Zeit einführte. Als Döll nach Gotha zurückkehrte, ließ der Herzog zur Fortsetzung seiner Studien Abgüsse von den besten griechischen und römischen Kunstwerken ankaufen und begründete dadurch das Antikencabinet. Auch eine Zeichenschule wurde nach des Herzogs Plane eingerichtet. Tischbein war durch Goethe dem Herzoge zur Unterstützung empfohlen worden und mehrere Jahre erhielt er von ihm einen reichlichen Gehalt, aber ungeachtet seiner Betheuerungen von Dankbarkeit konnte der Herzog dieselbe nicht rühmen. Auf die Vermehrung der Gemäldesammlung zu Gotha verwendete der Herzog große Summen. Besonders kaufte er niederländische Gemälde. Es läßt sich nachweisen, daß er in den J. 1799–1801 bloß für Gemälde, mit Ausschluß der Kupferstiche und Handzeichnungen, mehr als 15000 Thaler aus seiner Privatcasse zahlte.
Die Liebe zur Kunst erstreckte sich beim Herzoge, wenigstens in den ersten Jahren seiner Regierung, auch auf daß Theater. Eine Privatbühne, eingerichtet von dem Dichter Friedrich Wilhelm Gotter (siehe diesen), spielte mit großem Beifalle, ohne jedoch einen bedeutenden Einfluß auszuüben; als aber am 6. Mai 1774 das Schloß zu Weimar und mit ihm das Theater abbrannte, wurde dem Schauspieldirector Abel Seyler die Erlaubniß zur Aufführung von Theaterstücken in Gotha ertheilt (1774). Als bald darauf Seyler das Koch’sche Theaterprivilegium für Leipzig und Dresden an sich gebracht hatte (1775) und mit mehreren Schauspielern dorthin ging, wurde zu Gotha ein stehendes Hoftheater unter der Direction von Konrad Ekhof und Heinrich August Ottokar Reichard eingerichtet und die Oberdirection dem Oberhofmarschall v. Studnitz übertragen (1775). Die Seele des Ganzen war Ekhof, der den gesunkenen Schauspielerstand hob und sich schon zu seinen Lebzeiten den Namen des „deutschen Roscius“ und „Garrick“ erwarb: als aber derselbe am 16. Juni 1778 gestorben war und Johann Michael Böck als Director an seine Stelle trat, wurde unerwartet die Aufhebung des Theaters vom Herzoge beschlossen (1779). Auch eine ausgezeichnete [313] Capelle unter Anton Schweizer und Georg Benda hatte nicht gefehlt. Theils die vermehrten Ansprüche der Schauspieler, theils die kleinlichen Klatschereien und Zänkereien einzelner Schauspieler, theils auch die eingerissene Sittenlosigkeit mögen den Herzog zur Aufhebung des Theaters bewogen haben.
Zu den verbesserten Einrichtungen in allen Zweigen der Verwaltung, welche Herzog E. bewirkte, gehören namentlich die Begründung einer Landesbrandassecuranz (1772), die allgemeine Wittwensocietät für Staatsdiener (1773), eine neue Proceßordnung (1776), die neuen Beifugen zur Landesordnung (1780), die Abschaffung der sogenannten Krüppelfuhren, durch welche man kranke Bettler von einem Orte zum anderen schaffte, oft bis sie unterwegs ihren Geist aufgaben (1775), die Errichtung eines Leihhauses (1780), eines Werkhauses für Arme (1785), ebenso Armen- und Krankenhäuser in Altenburg, Ronneburg, Kahla und Eisenberg, sowie eine Reihe der wohlthätigsten Gesetze gegen das allzufrühe Begraben der Todten (1779), gegen das zügellose Advocatenwesen (1775), gegen den übertriebenen Aufwand bei Leichenfeierlichkeiten, Hochzeiten, Kindtaufen, Kleiderluxus u. dgl. m.
In welchem Ansehen der Herzog stand, beweisen die kaiserlichen Commissionen, welche ihm vom Kaiser Joseph II. übertragen wurden, zuerst 1776 die Ausgleichung von Gebietsstreitigkeiten zwischen dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und der Reichssstadt Nürnberg, ferner die Administration der Finanzen des Hauses Koburg-Saalfeld, deren Sequestration im J. 1773 vom Kaiser angeordnet worden war. Herzog E. starb schnell an einer plötzlich sich einstellenden Entkräftung. Seine Leiche wurde nicht in einen Sarg, sondern in ein in Form eines Kanapee’s mit Rosen bedecktes Grab gelegt und mit feiner Erde überdeckt.
- Aug. Beck, Geschichte des gothaischen Landes, Gotha 1868, Band I. 407, und die daselbst angeführten Schriften.