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Artikel „Seyler, Abel“ von Paul Schlenther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 778–782, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seyler,_Abel&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 13:44 Uhr UTC)
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Seyler *): Abel S., Theaterdirector, wurde am 23. August 1730 als Sohn eines Predigers zu Liestal im Kanton Basel geboren und starb am 25. April 1801 in der Pflege des großen Schauspielers F. L. Schröder (s. A. D. B. XXXII, 506) auf dessen Landgute Rellingen bei Hamburg. Als Kaufmann kam der junge Schweizer frühzeitig nach Norddeutschland und heirathete die Schwester des Hofapothekers Andreae in Hannover. Diese gebar ihm zwei Knaben, von denen der eine 1777 mit einer guten Empfehlung des hoffnungsfrohen Vaters an Maler Müller nach Straßburg ging, und am 31. Juli 1762 das Töchterchen Sophie Marie Katharine, die spätere Gattin des Dichters J. A. Leisewitz (s. A. D. B. XVIII, 223). Bereits 1764 verlor S. seine Frau, die verwaisten Kinder kamen nach Hannover in das Haus des guten Onkels Andreae, der sie erzog. S. selbst hatte mit seinem Freunde Joh. Martin Tillemann in Hamburg eine großartige Silberraffinerie begründet, mit einer besonderen Fabrikanlage im Vorort Hohendamm. Aber beide Compagnons kümmerten sich mehr ums Vergnügen, als ums Geschäft, und 1766 kam es zum Fallissement. Vier Millionen standen auf dem Spiele, jeder der Bankrottirer rettete sich 30 O00 Mark, und dieser Rest sollte ihrer Theaterpassion geopfert werden. Daß S. schon zu Lebzeiten seiner Frau mit den Schauspielern eng verkehrte, geht daraus hervor, daß er 1763 beim spätern Hamburger Theaterdirector Jacob Herzfeld ein Pathenamt übernahm. S. war ein glühender Verehrer der Bühne im allgemeinen und der großen Tragödin Friederike Hensel (s. A. D. B. XI, 788) im besonderen. Diese ehrgeizige Dame war höchst unzufrieden mit [779] ihrem alten Director Ackermann (s. A. D. B. I, 37), der neben ihr auch noch andere Lichter leuchten ließ, und Freund S. sollte ihr mehr Spielraum verschaffen. Da Ackermann directionsmüde war, so kam am 24. October 1766 ein Vertrag zu Stande, wonach Ackermann sein Hamburger Schauspielhaus auf 10 Jahre, bis Fastnacht 1777, für eine Jahresmiethe von 1000 Speciesducaten an eine „Entreprise“ verpachtete, seinen Garderobenvorrath aber gegen Theilzahlungen für 20 000 Mark an dieselbe Entreprise verkaufte. Zu dieser Entreprise gehörten außer S. sein Associé Tillemann und der Tapetenhändler Bubbers, der früher selbst Schauspieler gewesen war. Am 22. April 1767 wurde dieses Unternehmen eröffnet. Von Schwerin war Löwen (s. A. D. B. XIX, 312) als artistischer Director, von Berlin Lessing als Dramaturg, von Leipzig Ekhof (s. A. D. B. V, 785) als erster Darsteller herbeigerufen. Der alte Ackermann blieb seinem Hause als Schauspieler treu, dagegen wurde sein Stiefsohn F. L. Schröder weggeschickt, weil man einen Ballettänzer an dem neuen „Deutschen Nationaltheater“ nicht dulden mochte. Das Unternehmen ist in der Geistesgeschichte ein Ereigniß von höchster Bedeutung geworden; aber nicht durch Seyler’s schwächliche Verwaltung, sondern durch Lessing’s reformatorische Dramaturgie. So dauerhaft es im Gedächtniß der Nachwelt steht, so kurzlebig war es in Wirklichkeit. Schon im Herbst mußten nicht bloß die verschmähten Operetten und Ballets, sondern sogar Seiltänzer das Deficit verringern helfen und am 4. December mußte das Theater wieder geschlossen werden. S. führte, ohne Lessing und Löwen, seine Truppe nach Hannover und die alte Frau Ackermann, Schröder’s Mutter, zog mit, um die noch nicht abgezahlte Garderobe zu hüten. Sie war es wohl auch, die alsbald die Rückkehr ihres Sohnes durchsetzte. Von Hannover aus wagte man sich im Frühling 1768 noch einmal nach Hamburg unter die lauernden Gläubiger; der nächste Winter sah dann die Gesellschaft wieder im kleinen Schloßtheater zu Hannover. Endlich, zu Ostern 1769 entschloß sich der gutherzige Ackermann, ohne daß er weiter auf seine Scheine bestanden hätte, den gekippten Karren wieder auf den Damm zu bringen. Die Hamburger nahmen ihren alten, jetzt in der Directionsführung von seinem großen Stiefsohn unterstützten Theaterhäuptling wohlwollend auf; Frau Hensel aber blieb, durch Charlotte Brandes ersetzt, ärgerlich in Hannover, und der verliebte S. ihr zur Seite. Er fand dort einen hülfreichen Freund an seinem Schwager Andreae, und einen Gönner am Statthalter des Königreichs Hannover, Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz, der aus Groll gegen Ackermann gern bereit war, diesem eine Concurrenz zu schaffen. Am 21. März 1769 wurde auf solche Art S. zum Directeur königlicher und churfürstlicher Teutscher Hof-Schauspieler ernannt. Außer der züchtigen Universitätstadt Göttingen durfte er mit diesem Privileg das ganze hannöversche und braunschweigische Land bereisen. Als dieses Hoftheater sich einigermaßen consolidirt hatte, trat als Hauptstütze auch Ekhof von Ackermann zu S. über; mit ihm und mehr als vierzig anderen Zugehörigen, darunter auch die Ehepaare Böck, Brandes, Koch, wurden die Vorstellungen am 4. September 1769 im Schloßtheater eröffnet. Sehr bald aber machte sich Frau Hensel bei den Residenzlern unmöglich und man mußte nach Lüneburg gehen. Nun begann ein unstätes, glückloses Wandern. Bald war Celle, bald wieder Hannover selbst, bald Lübeck, bald Osnabrück das Standquartier. In Hildesheim bot sich eine so unbedachte Bude, daß sich des Winters die Schneeflocken, des Frühlings die Sonnenstrahlen in die Action drängten. Im Hochsommer 1770 versuchte man es wieder einmal mit Hamburg, wo ein königliches Geschenk des zu Altona residirenden Christian VII. von Dänemark aus schwerer Noth half. Ein Jahr noch dauerte zwischen Schröder-Ackermann und S. dieser Wettstreit um die Herrschaft in Niedersachsen; zu beiderseitigem [780] Nachtheil. Im Frühjahr 1771 half die hannöversche Hofkasse mit einem Zuschuß von 1000 Thalern und gestattete ihm, sieben Monate des Jahres auch weiter im Reich Erwerb zu suchen. Auch Andreae sprang noch einmal bei, stellte jedoch die Bedingung, daß sein Schwager die Leitung an Ekhof abgebe. Das nahm Frau Hensel übel und ging nach Wien; sie wurde ersetzt durch Susanne Mecour aus Hamburg. Ekhof und S. aber wandten sich mit der Truppe nach Wetzlar, wo den Sommer über erfolgreich gespielt werden konnte. Gotter lieferte Prolog wie Epilog. Der Gießner Schmied kam häufiger herüber und ließ sich zu seiner Chronologie des deutschen Theaters anregen. Von hier drang der gute Ruf dieser Künstlerschaar nach Weimar zur Herzogin Anna Amalie; alsbald vermittelte sie ein Gastspiel, das im Herbst begann. Man verstand sich in der beginnenden Musenstadt so gut, daß an ein festeres Verhältniß gedacht wurde. Am 31. October nahm die Truppe aller Rechte und Pflichten ledig von Hannover für immer Abschied und räumte dieses Feld den Schröder-Ackermanns. Ekhof sollte ganz seiner ausübenden Kunst wiedergegeben werden und S. wurde als Director einer Weimarer Hofbühne auf drei Jahre engagirt. Die Herzogin hatte ihm einen wöchentlichen Zuschuß von 245 Thlrn. erwirkt. Das Wohlergehn des Freundes lockte auch Frau Hensel wieder von Wien zurück. In ihr verkörperte sich nach wie vor seine Theaterpassion. Beglückt reiste er der Geliebten, die sich kurz zuvor von ihrem „schlafmützigen“ Hensel hatte scheiden lassen, entgegen, und unterwegs, in Osmannstedt im November 1772 erhielt das alte Liebes- und Leidensverhältniß endlich den Segen der Kirche. Die berühmte, etwas fett und mutterhaft gewordene Heroine erschien in Weimar als „Seylerin“. Wieland, an den der „gute“ S. durch Lessing herzlichst empfohlen war, Musäus, Einsiedel, Bertuch nahmen persönlichen Antheil am Theater. Das durch Ballette und Operetten stark verrottete Repertoire belebte sich; wenn auch noch nicht durch Goethe’s Götz, so doch durch Wieland’s Alceste u. dgl. Und diese behaglichen Zustände hätte auch Goethe 1775 vorgefunden, wenn nicht der Brand des Schlosses am 6. Mai 1774 alles jäh zerstört hätte. Damals verlor auch der Schwager Andreae seinen Geldantheil. Anna Amalie aber empfahl die braven Künstler an den Nachbarhof in Gotha, wo die Vorstellungen bereits am 8. Juni begannen. Lessing’s große Werke waren nun die Glanznummern des Repertoires. Da Gotha allein nicht ausreichte, so zog man zu den Messen nach Leipzig, wo Döbbelin’s Concurrenz überwunden wurde. Von Leipzig aus lenkten sich Seyler’s Wünsche auf die kursächsische Residenz und nach dem durch Koch’s Tod soeben erledigten kursächsischen Privileg. Da diese Wünsche sich erfüllten, so erneuerte S. seinen Gothaer Vertrag nicht, sondern ging von Altenburg, wo man während eines Landtages gastirt hatte, im October 1775 sogleich nach Dresden. Winterüber spielte seine Gesellschaft nun auf der Neustadt in Linke’s Bad; während der Messen in Leipzig. Aber ohne Ekhof, ohne die Mecour, das Ehepaar Böck und manchen anderen. Von diesen allen schrieb der Gothaer Theaterenthusiast Reichard in seinem neuen, durch Ekhof damals angeregten Theaterkalender, daß sie Gothas gesittetes Parterre gegen das stürmische großer Städte nicht eintauschen wollten! In Leipzig lernte S. Goethe’s Jugendgenossen Klinger kennen, engagirte ihn für 500 Thaler bei freiem Tisch und Logis zum Theaterdichter, der wohl auch bei den Leitungsgeschäften aushalf, und führte sein Drama „In Sturm und Drang“, das der anbrechenden Geniezeit den Namen gegeben hat, zum ersten Mal über die Bühne. Dichter und Director blieben im besten persönlichen Einvernehmen. Noch am 3. April 1777 schrieb Klinger an einen Freund: „Mein Leben mit S. ist lieb, gut und geehrt, das glaub. Ein Mann nach unser beyder Herzen“. Freilich fand der junge Poet in der Seyler’schen Truppe eine „Psyche“, „bei [781] der er in mancher Nacht glücklich ist“. Auch unter den Schauspielern befanden sich drei Dichter, die für das Repertoire sorgten: Brandes, Großmann und H. F. Möller. Von ihnen blieb Brandes als Nachfolger Seyler’s in Dresden zurück, nachdem dieser sich bereits am 13. März 1777 von der Elbe verabschiedet hatte, um sein ferneres Glück am Rheine zu suchen. Der in Hamburg einst vereitelte Plan eines deutschen Nationaltheaters sollte sich nun, namentlich vom Dichter Schubart eifrig betrieben, in Mannheim verwirklichen. Wieder sollte S. Hand in Hand mit Lessing ans Werk treten. Der Kern der Seyler’schen Gesellschaft sollte mit Pensionsanspruch in festen Dienst genommen werden, S. selbst sollte die ökonomische Verwaltung haben. Aber Ränke der Hofcamarilla vereitelten das Unternehmen, und auch eine geheime Reise, die S. und Klinger im April nach Wolfenbüttel zu Lessing antraten, erreichte nur den Zweck, daß „der ehrliche Mann“ (so wird S. durch Lessing empfohlen) eine Abfindungssumme von 1000 Reichsthalern erhielt. Nun ging S., um wenigstens in der Nähe seiner Hoffnungen zu bleiben, nach Frankfurt, wo H. L. Wagner den allegorischen Prolog zur Eröffnung dichtete, und seine „Briefe, die Seyler’sche Schauspielergesellschaft betreffend“ schrieb, und nach Mainz und schlug sich während des Sommers rheinabwärts. In Köln löste er einen bankerotten Principal Dobler ab, dem er 100 Ducaten schenkte und dadurch „Thränen der Dankbarkeit“ erpreßte. Heinse und „die lieben Jacobis“ in Pempelfort waren eifrige Besucher seines Theaters, huldigten galant der Kunst seiner Frau und wurden ihm selber herzlich zugethan. Winterüber war S. wieder in Mainz, wo ihn Ende Februar 1778 Klinger in aller Freundschaft verließ. Von Mainz und Frankfurt aus unternahm S. mit seiner Truppe Sonntagsausflüge in das ersehnte Mannheim. So faßte er festern Boden, und nun war in Dalberg der rechte Mann gefunden, um Mannheim zur Theaterstadt ersten Ranges zu erheben. Er engagirte S. sammt seiner Truppe, die von Gotha her aus Ekhof’s Schule guten Zuwachs erhielt. S. übernahm die Leitung des ganzen Theaterwesens außer der Kasse, bestimmte das Repertoire und vertheilte die Rollen, stand aber unter der Oberaufsicht Dalberg’s. Die erste Vorstellung im neuen Regime fand am 7. Octbr. 1779 statt, und es folgten nun glückliche anderthalb Jahre in gesicherter Existenz. Madame S. bezog als Schauspielerin eine Gage von 1000 fl. S. führte Zucht und Ordnung ein, setzte gegen den Widerspruch hervorragender Schauspieler Theatergesetze durch, die noch heute allerorten Geltung haben, und bewahrte nach dem Zeugnisse Iffland’s seine feine, gründliche, nicht schonende, aber nie bittere Kritik: „Unverwandt beobachtend war sein Platz zwischen dem Proscenium in der ersten Coulisse. Es war Lob, Anfeuerung, Belohnung, wenn man ihn da ausdauern sah, ein warnender Tadel, wenn er seine Lorgnette einsteckte, eine Bestrafung, wenn er seinen Platz verließ.“ Schon standen um ihn die jungen Kräfte, deren Namen später die Räuberpremisre vereinigt hat: außer Iffland Boeck, Beck, Beil. Auch Brandes kam wieder und Zuccarini. Schröder’s Gastspiel regte mächtig an. Das Repertoire, das in Dresden durch Singspiele und Possen ziemlich verseicht war, erhob sich jetzt am Genius Shakespeare’s. War in Frankfurt noch Borchers als Lear verlacht und Hamlet als Farce betrachtet worden, so nisteten sich diese Dramen in Mannheim ein. Auch Richard III. kam hinzu und in H. L. Wagner’s Bearbeitung erschien Madame S. als Lady Macbeth. Daneben wagte sich der Clavigo Goethe’s hervor. Aber wie einst der Weimarer Schloßbrand S. verhinderte, Goethe’s Eintritt in Weimar noch mitzuerleben, so hinderte ihn jetzt ein anderes elementares Ereigniß, eine „Realunbilde“, in Mannheim den Eintritt Schiller’s auf das Theater mitzuerleben. Wieder stand seine Frau im Hintergrunde der verderblichen Begebenheiten. Sie fühlte sich von ihrer Schülerin Toscani beleidigt, und in der Wuth darüber [782] ohrfeigte S. am 3. Februar 1781 unter obscönen Redensarten die Dame. Er verfiel dadurch den von ihm selbst gegebenen Theatergesetzen, und schweren Herzens mußte Dalberg ihn „wegen unsittlicher Aufführung“ entlassen, nicht ohne ihm eine Pension auszuwirken.

Heimathlos näherte sich das Ehepaar nun wieder seinem alten Revier. S. setzte seine gebrochene Kraft an ein Theaterunternehmen in Schleswig und erschien zum Winter 1783/84 auch wieder in Hamburg, ohne das Publicum zu fesseln. Die Zeiten seiner Frau waren vorüber, und nur an vier Tagen, wo F. L. Schröder gastirte, gab es glänzende Einnahmen. Als dann Zuccarini die Direction übernahm, stieg S. am 12. Mai 1785 selbst in den Souffleurkasten. Bald war Schleswig wieder seine Zuflucht. Hier begrub er 1790 seine Liebe und sein Verhängniß: die Frau. 1798 fanden er und Frau Starke ein Asyl bei Schröder. Im Juni 1800 besuchte Schröder in Braunschweig Leisewitzens. Vater und Tochter waren ein ganzes Leben lang an einander vorbeigegangen. Den feinen nervösen Dichter, mit dem die eine, die grimme Komödiantin, mit der der andere verheirathet war, trennte eine Welt. Jetzt steckte Leisewitz heimlich seinem Gastfreunde zwei Louisd’or ein für die alte Aufwärterin, die in Rellingen den Schwiegervater betreut. Und Sophie schreibt am 23. Juni 1800 in Schröder’s Stammbuch die Worte: „Mir fiel das glückliche Loos, aus kindlicher Pflicht den Mann zu verehren, den Tausende nur bewundern dürfen.“ Und in seinem Tagebuch bemerkt Schröder: „Welch ein sanftes, gutes Weib ist Seyler’s Tochter! Sie weinte wohl drei Minuten an meinem Halse und dankte für ihren Vater.“ Für den nächsten Sommer ward ein Gegenbesuch in Rellingen verabredet. Aber Vater S. wartete das nicht mehr ab. „Er schwand unbemerkt dahin!“ sagt wehmüthig sein Versorger. Ein bewegtes Leben war zur Ruhe gebracht, und auf dem Grabstein könnte stehen, was sein Genosse Brandes von ihm urtheilt: „Er hatte alle erforderlichen Eigenschaften zu einem guten Director, Geschmack, Einsicht ins Schauspielwesen und anständiges Betragen gegen seine Schauspieler: nur zuviel Vorliebe für seine Frau.“ Und doch hätte ohne diese Frau die Theatergeschichte nie etwas vom guten Abel S. erfahren.

J. Chr. Brandes, Meine Lebensgeschichte. – (Chr. H. Schmied) Chronologie des deutschen Theaters 1775, S. 257 ff. – Wieland im Teutschen Merkur 1773. – A. W. Iffland, Meine theatralische Laufbahn. – Meyer, F. L. Schröder I, 148 ff.; II, 180 ff. – Herm. Uhde, Konrad Ekhof (Neuer Plutarch 1876, IV, 165–209). – F. L. Schmidt, Denkwürdigkeiten I, 244 ff. – (Blümner) Gesch. des Theaters in Leipzig, 1818, S. 188–196. – R. Prölß, Geschichte des Hoftheaters zu Dresden, 1878, S. 281 ff. – E. Menzel, Gesch. der Schauspielkunst in Frankfurt a. M. 1882, S. 341 ff. – Max Rieger, Klinger in der Sturm- und Drangperiode, 1880. – Erich Schmidt, H. L. Wagner, 2 1879. – Erich Schmidt, Lessing. – W. Koffka, Iffland und Dalberg, 1865. – Sämmtliche Schriften von J. A. Leisewitz, S. XXXI ff. Braunschweig 1838. – Gregor Kutschera, J. A. Leisewitz, S. 25 ff. Wien 1876. – Goedeke, Grundriß 2 IV, 315 u. 412 ff.

[778] *) Zu S. 119.