Verzeichniss der von Speck’schen Gemälde-Sammlung, Gemälde Nr. 90 bis 188
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Paul Rembrand van Ryn.
Die bejahrte Mutter des Künstlers im Brustbilde. Ihr Kopf ist mit einem dickwolligen Tuche, und ihre Stirn mit einer weissen Binde bedeckt. Sie scheint sich auf einen Stab zu stützen, auf welchem ihre beiden Hände ruhen.
A. van Ostade.
Conversations-Stück. Drei Bauern sitzen in einer Stube vor einem Tische, und spielen Triktrak. Einer derselben beobachtet, eine Pfeife Tabak rauchend, sehr aufmerksam seinen Gegner im Spiele, während der Dritte seine Pfeife stopft, und dieser Unterhaltung zusieht.
Rembrand van Ryn.
Eine bejahrte Matrone mit den edelsten Gesichtszügen, sitzt, den Kopf auf ihren linken Arm stützend, an einem Tische vor einem aufgeschlagenen Buche, und blickt, in ernstes Nachdenken versunken, gen Himmel. Auf dem, mit einem rothen Teppiche bedeckten Tische befinden sich noch mehrere Bücher, ein Schreibzeug, Leuchter u. s. w.
Dieses vortreffliche Bild befand sich sonst im Cabinet des Herrn Glüme, und wurde von Schmidt in Berlin radirt.
Salomon Ruysdaal,
Eine Landschaft. Rechts erblickt man mehrere Hütten unter Bäumen; im Mittelgrunde ist eine Frau beschäftigt, Wäsche zu trocknen, welche,[1] nach der trüben Luft zu urtheilen, kurz zuvor vom Regen getroffen wurde.
Salomon Ruysdaal brachte es im Landschaftmalen nicht zu der Vollkommenheit, wie sein Bruder Jacob; er ahmte mehr dem van Goyen u. A. nach.
Heinrich van Steenwick,
geb. 1550, gest. 1604.
Das Innere einer Gothischen Kirche in Nachtbeleuchtung. Zwei Kerzen brennen am Hochaltare, wo eben ein Kind getauft wurde, welches, begleitet von den Taufzeugen und der Dienerschaft, durch die Wärterin nach Hause getragen wird.
Steenwick war Schüler des Joh. de Vries, und zeichnete sich durch Architectur-Malerei aus. Seine Bilder sind gewöhnlich Nachtstücke, und fleissig ausgearbeitet; die Figuren darin sind meistens von Breughel und von van Tulden.
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Albert Kuyp,
geb. zu Dortrecht 1606.
Viehstück. In heisser Mittagsschwüle stehen und lagern mehrere Kühe und einige Schaafe am Rande eines klaren Wassers, welches mit einem, den Mittelgrund durchschneidenden Landsee zusammenzuhängen scheint. Auf einem Hügel erblickt man einen Meierhof, vor dem ein Reiter hält, und ganz im Hintergrunde ziehen sich auf der einen Seite längs dem Ufer des erwähnten Landsees duftige Berge hin; auf der andern aber gewahrt man über einem Gebüsche den Kirchthurm einer Stadt. Den Vorgrund bildet jenes Wasser, worin sich die am Ufer befindlichen Gegenstände abspiegeln.
Albert Kuyp war ein Schüler des Jacob Geerits. In seinen Gemälden stellte er Flüsse, Gebäude und Thiere dar, und wusste die Tageszeiten besonders kenntlich zu machen. Seine Färbung ist vortrefflich.
Gottfried Schalken,
geb. 1643 zu Dortrecht.
Eine heilige Familie. Maria (sitzend) hält ihr Kind mit der einen Hand, und ein Buch in der andern. Zur Rechten steht die heilige Anna und der kleine Johannes mit einer brennenden Kerze in der Hand. Joseph, hinter welchem ein Heiliger steht, zeigt kniend mit seiner rechten Hand auf das Buch der Maria.
Schalken war Schüler van Hoogstraeten’s und Gerard Douw’s. In kleinen Gemälden war er fast unnachahmlich; die Natur beobachtete er bis auf die geringste Kleinigkeit, verstand meisterhaft die Wirkung des Lichtes, vernachlässigte aber die Zeichnung, und traf keine gute Auswahl.
Caspar Netscher,
geb. zu Heidelberg 1639, gest. 1684.
Drei Kinder dieses Meisters bekränzen eine Statue mit Blumen.
Netscher war Schüler Gerhard Terburg’s und Douw’s. Er malte kleine Cabinetstücke und Porträts. Sein Geschmack im Zeichnen ist besser als bei Douw, und seine Ausarbeitung markig und verschmolzen. Die Falten seiner Gewänder sind gross, und letztere schön gewählt.
Auf Holz, 21 Zoll hoch, 17 Zoll breit. Mit dem Monogramm des Meisters. Von Bause und Geyser in Kupfer gestochen.
Johann van der Goyen,
geb. 1596, gest. 1656.
Eine holländische Gegend, durch deren Vorgrund ein breiter Fluss sich hinzieht; eine Fähre, mit einem zweispännigen Wagen und einigen Personen besetzt, kommt eben vom jenseitigen Ufer herüber. Eine Heerde Vieh weidet in der Nähe einer Windmühle, so wie man zur Linken eine Stadt[2] und mehrere andere Gebäude erblickt.
J. van der Goyen lebte zu Leyden, und war Schüler des Esaias van der Velde. In seinen Landschaften herrscht ein leichter Pinsel, welcher treu der Natur gefolgt ist.
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Aus Rembrands Schule.
Ein Philosoph mit langem Barte, in einen Mantel gehüllt, sitzt, den Kopf auf seine linke Hand stützend, an einem Tische, worauf mehrere Bücher und Papier-Rollen liegen. Im Hintergrunde des Zimmers befinden sich in einer Nische mehrere Attribute über Tod, Leben und Unsterblichkeit.
Jan van Loo.
Eine Landschaft mit einem Flusse, in dessen Nähe ein Mann über einen Steg geht. In der Ferne ragen Thürme über die, mit Bäumen bewachsenen Ufer hervor.
Ueber van Loo sind keine Nachrichten vorhanden.
Altdeutsche Schule.
Die Grablegung Christi. Um den Leichnam stehen Maria, Martha, Johannes und mehrere andere Personen, die seinen Tod beweinen. In der Ferne erblickt man die Anhöhe Golgotha und die Stadt Jerusalem.
Unbekannter italienischer Meister.
Die Mutter Gottes mit gefalteten Händen. Vor ihr liegt das Christuskind auf einem Kissen; im Hintergrunde gewahrt man eine felsige Landschaft.
Balthasar Denner,
geb. 1685 , gest. 1749.
Das Brustbild Jacob Denners mit einem langen Barte. Das Haupt ist mit einer Sammtmütze bedeckt. Dieser Denner war Prediger der Methodisten-Gemeinde zu Altona.
Balthasar Denner lebte in Hamburg, und malte anfänglich en miniature; später aber malte er abgelebte Männer- und Frauenköpfe in Oel, mit ausserordentlichem Fleisse und treuer Nachahmung der Natur.
Unbekannter Meister.
Altdeutsche Schule.
Ein Altarblatt, mit dem Monogramme 1511. Es besteht aus einem Hauptblatte und zwei Flügeln, die sich oben in einer Spitze endigen.
1) Das Hauptblatt stellt die Kreuzigung Christi mit den beiden Schächern dar. Maria steht mit dem jungen Johannes und mehreren Freunden und Freundinnen Jesu zunächst am Kreuze. Rechts befinden sich zwei Kriegsknechte, wovon der eine nach dem Heilande zeigt, während der andere diesen mit Erstaunen betrachtet. Den beiden Missethätern sind, nach damaligem Gebrauche, die Beine gebrochen: was bei dem,[3] für schon todt erkannten Jesus nicht geschah.
[27] 2) Auf der innern Seite des linken Flügels ist die Kreuztragung Christi abgebildet. Simon von Cyrene trägt ihm das Kreuz. Christus wird von vielem Volke zu Pferde und zu Fuss begleitet, und von einem der Henker misshandelt. Die Handlung geht nahe bei den Thoren von Jerusalem vor.
3) Auf der innern Seite des rechten[4] Flügels befinden sich Maria, Magdalena und noch eine dritte Frau, welche den, vom Kreuze genommenen Heiland einbalsamiren und in’s Grab legen. Unter einem Felsen erblickt man die Familiengruft des Joseph von Arimathia, worein Christus gelegt wurde; in der Ferne nimmt man die beiden Schacher am Kreuze wahr.
4) Auf der Aussenseite des linken Flügels ist der Sieg des Kaisers Constantin über Licinius (im Jahre 314) abgebildet. Ersteren verschaffte sich der Kaiser durch die,[5] zur damaligen Zeit schon sehr zahlreichen Christen, welche er durch das Vorgeben gewann: ihm sei im Traume ein Engel mit einem Kreuze erschienen, worauf die Worte gestanden hätten: „In hoc signo vinces (in diesem Zeichen wirst du siegen).
5) Auf der Aussenseite des rechten Flügels wird der Einzug Gottfried’s von Bouillon in Jerusalem 1099 dargestellt. Des Herzogs bescheidener Sinn weigerte sich, da in Pracht einzuziehen, wo der Heiland der Welt unter einer Dornenkrone geblutet hatte; daher sieht man ihn in einem weissen Hemde, barfuss das Kreuz vortragend, seinen Einzug in Jerusalem halten, begleitet von seinen Heerschaaren zu Fuss und zu Pferde. Auf den Zinnen von Jerusalem sieht man einen Engel mit einer Papier-Rolle, worauf folgende Worte stehen: „Passurus Solyma venit portatus asello, indomito Christus non phaleratus equo“ (d. i. um zu leiden kam Christus nach Salem, getragen von einem Esel, nicht geschmückt auf einem unbändigen Rosse).
Ferdinand Bol,
geb. 1610, gest. 1681.
Ein holländischer Bürgermeister, schwarz gekleidet, den Kopf mit einem Hute bedeckt. Mit der linken Hand stützt er sich auf ein purpurfarbenes Kissen.
Bol war Rembrand’s Schüler, und ahmte dessen Manier nach. Seine Bildnisse können, sowohl in Ansehung des Colorits, als der Kraft, mit den Werken seines Lehrers verglichen werden.
Johann David de Heem,
geb. zu Utrecht 1604, gest. 1674.
Blumenstück, äusserst fleissig ausgeführt. Die Blumen sind in einer Glas-Vase geschmackvoll gruppirt; es befinden sich Mais, Schoten, Stachelbeeren u. s. w. mit darunter, so wie mehrere Insecten.
J. D. de Heem war Schüler seines Vaters David de Heem. Frisches Colorit und treue Nachahmung der Natur zeichnen ihn besonders aus. Das Matte und Durchsichtige der Früchte und Blumen wusste er bis zur Täuschung nachzuahmen.
Johann David de Heem.
Fruchtstück. Auf einem, mit einer grünen Decke bekleideten Tische steht ein Glas mit Wein und eine Schüssel mit Krebsen.
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Abraham Bloemaert,
starb 1647 zu Utrecht.
Kniestück. Ein Mann, welcher in der rechten Hand einen Hering, in der linken einen Krug hält.
Bloemaert copirte in seiner Jugend die Zeichnungen des Franz Floris, bildete sich aber mehr durch eigenes Genie, als durch empfangenen Unterricht, zu einem tüchtigen Maler.
Auf Leinwand, 28 Zoll hoch, 23 Zoll breit. Von P. Viel in Kupfer gestochen.
P. Paul Rubens.
Eine Landschaft. An einem, mit kraftvollen Bäumen bewachsenen Berghügel hütet ein Schäfer, auf seinen Stab gelehnt, seine Heerde. Jenseits des Flusses sieht man im Gebüsche eine Strohhütte, welche eine Frau verlassen hat, um mit ihrem Hunde in den nahen Wald zu gehen. Die Bäume, so wie die durchsichtigen Erdmassen längs den Ufern, sind meisterhaft behandelt.
Gerhard Honthorst.
Ein Mädchen in spanischer Kleidung mit weitem Faltenwurfe, einen mit Federn gezierten Turban auf dem Kopfe tragend, stimmt mit lächelnder Miene ihre Guitarre.
Gerhard Honthorst.
Ein junger Violinspieler, mit lachender Miene, vor einem Tische, worauf ein brennendes Licht steht. Er trägt einen mit Federn geschmückten Hut und eine weisse Halskrause.
Dies Gemälde ist das Seitenstück zu dem vorigen, und gleichfalls auf Leinwand. 33 Z. hoch, 27 Z. breit.
Jacob Ruisdaal.
Eine Landschaft. Auf dem felsigen Abhange eines Berges sieht man unter einer grossen, üppigen Baumgruppe einige Trümmer alten Gemäuers; drei Schaafe weiden daselbst, und ein Mann steigt über ein Stück Mauer herab. Auf der linken Seite des Bildes, jenseit eines hinabführenden Weges, erheben sich wieder hohe Gründe mit reichen Baumpartien. Ueber dieselben hinaus blickt man in eine hügelige, von einem Strome durchschnittene Ferne.
Abraham Mignon, geb. 1604, gest. 1679 zu Wetzlar.
Fruchtstück. In einem Korbe liegt eine Melone nebst mehreren andern Früchten, worunter sich besonders die Weintrauben auszeichnen.
Mignon war Maler zu Frankfurt a. M., und Schüler des Joh. Dav. de Heem. Seine Werke zeichnen sich durch schöne Auswahl, sinnreiche Zusammenstellung und treffliches Colorit aus.
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Rachel Ruysch,
geb. zu Amsterdam 1664, gest. 1750.
Blumenstück. Auf einer Marmortafel steht eine mit den schönsten Blumen gefüllte Glasvase, neben welcher mehrere Pfirsiche, Apricosen,[6] Zellernüsse und blaue Weintrauben liegen.
Rachel Ruysch war Schülerin des Wilhelm van Aelst, und wurde 1706 nach Düsseldorf an den Hof berufen. Ihre Blumenstücke sind schön componirt, von vieler Kraft, und angenehmem Colorit.
Cornelius de Heem.
Fruchtstück. Auf einem, mit blauem Sammet bekleideten Tische erblickt man Pfirsiche, Melonen, Marillen, Weintrauben und ein Glas Wein.
Cornelius de Heem, Sohn des Joh. de Heem, machte sich fast eben so berühmt als sein Vater. Das Matte, Polirte und Durchsichtige seiner Crystall- und Silber-Gefässe wusste er täuschend vorzustellen.
Bartholomaeus Manfredi,
gest. 1615 zu Rom.
Ein Concert. Mehrere Männer und Frauen (in Lebensgrösse) führen auf verschiedenen Instrumenten ein Concert auf. Einige von ihnen begleiten die Instrumente mit Gesang.
Manfredi empfing 1590 bei Circignano Unterricht, und folgte der Manier des Michel Angelo da Carravaggio. Gewöhnlich malte er Musik- und Soldaten-Gesellschaften.
Johann Lingelbach.
Ein Seehafen, wo eben Soldaten eingeschifft werden, mit schöner Architektur und reichhaltiger Staffage.
Johann Weenix.
Conversationsstück. In einem Garten hat sich bei einem Standbilde eine Gesellschaft niedergelassen, worunter sich eine junge Dame in blauem Gewande auszeichnet, welche, die Laute spielend, vor ihrer Freundin und einem, am Boden lagernden Herrn steht, dessen Kopf im Schoosse der Letzteren ruht. Die übrige Gesellschaft unterhält sich mit Musik und Gesang, während ein Mädchen und ein Diener Wasser aus dem nahen Brunnen schöpfen.
Arthur van der Neer,
geb. 1619, gest. 1683.
Eine Landschaft im Mondscheine. Man erblickt in der Ferne eine Stadt, welche der Mond beleuchtet, dessen Wiederschein sich im Wasser des Vorgrundes spiegelt.
A. van der Neer’s Nachtstücke sind ausgezeichnet schön, und besonders glücklich war er in Beleuchtung derselben. Seine Winterlandschaften und Feuersbrünste sind nicht minder zu schätzen.
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Johann Asselyn,
genannt Crabetie, geb. 1610, gest. zu Amsterdam 1660.
Eine Landschaft. Im Vorgrunde ist nahe bei einer Ruine ein Jäger vom Pferde gestiegen, um seinen Durst aus einem Bache zu löschen, worin er sein Ross durch einen Knaben tränken lässt. In der Ferne gewahrt man zwei andere Personen mit mehreren Jagdhunden.
Asselyn war Schüler Johann Miel’s, und sehr geschickt in Schlachtstücken, Thierstücken und kleinern Historienbildern. In Rom hatte er häufigen Umgang mit Peter van Laar, genannt Bamboccio, dessen Manier er nachahmte.
Melchior Hondeköter,
geb. 1585.
Ein Hühnerstück. In der Nähe eines Gebüsches sieht man eine weisse Henne ihre Küchlein verbergen; ein schön gefiederter Hahn steht neben ihr; in der Ferne erblickt man noch anderes Geflügel.
Hondekoeter malte meistens lebendige Vögel; besonders schön ahmte er die Federn nach. Er übertraf fast alle seine Vorgänger.
Johann Wynants,
geb. 1600.
Eine Landschaft. Ein mit zwei Bäumen und Gebüsch bewachsener Hügel stellt sich hier dar; auf der vorbeiführenden Landstrasse wandert ein Bauer, welchem ein Hund vorausläuft; und eine hügelige Ferne schliesset das Bild.
Wynants wird für Wouwerman’s Lehrmeister gehalten. Leichter Pinsel, richtige Behandlung des Lichts und schöne Lüfte zeichnen seine Landschaften aus; die darin angebrachten Figuren sind von Ostade, Lingelbach, van Fulden und A. van der Velde gefertigt.
Thomas Wyck,
geb. zu Harlem 1616, gest. 1686.
Ein Seehafen und Marktplatz, mit Architektur und Statuen geziert. Auf dem Marktplatze werden Früchte feil gehalten.
Wyck malte Seehäfen, Märkte und Seiltänzergruppen. Der Ton seiner Gemälde ist warm, und die Farben sind stark aufgetragen.
J. B. Cima da Conegliano,
lebte um 1517.
Madonna mit dem Kinde, von Johannes und Hieronymus umgeben. Einige Charaktere und Conturen, vorzüglich die des Johannes und Hieronymus, zeigen schon den sich regenden Geist des wahren grossen Styls, den Conegliano sich in so hohem Grade zu eigen zu machen wusste.
Conegliano war der erste Meister zu Venedig, welcher der Manier des Johann Bellini folgte, der sein erster Lehrmeister gewesen ist.
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Albert Kuyp.
Eine Landschaft. Am Ufer der See erblickt man rechts auf den Anhöhen Dörfer und fruchtbare Gegenden. Zur Linken segeln Schiffe, die, von der Abendsonne beleuchtet, einen schönen Anblick gewähren. Im Vorgrunde befinden sich sechs Kühe, theils liegend, theils stehend; ein Mädchen ist beschäftigt, sie zu melken.
Johann Heinrich Roos,
geb. zu Ottendorf 1631, gest. 1685.
Viehstück. Rechts in weiter Ferne wird eine Heerde Vieh durchs Wasser getrieben. Im Mittelgrunde, unweit einer Ruine, ruhen eine Kuh, zwei Schaafe und eine Ziege; vor ihnen steht ein schöner, brauner Stier. Zur Linken erblickt man noch vier Schaafe, deren Hirtin nicht fern davon auf einer Anhöhe sitzt und näht. Weiterhin steht ein Hirt, welcher seinem Hunde ein Stück Brod zeigt. Den Hintergrund schliessen Ruinen und ein Baum.
Roos that sich besonders in Landschaften mit Pferden, Schaafen, Ziegen u. s. w. hervor, welche Thiere in den verschiedenartigsten Stellungen richtig und mit Geschmack gezeichnet sind.
Albert van der Poel.
Eine nächtliche Feuersbrunst in einem Dorfe. Die Kirche, welche zur Rechten mit dem in der Mitte brennenden Gebäude zusammenhängt, scheint von feindlichen Soldaten, die man unter dem hinzugelaufenen Volke erblickt, in Brand gesteckt worden zu seyn. Der Haufe drängt sich nach dem Vorgrunde, und ladet die geretteten Sachen auf Wagen. Rechts gewahrt man eine Brücke, nach welcher sich feindliche Truppen hinbewegen.
A. van der Poel folgte Tenniers und Brouwers Manier, und war sehr glücklich in der Abbildung von Feuersbrünsten und Bauernstücken. Seine Ausarbeitung ist fleissig, voll Feuer und Leichtigkeit.
Peter de Hooghe,
geb. zu Utrecht 1643.
Conversationsstück. An einem Tische in der Nähe des Fensters sitzt eine Frau, welche Aepfel schält, und vom Kamine her kommt eine Wärterin, ein Kind am Leitbande führend. Am Fenster steht ein zweiter Tisch, mit einem wollenen Teppiche bedeckt, worauf ein Krug und ein Glas stehen. Das Ganze wird von starkem Tageslicht beleuchtet.
P. de Hooghe war Schüler N. Berghem’s, malte aber später im Geschmack des Metzu, Coques und Slingeland, die er in grossen Licht- und Schattenpartien noch übertraf, deren treffliche Ausarbeitung er jedoch nicht erreichen konnte.
Seine Zeichnung ist richtig und geschmackvoll, und das Colorit natürlich und kräftig. Die Kleidung seiner Figuren ist geschmackvoll und nach der Mode der Zeit.
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Johann von Hugtenburg,
geb. zu Harlem 1646, gest. 1733 zu Amsterdam.
Schlachtstück. Ein hitziges Gefecht zwischen Cavallerie und Infanterie in der Nähe einer Stadt. Im Vorgrunde liegen mehrere verwundete und todte Soldaten und Pferde. Rechts auf einer Anhöhe befindet sich der Befehlshaber zu Pferde.
Hugtenburg war Schüler des Johann Wyck, folgte aber Philipp Wouwerman’s Manier, dem er sehr nahe kam. Er besass eine feurige Phantasie, und kannte den Ausdruck, welchen Schmerz, Verzweiflung, Wuth und Furcht hervorbringen, vollkommen. Sein Colorit ist kräftig, und seine Zeichnung richtig.
Johann van Steen,
geb. 1636 zu Leyden, gest. 1689.
Bauernstück.[7] In einer Gaststube sind zwei Bauern, wahrscheinlich über dem Kartenspiele, in Wortwechsel gerathen. Der Eine scheint so sehr vom Zorne hingerissen zu seyn, dass er, alle Besonnenheit verlierend, ein Messer ergriffen hat, um seinem ziemlich ruhigen Gegner damit zu Leibe zu gehen, woran er aber durch den Wirth (wahrscheinlich Joh. v. Steen selbst) verhindert wird, welcher ihn von hinten umschlingt, und aus allen Kräften lacht, während ein Andrer, ebenfalls lachend, herbeieilt, um den Zornigen zu beruhigen. Sein Gegner hält einen Krug in der Hand, den er zu leeren im Begriffe steht, und ahmt des Zornigen Geberde dabei nach. An demselben Tische sitzt noch in unbeschreiblicher Ruhe ein phlegmatischer, dicker Biertrinker, der mit behaglichem Lächeln seine Pfeife raucht. Im Hintergrunde des Zimmers stehen noch einige Bauern am Kamine. Auf dem Boden liegen Karte und Schiefertafel zerstreut umher.
Joh. van Steen war Brouwer’s und van Goyen’s Schüler. Er hatte ein Wirthshaus, und lebte liederlich, malte aber vortreffliche Gemälde, wobei ihm sein ungemeines Genie zu Statten kam. Seine Zeichnung ist correct, sein Colorit ausgezeichnet schön; und Wenige verstanden so, wie er, die Figuren zu beleben.
A. de Lorme,
lebte um 1660 zu Rotterdam.
Eine gothische Kirche in Silberton gemalt. Am Haupteingange der Kirche unterhalten sich zwei Männer. In der Mitte des Vorgrundes steht ein Herr mit seinem Hunde, gegen die Emporkirche gewandt. Die durch die Fenster fallenden Sonnenstrahlen bringen eine angenehme Täuschung hervor.
A. de Lorme’s meiste Bilder stellen das Innere der Kirchen seiner Geburtsstadt vor.
Johann Kupetzky,
geb. 1667 zu Pösing, gest. zu Nürnberg 1740.
Das Bildniss dieses Künstlers. Er ist stehend, mit einer Guitarre in den Händen, abgebildet; hinter ihm steht auf einer Staffelei das Portrait Peters I.
Kupetzky lernte bei Claus, der in Wien arbeitete. Später ging er nach Italien, wo ihn Hunger und Armuth drückten. Nach zwei und zwanzig Jahren kehrte er nach Wien zurück, und wurde 1717 nach Carlsbad berufen, um daselbst das Bildniss Peter des Grossen zu fertigen. Seine Gemälde haben Kraft, und sind zart und geistvoll behandelt.
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Joh. Paul Pannini,
geb. zu Piacenza 1691, gest. 1745.
Ruinen im römischen Style. Auf den herumliegenden Gesimsen und Säulenstücken sitzen Arbeiter und Soldaten. In der Mitte erhebt sich eine grosse, noch wohl erhaltene Pyramide.
Pannini war Schüler des Benedict Lutti. Seine Architektur hat angenehmes Colorit, ist geistreich und markig, im Geschmacke des Salvator Rosa ausgearbeitet.
Joh. Paul Pannini.
Architektur. Bei Ruinen jonischer Ordnung, und herumliegenden Gesimsen und Säulentrümmern, steht ein runder Tempel korinthischer Ordnung, dessen Mitte das Thor des Titus bildet; zur Linken steht eine grosse, mit Basreliefs gezierte Vase. Diess Bild ist Nebenstück zum vorigen.
Andreas Both,
geb. 1609, gest. zu Venedig 1650.
Eine Bauerstube. [8] Zwei Bauern vergnügen sich beim Bretspiele. Einer der Spielenden kann sich vom Wurfe des Andern nicht überzeugen; ein Dritter scheint ihm jedoch lächelnd die Richtigkeit der Sache zu bestätigen. Ebendasselbe thut auch das, mit einer Kanne in den Händen dabeistehende Mädchen. Andere Bauern sitzen am Kamine und rauchen.
Both war Schüler A. Bloemaerts, und malte später in Peter van Laers Manier Figuren und Thiere. Er hatte das Unglück, zu Venedig in einem Canale zu ertrinken.
Cornelius du Sart,
geb. 1665, gest. 1704.
Bauernstück. [9] Das Innere einer Holländischen Gaststube, worin sich Bauern theils mit Bretspielen, theils mit Tabakrauchen die Zeit verkürzen.
C. du Sart war einer der besten Schüler von Adrian van Ostade und malte in dessen Manier Bauerngesellschaften, Quacksalber u. s. w.
Franz van Mieris,
geb. 1635, gest. 1681.
Familienstück. Die von einer Zigeunerin zurückgeführte Tochter des Hauses bittet die Mutter um Verzeihung des begangenen Fehlers; diese sitzt an einem Tische, und stützt sich auf den linken Ellbogen, in der rechten Hand ein Tuch haltend. Sie wirft einen zärtlichen Blick auf ihre Tochter, während die strenge Miene des, im Hintergrunde stehenden Mannes, dessen Haupt ein Hut mit weissen Federn bedeckt, den Vater vermuthen lässt. Ein türkischer Teppich, ein Hund, welcher sich des Wiedersehens seiner jungen Gebieterin freut, und verschiedene andere Nebensachen tragen zur Verschönerung des Ganzen bei.
F. van Mieris war Schüler des Gerard Douw, den er im Geschmacke, in richtiger Zeichnung und schöner Composition übertraf. Seine unordentliche Lebensweise brachte ihn in Schulden und endlich ins Gefängniss.
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David Tenier der Jüngere,
geb. 1610, gest. 1694.
Eine Landschaft. Vor einer, auf einem hohen Felsen gelegenen Bauerhütte wahrsagt eine Zigeunerin einem Wanderer; neben ihr sitzt eine zweite, vor welcher ein Bauer, auf seinen Stock gestützt, steht.
Tenier war Schüler seines Vaters und des Adrian Brouwer. Seine Lüfte und sein helles Colorit sind vortrefflich, der Baumschlag ist leicht, und die Figuren haben Charakter und Leben. Sein Kupferwerk „Theatrum Pictorium“ ist sehr gesucht.
Friedrich Moucheron,
geb. zu Emden 1633, gest. 1686 zu Amsterdam.
Eine Landschaft. Die aufgehende Sonne erleuchtet nur schwach einen Theil des Vorgrundes. Links kommt eine Heerde Schaafe und Kühe, und ein Pferd, auf dem ein Mädchen sitzt, welches die Schalmei bläst; nebenher geht ein Hirt mit seinem Hunde. Rechts erblickt man einen abgebrochenen Baumstamm, in weiter Ferne aber in Nebel gehüllte Gebirge. Die schöne Staffage ist von Adrian v. d. Velde.
Moucheron war Schüler Joh. Asselyn’s, und ging später nach Paris. Die Lüfte seiner Landschaften sind schön und abwechselnd.
Wilhelm van Aelst,
gest. 1675 zu Amsterdam.
Fruchtstück. Auf einem, mit einem Teppiche bedeckten Marmortische liegen Nüsse, zwei Pfirsiche und Brod; daneben steht ein Glas, aus welchem eine Citronenschale herabhängt. Eine grosse blaue Weintraube hängt über den Tisch herunter, und den Weinranken und Blättern, welche das Ganze schön gruppiren, nähern sich zwei Schmetterlinge.
W. v. Aelst war Schüler des Evert van Aelst, welchen er übertraf. Seine Blumen und Früchte, besonders Trauben, sind sehr täuschend, und schön colorirt.
Johann Victor.
Ein Marktschreier. Ein Zahnarzt nimmt einem Mädchen einen Zahn aus; seine Frau steht vor einem Tische und bietet den Zuschauern Arcana an; ein Harlekin spielt daneben die Violine und unterhält das Publikum durch Possen und komische Geberden. Die Scene ist auf der Strasse, in der Nähe eines Hauses.
Victor war des Rubens Schüler, und malte gewöhnlich historische Gegenstände. Sein Colorit ist etwas frostig.
Joseph Vernet,
geb. 1712 zu Avignon, gest. 1786 zu Paris.
Seestück. Eben geht die Sonne auf, und Nebel bedeckt noch den nahgelegenen Felsen Terracina und den alten Hafen an der Strasse nach Neapel.
Vernet war Manglard’s Schüler, und zeichnete sich vorzüglich in Seestücken aus. In Rom und Neapel hat er viele und vortreffliche Kunstwerke gefertigt.
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Nicolas Berghem,
geb. 1624, gest. 1683 zu Harlem.
Viehstück. In einer bergigen Landschaft weiden sechs Kühe, wovon zwei sich gelagert haben. An die Kuh, welche auf der Anhöhe steht, hat sich der Hirt, mit seinem Stabe in der Hand, gelehnt.
Berghem war Schüler des J. v. Goyen und J. B. Weenix. In Thieren, Landschaften und Figuren war er der beste Maler seiner Zeit, und Niemand hat ihn im Colorit und in Vertheilung von Licht und Schatten übertroffen. Seine Figuren und Thiere sind richtig gezeichnet, gut colorirt, und fleissig ausgearbeitet.
Peter van Slinglandt,
gest. 1691.
Ein junges Mädchen spielt die Guitarre. Sie sitzt auf einem grünen Lehnstuhle, und auf ihrem Schoosse liegt ein Notenbuch.
P. van Slinglandt war Schüler G. Douw’s. Durch zu grossen Fleiss wurden seine Gemälde oft etwas steif und gezwungen; seine Composition aber ist gut, und Licht und Schatten wusste er trefflich zu behandeln.
Jacob van der Does,
geb. 1623, gest. 1673.
Viehstück. Eine Heerde Schaafe und Ziegen weidet vor einer alten Strohhütte; und der Hirt geht mit seinem Knaben und einer Kuh nach einem in der Nähe stehenden Baume.
J. van der Does lebte zu Amsterdam, und hielt sich später einige Zeit zu Rom auf. Sein Colorit ist bräunlich und etwas finster. Vortrefflich sind seine Landschaften und Thiere, besonders Schaafe und Ziegen.
Sebastian Bourdon,
geb. zu Montpellier 1616, gest. 1671.
Eine heilige Familie. In einer heroischen Landschaft sitzt, von vielen Engeln umgeben, eine heilige Familie; Einige der Engel führen dem kleinen Johannes, welcher sich mit Anna kniend im Vorgrunde befindet, das Lamm zu. Im Hintergrunde zur Linken hat sich Joseph unter einen Palmbaum niedergelassen, und liest in einem Buche.
Bourdon studirte seine Kunst in Rom. Er besass eine feurige Phantasie und grosse Fertigkeit. Seine Pinselstriche sind leicht, und seine Composition sinnreich, verbunden mit einem lebendigen Colorit.
Philipp Wouwermans,
geb. zu Harlem 1620, gest. 1668.
Landschaft. In einer bergigen Landschaft mit mehreren Gebäuden sieht man Reisende zu Fuss und zu Pferde über einen Bach setzen, während Schiffer beschäftigt sind, einen Kahn und Holzflösse an das jenseitige Ufer zu bringen.
Phil. Wouwermans war ein Schüler seines Vaters Paul und Job. Wynants. Seine Figuren und Pferde sind meisterhaft gezeichnet, herrlich colorirt und ungemein zart ausgeführt; seine Fernungen, Lüfte, Bäume und Pflanzen sind treue Nachahmungen der Natur.
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Heinrich van Vliet,
geb. zu Delft 1585.
Das Innere einer Kirche, in gothischem Geschmacke erbaut, mit reicher Staffage. Links windet sich eine Treppe um eine Säule nach der Kanzel zu. Rechts spricht ein Herr mit einem Todtengräber, welcher beschäftigt ist, ein Grab zu öffnen, und in einiger Entfernung stehen mehrere Personen vor einem Denkmale.
H. van Vliet malte früher historische Gegenstände, Mondscheine und Perspectiven, später aber Bildnisse, worin ihn Mirevelt unterrichtete; und anstatt dass er zuvor perspectivische Darstellungen des Inneren der Kirchen mit kleinen, zierlichen Figuren, nach Emanuel de Wit’s Manier, sehr meisterhaft malte, fertigte er, um schnelleren Gewinnes willen, nun mittelmässige Portraits.
Georg van Son,
geb. zu Antwerpen 1661, gest. zu London 1702.
Fruchtstück. Auf einem, mit grünem Zeuge bedeckten Tische erblickt man Austern, ein Salzfass, blaue Weintrauben und einen grossen Krug.
G. van Son war ein vortrefflicher Frucht- und Blumenmaler. Sein Pinsel ist leicht und fest, und seine Compositionen sind wohl überlegt.
Joh. Peter Gillemanns,
geb. zu Antwerpen im 17ten Jahrhundert.
Fruchtstück. Austern, Krebse, Musikalien, silberne und goldene Geschirre, sehr täuschend dargestellt und sinnreich gruppirt.
Gillemanns ging 1713 nach Amsterdam, wo er gleich im ersten Jahre bei dichtem Nebel in einem Canale verunglückte. Die Früchte und Blumen, welche man in den Gemälden des Maas, Eykens, Rysbraeck u. A. findet, sind fast alle von seiner Hand.
Joh. Paul Pannini.
Ruinen. Basreliefs zerbrochener Säulen und Friese bedecken den Boden, und unter einem verfallenen Portale, in der Nähe eines Bassins, gewahrt man vier Personen.
Paul Rembrand van Ryn.
Portrait eines alten Mannes mit kahlem Kopfe, langem Barte und einem dunkelbraunen Mantel bekleidet.
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Johann Lingelbach.
Seehafen. Im Vorgrunde sind mehrere Personen beschäftigt, Kisten u. s. w. an’s Land zu bringen. Von der Linken her kommt ein Herr mit einer Dame, denen ein Diener einen rothen Mantel nachträgt. Weiterhin sieht man eine Brücke, die zu einer Bergfestung führt, rechts die hohe, mit Schiffen bedeckte See. Das Ganze ist von mehr als 26 Figuren belebt.
Joh. David de Heem.
Fruchtstück. Die vorzüglichsten Gegenstände darauf sind: ein gesottener Seekrebs, ein Teller von chinesischem Porzellan; auf diesem liegen Pfirsiche, Aprikosen, Trauben und Kirschen, umgeben von noch anderen Früchten, unter denen eine angeschälte Citrone und einige Weizenähren sich besonders auszeichnen. Das Ganze umflattern verschiedene Insecten. In diesem Gemälde waltet, ungeachtet der verschiedenartigen Gegenstände, die schönste Haltung.
Johann van Steen.
Eine Bauerfamilie. In einer Stube sitzt ein Bauer mit seiner Familie um ein bedecktes Fass bei der Mittagsmahlzeit. Betend hält er seine wollene Mütze, so wie der Sohn seinen Hut, in beiden Händen. Die Mutter hat einen kleinen Knaben auf dem Schoosse, dessen Händchen sie zusammenfügt, um das Gebet ihn, wenn auch jetzt nur mechanisch, zu lehren.
Joh. Heinrich Roos.
Viehstück. Im Vorgrunde einer felsigen Gegend steht eine weiss- und gelbgefleckte Kuh mit den Hinterfüssen in klarem Wasser, worin sich ihre Gestalt abspiegelt; neben derselben steht ein Widder, und nicht weit davon sucht ein Geissbock seine Nahrung. Unweit dieser Thiere liegen mehrere Schaafe beisammen, und andere sind tiefer in die Landschaft eingedrungen. Auf einem Felsenstücke spielt die Hirtin mit ihrem Hunde.
Locatelli,
gest. 1741.
Landschaft. Zwei Männer sammeln unter Bäumen das kleingeschlagene Holz in Bündel; zu ihnen tritt ein Weib mit einem Korbe am Arme. In der Ferne erblickt man einen Thurm und Gebirge, so wie eine Heerde Schaafe, welche ihrem Hirten nach einem Flusse folgt.
Locatelli war Landschaftsmaler zu Rom, und lebte ungeachtet seiner Geschicklichkeit in Armuth. Sein Colorit ist angenehm, sein Pinsel fest und seine Bäume sind schön belaubt.
[38]
Arthur van der Neer.
Winterlandschaft. Eine zahlreiche Gesellschaft von Männern und Frauen vergnügt sich, in der Nähe einer Stadt, durch Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren auf einem grossen Canale[10]. Beide Ufer sind mit Bäumen und Häusern besetzt.
Carl Maratt,
gest. zu Rom 1713.
Die Mutter Gottes in halber Lebensgrösse, das Haupt in ein hellblaues Gewand gehüllt. Ihr Blick ist nach Oben gerichtet, wo Engel schweben und das Kind Jesus betrachten, welches, mit einem kleinen Kreuze auf der Brust, auf einem Kissen im Schoosse der Maria ruht, die es eben mit einem weissen Tuche bedecken will.
Maratt war Schüler des Andreas Sacchi, und bildete sich durch das Studiren der Werke Raphael’s, Guido’s und der Caracci, eine eigene Manier, die ihm viel Ruhm erwarb. In seinen Köpfen wusste er das Edle mit der Einfalt zu verbinden, und seine grösste Kunst bestand in Marienbildern.
Philipp Loutherbourg.
Seestück. Ein Schiff wird auf sturmbewegter See gegen einen Felsen geschleudert. Einige Matrosen suchen sich auf einem Boote zu retten, während rechts ein zweites, mit Menschen angefülltes, sich zwischen Felsenklippen umhertreibt. Schon haben die Wellen einen Leichnam an den Strand gespült.
Loutherbourg war ein Schüler Casanova’s. Seine Zusammenstellungen sind sinnreich, und Ausarbeitung, so wie Colorit, kräftig. Einige Zeit arbeitete er mit vielem Beifall in England; mehrere seiner Werke hat er geätzt.
Bartholome Murillo.
Die Jungfrau Maria in Lebensgrösse, auf einem rothen Polster sitzend; neben ihr steht auf einem Tische eine kleine Krystall-Vase mit zwei rothen Nelken. Sie blickt mit gefalteten Händen gen Himmel, von dem herab der heilige Geist auf sie herniederschwebt. Zu ihren Füssen stellt ein Korb, in welchem ein weisser Schleier und eine Scheere sich befinden.
Theodor van Bergen,
lebte um 1680 zu Harlem.
Landschaft. Im Vorgrunde weiden bei einer Brücke fünf Kühe mit einigen Schafen. Die Aussicht zur Rechten ist durch eine Ruine geschlossen, bei welcher der Hirt mit einem Mädchen scherzt, und aus der Ferne von zwei Knaben beobachtet wird.
Obgleich dieses Gemälde mit dem Namen A. v. d. Velde 1659 bezeichnet ist, und dafür vom vorigen Besitzer erkannt wurde: so scheint es doch vielmehr von T. van Bergen zu seyn, indem es ganz die hier sogleich folgenden Eigenthümlichkeiten des letztern Meisters vereinigt.
[39] T. van Bergen war Schüler des A. v. d. Velde, und malte Kühe, Schafe, kleine Figuren und Landschaften mit glühenderem und hellerem Colorit, als sein Lehrmeister; allein er stand ihm in der Behandlung des Baumschlages und in der Ausführung des Ganzen nach.
Johann de Valdes,
gest. 1691, 60 Jahre alt.
Der heilige Bruno, Abt der Cisterzienser, sitzt in einer Landschaft unter einem Baume, und dictirt einem Laienbruder. In ihrer Nähe regnet es, ohne dass sie davon getroffen und in ihrer Beschäftigung gestört werden. Dieses Bild ist wohl eins mit von den ausgezeichnetsten, welches die Spanische Schule hervorgebracht hat.
J. de Valdes war Maler, Bildhauer und Baumeister zu Sevilla, und Director der dasigen Akademie. Eigenes Genie lehrte ihm jene Künste, und obwohl seine Werke in keinem Stücke den Arbeiten andrer Meister gleichen: so haben sie doch alle Schönheiten derselben. Seine Gemälde zeichnen sich durch schönes Colorit, reiche Composition, correcte Zeichnung, Geschmack, edle Gedanken und Ausdruck der Leidenschaften aus.
Wilhelm Kobel,
geb. 1766 zu Mannheim.
Thierstück. In einem Gewittersturme reitet ein Knabe ein Paar Pferde aus der Schwemme. W. Kobel war Schüler seines Vaters Ferdinand Kobel.
J. L. E. Morgenstern,
lebte in Frankfurt a. M.
Das Innere einer gothischen Kirche in Tagbeleuchtung, mit vielen Figuren staffirt. Perspective und Abstufung des Lichts sind mit Kunst und Kenntniss behandelt.
J. L. E. Morgenstern.
Das Innere einer gothischen Kirche in Nachtbeleuchtung, ein Gegenstück zu dem vorigen.
Philipp Hackert,
geb. zu Prenzlau 1737.
Eine ländliche Gegend bei Neapel. Links ist ein Wasserfall, rechts ein Monument, an dessen Fussgestelle ein Jüngling mit einem Hunde sitzt. Im Mittelgrunde rechts und links erblickt man Tempel und Villen.
Hackert empfing den ersten Unterricht bei Lesueur. Im Jahre 1766 ging er mit seinem Bruder Johann nach Italien.
[40]
Johann Drechsler,
gest. zu Wien 1811.
Ein Blumenstück, vortrefflich gruppirt. Zur rechten Seite befinden sich auf einer Marmortafel eine Vase und ein Vogelnest.
J. L. E. Morgenstern.
Das Innere einer Kirche in toskanischem Style, mit Nachtbeleuchtung. In einer Seitenkapelle liest ein Priester Messe. In der Kirche selbst erblickt man Betende in verschiedenen Stellungen, während einige, weniger andächtige Personen sich durch Gespräch unterhalten. Ganz im Hintergrunde steht der Hochaltar, von mehreren Kerzen erleuchtet. Im ganzen Gebäude herrscht, wie in der Seitenkapelle, volles Licht.
Johann Drechsler.
Blumenstück. Auf einer Marmortafel steht eine Vase, mit einer Menge der schönsten Rosen, Aurikeln, Tulpen u. s. w., angefüllt. Zu beiden Seiten liegen einige Weintrauben, Pfirsiche und ein Vogelnest mit einem zerbrochenen Ey.
J. Ritter Scheffer van Leonartshoff,
starb vor einigen Jahren in Wien.
Die heilige Ludovica in Lebensgrösse. Sie sitzt in einer Landschaft, und hält ein Buch auf ihrem Schoosse.
Olivier,
lebt zu Wien.
Die Stadt Salzburg mit der umliegenden Gegend.
Dahl,
Prof. der Maler-Akademie zu Dresden.
Eine Winterlandschaft mit einem Hünengrabe.
C. D. Friedrich,
Prof. der Maler-Akademie zu Dresden.
Landschaft, mit einem Kirchhofe im Vordergrunde.
[41]
Schweigart,
Prof. der Maler-Akademie zu Dresden.
Raphaels Traum.
Julius Schnorr,
lebt zu Rom.
Bathseba (Kniestück), welche sich am Brunnen wäscht.
Franz Catel,
lebt in Rom.
Eine Neapolitanische Bauerfamilie,[11] die ihre Wohnung in alten römischen Ueberbleibseln aufgeschlagen (die wahrscheinlich zur Curia des Cicero gehörten), oberhalb Puzzuoli. Im Hintergrunde sieht man das Cap Misene und die Inseln Procida und Ischia.
Richter,
lebt zu Rom.
Felsige Landschaft, aufgenommen im Sabinerlande.
Koch,
lebt zu Rom.
Landschaft, aufgenommen in der Nähe von Rom; mit Staffage überladen u. s. w.
Reinhold,
starb vor einigen Jahren zu Rom.
Seestück nach der Natur.
[42]
W. Schadow,
Prof. der Maler-Akademie zu Berlin.
Mignon (aus Göthe’s Wilhelm Meisters Lehrjahren), im Moment, als sie im weissen Gewande mit goldnen Engelsschwingen das Lied singt:
So lasst mich scheinen, bis ich werde,
Zieht mir das weisse Kleid nicht aus!
Ich eile von der schönen Erde,
Hinab in jenes feste Haus.
Dort ruh’ ich eine kleine Stille,
Dann öffnet sich der frische Blick,
Ich lasse dann die reine Hülle,
Den Gürtel und den Kranz zurück.
Friedrich Mathäi,
Prof. der Maler-Akademie zu Dresden.
Eine Familiengruppe in Lebensgrösse.
L. Vogel,
Prof. der Maler-Akademie zu Dresden.
Das Portrait einer Frau in Lebensgrösse, welche in einem Lehnstuhle[12] sitzt.
Pforr,
lebte in Frankfurt a. M.
Eine Bauerhütte, vor deren Thorwege ein abgeschirrtes Pferd vor seinem Herrn steht, welcher sich auf den Fussboden gelegt hat und eingeschlafen ist.
Simon Denis,
starb vor einigen Jahren in Italien.
Eine italienische Gegend, in deren Vorgrunde unter zwei Eichen und zwei Kastanienbäumen mehrere Kühe und Schafe, in der Nähe ihrer Hüter, theils ruhen, theils weiden. Links schlängelt sich ein Fluss durch die felsige Gegend, und in weiter Ferne begrenzt eine Gebirgskette den Horizont.
[43]
Schedelberger,
lebt in Wien.
Der Wasserfall am Traunfluss in Ober-Oestreich; mit mehreren Figuren im Vorgrunde. Das darnach im Grossen von ihm gefertigte Bild befindet sich im Belvedere zu Wien.
Stapleaux,
David’s Schüler, lebt in Brüssel.
Der verlorne Sohn, nach Evang. Luc. 15, 20. ff. In einer grossen Landschaft mit Architektur kniet der verlorne Sohn vor seinem ihn segnenden Vater. Die Figuren haben halbe Lebensgrösse.
Johann Fyt,
geb. zu Antwerpen 1625.
Thierstück. Auf einem Postamente sitzt ein Pfau, welcher von einem kleinen Windhunde angebellt wird; daneben liegen ein todter Hase, zwei Rebhühner, eine Schnepfe und ein weisses Tuch, worauf verschiedene Obstarten gelegt sind.
Joh. Fyt malte mit vieler Kunst todte und lebende Thiere, Früchte und Blumen, so wie Gefässe und Basreliefs von Marmor und Stein. Seine Zeichnung ist gut, und seine Pinselstriche sind leicht und voll Feuer.
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach welche
- ↑ Verbesserungen S. 49: das Komma nach Stadt muss wegfallen
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach bei dem
- ↑ Verbesserungen S. 49: muss es heissen: innern Seite des rechten Flügels
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach durch die
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Aprikosen statt Abrikosen
- ↑ Verbesserungen S. 49: muss es heissen: Bauernstück
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Bauerstube
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Bauernstück
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Canale
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Bauerfamilie
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Lehnstuhle