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No. 129.
Johann von Hugtenburg,

geb. zu Harlem 1646, gest. 1733 zu Amsterdam.

Schlachtstück. Ein hitziges Gefecht zwischen Cavallerie und Infanterie in der Nähe einer Stadt. Im Vorgrunde liegen mehrere verwundete und todte Soldaten und Pferde. Rechts auf einer Anhöhe befindet sich der Befehlshaber zu Pferde.

Hugtenburg war Schüler des Johann Wyck, folgte aber Philipp Wouwerman’s Manier, dem er sehr nahe kam. Er besass eine feurige Phantasie, und kannte den Ausdruck, welchen Schmerz, Verzweiflung, Wuth und Furcht hervorbringen, vollkommen. Sein Colorit ist kräftig, und seine Zeichnung richtig.

Auf Leinwand, 32 Zoll hoch, 41 Zoll breit.


No. 130.
Johann van Steen,

geb. 1636 zu Leyden, gest. 1689.

Bauernstück.[1] In einer Gaststube sind zwei Bauern, wahrscheinlich über dem Kartenspiele, in Wortwechsel gerathen. Der Eine scheint so sehr vom Zorne hingerissen zu seyn, dass er, alle Besonnenheit verlierend, ein Messer ergriffen hat, um seinem ziemlich ruhigen Gegner damit zu Leibe zu gehen, woran er aber durch den Wirth (wahrscheinlich Joh. v. Steen selbst) verhindert wird, welcher ihn von hinten umschlingt, und aus allen Kräften lacht, während ein Andrer, ebenfalls lachend, herbeieilt, um den Zornigen zu beruhigen. Sein Gegner hält einen Krug in der Hand, den er zu leeren im Begriffe steht, und ahmt des Zornigen Geberde dabei nach. An demselben Tische sitzt noch in unbeschreiblicher Ruhe ein phlegmatischer, dicker Biertrinker, der mit behaglichem Lächeln seine Pfeife raucht. Im Hintergrunde des Zimmers stehen noch einige Bauern am Kamine. Auf dem Boden liegen Karte und Schiefertafel zerstreut umher.

Joh. van Steen war Brouwer’s und van Goyen’s Schüler. Er hatte ein Wirthshaus, und lebte liederlich, malte aber vortreffliche Gemälde, wobei ihm sein ungemeines Genie zu Statten kam. Seine Zeichnung ist correct, sein Colorit ausgezeichnet schön; und Wenige verstanden so, wie er, die Figuren zu beleben.

Auf Holz, 14 Zoll hoch, 19 Zoll breit. Mit dem Monogramm des Meisters.


No. 131.
A. de Lorme,

lebte um 1660 zu Rotterdam.

Eine gothische Kirche in Silberton gemalt. Am Haupteingange der Kirche unterhalten sich zwei Männer. In der Mitte des Vorgrundes steht ein Herr mit seinem Hunde, gegen die Emporkirche gewandt. Die durch die Fenster fallenden Sonnenstrahlen bringen eine angenehme Täuschung hervor.

A. de Lorme’s meiste Bilder stellen das Innere der Kirchen seiner Geburtsstadt vor.

Auf Leinwand 35 Z. hoch, 28 Z. breit.


No. 132.
Johann Kupetzky,

geb. 1667 zu Pösing, gest. zu Nürnberg 1740.

Das Bildniss dieses Künstlers. Er ist stehend, mit einer Guitarre in den Händen, abgebildet; hinter ihm steht auf einer Staffelei das Portrait Peters I.

Kupetzky lernte bei Claus, der in Wien arbeitete. Später ging er nach Italien, wo ihn Hunger und Armuth drückten. Nach zwei und zwanzig Jahren kehrte er nach Wien zurück, und wurde 1717 nach Carlsbad berufen, um daselbst das Bildniss Peter des Grossen zu fertigen. Seine Gemälde haben Kraft, und sind zart und geistvoll behandelt.

Aus der Wincklerschen Sammlung zu Leipzig. Auf Leinwand, 36 Zoll hoch, 30 Zoll breit. Von Rosbach in Kupfer gestochen.


  1. Verbesserungen S. 49: muss es heissen: Bauernstück