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2) Auf der innern Seite des linken Flügels ist die Kreuztragung Christi abgebildet. Simon von Cyrene trägt ihm das Kreuz. Christus wird von vielem Volke zu Pferde und zu Fuss begleitet, und von einem der Henker misshandelt. Die Handlung geht nahe bei den Thoren von Jerusalem vor.

3) Auf der innern Seite des rechten[1] Flügels befinden sich Maria, Magdalena und noch eine dritte Frau, welche den, vom Kreuze genommenen Heiland einbalsamiren und in’s Grab legen. Unter einem Felsen erblickt man die Familiengruft des Joseph von Arimathia, worein Christus gelegt wurde; in der Ferne nimmt man die beiden Schacher am Kreuze wahr.

4) Auf der Aussenseite des linken Flügels ist der Sieg des Kaisers Constantin über Licinius (im Jahre 314) abgebildet. Ersteren verschaffte sich der Kaiser durch die,[2] zur damaligen Zeit schon sehr zahlreichen Christen, welche er durch das Vorgeben gewann: ihm sei im Traume ein Engel mit einem Kreuze erschienen, worauf die Worte gestanden hätten: „In hoc signo vinces (in diesem Zeichen wirst du siegen).

5) Auf der Aussenseite des rechten Flügels wird der Einzug Gottfried’s von Bouillon in Jerusalem 1099 dargestellt. Des Herzogs bescheidener Sinn weigerte sich, da in Pracht einzuziehen, wo der Heiland der Welt unter einer Dornenkrone geblutet hatte; daher sieht man ihn in einem weissen Hemde, barfuss das Kreuz vortragend, seinen Einzug in Jerusalem halten, begleitet von seinen Heerschaaren zu Fuss und zu Pferde. Auf den Zinnen von Jerusalem sieht man einen Engel mit einer Papier-Rolle, worauf folgende Worte stehen: „Passurus Solyma venit portatus asello, indomito Christus non phaleratus equo“ (d. i. um zu leiden kam Christus nach Salem, getragen von einem Esel, nicht geschmückt auf einem unbändigen Rosse).

Auf Holz, 50 Zoll hoch, 37 Zoll breit.


No. 105.
Ferdinand Bol,

geb. 1610, gest. 1681.

Ein holländischer Bürgermeister, schwarz gekleidet, den Kopf mit einem Hute bedeckt. Mit der linken Hand stützt er sich auf ein purpurfarbenes Kissen.

Bol war Rembrand’s Schüler, und ahmte dessen Manier nach. Seine Bildnisse können, sowohl in Ansehung des Colorits, als der Kraft, mit den Werken seines Lehrers verglichen werden.

Auf Leinwand, 40 Zoll hoch, 32 Zoll breit.


No. 106.
Johann David de Heem,

geb. zu Utrecht 1604, gest. 1674.

Blumenstück, äusserst fleissig ausgeführt. Die Blumen sind in einer Glas-Vase geschmackvoll gruppirt; es befinden sich Mais, Schoten, Stachelbeeren u. s. w. mit darunter, so wie mehrere Insecten.

J. D. de Heem war Schüler seines Vaters David de Heem. Frisches Colorit und treue Nachahmung der Natur zeichnen ihn besonders aus. Das Matte und Durchsichtige der Früchte und Blumen wusste er bis zur Täuschung nachzuahmen.

Aus der Sammlung des Grafen Sicking. Auf Leinwand, 35 Zoll hoch, 27 Zoll breit.


No. 107.
Johann David de Heem.

Fruchtstück. Auf einem, mit einer grünen Decke bekleideten Tische steht ein Glas mit Wein und eine Schüssel mit Krebsen.

Aus der Gräflich Sickingschen Sammlung. Auf Leinwand, 21 Zoll hoch, 18 Zoll breit. Mit dem Monogramm des Meisters.



  1. Verbesserungen S. 49: muss es heissen: innern Seite des rechten Flügels
  2. Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach durch die