Verzeichniss der von Speck’schen Gemälde-Sammlung, Gemälde Nr. 1 bis 89
F. Francia,
geb. zu Bologna 1450.
Maria mit dem Kinde. In einer Landschaft hält die lieblichste der Mütter das Kind stehend vor sich, welches die rechte Hand segnend emporhebt. Diese schöne Gruppe erfüllt alle Forderungen an Kunst und Ausdruck.
Francia war ein trefflicher Goldschmidt. A. Mantegna soll sein Lehrmeister gewesen seyn. Er war vortrefflich in der Zeichnung, im Colorit und in den Stellungen.
Friedrich Barozio,
geb. 1528, gest. 1612.
Andromeda, ihrem Schicksale überlassen, ist entkleidet an den Felsen gefesselt. Ihr Blick ist zur Rechten nach dem Ungeheuer gewandt, das zu ihrer Vernichtung auf dem Meere dahereilt. Perseus, von den Göttern bewaffnet, erhebt sich drohend über demselben, und flösst der Unglücklichen Muth ein. Mit hoher Gelassenheit und fester Zuversicht scheint sie dem nahen Siege ihres Erretters entgegenzusehen.
Barozio war ein Schüler B. Francia’s, arbeitete im Belvedere zu Rom, wo er Raphaels Zeichnung und Correggio’s Färbung nachzuahmen strebte. Nachmals lebte er zu Urbino.
Dieses Gemälde war sonst in Hubertusburg im Jagdschlosse aufgestellt, wurde aber im siebenjährigen Kriege feindlich entwendet, und in Amsterdam verkauft.
Govert Flinck,
geb. zu Cleve 1616, gest. 1660.
Susanna, im Begriff in’s Bad zu steigen, wird von den beiden Richtern belauscht. Sie ist schon entkleidet; nur um ihren linken Schenkel schlägt sich noch das rothe Gewand, und ihre linke Brust wird von der linken Hand bedeckt.
Der historische Stoff ist aus der heiligen Schrift genommen. „Es war ein Mann in Babylon, der hatte ein Weib, die hiess Susanna; sie war sehr schön und gottesfürchtig, denn sie hatte fromme Aeltern, die sie unterwiesen hatten nach dem Gesetze Mosis. Und ihr Mann, der reiche Jojakim, hatte einen schönen Garten an seinem Hause; und da sie die Aeltesten sahen täglich darinnen gehen, wurden sie gegen dieselbe entzündet mit böser Lust.“ (s. d. Historia von der Susanna.)
Flinck war ein Schüler Rembrand’s, dessen Manier er besonders in Bildnissen folgte.
Peter Paul Rubens,
geb. 1577 zu Cöln, gest. 1640.
Ein Schiff im Sturme und in Gefahr, unterzugehen; viele Menschen befinden sich auf dem, von den Wogen hoch emporgeworfenen Fahrzeuge, unter denen die heilige Walburge sich auszeichnet, welche ihre Blicke betend zum Himmel wendet. Auf dem Vordertheile des Schiffs arbeiten die Schiffsleute aus aller [2] Macht, dem Untergange zu entgehen. Das volle Muskelspiel ihrer nackten Körper gewinnt durch den Pinsel des Meisters Kraft und Leben.
Rubens malte dieses Bild, nach seiner Rückkehr aus Italien, für die Pfarrkirche St. Walburgis in Antwerpen. Siehe: Histoire de la vie de Rubens par Mr. Michel à Bruxelles. 1771. pag. 75. „Rubens peignit ce tableau représentant Ste. Walburge sur une barque voguant en pleine mer. En 1739 le curé a vendu ce dit tableau avec permission, pour appliquer cette somme à la construction d’un autel de marbre, dans lequel le grand tableau est présentement placé, c’est à dire l’érection de la croix du Sauveur au calvaire.“
Rubens war Schüler von Octav van Veen, reich an Erfindung und grossen Gedanken, ein eben so ausgezeichneter Colorist, als Titian, Correggio etc., im Ausdrucke der Leidenschaften vortrefflich.
Ludolph Backhuysen,
geb. 1631, gest. 1709.
Ein dreimastiges Schiff, mit niedergelassenen Segeln auf bewegter See, von der Rechten herkommend. Verschiedene kleine Fahrzeuge segeln mit ihm, und ein anderes folgt von fern. Im Vorgrunde werden zwei Matrosen in einem beladenen Bote auf dem Rücken einer dunkeln Welle emporgehoben. Die langen Streifen am gerötheten Himmel und die sich heranwälzende finstere Wolke verkünden den nahen Sturm.
Backhuysen malte schon in seinem neunzehnten Jahre, ohne Anweisung, Seestücke nach der Natur vortrefflich. Seine Färbung ist harmonisch, die Zeichnung richtig, und die Zusammenstellung voll Feuer.
Franz de Paula Ferg,
geb. 1689, gest. 1740 in London.
In einer Landschaft mit Ruinen in der Ferne sieht man zur Linken unter mehreren Figuren ein Weib, welches an einem, mit Bäumen umpflanzten Brunnen Wasser schöpfen will. Eine Bäuerin reitet auf einem Maulesel daher; ein Knabe, einen Hund führend, ein Bauer zu Pferde, und ein Beihergehender sind ihre Begleiter. Zur Rechten des Vorgrundes steht, hinter seinem Weibe und Kinde, ein Mann, gestützt auf seinen Stab, und einen Korb auf dem Rücken tragend. –
Auf dem Nebenbilde weilt ein zu Pferde sitzender Bauer, mit dem Führer eines leicht beladenen Maulthieres sprechend; das bei ihm stehende Weib trägt einen Armkorb, und wendet sich gegen die Tränke zur Rechten. An dieser fängt ein Durstender mit seinem Hute das aus einem Brunnen rinnende Wasser auf. Eben dahin wendet sich von der Rechten ein Postreiter, der im Vorbeitraben mit den am Wege Ruhenden spricht. Ein Jüngling sitzt müssig neben einem kleinen Mädchen auf der andern Seite des Vorgrundes.
Beide Gemälde sind von Geyser in Kupfer gestochen.
Ferg studirte unter seinem Vater in Wien. Seine Landschaften sind von guter Erfindung, und mit nett gezeichneten und gemalten kleinen Figuren staffirt.
Gerhard Terburg,
geb. 1610, gest. 1681.
Terburgs Rache. Dieses Gemälde wurde 1672 gemalt, und stellt eine sehr beissende Allegorie dar; eine Folge des Hasses dieses Meisters gegen seinen Schüler Caspar Netscher, und den Statthalter Wilhelm III., Prinzen von Oranien, König von England, welcher die Eigenliebe Terburgs beleidigt hatte, indem er 1672 vor dem Magistrate zu Deventer seinem Lieblingsmaler Netscher, zum Nachtheile jenes Meisters, den Vorzug gab.
Das Gemälde zeigt den Beleidigten sehr ähnlich, im Vollbilde, in sitzender Stellung, in Lebensgrösse und blossem Haupte. Er trägt eine schwarze Magistrats-Toga und ein seidenes, mit bunten Streifen geziertes Halstuch. In der rechten Hand hält er eine brennende Wachskerze, um welche sich ein grünes Band windet; auf diesem bemerkt man zwei gefaltete, bittende Hände, einen Mund, welcher ebenfalls zu bitten scheint,
[3] und ein Auge, welches der Flamme zugewendet ist. Zwischen dieser und dem Auge ist auf der Kerze eine Brille angebracht. Die linke Hand des Künstlers, einen Trommelstock haltend, stützt sich auf die, auf einem Säulenfusse liegende Trommel, auf deren Felle man ein recht nettes und höchst vollendetes Gemälde erblickt; es ist das Portrait Caspar Netschers, sehr ähnlich, im Profil. Er ist in reiche spanische Morgentracht gekleidet, trägt eine weite, rothe Mütze mit zwei Hörnen, eine dreifache Krause und eine schwarzseidne Toga über einem Wamse mit goldnen Blumen. Mit der rechten Hand hält er die Spitze seiner Nase, und mit der linken Pinsel und Palette. Auf einer Staffelei vor ihm sieht man den halbgeschornen Kopf eines Schafes abgebildet, welches mit einer orangenfarbigen Narrenmütze geziert ist, und im Maule ein Messer hält. Neben der Trommel befindet sich eine Zeichnung, die Gestalt eines geharnischten Kriegers mit langen zerstreuten Haaren vorstellend; in der Linken hält er Fesseln und eine brennende Fackel, mit der Rechten aber ein Wappenschildchen, worauf man ein Brustbild mit Hörnern und Doppelgesichte bemerkt. Weiter vor erblickt man Rosen und andre Blumen, so wie eine brennende Lunte, deren Rauch zu Netschers Nase aufsteigt. Eine Rolle mit den Grundsätzen der Baukunst, eine Venus von gebrannter Erde und ein Gladiator von Gyps beenden diese reiche Composition.
Durch diese Allegorie giebt Terburg zu verstehen, dass Caspar Netscher arm und bittend zu ihm gekommen sey, um Unterricht von ihm zu erflehen; dass derselbe in seine Schule aufgenommen wurde, und darin die Grundsätze der Kunst erlernte. Terburg, dessen Eigenliebe gekränkt war, will nun öffentlich bekannt machen, dass er an Netscher eine Schlange in seinem Busen genährt habe, einen Menschen mit einem doppelten Gesichte, unverschämt, ehrgeizig und sein Glück auf Kosten seiner Ehre machend, indem er die Leidenschaft und Narrheit Wilhelms III. zu seinem Vortheile benutzte, und diesen Fürsten bei der Nase herumführte.
Terburg bildete sich unter seinem Vater; sein Geschmack in der Zeichnung ist schlecht, seine Gewänder aber sind in Ansehung des Colorits und der guten Erfindung, unvergleichlich. Sein vorzüglichstes Bild ist die Beschwörung des Münsterschen Friedens, von Suyderhoef gestochen.
Peter Paul Rubens.
Brustbild eines Augustiner-Priors, in Lebensgrösse und schwarzer Kleidung. Bewundernswürdige Wahrheit, Wirkung und Erhabenheit des Ausdrucks, machen dieses Portrait zu einem der vorzüglichsten, welche von diesem grossen Meister bekannt sind. Es ist ganz von Rubens selbst gemalt, und liefert, wie alle Werke dieses Künstlers, Beweise seiner grossen Verdienste.
Michel Angelo Buonaroti,
oder, wie ich eher glaube:
Martin Hemskerk,
geb. 1498, gest. 1574 zu Harlem.
Der Ritter Astolf, den Zauber des Palastes Atlas von Carêne zerstörend. In diesem Palaste hauste nämlich ein Zauberer, welcher die, durch seine Blendwerke angelockten Ritter und Damen darin zurückhielt, und die Gegenstände, die er ihnen entwenden wollte, unsichtbar machte. – Die Idee zu diesem Gemälde ist aus dem 22. Gesange des Ariost, eines Freundes von Michel Angelo, entlehnt. Der Ritter Astolf wird in dem Augenblicke dargestellt, wo er einem Bauer befiehlt, die, den Zaubergeist verbergende Schwelle aufzuheben. Hinter ihm gehen zwei bezauberte Ritter, vertieft in Aufsuchung ihres geliebten Gegenstandes, vorbei. Durch die Thüre sieht man in der Ferne eine, mit Bergen umgebene, alte Stadt, gegen welche bewaffnete Männer ziehen.
Dieses Gemälde ist in jeder Hinsicht interessant, und überrascht sowohl durch kräftiges Colorit, als durch Vollendung und Wahrheit. So ist der Ausdruck des Ritters, wie er dem Arbeiter befiehlt, sich zu beeilen, und seine Besorgniss, überrascht zu werden, äusserst sprechend und wahr.
Bis 1803 war dieses Bild eine Zierde des alten Hôtel Derer de Königsegg-Querbs in Brüssel. Ein Abkömmling dieser berühmten Familie, General in Carls V. Diensten, brachte es aus Italien in die Niederlande. Die Figuren sind von kleiner Lebensgrösse.
[4] Hemskerk war ein Schüler J. Schoreels, und bildete sich in Rom nach Michel Angelo und den Antiken. Er zeichnete und componirte sehr gut mit der Feder. Seine Figuren sind aber etwas trocken und hart, und den Köpfen mangelt es an Anmuth.
Auf Holz, 49 Zoll hoch, 34½ Z. breit. Von F. Faber in Kupfer gestochen.
Gabriel Metzu,
geb. 1615, gest. 1658.
Eine Dame in ihrem Schlafgemach. Sie ist in Ohnmacht gesunken, und lehnt an einem Stuhle, auf dessen Kissen ihr linker Arm ruht, doch so, dass die schöne Hand entkräftet herabhängt. Der rechte liegt auf ihrem Schoosse, und ihr Haupt neigt sich sanft gegen den entblössten Busen. Eine Dienerin kommt mit Essig und einem Tuche eilig zur Hülfe, und beruhigt im Vorbeigehen die kleine Tochter, welche um ihre Mutter weint; sie trocknet mit der rechten Hand die Thränen sich ab, und trägt auf dem linken Arme eine Puppe. Hinter der Hingesunkenen sieht man ihr Bett, einen Tisch mit einem persischen Teppiche, worauf ein Salzgefäss steht; und in der Thüre des Zimmers erblickt man herbeikommende Personen. Das Ganze ist mit Wahrheit und richtiger Verkürzung dargestellt.
Metzu wählte zu seinen Gemälden Gegenstände wie Mieris, arbeitete seine Werke eben so sorgsam, aber mit besserem Geschmacke aus, und wusste die Farben harmonisch zu behandeln.
Heinrich van Balen,
geb. 1560, gest. 1632.
und
Breughel de Velour.
Die Reinigung der Kinder Israël in der Wüste. S. den historischen Stoff im 4. B. Mos. Cap. 5. V. 5. ff. u. V. 31. „Und der Herr redete mit Mose, und sprach: Sage den Kindern Israël: wenn ein Mann oder ein Weib irgend eine Sünde wider einen Menschen thut, und sich an dem Herrn damit versündigt, so hat die Seele eine Schuld auf sich. Und sie sollen ihre Sünde bekennen, die sie gethan haben, sollen ihre Schuld versöhnen und sich reinigen. – Und der Mann soll unschuldig seyn an der Missethat, welche er mit einem andern Weibe begangen, aber das Weib soll ihre Missethat tragen.“
Die Figuren haben 15 Zoll Höhe.
Balen war ein Schüler des Adam van Oort; er zeichnete und malte das Nackte vorzüglich gut. Seine Compositionen sind reich, und seine Figuren haben eine schöne Haltung. Zu den Gründen seiner Landschaften bediente er sich gewöhnlich des Joh. Breughel.
Gonzales Coques,
geb. 1618, gest. 1684.
Musikalische Unterhaltung einer Antwerpner Familie. In der, an einen Garten stossenden Säulenlaube erblickt man acht Personen einer vornehmen Familie, welche für die des Almoseniers und Rathsherrn van Eyk gehalten wird. Sie führen ein Concert auf, in welchem die Stimmen von einer kleinen Orgel, einem Basse und einer Laute begleitet werden. Der Vater, die Mutter und die beiden Onkel sind in schwarze, Spanische Tracht, die drei Töchter aber in bunte Gewänder, gleichfalls nach Spanischem Geschmack, gekleidet, und der Sohn trägt das weisse Kleid der Norbertiner, als Mönch der Abtei Saint-Michel. Die Figuren, von 16 Zoll Höhe, sind voll Leben und Geistes, und schön gezeichnet. Das Helldunkel ist vortrefflich, das Colorit wahr und zart, und das Ganze mit kräftigem und vollem Pinsel behandelt.
[5] Dieses Bild wurde 1653 gemalt.
Coques war ein Schüler Brouwers und D. Rykaert’s. Kleine Bildnisse malte er in Van Dyks Manier. Sein Pinsel ist leicht, das Colorit frisch, und die Figuren sind gut gezeichnet. Er malte meistens Familienstücke.
C. W. Ernst Dietrich,
geb. 1712, gest. 1774.
Die Flucht nach Aegypten. Die heilige Familie flieht während der Nacht durch eine waldige Berggegend; vor ihr schwebt ein Engel mit einer Fackel, deren Licht eine schöne Wirkung hervorbringt. Ihm folgt Joseph in demuthsvoller Haltung und mit dem Ausdrucke tiefster Verehrung, den Esel führend, welcher die heilige Jungfrau trägt. Diese hält das schlafende Kind in ihren Armen, und ist mit einem blauen Mantel bekleidet. Ihre Züge athmen Sanftmuth und Bescheidenheit, und verkünden ihren hohen jungfräulichen Charakter. Der Mond, welcher sich eben über den Horizont erhebt, wirft durch die Wolken ein schwaches, die Finsterniss unterbrechendes Licht. Die Figuren haben 8 Zoll Höhe.
S. den historischen Stoff im Evang. Matth. Cap. 2. V. 13–15. „Da die Weisen vom Morgenlande hinweggezogen waren, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traume, und sprach: Stehe auf, und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir, und fleuch in Aegyptenland, und bleibe allda, bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, dass Herodes das Kindlein suche, dasselbige umzubringen. Und er stand auf, und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht, und entwich in Aegyptenland; und blieb allda bis nach dem Tode Herodis. Auf dass erfüllet würde, das der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Aus Aegypten habe ich meinen Sohn gerufen.“
Dietrich war ein Sächsischer Maler, und Schüler seines Vaters; doch half ihm sein Genie mehr, als sein Lehrmeister. Er componirte schon in seiner Jugend historische Gemälde nach den Vorbildern grosser Meister, besonders nach Poelemburg.
Cornelius de Man,
geb. 1621, gest. 1706.
Das Innere der neuen reformirten Kirche zu Amsterdam, von einem Standpunkte aus gesehen, der die Wirkung der Mannichfaltigkeit der Lichtstrahlen begünstigt, und mit Einem Blicke die Orgel, die Kanzel, die Bänke, die vielen Wappenschilder und Alles, was die gewöhnliche Einförmigkeit des Innern der reformirten Kirchen (denen Altäre, Beichtstühle, Bilder und Bildsäulen abgehen) unterbricht, bemerken lässt. Die Figuren haben 3 Zoll Höhe.
Man war ein Maler zu Delft, ging nach Rom und Venedig, und studirte nach den berühmtesten Meistern. In der Perspective, in der Wirkung des Lichtes und im Helldunkel giebt er den besten Meistern nichts nach.
Peter Neefs, der Vater,
geb. um 1570 zu Amsterdam, gest. 1651,
und
Sebastian Franks,
geb. gegen 1573.
Das Innere einer Gothischen Kirche in voller Tagbeleuchtung, mit drei Schiffen, welche man ihrer ganzen Länge nach bis zum Hauptaltare durchschaut. Man bemerkt darin Bilder, Grabschriften, Wappenschilder, eine Kanzel, eine Orgel, und in den Seitenkapellen mehrere Nebenaltäre. Sebastian, der besste von den Franks, hat sie reichlich mit schönen, gut gezeichneten und gemalten Figuren staffirt, die mit [6] vieler Einsicht durch die ganze Kirche in kleine Gruppen vertheilt sind, um die verschiedenen Theile zu beleben, ohne sie jedoch zu überladen. Die vorderen Gruppen bestehen aus einem Priester, welcher in einer Kapelle vor mehreren Personen in Spanischer Tracht, Messe liest; ferner aus einem Herrn, der seinem Pagen einen Auftrag giebt; aus zwei schönen Gruppen von Bettlern; einem Ritter, welcher dem Pfarrer seine Braut vorstellt; aus zwei Pagen, und endlich noch aus einem Priester, welcher Beichte hört. Die Figuren haben 5 Zoll Höhe.
Dieses Bild beweiset hinlänglich, wie sehr der alte Peter Neefs seinem Sohne und allen, welche seiner Manier folgten, überlegen war.
Peter Neefs war Schüler des Heinrich van Steenwyk, den er übertraf. Sebastian Franks Lehrer war Adam van Oort.
Ary de Voys,
geb. 1641.
Eine junge arkadische Schäferin, zwei Schafe und eine Ziege in eine buschige Gegend treibend. Die Landschaft und die Thiere sind im Halbschatten gehalten, um die Hauptfigur herauszuheben und in volles Licht zu stellen. Letztere hat 7½ Zoll Höhe.[1]
Ary de Voys war Schüler des N. Knupfer und Ab. v. den Tempel, und wählte eine eigne Manier. Seine Zeichnung ist richtig, die Färbung sehr gut, die Composition geistreich. Oft ahmte er Poelemburg, Brouwer und Teniers nach.
Adam Elzheimer,
geb. 1574 zu Frankfurt a. M., gest. 1620.
Amor und Psyche, letztere mit einer Lampe in der linken, und einem Dolche in der rechten Hand, den sie hinter sich verbirgt. Sie ist in aufrechter Stellung, und stützt sich mit dem einen Knie auf das, mit rothem Sammet und weissen Tüchern bedeckte Ruhebett, worin sie ein Ungeheuer verborgen glaubte, zu ihrem Erstaunen aber Amor in Gestalt eines Kindes erblickt. Die Figuren haben 6 Zoll Höhe.
Elzheimer war ein Schüler Ph. Uffenbachs, und ging nach Rom, wo er eine Manier, im Kleinen zu malen, annahm. Der Werth seiner Arbeit besteht hauptsächlich im guten Geschmack in der Zeichnung, in vortrefflicher Zusammenstellung der Gegenstände, so wie in einer geistreichen Ausarbeitung. Das Helldunkel wusste er sehr gründlich zu behandeln. Seine Nachtstücke und Mondscheine sind besonders geschätzt.
Carl Ruthard,
lebte um 1666.
Eine Bärenhetze. Zwei Bären kämpfen mit zwölf grossen Jagdhunden. Einige der Letzteren liegen bereits verwundet auf der Erde, und ein anderer wird von einem Bären emporgeschleudert.
Ruthard malte Blumen, Feldschlachten und Thiere, und verdient,[2] besonders im letzten Fache den ersten Künstlern an die Seite gesetzt zu werden.
Johann Weenix,
geb. 1644, gest. 1719.
Eine gebirgige Landschaft mit einem Walde, welcher sich zur Seite eines Flusses hinzieht, und in die weiteste Ferne sich verliert. Auf der, zwischen diesem und dem Walde liegenden Fläche haben
[7] Jäger, zu Pferde und zu Fuss, mit einer Koppel Hunde einen Hirsch gejagt. Am Fusse der Baumgruppe im Vorgrunde erblickt man einen schönen Hasen in wohlgewählter Lage, einen herrlichen Auerhahn, zwei Rebhühner, einen Grünling, Stellnetze, eine Jagdtasche und einen blühenden Rosenstock. Hinter diesen Gegenständen sieht man einen sehr schönen Jagdhund zwei Vögel von einem Baume aufjagen.
Dieses Gemälde ward 1697 gemalt, und befand sich bis 1795 in der Gallerie des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel, zuletzt aber in der Burtinschen Sammlung.
Johann Weenix war Schüler seines Vaters Joh. Baptist, und folgte in allen seinen Werken treu der Natur; seine Zeichnung ist fest, und niemals manierirt. Historische Gegenstände, Thiere, Landschaften, Blumen, malte er mit gleicher Geschicklichkeit.
Albrecht Dürer,
geb. 1470, gest. 1528.
Brustbild einer achtzehnjährigen Frau, wie das im Hintergrunde des Gemäldes angebrachte Blatt erklärt. Die Dame hält in der Hand einen Blumenstrauss; ihr Kopfputz besteht aus zierlichen Haarflechten, mit einem feinen Netze bedeckt. Sie lehnt in einem Fenster von Gothischer Bauart, welches mit einer Statue geziert ist, die ein Buch mit dem Namenszuge Albrecht Dürer’s hält. Durch das Fenster erblickt man eine Landschaft mit Ruinen.
Es ist das älteste Gemälde Dürer’s (der es 1497 malte), und zugleich das erste gute, welches Deutschland hervorgebracht hat.
Früher befand sich dieses Gemälde in der Gallerie des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, und ist durch viele Kupferstiche, welche darnach gefertigt wurden, sehr bekannt.
Dürer war ein Schüler von Michael Wohlgemuth in Nürnberg; besass zu allen Künsten grosses Genie, und war Meister in der Malerei, Bildhauerei und Baukunst, auch im Kupferstechen und Formenschneiden. Seine Werke zeichnen sich durch lebhafte Phantasie, fleissige Ausarbeitung und richtige Zeichnung aus; nur wäre zu wünschen, dass er eine bessere Wahl unter den Gegenständen, welche ihm die Natur darbot, getroffen hätte, so wie, dass sein Ausdruck edler, seine Zeichnung weniger steif, seine Manier etwas angenehmer, und bei Luftperspectiven die Berechnung der Farben besser beobachtet wäre.
Gerhard Lairesse,
geb. 1640, gest. 1711.
Perseus wird zur Hinrichtung der Medusa ausgerüstet. Die Scene ist bei dem entweiheten Tempel der beleidigten Minerva, bei welchem sie sich, ihre zweite Rache zu vollstrecken, auf einer leichten Wolke niederlässt, um den linken Arm des Helden mit dem ehernen, einem krystallnen Spiegel gleich geschliffenen Schilde zu bewaffnen. Perseus zeigt den Rücken, und setzt seinen rechten Fuss auf das Knie des vor ihm knienden Mercurs, der ihm die Flügel an die Fersen befestigt. Die Töchter der Mnemosyne sind Zeugen dieser Handlung; Urania und Euterpe sitzen zur Linken; ihnen gegenüber stehen an den Säulen des offnen Tempels ihre übrigen Schwestern; die voransitzende hält auf ihrem Schoosse des Pluto Helm, der den Sieger unsichtbar zu machen bestimmt ist.
Lairesse hatte seinen Vater zum Lehrer, und war vortrefflich in grossen Compositionen. Seine Ideen sind schön und erhaben, und seine Gemälde oft mit schöner Architectur geziert.
Johann Lingelbach,
geb. 1625, gest. 1687.
Zwei Galeeren im Gefechte auf ruhiger See. Nahe am Strande sucht ein Türkisches Boot ein christliches an der Landung zu verhindern.
[8] Lingelbach malte in Italien Seehäfen, Marktplätze u. s. w., mit trefflichen Figuren. Seine Färbung ist gut, seine Erfindung durchdacht, und die Behandlung seiner Gegenstände vortrefflich.
C. Georg Schütz,
geb. 1718 zu Flörsheim, gest. 1791.
Eine Schweizergegend mit heitrer Luft. Helle Wolken schweben an den Gipfeln der fernen Gletscher vorüber. Zwischen den, zu beiden Seiten sich aufthürmenden Bergen treibt das, mit einem Wehre versehene Wasser eine, mitten im Thale gelegene Mühle; ihr zur Seite befinden sich einige wandernde Figuren auf einer ländlichen Brücke.
Schütz war Schüler von Hugo Schlegel. Die Gegenden des Rheinstroms waren die vornehmsten Gegenstände seiner Gemälde, so wie viele Ansichten in der Schweiz.
Cornelius Dubois,
lebte um 1647.
Ein Dorf, in der Nähe einer alten Warte, am Strande der See. Fahrzeuge liegen am sandigen Ufer, wo Fischer ihre Netze aufhängen. Viele Reitende und Fahrende füllen die Strasse und den Vorgrund. Die rauhe Seeluft verbreitet ein gemässigtes Licht über die ganze Gegend.
Dubois war ein Niederländischer Landschaftsmaler, und ahmte Jacob van Ruysdael nach.
Jacob de Bray,
geb. um 1604, lebte 1664 zu Harlem.
Die betagte Sara führt dem Abraham ihre Magd zu. S. 1. B. Mos. Cap. 16. zu Anf. – Der Patriarch ruht im Hintergrunde auf seinem Lager, und legt seine Rechte auf die Schulter der sich ihm nahenden, ganz entblössten Hagar. Sein Blick verräth Misstrauen in die Willfährigkeit seiner Gattin; diese fasst aber das schamhafte Mädchen beim Arme, und beruhigt den Zweifler durch überredende Geberde.
Von diesem Gemälde geschieht in Füssli’s Künstler-Lexicon pag. 102. Erwähnung.
J. de Bray war ein Niederländischer Maler. Seine Werke sind gut gezeichnet und ausgeführt.
Anton Mirou,
geb. um 1640.
Eine Landschaft, in deren Mitte sich ein sandiger Weg hinzieht, welcher zu beiden Seiten mit hochstämmigen Bäumen bepflanzt ist, unter deren belaubtem Gewölbe ein dreispänniger Wagen, von einem Reiter begleitet, daherkommenden Weibern begegnet. Zur Linken weidet Vieh bei einem Kornfelde, und zur Rechten erblickt man Häuser am Ufer eines Stromes, auf dessen spiegelnder Fläche ein Nachen schwimmt; weiter vor entsteigen Enten der beschatteten Fluth.
Mirou war ein Niederländischer Landschaftsmaler, und staffirte seine Werke mit wohlgefärbten Figuren.
[9]
Isaak Moucheron,
geb. 1670 zu Amsterdam, gest. 1744.
Eine heroische Landschaft. Im Mittelgrunde strömt klares Wasser, und weiter vor überschatten hochstämmige Bäume einen Brunnen, von welchem sich eine männliche Figur zu drei weiblichen wendet, die auf Bruchstücken verfallner Monumente ruhen; ihnen zur Rechten beschatten höhere Bäume die Bildsäule eines Flussgottes.
Isaak Moucheron war ein Sohn Friedr. Moucherons, ahmte seinem Vater nach, und vervollkommnete sich in Rom. Seine Gemälde zeichnen sich durch gute Färbung und Perspective aus.
Paul Rembrand van Ryn,
geb. 1606 in einem Dorfe unweit Leyden, gest. 1674.
Kopf eines alten kranken Weibes. Die Stirn ist mit einem weissen Tuche gebunden, und von einer braunen Mütze bedeckt.
Bause hat diesen Kopf in der Grösse des Originals in Kupfer gestochen. R. van Ryn hat seine Kunst einzig der Natur und seinem Genie zu danken. Anfangs arbeitete er seine Werke eben so fleissig, wie Mieris, aus, und zeigte in Bildnissen seine grösste Stärke; aber Alles, was er malte, ist ohne Erhabenheit, doch voll Ausdruck. Im Zeichnen war er mittelmässig, aber im Helldunkel der Färbung und Ausarbeitung einer der besten Meister.
Andreas Salaino,
lebte um 1510.
Ecce homo! S. Evang. Johann. Cap. 19. V. 5. Das Brustbild des verspotteten, mit dem Mantel bekleideten, durch die Dornenkrone verwundeten Christus, den Rohr-Scepter in den gebundenen Händen haltend. Die niedergeschlagenen, von Thränen gefüllten Augen deuten inneren, tiefen Schmerz an; doch herrscht in allen Zügen des Gesichts, besonders um den sprechenden Mund, die sichtbarste Milde, die das „Vater, vergieb ihnen!“ sehr deutlich ausdrückt. – Der Charakter des Bildes ist einfach und edel, die Zeichnung aber mehr der Natur getreu, als ideal. Aeusserst fleissig und zart ist die Behandlung, schön in einander verschmolzen sind die Farben.
Salaino war ein Mailänder und Schüler des Leonardo da Vinci. Seine Werke können denen des Lehrers an die Seite gesetzt werden.
Conrad Roepel,
geb. 1678, gest. 1748.
Blumenstück. In einer Nische erblickt man verschiedene Blumen, schön geordnet in einem metallenen Gefässe. Insecten nahen sich ihnen, und einige saugen bereits an den frischen Blättern, auf welchen die Tropfen des Morgenthaues schimmern.
Roepel war ein Maler zu Haag, und Constantin Netschers Schüler. Früher malte er Bildnisse, später aber Früchte und Blumen. Seine Gemälde haben einen leichten Pinsel und angenehme Färbung.
[10]
Hermann Sachtleevens,
geb. 1609, gest. 1685.
Rheingegend. Am Fusse eines, zur Linken mit grünendem Gehölze bekleideten Berges erblickt man ein Städtchen; zwischen diesem und der gegenüberliegenden steilen Felsenwand flutet der Rhein mit verschiedenen kleinen Fahrzeugen vorbei, vom sinkenden Tage sanft beleuchtet. Zwei Pferde, welche das gelandete Marktschiff herangezogen haben, gehen mit ihrem Führer am nahen Ufer. Ein Bauer, dem sein Weib folgt, verweilt mit seinem Knaben auf der steinernen Brücke, die über den schmalen Graben zur Linken geschlagen ist.
Sachtleevens war Schüler von J. v. Goyen. Er ahmte treu die Natur nach, und traf unter seinen Gegenständen eine gute Wahl. Vorzüglich malte er Ansichten von den Gegenden um Utrecht und am Rheinstrome, mit trefflicher Färbung und guter Luftperspective. Wie Wouwermanns und Berghem, wusste er seine Arbeiten zart und duftig zu behandeln.
Lucas van Uden,
geb. zu Antwerpen 1595, gest. 1662.
Eine Obstverkäuferin in einer Landschaft. Sie setzt sich zur Rechten unter Bäume, die ihre Zweige hoch über sie ausbreiten. Ihr Sohn bringt in einem Korbe neuen Vorrath herbei, und vor ihr steht ein graubärtiger Bauer, Geld in den Händen zählend, um seinen bei ihm stehenden Kindern eine Abendkost zu kaufen. Er ist vom nahen Wege herzugetreten, auf welchem sein Knecht mit dem leeren Wagen verweilt. Weiterhin liegen ländliche Häuser, und einzelne Bäume stehen zerstreut in der Gegend umher, in deren Ferne das Blau der Wolken und der Berge in einander verschmilzt.
L. van Uden war Schüler seines Vaters. Seine Landschaften haben klare Luft und Fernungen, und einen leichten Pinsel, der seinen Baumschlag belebt; die Färbung ist zart und kräftig.
Adrian van der Velde,
geb. 1639, gest. 1672.
Viehstück. Ein Hirt, dessen Begleiterin einen Korb auf dem Kopfe trägt, treibt zur Rechten eine Heerde Schafe, Ziegen und Rinder einen beschatteten Bergweg herab. Hinter ihnen tränkt ein Gefährte und dessen reitendes Weib den Maulesel an einem Brunnen. Zur Linken wird das Auge hinab in die bergumgebene Tiefe zum ruhigen Flusse gelenkt, wo andere Hirten mit ihrem Viehe auf einer Fähre über die spiegelnde Fläche gesetzt werden. In der weitesten Ferne verbleichen duftige Berge in der sanftgerötheten Luft.
Das Landschaftliche ist von Pynaker.
A. van der Velde war Schüler Job. Wynants. Der Werth seiner Bilder besteht in einer ungemein schönen Färbung und in lebhaftem Ausdrucke. Seine Luft schimmert durch die Bäume. Seine Figuren und Thiere sind wohl gezeichnet und sehr natürlich in der Färbung.
Wilhelm van der Velde,
geb. 1610 zu Leyden, gest. 1693 zu London.
Seestück. Mehrere Schiffe befahren die stille See. Der Nachschein des abgeschiedenen Tageslichts leuchtet, noch am Horizonte, und vergoldet den klaren Himmel, an welchem leichte Wolken ziehen. Sein Glanz durchschimmert die aufgespannten Segel, welche,[3] lange Schatten werfend, auf der spiegelnden Fläche gesellschaftlich dahingleiten.
[11] An diesem Künstler bewundert man die Durchsichtigkeit seiner glühenden und kräftigen Farben. Seine Schiffe sind mit grosser Genauigkeit gezeichnet,[4] und die kleinsten Figuren geistreich behandelt. Die Bewegung und das Anschlagen der Wellen sind vortrefflich. Seine Luft ist hell, und die Wolken scheinen zu schimmern. Oft machte er Reisen zur See,[5] und wohnte mehreren Seegefechten bei. Sein Sohn besass gleiches Talent, und malte die merkwürdigsten Gefechte der Englischen Flotten.
Johann Uchtervelt,
geb. um 1635.
Ein Gesellschaftsstück von fünf Personen. Ein Herr und eine Dame spielen Triktrak. Eine zweite Dame, in schönen weissen Atlas gekleidet, steht daneben,[6] und spielt auf der Guitarre. Eine zweite männliche Figur sieht zu.
Uchtervelt war ein Holländer und Schüler von Gabriel Metzu. Er malte in dieses Meisters Geschmacke Gesellschaften, worin er das Helldunkel gut zu behandeln wusste.
Hans Hemmling,
geb. 1439, gest. 1490.
Mariä Heimsuchung. S. den historischen Stoff im Evang. Lucä Cap. I. V. 39. ff.[7] „Maria aber stand auf in den Tagen und ging auf das Gebirge in das Haus Zacharias, und grüsste Elisabeth; und es begab sich, als Elisabeth den Gruss Mariä hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward des heiligen Geistes voll, und rief laut, und sprach: Gebenedeyet bist du unter den Weibern, und gebenedeyet ist die Frucht deines Leibes. Und woher kommt mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Siehe, da ich die Stimme deines Grusses hörte, hüpfte mit Freuden das Kind in meinem Leibe. Und, o selig bist du, die du geglaubt hast: denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.“
Hemmling hatte den Soldatenstand gewählt, und kam im grössten Elende nach Brügge, wo er im Spitale sein Talent bekannt machte, und aus Erkenntlichkeit ein sehr schönes Gemälde, die Geburt Christi, zurückliess. Er wird den Gebrüdern van Eyck gleichgeschätzt, und übertraf sie noch in einigen Theilen der Kunst; doch blieben seine Werke lange unbeachtet. Meistens malte er mit Wasserfarben.
Carl Cignani,
geb. 1628, gest. 1719.
Cimon und Pero. (Lebensgrösse. Kniestück.) – Die Aeltern zu lieben, ist das erste Naturgesetz: ein merkwürdiges Beispiel von herrlicher Erfüllung desselben erzählt Valerius Maximus L. V. Cimon war durch richterlichen Ausspruch, zum Hungertode verdammt worden, und der hochbeiahrte Greis würde seinem Schicksale bald haben erliegen müssen. Doch kindliche Liebe treibt seine edle Tochter Pero zum sterbenden Vater ins Gefängniss, wo sie ihm die Brust reicht, und durch diese Nahrung ihm das entschwindende Leben rettet.
Cignani war ein Bologneser Künstler und Schüler des Albani; sein Pinsel ist leicht, kräftig und fleissig, seine Zeichnung richtig, der Ausdruck der Leidenschaften in seinen Gesichtern ist wahr, so wie die Gewänder seiner Figuren gut gefaltet sind.
[12]
Adrian van Ostade,
geb. 1610 zu Lübeck, gest. 1685 zu Amsterdam.
Ländliche Gruppe von eilf Figuren vor einer Hütte; mitten unter ihnen steht eine alte Frau, welche von einem Blatte etwas absingt.
Ostade war ein Schüler des Franz Hals, und wählte Gegenstände aus dem gemeinen Leben zu seinen Compositionen, welche von ungemeinem Genie zeugen. Mit grosser Leichtigkeit sind seine Bilder behandelt, durchsichtig, glühend und fliessend die Farben; die Zeichnung aber ist nicht durchaus lobenswerth.
Theodor Valkenburg,
geb. 1675, gest. 1721.
Thierstück. Todte Rebhühner, neben welchen man eine Flinte, ein Pulverhorn, Netze und andere Geräthschaften liegen sieht.
Valkenburg war Schüler von Joh. Weenix, und folgte dessen Manier in Abbildung zahmer und wilder Thiere. Er malte viel auf seinen Reisen in Deutschland, besonders in Wien, und für den König von England, Wilhelm III.
Theodor Valkenburg.
Thierstück. Ein am Hinterlaufe aufgehängter Hase, von Jagdgeräthschaften umgeben.
Melchior Bloem.
Thierstück. Ein todter Schwan, ein aufgehängter Hase und Feldhühner. Das Ganze ist mit ausserordentlicher Kraft behandelt, und die Natur auf das täuschendste nachgeahmt.
Ueber Bloems Leben finden sich keine Nachrichten vor: was um so mehr befremdet, da er füglich der Raphael unter den Thiermalern genannt werden könnte.
Christian Seibold,
geb. zu Mainz 1697, gest. zu Wien 1768.
Kopf einer alten Frau mit Spitzenkragen und einer alten Pelzmütze.
Seibold empfing nie die geringste Anleitung, sondern bildete sich selbst. Seine Werke sind etwas kalt, aber wahr colorirt, und bestehen in trefflich ausgearbeiteten Köpfen. Ob er gleich im Fleisse Dennern weichen muss, so übertraf er ihn doch in der Zeichnung und guten Auswahl der Stellungen.
[13]
Carl Le Brun,
geb. zu Paris 1619, gest. 1690.
Ecce homo! Der leidende Christus im Brustbilde, mit einer Dornenkrone auf dem blutenden Haupte und einem Rohre in den gebundenen Händen. Ein Theil des Körpers ist mit einem violetten Mantel bedeckt.
Le Brun war Schüler Simon Vouets, und bildete sein Talent in Italien durch Betrachtung der vorzüglichsten Gemälde, so wie durch Lesen guter Bücher. Seine Zusammenstellungen sind sinnreich und sein Ausdruck ist lebhaft, sein Pinsel leicht und fliessend, das Colorit aber nicht so gut, als jenes von Titian und P. Veronese.
Dionysius Calvart,
geb. zu Antwerpen 1555.
Die Verlobung der heiligen Catharina. Im Vorgrunde eines Gebäudes sitzt Maria neben einer Wiege, auf dem Schoosse den Knaben haltend, welcher der vor ihm knienden Catharina den Verlobungsring an den Finger steckt. Der kleine Johannes, so wie Joseph, sehen im Hintergrunde dieser Handlung zu; Letzterer stützt seinen Arm auf ein Buch.
Calvart erlernte seine Kunst bei P. Fontana in Bologna. Die Zusammenstellung seiner Gruppen ist schön, und seine Gedanken voll edler Einfalt. In Bologna gründete Calvart eine öffentliche Schule, aus welcher die berühmtesten Maler, wie Albani, Guido Reni, Dominichino u. m. hervorgegangen sind.
Theodor van Deelen,
geb. 1659, gest. 1688.
Das Innere einer Kirche, nach des Künstlers eigener Anordnung, mit Säulen und Bogen. Die Figuren sind von Franz Frank.
Th. van Deelens Lehrer war Franz Hals. Ersterer studirte vorzüglich die Perspective, und malte meistens Kirchen und andere Gebäude.
Anton Graf.
Brustbild eines Greises im Vollgesichte mit unbedecktem Haupte. Er blickt mit gefalteten Händen betend gen Himmel.
Graf kam 1766 von Augsburg an den Dresdener Hof. Edle Züge und richtige Zeichnung seiner Köpfe, glänzende und starke Farben sind seine Hauptvorzüge.
[14]
Gerhard Berkheyden,
geb. 1638, gest. 1693.
Der Marktplatz von Harlem mit der Kathedralkirche, und von vielen Figuren belebt; im Vorgrunde zwei Reiter.
Berkheyden malte Landschaften und Conversationsstücke, und in Heidelberg, wo er sich lange aufhielt, Jagdpartieen mit kleinen Figuren.
Gerhard [8] Honthorst,
genannt Gherardo delle notte,
geb. 1592 zu Utrecht, gest. 1664.
Zwei Mädchen und ein Knabe in einer Landschaft unter einem Baume. Sie singen aus einem Buche mit Begleitung des Tambourin.
Honthorst war Schüler Abr. Bloemaerts. Er ging nach Italien, und von da nach England. Seine Manier ist angenehm, und die Zeichnung richtig. Oft ähnelt er dem Carravaggio; aber sein Colorit ist wärmer; Nachtstücke von ihm sind besonders ihrer grossen Wirkung und Wahrheit wegen geschätzt.
Lucas Cranach,
geb. 1472, gest. 1553.
Adam (Lebensgrösse) in einer Landschaft. S. den historischen Stoff im 1. B. Mos. Cap. 3. „Die Schlange war listiger, denn alle Thiere, und sprach zu dem Weibe: Ihr werdet mit nichten des Todes sterben, wenn ihr von den Früchten des Baumes mitten im Garten esset. – Wenn ihr davon esset, so werden eure Augen aufgethan, und werdet seyn, wie Gott, und wissen, was gut und bös ist. – Sie nahm von der Frucht und ass, und gab ihrem Manne auch davon; und er ass. – Da hörten sie die Stimme Gottes, und er sprach: Weil ihr Solches gethan, sollt ihr im Schweisse eures Angesichts euer Brod essen, bis ihr wieder zur Erde werdet; und liess sie aus dem Garten Eden, um das Feld zu bauen“ etc.
Lucas Cranach lernte die Zeichenkunst bei seinem Vater, und wurde churfürstlich-sächsischer Hofmaler. Seine Gemälde haben eine angenehme, frische und glänzende Färbung, welche sich durch Jahrhunderte erhalten hat.
Lucas Cranach.
Eva unter einem Apfelbaume; als Seitenstück zu dem vorigen. Eva hält einen Apfel in der rechten Hand; hinter ihr liegt ein schöner Hirsch.
[15]
A. van Dyk,
geb. zu Antwerpen 1599, gest. 1641 in London.
Grablegung Christi. Der Leichnam Christi ruht im Schoosse der Mutter, von dieser und Engeln beweint. Einer der Letzteren hält die Dornenkrone. Verzweiflungsvoll hebt die tief gebeugte Mutter ihre Hände empor, und kann vor Schmerz fast nicht mehr weinen.
A. van Dyk war Schüler seines Vaters und des P. P. Rubens. Später ging er nach Italien, wo Titian und P. Veronese seine Muster waren. In England, wo er sich zuletzt aufhielt, machte er viel Aufwand was ihn oft nöthigte, schnell zu arbeiten. In Bildnissen, seiner Lieblingsmalerei, übertraf er Rubens, hatte aber weniger Genie und Feuer, als dieser. Colorit, Aehnlichkeit, Zeichnung der Köpfe und Hände sind bei ihm vortrefflich.
G. van den Ekhout,
geb. 1624, gest. 1674.
Jacob vor Laban und seinen zwei Töchtern, im Vorgrunde eines Gebäudes. Historischer Stoff aus 1. B. Mos. Cap. 29. Laban hatte zwei Töchter, Lea und Rahel; jene hatte ein blöd Gesicht, diese war hübsch und schön. Und Jacob gewann die Rahel lieb, und sprach: Ich will Dir sieben Jahre um Deine jüngste Tochter Rahel dienen. – Laban antwortete: Es ist nicht Sitte, dass man die Jüngste ausgebe, vor der Aeltesten.
Ekhout war Rembrands Schüler, und zeichnete sich durch Geschmack, Composition und richtige Kenntniss der Leidenschaften aus. Von allen Schülern Rembrands war er derjenige, welcher diesem Meister am nächsten kam, hatte aber auch dessen Mängel, und fehlte oft in der Zeichnung und im Costüme; dagegen ist sein Pinsel fest, seine Ausarbeitung geistreich, das Colorit lieblich und von grosser Wirkung.
Gerard Hoet,
geb. zu Bommel 1648, gest. 1733.
Das Urtheil des Midas. Ein Gemälde von 22 Figuren.
G. Hoet empfing bei seinem Vater, einem Glasmaler, Unterricht. Seine Compositionen zeugen von vielem Genie und lebhafter Phantasie. Die Farben hat er harmonisch behandelt; auch besass er vollkommene Kenntniss von Schatten und Licht.
Johann Rottenhammer,
geb. 1560, gest. 1604.
Ein Göttermahl unter Bäumen im Vorgrunde einer Landschaft. Apollo und die Musen musiciren, und geflügelte Genien streuen Blumen auf die Gäste von oben herab. Im Vorgrunde erblickt man zechende und schon berauschte Bacchus-Kinder. Im Hintergrunde gewahrt man zur Rechten eine Grotte, worin sich eine Küche befindet; Satyrn sind als Köche und Diener darin beschäftiget.
Rottenhammer ging früh nach Italien, wo er den Tintoret studirte. Die Gesichtszüge seiner Köpfe sind angenehm, das Colorit glänzend, und die Bilder überhaupt gut ausgearbeitet.
[16]
Unbekannter Meister.
Die Abnahme vom Kreuze. Ein Gemälde von eilf Figuren, eines der interessantesten aus früherer Zeit. Historischer Stoff nach Matth. 27. Luc. 23. Johann. 19. „Da Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. – Viele erschraken sehr, und sprachen: Wahrlich, dieser ist ein frommer Mensch, und Gottes Sohn gewesen! – Es stunden aber seine Verwandten von fern, und die Weiber, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das Alles, unter welchen war Maria Magdalena, und Maria, des kleinen Jacobus und Joses Mutter, und Salome, die Mutter der Kinder Zebedaei, welche ihm nachgefolgt waren, und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. – Joseph von Arimathia ging zu Pilatus, und bat, dass er den Leichnam Jesu abnehmen möchte; und Pilatus befahl, man solle ihm denselben geben. Es kam auch Nicodemus, und brachte Myrrhen und Aloe bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und wickelten ihn in eine reine Leinwand“ etc.
Jacob Jordaens,
geb. 1594, gest. 1678 zu Antwerpen.
Die vier Evangelisten: Matthaeus (hinter dem ein Engel steht), Marcus, Lucas und Johannes.
Jordaens war Schüler Adams van Oort, und studirte Titian und Bassano. In seinen Gemälden herrscht grosse Harmonie der Farben, so wie er Schatten und Licht gut behandelte. Die Compositionen sind sinnreich, und der Ausdruck der Leidenschaften ist natürlich. Oft aber ist seine Zeichnung ohne Geschmack, und nie erreichte er das Edle und Erhabene von Rubens; indess wusste er seinen Farben mehr Glanz und Stärke zu geben.
Michael Wohlgemuth,
geb. zu Nürnberg 1434, gest. 1519.[9]
Ein Altarblatt mit zwei Flügeln. Auf der innern Seite desselben steht Christus in der Mitte seiner zwölf Jünger, mit der rechten Hand die, von seiner Linken gehaltene, Weltkugel segnend. Die Figuren sind in halber Lebensgrösse, auf einen glänzenden Goldgrund gemalt. Zu den Füssen des Heilands kniet der Schenker des Gemäldes. Auf der Aussenseite der beiden Flügel ist die Anbetung der Weisen abgebildet.
Wohlgemuth war Lehrmeister Albrecht Dürers. Viele seiner Werke sind durch die Zeit zerstört worden.
Hans Holbein,
gest. 1554 zu London.
Brustbild einer Magistratsperson in schwarzer Kleidung, mit einer Papierrolle in der Hand. Das Haupt ist mit einem Hute bedeckt, und zu beiden Seiten sind Familienwappen angebracht.
Holbein war Bürger und Maler zu Augsburg, begab sich später nach Basel, und von da nach England, wo er viel für Heinrich VIII. arbeitete. Sein Colorit ist kräftig, die Carnation lebendig, und seine Köpfe sind voll Wahrheit und schön ausgearbeitet; nur tadelt man die schlechten Falten seiner Gewänder.
[17]
Hannibal Carraccio,
geb. zu Bologna 1650, gest zu Rom 1709.
Italienische Landschaft, in grossem, ernsten Style. Im Mittelgrunde des Bildes sieht man eine reiche Waldpartie, welche sich gegen das Gebirge auf der linken Seite hinzieht. Ein Bergstrom kommt aus derselben hervor, und bildet im Vordergrunde einen Wasserfall. In der Nähe desselben, auf der rechten Seite, sitzen unter Bäumen zwei Liebende; neben ihnen ein Hund. In der Ferne gewahrt man, jenseits des Stromes, mehrere Gebäude, und hinter denselben eine Gebirgskette. Ueber ihren höchsten Gipfeln bricht ein Lichtstrahl durch den bewölkten Himmel.
Carraccio studirte unter seines Vaters Anleitung die Manieren des Correggio, Parmesan und Titian. Er besass ein lebhaftes, feuriges Genie, und fasste das Charakteristische eines Menschen schnell auf, um es mit wenigen Strichen vollkommen ähnlich wiederzugeben. Alle seine Werke zeichnet ein edler, erhabener Styl, kräftige Färbung und vortrefflicher Geschmack aus.
Joh. Baptist Salvi,
genannt Sassoferrato,
gest. 1550.
Brustbild einer Madonna. Mit einem weissen Tuche, welches bis zur Brust herabgeht und an ein blaues Gewand sich schliesst, ist das schöne Haupt bedeckt, und neigt sich mit gesenktem, sanftem Blicke hernieder.
Joh. Baptist Salvi ward nach seinem Geburtsorte an den Gränzen des Herzogthums Urbino, Sassoferrato genannt. In Rom studirte er, unter Anleitung des J. Franz Penni, die Werke Raphaels. Seine Manier ist angenehm und sehr ausgearbeitet. Grösstentheils malte er Madonnen, die einander ziemlich gleich sind, da er, wie Bassano, gewohnt war, sich selbst zu copiren.
Philipp von Champagne,
geb. zu Brüssel 1602, gest. 1674 zu Paris.
Die Mutter Gottes, in ein blaues Gewand gehüllt, sitzt unter dem Kreuze ihres geliebten Sohnes. Trostlos, mit gefalteten Händen und Thränen in den Augen blickt sie gen Himmel. Zu ihren Füssen liegt die Dornenkrone mit den Nägeln, und im Hintergrunde sieht man die Ringmauer der Stadt Jerusalem.
Ph. von Champagne war Schüler Fouquières, und kam 1621 nach Paris, wo er viel für Kirchen und Paläste malte. Seine Gemälde sind richtig gezeichnet, von gutem Colorit, und fleissig ausgearbeitet. Auch in Landschaften und Architectur erlangte er eine grosse Fertigkeit.
Philipp von Champagne.
Familienstück. Eine Mutter mit zwei Mädchen und einem Knaben in einer Landschaft unter einem Baume sitzend.
[18]
Nicolaus Poussin,
geb. in der Normandie 1594, gest. 1665 zu Rom.
Das Wunder des heiligen Franz Xavery. Vor dem Bette eines gestorbenen jungen Mädchens hebt jener Heilige seine Hände betend empor. Die Verwandten der Verstorbenen umgeben sie, und sind von Freude und Erstaunen ergriffen, als sie die geliebte Freundin ins Leben zurückkehren sehen. Ueber dieser Scene schwebt Christus, von zwei Engeln umgeben.
Poussin studirte Raphael und Julius Pipi nach Kupferstichen; und ging 1624 nach Rom, wo er den Dominichino im Ausdrucke der Leidenschaften allen Andern vorzog. Er war ein trefflicher Zeichner; seine Compositionen sind klug und edel gedacht, und zeugen vollkommen von seiner Kenntniss des Costüms und der Alterthümer. Die gemeinsten Gegenstände wusste er durch das Erhabene seiner Gedanken zu veredeln. Die Falten seiner Stoffe sind etwas zu zahlreich, die Stellungen contrastiren nicht genug, und in seinen Gesichtern herrscht oft zu wenig Veränderung in Form und Ausdruck.
Auf Leinwand, 23½ Zoll hoch, 13 Zoll breit. Von St. Gantvel in Kupfer gestochen.
Carlo Dolce,
gest. 1686.
Christus als Knabe im Brustbilde, mit einem rothen Mantel bekleidet. An seiner linken Seite ist ein Strauss von blauen Hyacinthen, rothen und weissen Rosen angebracht.
Carlo Dolce war Maler zu Florenz und ein Schüler des J. Vignali. Seine Manier ist fleissig, und das Colorit schön und glänzend. Zu seinen Gemälden wählte er meistentheils geistliche Gegenstände.
Franz Parmigianino,
gest. zu Casal 1540, 36 Jahr alt.
Christus und Johannes, als Kinder dargestellt, umarmen sich. Im Hintergrunde ist eine Landschaft mit Architectur.
Parmigianino’s Manier ist angenehm, seine Figuren sind leicht und reizend, nichts aber lieblicher, als seine Köpfe. In Marienbildern und Kindern bestand seine grösste Kunst; auch malte er Landschaften vortrefflich. Indess vermisst man die gehörige Kraft in seinen Bildern, so wie den Ausdruck der Leidenschaften und ein getreues Studium der Natur. Er ahmte Correggio’s Manier in seinen Hauptwerken nach, erreichte aber nicht dessen Stärke im Colorit.
Auf Leinwand, 6½ Zoll hoch, 8½ Zoll breit. Von Agricola in Kupfer gestochen.
Georg Barbarelli,
genannt Giorgione,
gest. 1511, 33 Jahr alt.
Ein Christuskopf, im Vollbilde, mit der Dornenkrone. Der obere Theil der Brust ist mit einem rothen, weiss aufgeschlagenen Mantel bekleidet.
Barbarelli war Schüler von Joh. Bellini, verliess aber bald dessen allzuverzärtelte Manier. Seine Zeichnung ist geschmackvoll, sein Nacktes nach der Natur gefärbt, und seine Köpfe voll Leben; auch haben wenig Maler die Kraft, welche seine Werke auszeichnet, erreicht.
Auf Holz, 17 Zoll hoch, 14 Zoll breit. Von C. Rahl zweimal in Kupfer gestochen.
[19]
Andreas del Verrocchio,
gest. 1488 zu Venedig, im 55sten Jahre.
Die Mutter Gottes, von einer Glorie umstrahlt. Sie sitzt in einer Halle, von wo aus man eine Landschaft überschaut, in deren Vordergrunde die Flucht nach Aegypten bemerkt wird. Auf dem Schoosse hält sie ihr Kind, und reicht ihm Blumen.
Verrocchio war Goldschmidt zu Florenz, und Schüler Donatello’s. Seine Frauenköpfe hat sein Schüler Leonardo da Vinci oft nachgeahmt. Gewänder malte er in Albr. Dürers Geschmack; übrigens besass er wenig Kenntnisse vom Colorit, und sein Pinsel ist hart.
Johann Livens,
geb. zu Leiden 1607.
Kopf eines Greises mit langem Barte und schlicht herunterfallendem, vom Alter gebleichtem Haare.
Johann Livens war ein Schüler Peter Lastmanns, und zeichnete sich schon in seiner Jugend durch Kunstfertigkeit aus; 1630 ging er nach England, und arbeitete nach seiner Rückkehr viel für Kirchen, Klöster und Privatpersonen. Seine Köpfe sind besonders lebhaft und von grosser Schönheit.
Alonso Cano,
gest. zu Granada 1676.
Die Mutter Maria. In ihrem rechten Arme liegt das Kind, mit der linken Hand ist sie beschäftigt, ihm die Füsse in ein weisses Tuch zu wickeln. Beide Figuren sind in Lebensgrösse.
Alonso Cano war Schüler seines Vaters und Johann del Castillo’s. Im Jahre 1638 ward er königlicher Cabinets-Maler. Sein Hauptgemälde befindet sich in der Kirche zu Granada am hohen Altare.
Bartholomé Murillo,
geb. 1613 bei Sevilla, gest. 1685.
Die Mutter Gottes (in Lebensgrösse) in einer, mit rother Draperie geschmückten Halle. Ihr Sohn, auf ihrem Schoosse stehend, hebt die rechte Hand segnend empor, und blickt freundlich auf den Beschauer herab.
Murillo war Schüler des Diego Velasquez, und einer der berühmtesten spanischen Maler. Das Liebliche seines Colorits, die Richtigkeit der Zeichnung, so wie das Sanfte seines Pinsels, verbunden mit einer genauen Kenntniss von Schatten und Licht, haben ihm ein ruhmvolles Andenken gesichert.
[20]
Guido Reni,
gest. zu Bologna 1642.
Maria, neigt sich, mit über die Brust gekreuzten Armen zu ihrem schlummernden Kinde, welches vor ihr auf einem rothen Kissen liegt. Beide Figuren sind in Lebensgrösse.
Guido Reni war Schüler des Dionysius Calvart und Ludwig Carracci. Der Pinsel jenes Künstlers war in seiner besten Zeit leicht und fliessend, die Ausarbeitung geistreich und angenehm, und die Carnation lebhaft; seine Gewänder sind in grossem Geschmack, und die Köpfe vortrefflich. Mehr Feuer und eine kräftigere Färbung würden seinen Werken einen noch höhern Werth gegeben haben. Seine spätern Arbeiten stehen den früheren nach, woran seine Spielsucht Schuld gewesen seyn soll.
Jacob Ligozio,
gest. 1627 zu Florenz, im 27sten Jahre.
Ecce homo. Christus im Vollbilde mit einer Dornenkrone und dem Rohrscepter in der gefesselten rechten Hand. Zur Seite befinden sich Kriegsknechte, und links steht Pilatus, welcher mit Jesu heraus zum Volke ging und sprach: „Sehet, ich führe ihn heraus zu Euch, dass Ihr erkennet, dass ich keine Schuld an ihm finde. Also ging Jesus hinaus, trug eine Dornenkrone und Purpurkleid; und Pilatus spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch! Da ihn die Hohenpriester und Diener sahen, schrieen sie und sprachen: „Kreuzige, kreuzige ihn!“ S. Johann. Cap. 19. V. 1. ff.
Ligozio war ein Schüler des Paul Veronese. Seine kleinen Staffelei-Gemälde sind sehr vollendet; seine Zeichnung hat etwas Graciöses, und seinem Colorit, ob es gleich nicht dem des Veronese gleich kommt, mangelt es doch keineswegs an Leben und Wahrheit. In Florenz war ihm die Aufsicht über die Grossherzogliche Gemäldegallerie übertragen.
Bartholomé Schidone,
geb. 1560, gest. 1616.
Die heilige Familie. Im Vorgrunde einer Landschaft sitzt Maria, und hält das Jesuskind in ihren Armen; ihr zur Seite liest Joseph in einem Buche, welches ein Engel ihm vorhält.
Schidone war Maler zu Modena, und Schüler des Hannibal Carracci, hielt sich jedoch an Correggio’s Manier. Seine Gemälde sind äusserst selten, und wegen ihrer zarten Behandlung, guten Ausarbeitung und schönen Gesichtszüge sehr geschätzt. Durch Spielsucht verlor er sein ganzes Vermögen, und starb aus Unmuth hierüber.
Bernhard van Orley,
geb. 1490, gest. 1560.
Maria mit dem Kinde auf ihrem Schoosse. Sie sitzt vor einem Hause und hat einen Korb mit Leintüchern und einer Scheere zu ihrer Seite. In ihrer Nähe ist Joseph beschäftigt, mit einer Zimmeraxt ein Stück Bauholz zu beschlagen.
Van Orley war Schüler Raphaels, der sich seiner zu grossen Werken mit bediente.
[21]
Jacob Ruisdaal,
geb. 1635 zu Harlem, gest. 1681.
Eine Landschaft mit einem Meierhofe, von Eichen und Lindenbäumen umgeben. Männliche und weibliche Figuren beleben die Gegend. Auf einem Rasenplatze ruhen mehrere Schaafe und eine Ziege. Links führt eine Brücke über einen Fluss, auf dessen Fläche Enten herumschwimmen. Ganz im Vorgrunde liegt ein abgesägter Baumstamm.
In allen Theilen der Landschaft ist Ruisdaal der Natur höchst getreu; er wusste den eigenthümlichen Charakter jedes, auch des kleinsten Gegenstandes, richtig und wahr auszudrücken: was man vorzüglich an seinen sorgfältig belaubten Bäumen bemerkt. Sein Colorit ist eben so glänzend, als wahr, und, um seine Beleuchtung effectvoll zu machen, wählte er gewöhnlich stürmische Luft. Die Figuren liess er gewöhnlich von Wouwermans oder van der Velde malen.
Bernardo Luini,
lebte in Mailand um 1530.
Der Salvator und die Madonna, beide als Brustbilder, im Jugendalter dargestellt.
Luini war ein guter Colorist und Schüler des Leonardo da Vinci, dem er nachzuahmen strebte.
Franz Padoanino,
lebte im 17ten Jahrhundert.
Venus in einer Landschaft, auf einem Kissen ruhend. Nicht fern von ihr steht Amor, im Begriffe, seinen Bogen zu zerbrechen.
Padoanino war ein trefflicher Maler in grossen Figuren, und reich an Erfindung.
Johann von Udine,
starb 1564 zu Rom.
Eine heilige Familie. Maria (in Lebensgrösse) mit dem Kinde, welches, auf einem Säulenstuhle[10] stehend, seine Arme nach ihr ausstreckt; ihr zur Seite steht Joseph und der kleine Johannes, eine Rolle in der Hand haltend, worauf die Worte: „Ecce, agnus Dei!“ zu lesen sind.
Johann von Udine besuchte Raphaels Schule, und malte zu Rom, Venedig, Florenz und Udine historische Gegenstände.
Bernardino del Conte,
lebte um 1650.
Drei lachende Männer (Brustbilder) und eine junge Frau mit einem kleinen Hunde auf ihrem Arme, spielen das bekannte giuocare alla mora.
B. del Conte war ein Venetianer berühmter Baumeister und lebte ums Jahr 1560.
[22]
Franz de Paul Ferg.
Eine Sommer-Landschaft. Im Vorgrunde unterhalten sich ein Mann und eine Frau mit einer Schnitterin. Rechts ruht ein Wanderer unter einem Baume.
Perino del Vaga.
Eine heilige Familie. Maria (Kniestück) wird von ihrem, auf einem Sessel stehenden Sohne umarmt; an diesen schmiegt sich der kleine Johannes, und links steht Joseph, auf seinen Stab gelehnt, welcher mit Wohlgefallen diese Gruppe betrachtet.
Perino war Maler zu Florenz, und Schüler des Ghirlandojo und Vaga. Er hat viel in Rom, Pisa und Genua gemalt. Seine Arbeiten vollendete er äusserst schnell, besass ein lebhaftes Genie, und zeichnete sehr gut.
Johann van Huysum,
geb. 1682 zu Amsterdam, gest. 1749.
Blumenstück. In einem Glase, welches auf einer Marmorplatte steht, auf der sich eine Schnecke fortbewegt, sind Rosen und wilder Mohn sehr geschmackvoll gruppirt.
J. van Huysum empfing den ersten Unterricht bei seinem Vater. Geschmack, glänzendes Colorit, ein markiger Pinsel und treue Nachahmung der Natur, geben den Werken dieses Meisters einen grossen Werth. Das Matte und Pelzige der Früchte, das Glänzende der Blumen, das Durchsichtige der Thautropfen, die Bewegung der Insecten – Alles ist vortrefflich. In seiner frühern Zeit malte er auch Landschaften.
Joseph Heinz,
geb. 1560 zu Bern.
Der Sturz des Phaëton. Der unglückliche Lenker des Sonnenwagens wird durch Jupiters Blitz in den Eridanus geschleudert. Unten befinden sich Neptun, die Najaden, die Flussgötter mit umgestürzten Krügen, die Cybele mit der Mauerkrone u. a. m., welche Jupiter um Hülfe anflehen.
Heinz malte mit van Achen, Spranger, J. Breughel, Savary, um 1590 am Hofe des Kaisers Rudolph II., der ihn nach Italien schickte. Correggio war sein Vorbild. Seine weiblichen Köpfe sind sehr angenehm, seine Färbung natürlich und harmonisch.
Peter Subleyras,
geb. 1699.
St. Petri Kreuzigung. Als dieser Apostel auf der Höhe des Vatikanischen Berges sein Leben verlieren sollte, bat er seine Henker, ihn mit dem Kopfe nach der Erde zu kreuzigen, indem er sich unwürdig achte, auf gleiche Art, wie sein Herr und Meister, gekreuzigt zu werden. – Links sitzt ein Weib am Boden, deren Kind sich furchtsam an sie schmiegt. In der Luft schwebt ein Engel mit der Märtyrerkrone.
Subleyras empfing in der königlichen Academie zu Paris den ersten Preis, und ging 1628 als königlicher Pensionnair[11] nach Rom. Seine Gemälde haben einen zarten Pinsel, so wie schöne Färbung und Composition.
[23]
Raphaels Schule.
Maria mit dem Christuskinde. Sie hält ihren Sohn auf dem Schoosse, und reicht ihm zwei Nelken, mit inniger Zufriedenheit auf ihn herabblickend. Den Hintergrund bildet eine Landschaft.
Alexander Turchi,
geb. 1582, gest. zu Rom 1648.
Eine Grablegung; aus neun Figuren bestehend; links die Aussicht auf eine Landschaft. Maria, Magdalena und Johannes sind beschäftigt, den Leichnam Jesu, nach dem letzten Abschiedskusse, dem Schoosse der Erde zu übergeben.
Turchi war Schüler des Felix Ricci.[12] Er verstand, das Colorit der venetianischen, und die Zeichnung der römischen Schule wohl mit einander zu verbinden. Starkes Colorit und geschmackvolle Zeichnung sind die gewöhnlichen Kennzeichen seiner Arbeiten. Oft bediente er sich des Achats und Marmors zu seinen Gemälden.
Taddaeus Gaddi,
gestorb. 1352.
Die Marter des heiligen Laurentius. Wegen seines Eifers gegen den Götzendienst wurde dieser Heilige auf einem Roste verbrannt. Zur Rechten stehen vor einem Gebäude mehrere Lictoren und zwei Kriegsknechte.
Gaddi war Schüler des Giotto, und zeichnete sich nicht nur als Maler, sondern auch als Baumeister aus. Er übertraf seinen Lehrmeister in der Reinheit des Colorits, im Ausdrucke der Leidenschaften und im Faltenwurf.
Bartholomé van der Helst,
geboren 1613 zu Harlem.
Kniestück einer alten Frau. Sie ist mit einem purpurfarbigen, mit weissem Pelze verbrämten Camisole bekleidet, und hat den Kopf mit einem schwarzen Schleier bedeckt. Sie sitzt mit einem Buch in der Hand vor einem offenen Fenster, welches ein seidener Vorhang ziert, und schaut durch dasselbe in das Zimmer herein.
Van der Helst war ein ausgezeichneter Maler, und wurde kaum durch van Dyk übertroffen. Seine Compositionen sind vortrefflich, die Figuren schön gezeichnet, und die Gewänder im grossen Style. Besonders zeichnet ihn ein markiger Pinsel und eine herrliche Färbung aus. Köpfe, historische Gegenstände und Landschaften malte er mit gleicher Geschicklichkeit.
- ↑ Verbesserungen S. 49: steht Hohe, statt Höhe
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach verdient
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach welche
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach gezeichnet
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach See
- ↑ Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach daneben
- ↑ Verbesserungen S. 49: setze ff. statt f. f.
- ↑ Verbesserungen S. 49: statt Gerard, lies Gerhard
- ↑ Verbesserungen S. 49: statt 1436 und 1539 lies 1434 gest. 1519.
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Säulenstuhle
- ↑ Verbesserungen S. 49: lies: Pensionnair
- ↑ Verbesserungen S. 49: statt Rieci lies Ricci