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No. 64.
Nicolaus Poussin,

geb. in der Normandie 1594, gest. 1665 zu Rom.

Das Wunder des heiligen Franz Xavery. Vor dem Bette eines gestorbenen jungen Mädchens hebt jener Heilige seine Hände betend empor. Die Verwandten der Verstorbenen umgeben sie, und sind von Freude und Erstaunen ergriffen, als sie die geliebte Freundin ins Leben zurückkehren sehen. Ueber dieser Scene schwebt Christus, von zwei Engeln umgeben.

Poussin studirte Raphael und Julius Pipi nach Kupferstichen; und ging 1624 nach Rom, wo er den Dominichino im Ausdrucke der Leidenschaften allen Andern vorzog. Er war ein trefflicher Zeichner; seine Compositionen sind klug und edel gedacht, und zeugen vollkommen von seiner Kenntniss des Costüms und der Alterthümer. Die gemeinsten Gegenstände wusste er durch das Erhabene seiner Gedanken zu veredeln. Die Falten seiner Stoffe sind etwas zu zahlreich, die Stellungen contrastiren nicht genug, und in seinen Gesichtern herrscht oft zu wenig Veränderung in Form und Ausdruck.

Aus der Gräfl. Friesischen Sammlung zu Wien.
Auf Leinwand, 23½ Zoll hoch, 13 Zoll breit. Von St. Gantvel in Kupfer gestochen.


No. 65.
Carlo Dolce,

gest. 1686.

Christus als Knabe im Brustbilde, mit einem rothen Mantel bekleidet. An seiner linken Seite ist ein Strauss von blauen Hyacinthen, rothen und weissen Rosen angebracht.

Carlo Dolce war Maler zu Florenz und ein Schüler des J. Vignali. Seine Manier ist fleissig, und das Colorit schön und glänzend. Zu seinen Gemälden wählte er meistentheils geistliche Gegenstände.

Aus der Gräfl. Friesischen Sammlung. Auf Leinwand. 16½ Zoll hoch, 14 Zoll breit.


No. 66.
Franz Parmigianino,

gest. zu Casal 1540, 36 Jahr alt.

Christus und Johannes, als Kinder dargestellt, umarmen sich. Im Hintergrunde ist eine Landschaft mit Architectur.

Parmigianino’s Manier ist angenehm, seine Figuren sind leicht und reizend, nichts aber lieblicher, als seine Köpfe. In Marienbildern und Kindern bestand seine grösste Kunst; auch malte er Landschaften vortrefflich. Indess vermisst man die gehörige Kraft in seinen Bildern, so wie den Ausdruck der Leidenschaften und ein getreues Studium der Natur. Er ahmte Correggio’s Manier in seinen Hauptwerken nach, erreichte aber nicht dessen Stärke im Colorit.

Aus der Gräfl. Friesischen Sammlung zu Wien.
Auf Leinwand, 6½ Zoll hoch, 8½ Zoll breit. Von Agricola in Kupfer gestochen.


No. 67.
Georg Barbarelli,

genannt Giorgione,
gest. 1511, 33 Jahr alt.

Ein Christuskopf, im Vollbilde, mit der Dornenkrone. Der obere Theil der Brust ist mit einem rothen, weiss aufgeschlagenen Mantel bekleidet.

Barbarelli war Schüler von Joh. Bellini, verliess aber bald dessen allzuverzärtelte Manier. Seine Zeichnung ist geschmackvoll, sein Nacktes nach der Natur gefärbt, und seine Köpfe voll Leben; auch haben wenig Maler die Kraft, welche seine Werke auszeichnet, erreicht.

Aus der Gräfl. Friesischen Sammlung zu Wien.
Auf Holz, 17 Zoll hoch, 14 Zoll breit. Von C. Rahl zweimal in Kupfer gestochen.