Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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I., König v. Numidien u. Gaetulien, geb. um 85 v. Chr.
Band IX,2 (1916) S. 23812384
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1) Iuba I., König von Numidien und Gaetulien (Cass. Dio XLIII 3), Sohn Hiempsals II. (s. o. Bd. VIII S. 1394f.). Er muß um 85 geboren sein, da ihn Cicero, als er im J. 63 sich in diplomatischer Mission in Rom aufhielt, als einen adulescens non minus bene nummatus quam bene capillatus bezeichnet (de leg. agr. II 58; vgl. die Münzen s. u.). Seine Mission hatte Erfolg; dagegen mußte er im folgenden Jahre, als er in Gegenwart seines Vaters mit Caesar verhandelte, sich von diesem eine ziemlich brutale Behandlung [2382] gefallen lassen (Suet. Caes. 71; s. o. Bd. VIII S. 1395, doch spielt die Geschichte in Rom), die seine Parteistellung sicher beeinflußt hat. Bald darauf scheint er seinem Vater in der Regierung gefolgt zu sein; jedenfalls war er schon König, als der Volkstribun Curio im J. 50 die Einverleibung seines Reiches beantragte (Caes. bell. civ. II 25, 4). Man hat darin zweifellos einen Vorstoß der demokratischen Partei zu erblicken, die den Caesar persönlich verhaßten und den Gegnern treu ergebenen König beiseite schieben wollte. Das Gesetz ging nicht durch und hatte nur den Erfolg, I. mit um so größerem Haß gegen die demokratische Partei und den Antragsteller zu erfüllen (Caes. a. a. O.).

Die Gelegenheit zur Rache bot sich ihm, als Curio im Auftrag Caesars am 19. Juni 49 in Afrika mit 2 Legionen und 500 Reitern landete, um die Provinz den Pompeianern zu entreißen (Caes. bell. civ. II 23ff., die Zeit nach Kromayer-Veith). Trotz anfänglicher Schwierigkeiten war es Curio gelungen, den Pompeianer P. Attius Varus in Utica einzuschließen, als die Nachricht anlangte, König I. sei im Anmarsch. Darauf zog sich Curio in sein befestigtes Lager zurück, um es dort auf eine Belagerung ankommen zu lassen (Caes. bell, civ. III 23–37). Inzwischen hatte I. das Gerücht verbreiten lassen (Cass. Dio LXI 41, 2), er selber sei in einen Grenzkrieg und in Streitigkeiten mit den Bewohnern von Leptis verwickelt und habe nur seinen Feldherrn Saburra mit geringen Streitkräften vorausgesandt (Caes. bell. civ. II 38, 1); tatsächlich lagerte er selbst mit der Hauptmacht am Bagradas, 33 km von Curio entfernt, und hatte Saburra noch 9 km weiter vorgeschoben (ebd. § 3). Durch das falsche Gerücht getäuscht, beschloß Curio, Saburra zu überfallen; er brach morgens gegen 3 Uhr auf und langte nach einem ermüdenden Marsch von 24 km vor Saburras Lager an. Der sich entspinnende Kampf ward durch das Eingreifen des Königs, der mittlerweile herangekommen war, entschieden und endete mit einer völligen Niederlage der Römer; Curio selber fiel (Caes. bell. civ. II 39–42). Der im Lager zurückgebliebene Rest des Heeres ergab sich, von der Flotte im Stich gelassen, noch in der Nacht dem P. Attius Varus, was I. nicht verhinderte, am folgenden Tage einen großen Teil der Römer töten zu lassen und den Rest für sich zu reklamieren, trotz der Proteste des Varus, der sich dadurch verletzt fühlte (Caes. bell. civ. II 44, 2). Überhaupt begann sich I., durch seinen Erfolg übermütig geworden, bereits als Herrn der Provinz Afrika anzusehen und die Verhältnisse in Utica nach seinem Belieben zu ordnen (Caes. bell. civ. II 44, 3). Für seinen Sieg ward er von Pompeius und dem Senat mit dem Königstitel belohnt, während Caesar ihn für einen Reichsfeind erklärte und den beiden ihm verfeindeten Königen von Mauretanien, Bocchus und Bogud, den Königstitel verlieh (Cass. Dio LXI 42, 7).

Quellen: Caes. bell. civ. II 23–44, einzelne Ergänzungen bei Appian. bell. civ. II 44–46 und Cass. Dio LXI 41, 2–42, 7; daneben die dichterische Darstellung Lucans IV 689ff. Neuere Darstellung: Drumann-Groebe III 403–406. Über Örtlichkeit und nähere Umstände des [2383] Kampfes am Bagradas Kromayer-Veith Antike Schlachtfelder fll 2, 729—747. Nach Pompeius’ Tod und dem Verlust Ägyptens ward Afrika der natürliche Zufluchtsort der Pompeianer, obwohl man in diesen Kreisen selber nicht allzuviel von I. hielt (Appian. II 83 und die wegwerfende Äußerung Ciceros ep. ad fam. IX 6, 3 fin.). Tatsächlich benutzte I. sofort die Uneinigkeit der römischen Führer Varus und Scipio, um sein Übergewicht in sehr unangenehmer Weise geltend zu[WS 1] machen (μονονουχὶ σατράπας πεποιημένος ἑαυτοῦ τοὺς περὶ τὸν Σκηπίωνα Plut. Cat. min. 57, regis vectigales Bell. Afr. 6); erst Catos ruhige Festigkeit bewog ihn, seine Ansprüche herabzuschrauben. Überhaupt erwies sich Scipio dem König gegenüber als zu schwach, dem er sogar die römische Provinzialhauptstadt Utica wegen angeblich caesarianischer Gesinnung zur Vernichtung ausliefern wollte: nur Catos Einspruch, der sich für Utica verbürgte und selbst den Oberbefehl dort übernahm, rettete die Stadt (Plut. Cat. min. 58. Cass. Dio XLII 57). Hierdurch verletzt scheint sich I. von der Beteiligung am Kriege mehr zurückgezogen zu haben, allerdings unter Hinterlassung von 120 Elefanten und einer zahlreichen Reiterei (Bell. Afr. 19), die aber Scipio aus den Einkünften der Provinz erhalten mußte (ebd. c. 8). Erst als Caesar am 31. Dez. 47 bei Hadrumet, das damals wie der ganze südliche Teil der Provinz Afrika zu I.s Reich gehört zu haben scheint (Bell. Afr. 6 vgl. mit c. 42), gelandet war, machte er sich mit einem bedeutenden Heere zur Hilfe auf; allein auf dem Wege erhielt er die Nachricht, daß inzwischen Caesars Parteigänger, der frühere Catilinarier P. Sittius und König Bocchus von Mauretanien in Numidien eingefallen seien und außer zwei Gaetulerstädten auch die alte Hauptstadt des Landes Cirta erobert hätten (Bell. Afr. 25. Cass. Dio XLXIII 3, 1. Appian. bell. civ. II 96). Sofort kehrte er um, wobei er in rücksichtsloser Weise den größeren Teil der Elefanten mitnahm, so daß Scipio nur noch 30 behielt (Bell. Afr. c. 25. Appian. bell. civ. II 96), um sich den Feinden, die sein Reich bedrohten, entgegenzustellen. Inzwischen hatte Sittius weitere Fortschritte gemacht (Bell. Afr. c. 35), und der König, von Scipio brieflich (ebd. c. 48) zurückgerufen, wobei ihm die ganze Provinz Afrika versprochen ward (Cass. Dio XLIII 4, 6), sah sich veranlaßt, gegen ihn Saburra mit einem Teil seines Heeres zurückzulassen, während er selbst mit drei Legionen, 30 Elefanten und einer starken Reiterei Scipio zu Hilfe eilte (Bell. Afr. c. 48. Cass. Dio XLIII 6, 1). Dort angelangt, schlug er ein besonderes Lager nicht weit von Scipios Lager bei Uzitta auf und beteiligte sich alsbald an einem Reiterkampf, der indessen günstig für Caesar endete (Bell. Afr. 52). In den weiteren Gefechten, die er mit großer Grausamkeit gegen seine eigenen Leute, wie gegen die Feinde führte (Bell. Afr. 66. 74), errang er einzelne Erfolge, was wieder zu unerträglichen Anmaßungen seinerseits führte, denen vor allem der Oberfeldherr Scipio keineswegs mit dem nötigen Nachdruck entgegentrat (Bell. Afr. c. 57). Mit seinen Truppen schaltete er völlig selbständig; als von Caesars Emissären geschürt unter den Gaetulern ein Aufstand ausbrach (Bell. Afr. 35. [2384] 55), entsandte er ohne Rücksicht auf die bevorstehende Entscheidung eine halbe Legion gegen die Aufständischen.

Inzwischen hatte Caesar, um endlich die Entscheidungsschlacht zu erzwingen (Bell. Afr. 79), sich zum Vorstoß auf Thapsos entschlossen. Während er die Stadt belagerte, die auf einem schmalen Landstreifen zwischen dem Meer und einem Binnensee gelegen nur von Westen und Süden je einen schmalen Zugang hatte, suchten die Gegner ihn abzuschneiden, indem Scipio von Westen, I. und Afranius von Süden auf den schmalen Landengen heranrückten (s. die Karte bei Kromayer-Veith). Allein in ungestümem Angriff warfen Caesars Soldaten zuerst Scipios und dann I.s Heer über den Haufen, so daß binnen wenigen Stunden die Pompeianer eine vernichtende Niederlage erlitten (Bell. Afr. 80—86. Appian. bell. civ. II 96 ist fast unbrauchbar. Plut. Caes. 53. Cass. Dio XLIII 7, 1—8, 3). Die meisten Führer retteten sich durch die Flucht: als I., der zunächst in Utica Einlaß erbat, von Cato zurückgewiesen ward (Plut. Cat. min. c. 60), begab er sich mit seinem Unglücksgefährten M. Petreius nach Zama, das er im Anfang des Krieges stark befestigt hatte, um seinen Harem und seine Schätze dort in Sicherheit zu bringen. Allein er ward von den Bürgern, die wohl mit Recht fürchteten in die Selbstvernichtung, die er plante, mit hineingezogen zu werden, abgewiesen und zog sich mit Petreius auf ein nahegelegenes Landgut zurück (Bell. Afr. c. 91). Inzwischen hatte P. Sittius Saburra geschlagen und getötet (ebd. c. 95), so daß I., überall zurückgewiesen, mit Petreius in den Tod zu gehen beschloß. Nach einer letzten Mahlzeit begannen sie einen Zweikampf, in dem Petreius fiel, worauf sich I. von einem Sklaven umbringen ließ (so Bell. Afr. c. 94, andere, teilweis abweichende Angaben Cass. Dio XLIII 8, 4. Appian. bell. civ. II 100. Sen. de prov. 2. Liv. epit. 114. Flor. IV 2, 69. Oros. VI 16. Eutrop. VI 18). Sein Reich wurde eingezogen und als Nova Africa römische Provinz (Cass. Dio XLIII 9, 4); erster Statthalter ward der Historiker Sallustius Crispus (ebd. c. 9, 2).

Quellen: Hauptquelle ist das Bell. Afr., daneben Cass. Dio XLII 56, 2—XLIII 9, 5; einzelnes bei Plut. Caes. 53 und Cat. min., ebenso bei Appian. bell. civ. II 96—100, dessen Darstellung fast wertlos ist. Vgl. Kromayer-Veith Antike Schlachtfelder III 2, 827—832, wonach bei Plut., Cass. Dio und Appian eine gemeinsame Quelle zugrunde liegt (Asinius Pollio?). Beste Darstellung des Krieges bei Kromeyer-Veith III 2, 761—897, vgl. auch Drumann-Groebe III 514—545. Über die Münzen des Königs Mionnet Méd. Ant. VI 597ff. Head HN 885. Der Kopf des Königs mit seinem vollen Haupt- und Barthaar entspricht den oben angeführten Stellen Cic. de leg. agr. II 58. Suet. Caes. 71.

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 136
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Iuba

4) S III, s. [1.2]).

[1.2]) (K) Iuba I., Iuba II., numid. Könige. S III.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zn