Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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A. f., L., cos. 60 v. Chr., schloss sich früh an Cn. Pompeius an
Band I,1 (1893) S. 710 (IA)–712 (IA)
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6) L. Afranius A. f., von niedriger Herkunft (Plut. praec. rei publ. ger. 11, 6), daher von Cicero öfters (ad Att. I 16, 2. 18, 5. 20, 5. II 3, 1) spöttisch nur als Auli filius bezeichnet, Auli f. auch Dio ind. l. XXXVII. CIL I 601. Bei Cic. ad Att. I 1, 1 wird in den Ausgaben gewöhnlich für das überlieferte Aufidio gelesen Auli filio; da dort von den Mitbewerbern Ciceros ums Consulat die Rede ist, so kann Cicero unmöglich Afranius erwähnt haben, der sich damals im Orient befand, wie schon Drumann V 404 richtig bemerkt hat. Nach Plut. praec. rei publ. 11, 6 habe A. seine erste Bewerbung aufgegeben, da sie Pompeius unangenehm gewesen sei und habe sie ein Jahr später, von Pompeius unterstützt, wieder aufgenommen. An eine formelle Bewerbung im J. 65 kann nicht gedacht werden, sondern nur an die Absicht einer solchen. Er schloss sich früh an Cn. Pompeius an, dem er während seines ganzen Lebens ein treuer Anhänger blieb. Zuerst war er sein Legat, im Kriege gegen Sertorius befehligte er einen Flügel in der Schlacht am Sucro (Plut. Sert. 19) und zerstörte später Calagurris (Oros. V 23, 14). Im Kriege gegen Mithradates war er wieder des Pompeius Legat. Als Pompeius im Winter 688/9 = 66/5 seinen Zug gegen den Kaukasus unternahm, übergab er A. die Hut von Armenien (Plut. Pomp. 34). Im J. 65 zog A. nach der Landschaft Corduene und besetzte diese, unternahm von dort einen beschwerlichen Marsch durch die Wüste und unterwarf die Araber in Osroene (Plut. Pomp. 36. 39. Dio XXXVII 5). Als Pompeius (Januar 693 = 61) nach Rom zurückgekehrt war, suchte er die Wahl des A. zum Consulat durchzusetzen, um an ihm ein gefügiges Werkzeug für die Durchbringung der von ihm gewünschten Beschlüsse zu haben, und verteilte zu dem Zweck Geld unter die Tribus [711] (Plut. Pomp. 44. Cic. ad Att. I 16, 12). Die optimatische Partei machte vergebens verschiedene Schachzüge, die Wahl zu hintertreiben (Cic. ibd. § 13), A. wurde zum Consul gewählt. Consul 694 = 60 mit Q. Metellus Celer: L. Afranius Cassiod. Obseq. 62, Afranius Chronogr. Idat. Chr. Pasch. Dio ind. l. XXXVII und XXXVII 49. Cic. ad Att. II 18, 8. Plin. n. h. II 170. Flor. II 13, 8. CIL I 601. 727. 728. Die Hoffnungen, welche Pompeius auf ihn gesetzt hatte, erfüllten sich nicht; A. erwies sich als völlig unfähig (Cic. ad Att. I 18, 5. 19, 4. 20, 5. II 3, 1); nach Dio XXXVII 49, 3 war er ein besserer Tänzer als Staatsmann. Die Nachrichten über die durch germanische Einfälle hervorgerufenen Unruhen in Gallien veranlassten im März den Beschluss des Senates, ut consules duas Gallias sortirentur, delectus haberetur (Cic. ad Att. II 19, 2); doch kam es nicht zu seiner Ausführung, weil keine dringende Gefahr vorzuliegen schien (ibd. 20, 6). Metellus hat Rom auch nach Ablauf des Consulatsjahres nicht mehr verlassen (Cic. p. Cael. 59. Dio XXXVII 50). Ob Afranius eines der beiden Gallien als proconsularische Provinz verwaltet hat, ist unbekannt. Im September 697 = 57 war er in Rom im Senat und unterstützte den Antrag, dass Pompeius ein ausserordentliches Commando für die Getreideversorgung Roms erhalten solle (Cic. ad Att. IV 1, 6); ebenso im Januar 698 = 56 den Antrag, Pompeius den beabsichtigten ägyptischen Krieg zu übertragen (Cic. ad fam. I 1, 3); am 11. Februar 699 = 55 brachte er im Auftrag von Pompeius und Crassus einen Antrag de ambitu im Senat ein (Cic. ad Q. fr. II 7, 3; vgl. Plut. Cat. min. 42). In demselben Jahre erhielt Pompeius Spanien als Provinz, und liess es, während er in Rom blieb, durch Afranius und Petreius verwalten (Vell. II 48, 1; vgl. Plut. Pomp. 53. Appian. b. c. II 18. Dio XXXIX 39). Beim Beginn des Bürgerkrieges commandierte er in Hispania citerior mit 3 Legionen, Varro in Hispania ulterior, Petreius in Lusitania. Aus der Zeit seiner spanischen Legation stammt vielleicht die Inschrift CIL I 601 L. Afranio A. f. cos. conscrip(ti) et col(oni) col(oniae) Valent(inae). Als der Bürgerkrieg ausgebrochen war, setzten die Pompeianer grosse Hoffnungen auf die spanischen Heere; im Februar 49 war bei ihnen in Italien das Gerücht verbreitet, Afranius habe den C. Trebonius in den Pyrenäen geschlagen (Cic. ad Att. VIII 3, 7; vgl. ibd. 2, 3. VII 26, 1; ad fam. VI 12, 4). In Wirklichkeit hatten A. und Petreius, die ihre Heere, in der diesseitigen Provinz vereinigten, den Übergang der Caesarianer über die Pyrenäen nicht zu hindern vermocht und bei Ilerda eine feste Stellung bezogen. Als Caesar im Juni dort eintraf, begann ein langer und wechselvoller Kampf, doch mussten sich die Pompeianer am 2. August ergeben (Caes. b. c. II 37–87. Vell. II 50, 4. Flor. II 13, 26–29. Oros. VI 15, 6. Plut. Caes. 36; Pomp. 63. Appian. b. c. II 42–43. Dio XLI 20–23. Strab. III 161); den Tag der Übergabe verzeichnen verschiedene alte Kalendarien; vgl. CIL I p. 398. A. begab sich nach Dyrrachium und führte Pompeius noch einige spanische Cohorten zu (Caes. b. c. III 88, 2). Nach den für Caesar [712] unglücklichen Gefechten bei Dyrrachium riet A., Pompeius solle mit dem Heer nach Italien zurückgehen, sich Galliens und Spaniens bemächtigen und mit seiner überlegenen Flotte Caesar die Zufuhr abschneiden (Appian. II 65; vgl. Dio XLI 52. Vell. II 52, 2). Als aber weder dieser Rat befolgt wurde, noch Pompeius sich zu einer Entscheidungsschlacht entschliessen wollte, spottete Afranius, den man wegen seiner Niederlagen des Verrates bezichtigt hatte, πῶς πρὸς τὸν ἔμπορον τῶν ἐπαρχιῶν οὐ μάχονται προελθόντες (Plut. Pomp. 67). In der Schlacht bei Pharsalos hatte er die Lagerhut (Appian. II 76). Nach der Schlacht entfloh er, da er auf Schonung von seiten Caesars nicht rechnen durfte, mit Cato und Labienus nach Dyrrachium, von dort nach Africa (Dio XLII 10) und nahm an der Schlacht bei Thapsus teil (Plut. Caes. 53). Nach ihrem unglücklichen Ausgang wollte er durch Mauretanien mit Faustus Sulla sich nach Spanien retten, beide aber wurden von P. Sittius gefangen genommen und wenige Tage später getötet; ob auf Caesars ausdrücklichen Befehl, war streitig (Suet. d. Iul. 75. B. Afr. 95. Liv. per. CXIV. Flor. II 13, 90. Oros. VI 16, 5. Auct. de vir. ill. 78, 9. Plut. Caes. 53. Cic. ad fam. IX 18, 2; unrichtig lässt Appian. II 97 Scipio mit Afranius entkommen).

[Klebs. ]

Anmerkungen (Wikisource)