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Iazyges (so Ovid. Trist. II 191; ex Pont. I 2, 79. IV 7, 9f. Strab. VII 297. 306. Plin. n. h. IV 80. Arrian. anab. I 3, 2. Ptolem. Geogr. III 7. VIII 6, 2 (aus ihm Marcianus Peripl. maris exter. II 38). Appian. Mithr. 69. Cassius Dio passim. Iord. Get. 75; Iazuges Tac. ann. XII 29; hist. III 5). Ein Sarmatenvolk, den Skythen sehr ähnlich (Nomaden, ständig auf den Pferden). Zuerst wohnten die I. am Maiotischen See (vgl. Ammian. Marc. XXII 8, 31). Wahrscheinlich nach Alexanders Tod stürzten die Sarmaten das Skythenreich und verbreiteten sich bis zu den Karpathen und vielleicht darüber. Aus diesem Lande kamen die I. später in die Ebene zwischen der Donau und der Theiß: (daher Metanastae Ptol. a. a. O. Marcian. a. a. O.), wo ihre Grenzen Ptolem. Geogr. III 7 genau angibt: westlich und südlich die Donau; östlich die Theiß (falsch bei Ptolem. Tibiscus, Temes), nördlich die Berge von Carnuntum bis zu den Karpathen. Es ist unmöglich, genau zu ermitteln, wann die I. in die neue Heimat einwanderten. Zur Zeit Plinius’ sind sie schon da (Plin. n. h. a. a. O.). Ovid. a. a. O. erwähnt sie mehrmals an der untersten Donau. Aus Strabon a. a. O. ist nichts sicher zu erschließen. Tac. ann. XII 29 berichtet, daß zu Claudius’ Zeit der Suebenkönig Vannius in seinem Heere I. als Reiter hatte. Vielleicht darf man daraus den Schluß ziehen, daß die I. schon um 50 n. Chr. zwischen der Donau und Theiß wohnten. Man könnte auch die Vermutung aufwerfen, daß ihre Ankunft in die neue Heimat in Verbindung mit den Stößen steht, welche um die Zeit der Schlacht bei Actium das Reich Burebistas stürzten. Doch sind sie nach einer anderen Meinung erst zu Neros Zeit hierhergekommen: die Feinde, die nach CIL XIV 3608 Daker, Roxolanen und Bastarner besiegt hatten und ihrerseits von Plautius Silvanus besiegt wurden, sollen die I. sein (Sehmsdorf Die Germanen in d. Balkanländern 34ff. Anders v. Domaszewski Rh. Mus. XLVII 209f., der die Sarmatae dieser Inschrift mit den I. identifizierte). Es sei noch das bemerkt, daß uns in den Quellen ausdrücklich berichtet wird, daß die Theißebene früher von Dakern bewohnt war und daß diese von den I. in die Berge gedrängt wurden. Aus der Geschichte dieses Volkes ist uns noch folgendes bekannt. Ab die Donaulegionen im J. 69 nach Italien marschierten, um dort für Vespasian gegen Vitellius zu kämpfen, nahmen sie eine Ansah! der Vornehmen der I. mit, um von dieser
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Seite sicher zu sein, schlagen aber du Angebot der I., auch von ihnen Soldaten und besonders Reiter zu nehmen, aus (Tac hist. III 5). Einen Sarmateneinfall in Pannonien und Mösien erwähnen um den Tag des Todes Vitellius’ Tac. hist. IV 45 und Joseph. bell. Iud. VII 4, 3. Es kann sein, daß hier unter den Sarmaten die I. zu verstehen sind (Mommsen Röm. Gesch. V 199; dagegen Beuchel De legione Romanorum I Italica, 1903, 123). Im Kampfe mit den Barbaren fiel der mösische Legat Fonteius Agrippa, das ganze Land wurde geplündert, bis Vespasian den Rubrius Gallus schickte, der eine große Anzahl von Feinden in Schlachten tötete und die anderen über die Donau drängte. Domitian hat mit den I. einen oder vielleicht auch zwei Kriege (s. bes. Köstlin Die Donaukriege Domitians. 1910, 7–28) geführt. Zuerst scheint er mit ihnen im J. 89 gekämpft zu haben (vgl. Köstlin 71–74). Sicher bekriegt er sie im J. 92. Über den Anlaß des Krieges wird uns folgendermaßen berichtet. Die Sueben kämpften mit einem anderen germanischen Stamme, den Lygiern, und die letzteren baten Domitian um Hilfe. Der Kaiser sandte ihnen nur 100 Reiter. Das reizte aber die Sueben im dem Maße, daß sie die I. einluden, gemeinsam die Donau zu überschreiten (Dio LXVII 5). Wahrscheinlich bald darauf wurde eine ganze Legion samt dem Legaten von den Barbaren niedergehauen (Suet. Domit. 6). Domitian rückte persönlich gegen den Feind. Der Krieg heißt offiziell bellum Suebicum et Sarmaticum (Tac. hist. I 2. Agr. 41. Statius Silv. III 3, 170. Sil. Ital. Pun. III 616. Martial. VIII 15, 1. CIL III 6818. X 135. XI 5992). Der Erfolg muß nicht groß gewesen sein, da Domitian nur eine Ovatio hielt (Martial. VIII 15, 5). Von einem Wiederausbruche dieses Krieges (nur mit den Sueben?) unter Nerva im J. 97 spricht Mommsen Ges. Schriften IV 449. Seit Traian sind die I. an der Seite der Römer (Dio LXVIII 10; vgl. Ammian. Marc. XVII 12, 15 semper Romanorum clientes. v. Domaszewski Serta Harteliana 9f. Kornemann Kaiser Hadrian 28, 1). Natürlich war es nur eine nominelle Anerkennung der römischen Oberhoheit. Das beweist ihr Einfall in Mösien bald nach Traians Tod, 117 (Hist. aug. Hadr. 6. Euseb. Hieron. Chron. p. 164. 165. Schiller Gesch. d. röm. Kaiserz. I 610. Kornemann a. a. O.). Die Kämpfe mit den I. wurden unter Marcus erneuert. Im J. 170 kämpften sie im Bündnisse mit Quaden und Markomannen gegen die Römer. Der damalige Statthalter von Mösien und Dacien, M. Claudius Fronto, hatte zuerst gegen sie einige Erfolge, schließlich aber wurde er besiegt und fiel selbst (CIL VI 1377 = 31 640 post aliquot secunda proelia adversum Germanos et Iazyges ad postremum pro r. p. fortiter pugnatu ceciderit. Vgl. Premerstein Klio XII 145. Wiener Eranos zur 50. Philol. Vers. 268f., 4. v. Domaszewski Neue Heidelb. Jahrb. V 107ff.). Im J. 172? 173? haben die Römer einen Sieg am festen Lande und auf dem Eise der Donau davongetragen (Dio LXXI 7). Vielleicht infolgedessen bitten sie den Kaiser um Frieden, der sie nicht erhören will, weil er die Absicht hat, den Stamm
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ganz auszurotten (Dio LXXI 18). Im J. 174 sind sie nach Vielen und großen Kämpfen und nach vielen Mühen besiegt (a. a. O. LXXI 8). Doch wird im folgenden Jahre erst von ihrer Unterjochung gesprochen: sie nahmen die Bedingungen an, die schon den Quaden und Markomannen aufgezwungen waren, nur daß die I. sich noch weiter von der Donau zurückziehen mußten. Außerdem mußten sie die römischen Gefangenen ausliefern und den Römern 8000 Reiter zu Gebot stellen, von denen 5500 nach Britannien geschickt worden sind (Dio LXXI 16. Spuren von denselben in Britannien im 4. Jhdt. Not. dign. occ. XL 54. CIL VII 218. 229. 230. 524). Marcus wollte auch diesmal den Stamm ausrotten, da die I. sehr gefährlich und kräftig waren (die Zahl der ausgelieferten römischen Gefangenen betrug 100 000), er mußte aber wegen Cassius’ Aufstand nach Syrien eilen (Dio LXXI 16). Im J. 179/80 verlangen die I. vom Kaiser einige Milderungen der Bedingungen, was ihnen bewilligt wurde (Dio LXXI 18), nur wurde ihnen nicht erlaubt, eigene Schiffe an der Donau zu haben und auf den Donauinseln zu wohnen. Bei der Gelegenheit wurde auch die Frage ihres Besuches der Märkte reguliert (Dio LXXI 19; vgl. Marquardt St.-V. I² 563). Unter Commodus sind sie vollständig römische Untertanen (Dio LXXII 2): die Quaden und Markomannen müssen versprechen, daß sie gegen die I. nicht kämpfen werden. Im 3. Jhdt. werden ebenso mehrere Kämpfe mit den Sarmaten, also wohl auch mit I., erwähnt (vgl. für das J. 288 Hist. aug. Car. 8, für J. 294 Incert. paneg. Constantis Caes. 5, für J. 358 Ammian. XVII 12, 1ff.; vgl. Seeck Untergang d. ant. Welt passim). Ob sie sich im Laufe der Zeit nach Osten über die Theiß ausbreiteten, wie man aus Iord. Get. 75, 11. 12 schließt, der Aluta als Grenze zwischen den I. und1 Roxolanen angibt, ist dahinzustellen. Ptolem. a. a. O. erwähnt mehrere Städte im I.-Lande; doch waren es vielleicht keine eigentlichen Städte, da die I. Nomaden waren; jedenfalls ist ihre Lage nicht zu ermitteln. Außer der oben genannten Literatur vgl. noch Mommsen Röm. Gesch. II 272. Brandis o. Bd. IV S. 1952f. Kiepert Lehrb. der alt. Geogr. 345f. und FOA XVII Text S. 4. Müllenhoff Deutsche Altertumsk. III passim.