Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Beiname des Dionysos von schwärmerischen Rufen im Kult
Band VI,1 (1907) S. 992993
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Euios (Εὔιος). 1) Von den schwärmerischen Rufen im bakchischen Kult εὐοῖ, εὐάν, εὖα, εὔιε, εὐοῖ σαβοῖ und wie sonst noch der Ausdruck des εὐάειν lautete, erhielt Dionysos verschiedene Beinamen, die daneben auch als selbständige Namen für ihn gebraucht wurden.

a) Εὔιος ist in der griechischen Poesie sehr häufig, und zwar bald als Beiwort neben dem Hauptnamen Dionysos bezw. Bakchos, z. B. Soph. Oedip. Tyr. 211. Anacreont. 4, 11. Frg. adesp. 131 bei Bergk Poet. lyr. Gr.⁴ III 730. Orph. hymn. 50, 3, bald in der Verbindung θεὸς εὔιος, z. B. Eurip. Bakch. 157. 1167, bald als selbständiger Name des Gottes, z. B. Eurip. Bakch. 566. 579. Aristoph. Thesmoph. 990ff. Anth. Pal. VI 87. 320 (hier der Genetiv Εὐίεω). IX 253. [993] Orph. hymn. 30, 4. Nonn. Dionys. IX 185 u. ö.; weitere Belege aus der Poesie bei Bruchmann Epitheta deor. 84. Ebenso wird E. in der griechischen Prosa oft neben sonstigen Beinamen des Dionysos genannt, z. B. Athen. VIII 363 b. Schol. Soph. Antig. 1115. Anon. Laur. V 15 bei Schoell-Studemund Anecd. var. 268. Plut. Marcell. 22. Häufig wird dabei die richtige Erklärung von den bakchischen Rufen hinzugefügt, z. B. Kornut. 30. Etym. M. 391, 12. Eustath. Dionys. perieg. 566. 700. Wie mannigfache Dinge, die mit Dionysos zusammenhängen, das Attribut εὔιος erhalten, zeigt jedes Lexikon. Die römische Poesie folgt dem Beispiel der griechischen. Euhius wird bald neben dem Namen des Gottes (z. B. Accius bei Macrob. Sat. VI 5, 11), bald alleinstehend (Hor. od. I 18, 9. II 11, 17. Stat. Theb. II 72. IV 739 u. ö.) gebraucht, zuweilen auch in der Verbindung Euhius Euhan, Ennius bei Charis. p. 241 K. Lucret. V 741. Sonstige Belege aus der römischen Poesie bei Carter Epithet. deor. Latin. 59.

b) Εὔας (Gen. Εὔαντος), Anon. Laur. V 14 bei Schoell-Studemund Anecd. var. 268; vgl. Niketas ebd. 275. 282. Hesych. s. Εὔας. Etym. M. s. λαός 553, 47. Athen. XI 465 a nach Kaibels Korrektur, obgleich auch das überlieferte Εὐάνθης eine passende Bezeichnung für Dionysos ist. Auch Ortsnamen Eua (s. d.) werden von dem εὐοῖ des Dionysoskultes erklärt, Paus. IV 31, 4.

c) Euhan, bei den Römern teils in der Verbindung Euhius Euhan, Ennius und Lucrez a. a. O., teils alleinstehend, Ovid. met. IV 15. Stat. Theb. II 616. V 94 u. ö. CIL X 1948[1] aus Puteoli. Weitere Belege bei Carter a. a. O. 59.

d) Εὐαστήρ, Anth. Pal. VI 154. IX 246. Orph. hymn. 30. 1. Suid.; vgl. das in Perinthos gefundene Orakel: ἐπὰν δ' ὁ Βάκχος εὐάσας πλησθήσεται, Buresch Klaros 78.

e) Εὐαστής, Prokl. epigr. bei Abel Orphica 276 Anm. 1.

f) Φιλεύιος, Nonn. Dionys. XIX 15. Anth. Pal. IX 524, 1 = Abel Orphica 284.

Eine Form Εὔσιος wird von denen als ursprünglich substituiert, welche den bakchischen Ruf als εὖ σοι, dorisch εὖ οἱ erklären, vgl. Etym. M. 391, 12 s. Εὔιος. Arignote bei Harpokrat. s. εὐοῖ σαβοῖ. Schol. Eurip. Phoen. 656. Von εὖ ausgehend, erklärt Myth. Vat. III 12, 2 E. als bonus puer. Andere ebenso künstliche Erklärungen denken an εὐά als Laut des Bockes (Suid. s. εὐά) oder an ein indisches Wort für den Efeu (Hesych. s. εὐάν). Über die ganze Art der Weiterbildung von Interjektionen zu Namen vgl. Crusius Philol. LIII Ergänzungsheft S. 9. Voigt in Roschers Myth. Lex. I 1036.

[Jessen. ]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Corpus Inscriptionum Latinarum X, 1948.