Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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eine in Kleinasien verehrte Göttin der Fruchtbarkeit
Band VI,1 (1907) S. 858860
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Eubosia oder Euposia (Εὐβοσία, Εὐποσία), eine zumal in Phrygien zu Hierapolis, aber auch in [859] andern kleinasiatischen Städten verehrte Göttin der Fruchtbarkeit und der Fülle, ihrem Namen, ihrem Wesen und ihren Attributen nach zu vergleichen der Demeter (mit den Beinamen Εὐαλωσία, Hesych. s. v., Εὔκαρπος usw., vgl. Usener Göttern. 242ff.) und der Eirene, der Tyche-Fortuna und der Euthenia-Abundantia. Auf Kupfermünzen von Hierapolis im Britischen Museum mit unbärtigem, epheubekränztem Dionysoskopf nach rechts erscheint mit der Beischrift ΕΥΠΟCΙΑ eine Frauengestalt, angetan mit Chiton, Peplos und Stephane, linkshin stehend, die Rechte auf ein Ruder gelegt, und auf dem linken Arm ein Füllhorn tragend, in dessen Krümmung ein Kind sitzt, wahrscheinlich Plutos (vgl. Eirene), linkshin gewendet und die Rechte hebend nach einer der Früchte im Horn, Imhoff-Blumer Monn. gr. 401ff., 110 z. pl. G 26, für ein weiteres Exemplar im Britischen Museum vgl. W. Wroth Num. chron. III. ser. XVIII 1898, 116f., 31 z. pl. XI 7; ein drittes Exemplar mit ΕΥΒΟCΙΑ findet sich im kgl. Münzkabinett zu Berlin, J. Friedländer Ztschr. f. Numism. VII 1880, 223f, ein viertes gleichfalls mit Εὐβοσία zu Neapel Kat. nr. 8619; vgl. auch Head HN 565. Einer Statue der θεὰ Εὐποσία zu Hierapolis, gestiftet von einem Agoranomen (Aedil), wird gedacht CIG 3906 b; vielleicht ist für Euposia Eubosia zu schreiben, da ja die Inschrift gegen alle Orthographie auch τοῖς Σεπαστοῖς bietet. Für Akmonia in Phrygien ist bezeugt ein ἱερεὺς Σεβαστῆς Εὐβοσίας διὰ βίου aus der Zeit Neros, der u. a. auch wieder Aedil gewesen (ἀγορανομήσας πολυτελῶς), CIG 3858; add. p. 1091. Le Bas-Waddington Inscr. III 227, 754; Expl. des inscr. p. 226; unter den gleichen Beamten (Servenius Capito und Iulia Severa) wurden zu Akmonia die Kupfermünzen geschlagen, die den Kopf der jüngern Agrippina und den der Poppaea rechtshin zeigen, ersteren begleitet von Ähren und Mohn und der Beischrift ΑΓΡΙΠΠΙΝΑΝ · ΣΕΒΑCΤΗΝ (Mionnet IV 198, 21), letztern mit Ähren bekränzt, mit Weintraube unter dem Kinn und mit der Beischrift ΠΟΠΠΑΙΑ · CΕΒΑCΤΗ (Waddington Rev. num. 1851, 154 z. pl. VI 2); für Agrippina die jüngere als E. oder Demeter vgl. auch die Kupfermünzen der lydischen Städte Aninetos und Magnesia am Sipylos, Imhoof-Blumer Rev. suisse de num. VI 1896. 6, 7 (pl. II 4). 240. 4; Lyd. Stadtmünzen 23, 7 (pl. II 4). 89. 4. Schon die ältere Agrippina kommt auf Kupfermünzen von Philadelpheia Neokaisareia in Lydien mit dem lorbeerbekränzten Kopf des Caligula nach rechts als E. oder Demeter vor, bekleidet, rechtshin sitzend, die Rechte auf das Zepter stützend, in der Linken Ährenbüschel und Füllhorn haltend; solche Münzen zu Paris, Mionnet II 352, 119; Suppl. IV 447. 168—170, in Sammlung Löbbecke und Sammlung Imhoof, Imhoof-Blumer Rev. suisse VI 1896. 270, 21. 22 (pl. V 10): Lyd. Stadtm. 119, 21. 22 (pl. V 10), und im Britischen Museum. Cat. of Lydia 195, 55. Zumal gehört hierher die Kupfermünze von Nysa in Lydien mit Kopf Domitians und diesem zugewandtem Brustbild der Domitia, die auf ihrem Revers zu der Beischrift ΕΥΠΟCΙΑ ein Füllhorn mit Früchten zeigt als das Symbol der E., Imhoof-Blumer Rev. suisse VI 1896, 259f., 12; Lyd. Stadtmünzen [860] 108, 12. 182f. Der Deutung auf E. begegnen wir auch für die Frauengestalt mit Diadem und Doppelchiton, linkshin stehend, mit Schale in der Rechten, in der Linken das Füllhorn, an dem das Plutoskind gelagert ist, auf Kupfermünze von Isinda in Pisidien mit Kopf des Traianus Decius, Waddington Rev. num. 1853, 27, 2. Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 374, 5 z. Taf. XX 16, ferner der Deutung auf E. oder Euthenia für die weibliche Figur, die gleichfalls linkshin steht, in der Rechten Ähren, in der Linken das Füllhorn hält, auf der gleichfalls in Sammlung Imhoof befindlichen Kupfermünze von Skepsis in der Troas, Imhoof-Blumer Griech. Münz. 106 (630), 236. Zu dem längst bekannten εὐποσιάρχης Οὔλπιος Ἰούλιος Τρόφιμος aus Smyrna, frühestens in Traians Zeit, CIG 3385, kommt ein Ἄπιος Ὀνήσιμος εὐποσιάρχης auf einer Inschrift von Tomoi am Schwarzen Meer, Perrot Rev. arch. n. s. XXVIII 1874, 25, 4. 28, und dazu kommen zwei Inschriften von Anabura (heute Enevre) in Pisidien mit dem Amtstitel εὐβοσιάρχης, Sterret The Wolfe Expedition to Asia Minor, Papers Americ. School III 1888, 193f., nr. 317. 206ff., nr. 339. Ferner vergleiche die phrygische Legende bei Steph. Byz. p. 31, 9f. s. Ἀζανοί: λιμοῦ δὲ γενομένου συνελθόντες οἱ ποιμένες ἔθυον εὐβοσίαν γενέσθαι und Hesych. s. εὐβοσίης · εὐτροφίας. Bei Hera Euboia denkt Gruppe an E., Gr. Myth. 1066, 11. Εὐβοσία wird man deuten auf gute, fette Weide, Fruchtbarkeit des Bodens, Fülle an Nahrung, Εὐποσία dagegen auf guten Trank, Reichtum an Wasser oder auch Fülle bei Trinkgelagen; allein in unserem Fall sind die beiden Begriffe doch wohl nur orthographisch von einander verschieden, und der Wechsel von β und π ist namentlich auf nicht griechischem Boden durchaus nicht ohne Beispiel, vgl. Schwyzer Gramm. d. Perg. Inschr. 104. Meisterhans-Schwyzer Gramm. d. att.Inschr. 77. S. noch Welcker Griech. Götterl. II 470. III 137. Roscher Myth. Lex. I 2900,91f. Usener Göttern. 370, 16. Gruppe Gr. Myth 1066, 11. 1083, 7. 1172, 3.

[Waser. ]