Abundantia, Personification des glücklichen Zustandes, in dem das Volk die Segnungen der Kultur in reichem Masse geniesst, nahe verwandt mit Annona, Copia und der Liberalitas der Kaiser, eine der jüngsten Bildungen dieser Richtung, soweit die Münzen es erkennen lassen; sie erscheint auf Münzen der Kaiserzeit von Elagabal bis Galerius Maximianus; ihr ständiges Attribut das Füllhorn, aus dem sie ihre Gaben verteilt. Wir scheiden zwei Typen:
- I Umschrift Abundantia Aug.
- a) nach links stehend, das Füllhorn leerend, Cohen Méd. impér.² Elagabale 1. Salonine 1. Tétricus père 3. Probus 13–16. Numérien 1–3. Carin. 1. Carausius 1 (über einem Modius).
- b) nach rechts stehend, mit beiden [126] Händen das Füllhorn leerend, Cohen Alexandre Sévère 1. 2. Gordien le Pieux 1–4. Traian Dèce 1. 2. Gallien 1–7. Claude II 1. Probus 1–12. 17. Carus 1–4. Dioclétien 1–6. Maximien Hercule 1. 2. Galère Maximien 1.
- c) nach links stehend, Ähren und Füllhorn haltend, Cohen Victorin 1. Tétricus père 2. 1 (zu ihren Füssen ein Modius).
- II
- a) Umschrift: Abundantia Augg. et Caess. n. n. A. an einen Mann, der zu ihren Füssen kniet, Geldstücke verteilend, Cohen Maximien Hercule 3.
- b) Umschrift: Abundantia temporum. Die Kaiserin Salonina als A., nach links sitzend zwischen Pietas und Iuno Regina, Münzen unter nackte, vor ihr stehende Kinder ausstreuend, Cohen Salonine 2. 3; vgl. die Münze der Mamaea (Cohen 4), auf der der Kaiser Alexander Severus, zwischen 2 weiblichen Gestalten sitzend, in derselben Weise Geld verteilt; Umschrift Abundantia temporum.
Die Silbermünze der Etruscilla (Cohen 1) mit der Legende Abundantia Aug. und dem Bilde einer stehenden Frau, die den Schleier lüftet und eine hasta pura quer über der Brust trägt, giebt keine Darstellung der A., sondern zeugt nur von einer Verwechslung der Typen (Pudicitia), wie sie seit dem dritten Jahrhundert n. Chr. immer häufiger wird. Den Namen Abundantia, aber andere Darstellungen (Flussgott; Galere mit 4 Rudern; Opferschale) bieten Münzen des Gallien (Cohen 8), des Carus (Cohen 5) und des Tetricus pater (Cohen 4. 5). Abbildungen der A. hat man erkennen wollen auf einem Carneol (Arch. Zeitg. IX 1851, 101*), in einer Bronzefigur zu Neapel (Helbig Ann. d. Inst. 1864, 217 sta in piedi, vestito di doppio chitone e mantello, questo scende dalla spalla sinistra e si repiega intorno le gambe, nella sinistra ha il cornucopia, nella destra i papaveri e le spighe; vgl. Typus I c), in einer Bronzestatuette aus Pompeji (Trendelenburg Ann. d. Inst. 1871, 253), auf einem verstümmelten Basrelief der Villa Albani (Mon. d. Inst. IV t. 4, dazu Blessig Ann. d. Inst. 1844, 156), auf einem Grabrelief des Museo Torlonia (Baumeister Denkm. d. kl. Alt. III Abb. 1688). Doch ist der Nachweis nicht mit Sicherheit zu führen, da er sich vor allem auf das Attribut des Füllhorns stützt, das auch von vielen anderen Göttinnen getragen wird. Von einem Heiligtume oder irgend welcher religiösen Verehrung, wie bei andern Personificationen, findet sich bei A. keine Andeutung.