RE:Delmatae
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Volksstamm in Dalmatien | |||
Band IV,2 (1901) S. 2448–2455 (IA) | |||
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Delmatae (oder Dalmatae, beide Formen wechseln in Hss. wie in Inschriften; vgl. Mommsen CIL III p. 280; R. G. II⁷ 165. H. Kiepert Lehrbuch der alten Geographie 359 Anm. 1 und Formae orbis antiqui XVII Beibl. S. 5. W. Tomaschek Mitt. der geograph. Gesellschaft in Wien 1880, 505f.), ein grosser, starker, kriegerischer Volksstamm im mittleren Dalmatien. Sie erscheinen zuerst in einem losen Abhängigkeitsverhältnis zu dem Ardiaeerreiche von Scodra; nach dem Tode des Königs Pleuratus fielen sie jedoch von seinem Nachfolger Gentius ab und bildeten eine selbständige Eidgenossenschaft, die ihre bedeutenden Kräfte in stetem Grenzkriege die Nachbarn fühlen liess; einige derselben wurden zur Zahlung von Tribut, der in Vieh und und Korn bestand, genötigt. Insbesondere wurden angegriffen im Süden die Ardiaeer (G. Zippel Röm. Herrschaft in Illyrien 84. 130. 132) und die Daorser, an der Küste die continentalen Orte der Issaeer Epetium (Stobrec) und Tragurium (Trau) und später im Norden die Liburner. Die Issaeer und Daorser wandten sich an Rom, unter dessen Botmässigkeit sie standen, um Hülfe. Nach wiederholtem Drängen sandte der Senat im J. 158 unter C. Fannius eine Gesandtschaft ab, welche sich über die Zustände in Illyrien, vor allem über die Beziehungen zu den Delmaten orientieren sollte. Diese erklärten rundweg, sie hätten mit Rom nichts zu schaffen. Den Gesandten wurden weder Unterkunft noch Nahrung gewährt, die Pferde wurden ihnen gewaltsam weggenommen und nur heimliche Flucht konnte sie vor persönlicher Vergewaltigung retten (Polyb. XXXII 18. 19. Appian. Ill. 11. Liv. epit. XLVII. Mommsen R. G. II⁷ 165. Zippel 130). Die Fannius begleitenden Vertreter der klageführenden Gemeinden (d. i. der Daorser und Issaeer) wurden getötet (Zonar. IX 25). Dies benützte der Senat als Vorwand (Polyb. XXXII 19) zum Einmarsche in das Gebiet der D. Damit begann die Reihe der delmatischen Kriege, die mit Unterbrechungen mehr als 160 Jahre dauerten und von Rom als gute Schule für Truppen und Officiere angesehen wurde (Polyb.). Die D. erwiesen sich als die grössten und zähesten Gegner der Römer am Ostgestade der Adria seit der Vernichtung des Ardiaeerreiches. Dadurch erklärt es sich, dass nach ihnen später die ganze Provinz benannt wurde. Den Krieg eröffnete der Consul C. Marcius Figulus im J. 156 (Polyb. XXXII 24. Mommsen R. G. II⁷ 165. Zippel 140. 188. Marquardt R. St.-V. I² 297, 9), und zwar vom Süden aus, wo er an Narona, den Ardiaeern und Daorsern eine feste Stütze hatte. Er wurde jedoch beim Schlagen eines Lagers von den D. überfallen und bis an die Narenta zurückgedrängt. Da der Winter begonnen hatte, zerstreuten sich bald die D. in ihre Ortschaften. Darauf baute Marcius einen neuen Angriffsplan, er hoffte die D. einzeln schlagen zu können. Diese Hoffnung erfüllte sich wohl [2449] nicht; auf die Nachricht von seinem Anrücken hatten sich die D. schnell gesammelt, dennoch wurden sie geschlagen und auf ihren Vorort Delminium (bei Zupanjac im Duvno polje) zurückgeworfen. Da gegen diese grosse, feste und hochgelegene Stadt auch die Belagerungsgeschütze nichts auszurichten vermochten, die kleineren Orte dagegen von ihren besten Verteidigern entblösst worden waren, zog der Consul vorerst gegen diese, nahm eine Anzahl derselben und kehrte dann wieder vor Delminium zurück, das er durch Brandgeschosse zum grossen Teil einäscherte (Appian. Ill. 11. Liv. epit. XLVII. Flor. II 25. Iul. Obseq. 16). An der Eroberung des Platzes wurde er durch das Eintreffen seines Nachfolgers im Commando, des Consuls P. Cornelius Scipio Nasica, gehindert (Zippel 131f.). Dieser wandte eine List an; er bedrängte wieder erst die kleineren Castelle, die ihre Contingente von Delminium abriefen und dadurch dessen Verteidigungskraft dermassen schwächten, dass es von den Römern genommen werden konnte (155 v. Chr.). Das ganze Gebiet der D. wurde hierauf verheert und ein grosser Teil der Bevölkerung in die Sclaverei verkauft ((Frontin. strat. III 6, 2. Liv. epit. XLVII. Auct. de vir. ill. 44. Strab. VII 315. Zonar. IX 25. Mommsen R. G. II⁷ 165. Zippel 131f.). Nasica feierte noch im selben Jahre seinen Triumph de Delmateis (CIL I p. 459 = I² p. 176).
Von weiteren Kämpfen hören wir erst wieder im J. 119 v. Chr. In diesem Jahre (Appian. Ill. 11. Zippel 137) marschierte der Consul L. Caecilius Metellus nach der Eroberung von Siscia (Sissek) durch das westliche Iapodenland (Patsch Wissenschaftl. Mitt. aus Bosnien und der Hercegovina VI 167, 7) gegen die D., angeblich ohne dass von ihrer Seite ein Anlass zum Kriege vorlag (Appian.), überwinterte in Salona (vgl. Mommsen CIL III p. 304; R. G. II⁷ 169) und blieb im Lande bis 117, in welchem Jahre er de Delmateis triumphierte (Eutrop. IV 23. CIL I² p. 177. Zippel 138. 188f.). Über seine Kriegführung erfahren wir nichts (vgl. Liv. epit. LXII); dass aber seine Erfolge nicht gering gewesen sein müssen, beweist ausser seinem Beinamen Delmaticus der Umstand, dass er von den delmatischen Beutegeldern den Castortempel in Rom wieder erbaute (Cic. Verr. I 130ff.: vgl. neuestens O. Richter Jahrb. d. arch. Institus 1898, 87ff.). Nach Zippel 189 (vgl. Marquardt I² 298, 1) wurde damals Illyrien als eigene Provinz organisiert. In der Notiz des Eutrop. V 7 zum J. 87: interim eo tempore Sulla etiam Dardanos, Scordiscos, Dalmatas et Maedos partim vicit, alias in fidem accepit sind, wie Zippel 161f. mit Recht bemerkt, die D. mit den Dentheleten verwechselt worden.
Im J. 78 brach abermals ein Aufstand der D. aus. Zu seiner Niederwerfung wurde der Proconsul C. Cosconius geschickt, der zwei Jahre (78. 77) im Lande blieb und auch Salona dauernd in römischen Besitz brachte (Eutrop. VI 1. 4 = Oros. V 23. 1; vgl. Mommsen CIL III p. 279 Anm. 304; R. G. Ill⁷ 41. Cic. pro Cluent. 97. Kiepert Lehrbuch 358. Zippel 162. 178f. 190). Trotzdem war die Ruhe nicht von langer Dauer. Im J. 51 (Zippel 202) entrissen die D. im Bunde mit ,anderen illyrischen Stämmen‘ den Liburnern [2450] die Stadt Promona (jetzt Promin bei Drniš, s. d.). Diese erbaten sich Caesars Intervention. Es wurde den D. aufgetragen, den Platz zu räumen, und da sie sich nicht fügten, wurde gegen sie im J. 50 eine starke, wohl zum grossen Teil aus Aufgeboten der treugebliebenen Stämme (darunter Liburnern) bestehende Abteilung dirigiert. Sie wurde vollständig vernichtet (Appian. Ill. 12. Mommsen R G. III 302. Zippel 201f.). Der Widerstreit mit Pompeius hielt Caesar ab, die D. zu strafen. Sie schlossen im Sommer 49 mit dem Legaten des ersteren, M. Octavius, einen Bündnisvertrag und nahmen mit ihm an der Belagerung Salonas teil (Caes. bell. civ. III 9, 1; bell. Alex. 44. Zippel 205). Gegen diese Coalition sandte Caesar im J. 48 Q. Cornificius als quaestor pro praetore mit 2 Legionen, dem es gelang, im kleinen Kriege einige Castelle zu nehmen und Beute zu machen (bell. Alex. 42).
Eine schwere Niederlage erlitten die Römer im Winter 48/47 durch die Vernichtung des Heeres des Consulars A. Gabinius, der von Caesar beauftragt worden war, mit einigen neu ausgehobenen Legionen auf dem Landwege von Italien nach Illyrien zu marschieren, sich mit Cornificius zu vereinigen, die Stämme hier zu Paaren zu treiben und dann gegen die pompeianischen Reste nach Makedonien weiterzuziehen. Er erlitt schon auf dem Marsche durch den Iapodengau (Wissenschaftl. Mitt. aus Bosnien und der Hercegovina VI 168f.) und das Delmatenland, auf dem er wegen Proviantmangel feindliche Befestigungen zu nehmen gezwungen war, bedeutende Verluste; bei Sinotium (im Sinjsko polje, Tomaschek 505. 558. Kiepert Formae XVII, s. d.) wurde er in einer Waldschlucht durch die ihm auflauernden D. völlig geschlagen. Mehr als 2000 Soldaten, 38 Centurionen und 4 Tribunen blieben auf der Wahlstatt, und die Feldzeichen gerieten in die Hände der Feinde. Mit dem Reste entkam Gabinius nach Salona, wo er wenige Monate darauf starb (bell. Alex. 42f. Appian. Ill. 12. 27. 28. Mommsen R. G. III 444f. Zippel 206). Die Erinnerung an diesen Zug bewahrte die später von Salona nach Andetrium führende Via Gabiniana (CIL III 3200, vgl. 10158. Mommsen R. G. II 169). Gross war die Beute, und gross wurde dadurch das Ansehen und die Macht der D.; über letztere schrieb P. Vatinius, der etwa Mitte 46 (Zippel 207) des Cornificius Nachfolger in Illyrien wurde, noch im J. 45 an Cicero (ad fam. V 10, 3): viginti oppida sunt Dalmatiae antiqua, quae ipsi sibi asciverunt, amplius sexaginta.
Als sich Caesar nach der Besiegung der republicanischen Partei zum Kampfe gegen die Parther und Dacer rüstete, gerieten die D. in Furcht; sie schickten im J. 46 Gesandte nach Rom und boten ihre Unterwerfung an. Der Dictator verlangte Geiseln und Zahlung von Abgaben (Appian. Ill. 13). Sie leisteten beides. Trotzdem musste Vatinius, der über 3 Legionen und viel Reiterei verfügte (Appian.) noch vor dem Tode Caesars mit ihnen kämpfen. Sein Hauptquartier war dabei Narona (von da sind seine Briefe an Cicero geschrieben). Er nahm im J. 45 sechs Städte, an der Eroberung[WS 1] der siebenten hinderten ihn Schnee, Fröste und anhaltende Regengüsse. Seine Thaten hielt er für so bedeutend, dass er den [2451] gerechtesten Anspruch auf den Triumph zu haben vermeinte. Caesar erwirkte ihm die Supplicatio (Cic. ad fam. V 9. 10 a. b. Zippel 207f.). Nach Caesars Ermordung brach der Krieg wieder in vollem Umfange aus. Die früheren Versprechen wurden nicht mehr gehalten. Eine aus 5 Cohorten bestehende Abteilung unter dem Commando des Senators Balbius (s. o. Art. Balbius Nr. 5) wurde im J. 44 vernichtet, und ihre Feldzeichen wurden genommen. Vatinius selbst zog sich auf Dyrrhachium zurück, um dem viel wichtigeren makedonischen Kriegsschauplatze näher zu sein. Die Truppen gingen zu Brutus über (Appian. Ill. 13. 25. Cic. Phil. X 13f. Liv. epit. CXVIII. Vell. II 69. 3. 4. Dio XLVII 21, 3ff. Plut. Brut. 25. Zippel 208ff. H. Schiller Gesch. der röm. Kaiserzeit I 43. V. Gardthausen Augustus und seine Zeit I 57. 161. 318). Illyricum verblieb jedoch Vatinius noch 43, der 42 triumphierte (CIL I² p. 179. Zippel 210ff.).
Im J. 39 kämpfte C. Asinius Pollio gegen die D. (Flor. II 25. Hieron. zum J. 5 n. Chr. Hor. II 1, 15. 16. Schol. des Acron dazu. Schol. Bern. Verg. Ecl. IV prooem. VIII 6. 13. Zippel 222f. Gardthausen I 318), doch gewiss nur mit geringem Erfolge, da er nicht über sie, sondern ex Parthinis am 25. Octoher 39 triumphierte (CIL I² p. 180. G. Schön Das capit. Verzeichnis der röm. Triumphe 60. 84); die Nachrichten der Scholien, dass Pollio damals Salona eingenommen habe (vgl. oben Groebe Bd. II S. 1592), ist gewiss nur aus dem Namen seines Sohnes Saloninus (Borghesi Oeuvres III 346) erschlossen (Mommsen CIL III p. 304).
Eine energischere und[WS 2] umfassendere Wiederherstellung des römischen Besitzstandes im mittleren Teile der Provinz Dalmatien wurde im J. 34 durch Octavianus selbst in die Hand genommen, nachdem er nach der Besiegung des Sex. Pompeius im J. 35 die Iapoden im Nordwesten der Provinz überwunden hatte. Kleinere Vorstösse sind bereits 35 durch Agrippa, der die in der Adria vereinigte Flotte commandierte, gemacht worden (Dio XLIV 38, 3. Zippel 232. Gardthausen I 322. J. Kromayer Herm. XXXIII 1898, 4). Octavian rückte von Norden heran. Die D. stellten sich ihm unerschrocken bei Promona entgegen, das sie mittlerweile an die Liburner verloren und wieder erobert hatten. Der an sich schon feste Ort war von Versus verstärkt und mit 12 000 Mann besetzt worden. Die Römer mussten erst die die Stadt umgebenden Höhen nehmen und dann zu einer regelrechten Belagerung schreiten. Ein zweites Delmatenheer rückte unter Testimus zum Entsatze heran: es wurde geschlagen, und bei dem gleichzeitigen Ausfalle der Belagerten gelang es Octavian, in die Stadt einzudringen. Die Besatzung zog sich in die Burg zurück; hier capitulierte sie schon am fünften Tage. Da Testimus sein Heer auflöste, kein Feind also im offenen Felde stand, musste Caesar die einzelnen Festungen brechen. Er zog durch waldiges, coupiertes Terrain, in dem man ihm an derselben Stelle, wo Gabinius einst sein Heer verloren hatte, vergebens einen Hinterhalt zu legen versuchte, brannte Synotium nebst andern Orten nieder und kam vor Setuia (von nicht näher bekannter Lage, vgl. Tomaschek 558. Kromayer [2452] a. a. O. 7, 6: s. d.). Auch hier versuchte ein Entsatzheer die Belagerung aufzuheben; es wurde jedoch geschlagen, wobei Octavian selbst am Knie verwundet wurde. Da er sich nach Rom begab, übernahm Statilius Taurus das Commando ohne Besonderes auszurichten. Erst nach Caesars Rückkehr, im Januar 33, ergab sich die von Hunger erschöpfte Stadt. Sie muss eine grössere Bedeutung gehabt haben, da mit ihrem Falle der Delmatenkrieg beendet war. Die D. unterwarfen sich, stellten 700 Knaben als Geiseln, lieferten die Gabinius abgenommenen Feldzeichen, die in der Porticus Octaviae in Rom aufgestellt wurden (Appian. 28. Fest. p. 178), und zahlten den seit des Dictators Zeiten eingestellten Tribut (Appian. 24–28. Strab. VII 315. Dio XLIX 38, 3. 4. Liv. epit. CXXXI. CXXXII. Suet, Aug. 20. 24. Polyaen. strat. VIII 24. Mommsen Monum. Ancyr.² 124; R. G. V³ 9. Zippel 232ff. Tomaschek 558. Schiller I 113. Gardthausen I 326ff. Kromayer 6ff.), Octavian wurde zum fünftenmal als Imperator begrüsst (CIL V 526. Gardthausen I 329), den Triumph über die D. feierte er jedoch erst am 13. August 29 (vgl. die Stellen bei Schiller 135 und Gardthausen I 472).
Die Nachricht des Appian c. 28: Δαλμάται ..... εὐπειθεῖς ἐς τὸ ἔπειτα ἐγένοντο kann nur für die nächste Folgezeit gelten, denn im J. 16 v. Chr. kämpfte gegen sie der Proconsul P. Silius (Dio LIV 20,1. CIL III 2973. Zippel 2973, vgl. Schiller I 215), und in den J. 11 und 10 v. Chr. musste Tiberius intervenieren (Dio LIV 34, 3. 36, 2. 3. LV 2, 3. 4. Liv. epit. CXXXIX. Vell. II 96, 2. 3. Suet. Tib. 9; vgl. Oros. VI 21, 14. Aurel. Vict. Caes. 1; epit. 1. Consolatio ad Liviam 389. Mommsen R. G. V³ 21 und CIL III p. 415. Zippel 308. Schiller I 224f. Kromayer 9, 5). Die Insurrectionen sind jedoch wohl nur partieller Natur gewesen, hervorgerufen durch Chicanen bei Conscribierungen und Steuererhebungen. Grösser war die Reaction in den J. 6–9 n. Chr., als die Völkerschaften der Provinzen Dalmatien und Pannonien zum letztenmal versuchten, die Freiheit wieder zu gewinnen. Der Krieg heisst auch bellum Delmaticum (CIL III 3158, vgl. p. 1038. Hirschfeld Herm. XXV 352), doch spielen die D. nicht mehr die Hauptrolle, wahrscheinlich wegen der in ihrem Gebiete und an der Peripherie desselben errichteten Festungen Gardun an der Cetina (Delminium??) und Burnum an der Krka (Mommsen R. G. V 20). Die Führung hatte der Daesitiate Bato. Dass die D. jedoch an dem Kriege teilgenommen haben, beweisen die damals von Tiberius und Germanicus genommenen und von den Aufständischen berannten Orte, die im Gebiet der D. lagen, Salona, Splonum (s. d.) und Andetrium, in das sich Bato geworfen hatte und durch dessen Einnahme der Krieg im wesentlichen beendet war (vgl. A. F. Abraham Zur Geschichte der germanischen und pannonischen Kriege unter Augustus 10ff. Mommsen R. G. V 35ff. Hirschfeld Herm. XXV 351ff. A. Bauer Arch.-epigr. Mitt. XVII 135ff. Schiller I 225ff. Kromayer 9. 5). Am 16. Januar 11 triumphierte Tiberius de Pannonis et Delmateis (Vell. II 121. 3. CIL I² p. 181. Suet. Tib. 20. Hirschfeld 361. Schiller I 228. H. Dessau Prosopogr. II 183). Unter [2453] den Delmaten sind aber weit mehr die anderen Völkerschaften Dalmatiens als die eigentlichen D. zu verstehen.
In der ersten Kaiserzeit bildeten die D. die grösste peregrine Gaugemeinde des conventus Salonitanus, dem sie mit 342 Decurien angehörten (Plin. III 142. A. Schulten Rh. Mus. L 1895, 536). Unter den von Ptolem. II 16, 8 aufgezählten Stämmen der Provinz Dalmatien kommen sie nicht mehr vor, die civitas ist also im Laufe des 1. Jhdts. und zu Beginn des 2. allmählich in Stadtgebiete aufgelöst worden. Dieser Schluss wird bestätigt durch die Zahl der Städte, die allmählich in dem Territorium der D. entstanden sind. Dieses reichte zur Zeit ihrer grössten Macht, d. i. von 51–34 v. Chr., von Promona im Norden (s. o., hier gelangten die Waren in ihr Gebiet auf dem Krka-Titusflusse, Strab. VII 315) bis gegen die Narenta im Süden (vgl. o. die Kämpfe des Marcius Figulus und des Vatinius), und von der Adria (ἡ τῶν Δαλματέων παραλία, südlich von Scardona bis gegen Narona, Strab. a. a. O.) bis über das Duvno polje in Bosnien, wo ihr früherer Hauptort Delminium (s. d.) lag. Das Ἄδριον ὄρος (die dinarischen Alpen, vgl. Tomaschek Bd. I S. 419 und Kiepert Lehrbuch 354; ersterer giebt Mitt. der geogr. Gesellschaft in Wien 1880, 562 die Grenzen des Gaues zu bestimmt an) teilte das Territorium in eine West- und Osthälfte (Strab. a. a. O. Ἄδριον δὲ ὄρος ἐστὶ μέσην τέμνον τὴν Δαλματικήν, τὴν μὲν ἐπιθαλάττιον τὴν δ’ ἐπὶ θάτερα); in der ersten Zeit lag der Schwerpunkt der Macht der D. in der letzteren, später in der ersteren (Kromayer 12, 4), wo vordem die Hyller und Buliner gesessen sind (Kiepert Formae orbis antiqui XVII Beiblatt 6, 64). Dieses Gebiet wurde nicht durchwegs von D. bewohnt, sondern auch von unterworfenen und tributpflichtigen Nachbarstämmen und Teilen derselben. Vatinius giebt bei Cic. ad fam. V 10, 3 an, dass die D. ursprünglich nur 20 Städte besassen, mehr als 60 andere seien durch Eroberung dazu gekommen (viginti oppida sunt Dalmatiae antiqua, quae ipsi sibi asciverunt, amplius sexaginta. Mommsen R. G. III 302 und CIL III p. 280. Zippel 202. Tomaschek 562); die letzte Zahl ist wohl etwas übertrieben, Strabon sagt a. a. O., dass sie κατοικίας ..... ἀξιολόγους εἰς πεντήκοντα, ὧς τινας καὶ πόλεις haben. Von diesen werden namentlich angeführt oder können aus späteren Nachrichten folgende erschlossen werden, Salona, ihr ἐπίνειον (Strab. a. a. O.), das sie nun nach harten Kämpfen aufgeben mussten (s. o.), Andetrium (Strab., s. o. und Tomaschek Bd. I S. 2124), Delminium (s. d.), Municipium Magnum (Brambach 1621; vgl. Mommsen Ephem. epigr. V p. 183. 241. Hirschfeld CIL III p. 1617 Maximus Dasantis mensar coh. I Asturum c(ivis) Dalmata ex municipio Magn(o), Ninia (Strab. VII 315), Castrum Plana (CIL XI 76 C. Marcio Iust. vet. ex adoptione, nat. Delm. castri Planae), Promona (Strab. a. a. O. und o.), Riditae (CIL III 2776 principi Delmatarum), Setuia (s. o.), Alt- und Neu-Sinotium (s. o.|, Splonum (CIL III 1322, vgl. p. 1400 T. Aur. Aper Dalmata princ(eps) ..... ex m(unicipio) Splono; die Verlegung des Ortes nach Norden Tomaschek Mitt. [2454] der geogr. Gesellschaft 1880, 508. Hirschfeld Herm. XXV 354f. Kiepert Formae orbis antiqui XVII Beiblatt 5 ist nicht begründet). Römische Anlagen auf dalmatischem Boden sind unter anderem Aequum (Citluk bei Sinj) und Novae (Runović bei Imotski). Von diesen ist die vorletzte Stadt bereits seit Claudius Colonie.
Die D. scheinen keine rein illyrische Völkerschaft (Mommsen R. G. II 168), sondern von Kelten überschichtet gewesen zu sein, da in ihrem Gebiete Orts- und Personennamen keltischen Ursprung verraten, vgl. z. B. Andetrium, Baracio, Caturus, Lavius. Die Angaben der Autoren (Appian. Ill. 11. 24. Zonar. IX 25), dass sie ein Ἰλλυριῶν γένος seien, sind mehr geographischer als ethnographischer Natur oder beziehen sich nur auf die Hauptmasse der Bevölkerung.
Im Gegensatze zu anderen Küstenstämmen der Adria, wie z. B. den Daversi, sind sie lange in primitiven wirtschaftlichen Verhältnissen verblieben; sie kannten nach Strab. VII 315 (vgl. Steph. Byz, s. Δάλμιον, Mommsen R. G. II 165) keine Münze und ,teilten den Acker, ohne daran ein Sondereigentum anzuerkennen, von acht zu acht Jahren neu auf unter die gemeinsässigen Leute‘. Ihr Gebiet war ausser den beiden lacustrinen Kesselebenen von Sinj und Županjac und dem Cetinathale waldiges Berg- und Weideland. Den Reichtum an Wald bezeugen Flor. II 25 (Delmatae plerumque sub silvis agebant), und die Bauart der Ortschaften, die bei der Einnahme in Flammen aufgingen (Appian.). Delminium, von dem der Volksname abgeleitet sein soll (Appian. Strabon), bedeutet nach Tomaschek 505f. Schaftrift, Viehweide, Alpe; von Viehweiden um den genannten Vorort berichtet Strabon (unter dem in der Expositio totius mundi, Geogr. lat. min. ed. Riese p. 119 erwähnten caseum Dalmatenum ist der docleatische Käse des Plin. XI 240 1 zu verstehen). Arm waren dabei die D. nicht, das beweist schon allein die Beute des Metellus Delmaticus (s. o.). Sie hingen, wie man aus den in ihrem Gebieten üblichen Namen und Culten (Patsch o. Art. Burnum und Wissenschaftl. Mitteilungen VII 123) erkennen kann, noch bis gegen 200 n. Chr. conservativ an ihren ererbten Sitten und Überlieferungen; auch ihre alten Adelsfamilien erhielten sich (vgl. die oben angeführten principes); eine eigentümliche Verquickung des epichorischen Elements mit dem römischen lassen die Inschriften von Riditae erkennen, vgl. Mommsen CIL III p. 363 .... unde apparet hoc oppidum quamquam municipii iure donatum et ad formam rei publicae Latinae ordinatum tamen non fuisse civium Romanorum.
Zum Militär wurden die D. stark herangezogen; sie dienten bei den Praetorianern (CIL VI 28l7 Iovi optimo maximo Capitolino cives Dalmatas posuerunt, vgl. Mommsen Ephem. epigr. V p. 183), bei den equites singulares (CIL VI 3261. Mommsen a. a. O. p. 325), in den Legionen (diejenigen, die Aequum als Heimat angeben, dürften grösstenteils D. sein. Mommsen a. a. O. Patsch Wissensch. Mitteilungen VI 267, 2), in den Auxiliarcohorten (nach ihnen sind, wie die Provinz, so auch die in Dalmatien ausgehobenen cohortes Delmatarum und die combinierte coh. Pannoniorum et Delmatarum benannt worden; [2455] sicher dienten sie in der coh. IIII Delmatarum [Brambach 869. Mommsen Ephem. epigr. V p. 183. 242]; ausserdem treten sie auf in der coh. I Asturum, Brambach 1621. Mommsen a.a. O. p. 183. 241, und der coh. I Montanorum, CIL III D. XVI². Mommsen ebd. p. 2032), als Reiter (CIL V 7983. Ephem. epigr. V p. 183. 240) und sehr zahlreich in der Flotte, besonders in der classis praetoria Ravennas (Mommsen Ephem. epigr. V p. 184. A. Jünemann De legione Rom. I adiutrice 26ff. F. Gündel De legione II adiutrice 10ff.).